Boring - try hard. Nicht schlecht an und für sich, aber weit davon entfernt gut zu sein. Ich hoffe die imdb Wertung erholt sich noch… Zur Permisse. Ich kann sehen wie der Film gepitcht worden ist. Layers. Und dann, am Ende, laufen alle Erzählstränge zusammen, und es gibt fünf gleichzeitige Countdowns, und der Zuseher kann sich vor Spannung kaum noch halten. Nun, leider nicht. Der Film kommt nie dazu zu wirken, die Geschichte will aufgebaut werden, und sie wird aufgebaut, während sie abläuft. Logikelemente werden ohne zuvor angelegt zu sein einfach mitten in die Story gepflanzt, und stehen Seite an Seite mit proaktiver Selbstkritik, um kleine Plotholes zu schließen. Man muss es dem Film zu gute halten, dass er das ganz gut macht, bis zum Ende hin gibt es in der sehr verwobenen Erzählstruktur keine großen Logikbrüche, aber es gibt auch nicht viel zu überlegen. Zwischen Einführung und Reveal eines Elements vergehen selten mehr als ein paar Szenen. Alle Anlagen sind da, aber die Ausführung wirkt nicht elegeant, sondern gezwungen. Ein James Bond Schneegestöber als fast finale Szenerie, ein DiCaprio der von der Premisse ausgehend, dass Inception was ganz schwieriges wäre und man dabei sehr subtil vorgehen müsste, in einem einzigen andauernden Gespräch dem Target offenbart, dass das hier alles nicht real ist, dass er hier ist um dem Target zu helfen, dass das Target ihm folgen soll, dass er die anderen aus Notwehr kalt macht, weil sie hier sind um ihn zu entführen, dass er seinem Kindheitsfreund jetzt nicht mehr vertrauen kann, und eigentlich herausfinden sollte, was diesen motiviert, und dass er dazu, jetzt und in einem Raum mit einem halben dutzend Unbekannten dazu am besten sediert werden sollte, achja - und die Ursprungsmotivation “zu fliehen”, die mal eben vergessen darf. Welcher Vollidiot… Die Figur von DiCaprio denkt hier “on the foot”, was auch in der Inszenierung so angelegt ist. Nur sind die Argumente (Denk daran was man dir beigebracht hat!) repetativ und die Überzeugungsarbeit unglaublich lasch. Die Szene in der Bar funktioniert nur dank dem Intercut zu Joseph Gordon-Levitt und little Juno, die in mitten in die filmkritische Szene schlecht hin eine kleine romantische Szene mit Herz einpflegen, die wirklich und ohne Unterton einfach nur lieb ist.
Marion Cotillard (female Lead) spielt über weite Strecken gut, verfällt aber zu früh und zu sehr in eine Rolle in der der Zuseher sich ihr gegenüber distanziert, sodass der letzte Reveal des Films und das Herz dahinter nicht mehr funktionieren, da die Dame zuvor bereits zu viele “crazy Eyes” Shots hatte. Ergo wirkt die letzte “Überwindung” für den Helden eher wie eine logische Folge, als irgendwas anderes. DiCaprio ist solide, wenn auch nicht unbedingt überzeugend. Viele der Nebendarsteller brillieren (Joseph Gordon-Levitt, Ellen Page (die Rolle (“artsy Studentin”) ist ihr imho so sehr auf den Leib geschrieben, dass ich da gerne einen ganzen Film gehabt hätte), Michael Caine (wie immer), Cillian Murphy (der Sucker braucht endlich mal ne richtige Rolle, superb. Ken Watanabe (wie immer).), aber letztlich - wozu?
Die Harrison Ford Rolle hat leider einen nicht weiter angelegten Motivationswandel mitten im Film, sodass ich sie nicht positiv herausstreichen kann - aber selbst Tom Hardy, einfach als junger Harrison - gut.
Von der ästhetischen Seite aus, gabs hier viel Flickenteppich und wenig “Welt”. Das Highlight und das woraufs hinausläuft ist die Ästhetik des “letzten Levels”. Die war einwandfrei. Auch die Mischung der Stilelemente, gut getroffen - ich hätte gerne mehr davon gesehen. Aber. Escher zu verwursten nur um einen Gotcha-Joke im Film unterzubringen? Mitten im zweiten Akt eine Opiumhöhle reinfriemeln? Dazu ein nicht weiter beleuchtetes Blutdruckmessgerät aus dem vorletzten Jahrhundert, mit ner Plastikhupe in der Mitte, auf das in einem hochmodernen Learjet eine Stewardess drückt? Ne kurze französische Revolution, dann ein Callback indem einfach alles explodiert. Der Lehrsaal und die Bar aus Indiana Jones, die Autoszene aus Das Kartell, das Liebesnest aus In the Mood for love? Im Kontext des Films: Overdesigned.
Das einzige womit sich der Film brüsten darf, ist der Plot - es wäre daher maximal ein guter Thriller, aber dazu fehlt es mir an Anspruch. In dem Film verliert sich keiner - die Erzählstruktur ist einfach zu solide, große Wendepunkte gibt es kaum, und wenn, dann gehen sie nicht auf.
Dort wo der Film in die Charakterentwicklung geht, gibts sehr gute Ansätze, die Motivationen und Backstorys fühlen sich genuine an, und ich hätte gerne mehr davon gesehen, aber dazu fehlt es dem Film an Zeit. Die Action muss das dann wieder wettmachen, was auch nicht immer funktioniert.
Non, Je ne Regrette Rien?
6/10