Black Swan (2010)

23. Januar 2011

Ahhhhhh…

Ver­stö­rend ist das ers­te Wort das mir ein­fällt. Aber so gott­ver­dammt pitch­per­fect… Ich hab die Fol­low Shots mit Shacky­cam nicht mögen, und die Kunis ist so sehr ant­ago­nis­tisch ange­legt, dass sie irgend­wie nicht in den Film passt, nur von der Sen­si­bi­li­tät her, es ist ein wenig so als hät­te man eine Lol­cat im Exor­zis­ten - aber auch ihr Spiel ist per­fekt (daaaaaaamn), und es gibt kei­ne Sze­ne in der man ihr das nega­tiv anlas­tet, es ist nur - eine Sen­si­bi­li­tät. Und damn die Port­man damn - die Unsi­cher­heit, die Angst, die Scheu­heit, die Selbst­kas­tei­ung, der Hedo­nis­mus im Blick, die Lan­ge­wei­le in der Club­be­kannt­schaft, die Rebel­li­on, die Furie, .. Wan­del­bar? Jo, kann man sagen. 🙂 Und dann der Thril­ler der ohne Vor­war­nung für 5, 10 Minu­ten zum Hor­ror wird, und da dann wie­der raus­kommt. Die Geschich­te selbst war mir egal - hier geht es um Emo­ti­on, um Cha­rak­ter. Irgend­wie ein per­fek­ter Film, irgend­wie auch nicht - du hast das Gefühl was gro­ßes gese­hen zu haben, aber es fehlt die­ser Kultfaktor.

Der Film lie­fert aber ein­fach ab was er verspricht.

8.5/10

Und dass Big Hol­ly­wood heut­zu­ta­ge sowas nicht mehr macht (Fox Search­light, low Bud­get, was sonst) ist eine ver­damm­te Schande.

Inception (2010)

08. August 2010

Boring - try hard. Nicht schlecht an und für sich, aber weit davon ent­fernt gut zu sein. Ich hof­fe die imdb Wer­tung erholt sich noch… Zur Per­mis­se. Ich kann sehen wie der Film gepitcht wor­den ist. Lay­ers. Und dann, am Ende, lau­fen alle Erzähl­strän­ge zusam­men, und es gibt fünf gleich­zei­ti­ge Count­downs, und der Zuse­her kann sich vor Span­nung kaum noch hal­ten. Nun, lei­der nicht. Der Film kommt nie dazu zu wir­ken, die Geschich­te will auf­ge­baut wer­den, und sie wird auf­ge­baut, wäh­rend sie abläuft. Logik­ele­men­te wer­den ohne zuvor ange­legt zu sein ein­fach mit­ten in die Sto­ry gepflanzt, und ste­hen Sei­te an Sei­te mit pro­ak­ti­ver Selbst­kri­tik, um klei­ne Plot­ho­les zu schlie­ßen. Man muss es dem Film zu gute hal­ten, dass er das ganz gut macht, bis zum Ende hin gibt es in der sehr ver­wo­be­nen Erzähl­struk­tur kei­ne gro­ßen Logik­brü­che, aber es gibt auch nicht viel zu über­le­gen. Zwi­schen Ein­füh­rung und Reve­al eines Ele­ments ver­ge­hen sel­ten mehr als ein paar Sze­nen. Alle Anla­gen sind da, aber die Aus­füh­rung wirkt nicht ele­ge­ant, son­dern gezwun­gen. Ein James Bond Schnee­ge­stö­ber als fast fina­le Sze­ne­rie, ein DiCa­prio der von der Pre­mis­se aus­ge­hend, dass Incep­ti­on was ganz schwie­ri­ges wäre und man dabei sehr sub­til vor­ge­hen müss­te, in einem ein­zi­gen andau­ern­den Gespräch dem Tar­get offen­bart, dass das hier alles nicht real ist, dass er hier ist um dem Tar­get zu hel­fen, dass das Tar­get ihm fol­gen soll, dass er die ande­ren aus Not­wehr kalt macht, weil sie hier sind um ihn zu ent­füh­ren, dass er sei­nem Kind­heits­freund jetzt nicht mehr ver­trau­en kann, und eigent­lich her­aus­fin­den soll­te, was die­sen moti­viert, und dass er dazu, jetzt und in einem Raum mit einem hal­ben dut­zend Unbe­kann­ten dazu am bes­ten sediert wer­den soll­te, ach­ja - und die Ursprungs­mo­ti­va­ti­on “zu flie­hen”, die mal eben ver­ges­sen darf. Wel­cher Voll­idi­ot… Die Figur von DiCa­prio denkt hier “on the foot”, was auch in der Insze­nie­rung so ange­legt ist. Nur sind die Argu­men­te (Denk dar­an was man dir bei­gebracht hat!) repe­ta­tiv und die Über­zeu­gungs­ar­beit unglaub­lich lasch. Die Sze­ne in der Bar funk­tio­niert nur dank dem Inter­cut zu Joseph Gordon-Levitt und litt­le Juno, die in mit­ten in die film­kri­ti­sche Sze­ne schlecht hin eine klei­ne roman­ti­sche Sze­ne mit Herz ein­pfle­gen, die wirk­lich und ohne Unter­ton ein­fach nur lieb ist.

Mari­on Cotil­lard (fema­le Lead) spielt über wei­te Stre­cken gut, ver­fällt aber zu früh und zu sehr in eine Rol­le in der der Zuse­her sich ihr gegen­über distan­ziert, sodass der letz­te Reve­al des Films und das Herz dahin­ter nicht mehr funk­tio­nie­ren, da die Dame zuvor bereits zu vie­le “cra­zy Eyes” Shots hat­te. Ergo wirkt die letz­te “Über­win­dung” für den Hel­den eher wie eine logi­sche Fol­ge, als irgend­was ande­res. DiCa­prio ist soli­de, wenn auch nicht unbe­dingt über­zeu­gend. Vie­le der Neben­dar­stel­ler bril­lie­ren (Joseph Gordon-Levitt, Ellen Page (die Rol­le (“art­sy Stu­den­tin”) ist ihr imho so sehr auf den Leib geschrie­ben, dass ich da ger­ne einen gan­zen Film gehabt hät­te), Micha­el Cai­ne (wie immer), Cil­li­an Mur­phy (der Sucker braucht end­lich mal ne rich­ti­ge Rol­le, superb. Ken Watan­a­be (wie immer).), aber letzt­lich - wozu?

Die Har­ri­son Ford Rol­le hat lei­der einen nicht wei­ter ange­leg­ten Moti­va­ti­ons­wan­del mit­ten im Film, sodass ich sie nicht posi­tiv her­aus­strei­chen kann - aber selbst Tom Har­dy, ein­fach als jun­ger Har­ri­son - gut.

Von der ästhe­ti­schen Sei­te aus, gabs hier viel Fli­cken­tep­pich und wenig “Welt”. Das High­light und das wor­aufs hin­aus­läuft ist die Ästhe­tik des “letz­ten Levels”. Die war ein­wand­frei. Auch die Mischung der Stil­ele­men­te, gut getrof­fen - ich hät­te ger­ne mehr davon gese­hen. Aber. Escher zu ver­wurs­ten nur um einen Gotcha-Joke im Film unter­zu­brin­gen? Mit­ten im zwei­ten Akt eine Opi­um­höh­le rein­frie­meln? Dazu ein nicht wei­ter beleuch­te­tes Blut­druck­mess­ge­rät aus dem vor­letz­ten Jahr­hun­dert, mit ner Plas­tik­hu­pe in der Mit­te, auf das in einem hoch­mo­der­nen Lear­jet eine Ste­war­dess drückt? Ne kur­ze fran­zö­si­sche Revo­lu­ti­on, dann ein Call­back indem ein­fach alles explo­diert. Der Lehr­saal und die Bar aus India­na Jones, die Aut­o­sze­ne aus Das Kar­tell, das Lie­bes­nest aus In the Mood for love? Im Kon­text des Films: Overdesigned.

Das ein­zi­ge womit sich der Film brüs­ten darf, ist der Plot - es wäre daher maxi­mal ein guter Thril­ler, aber dazu fehlt es mir an Anspruch. In dem Film ver­liert sich kei­ner - die Erzähl­struk­tur ist ein­fach zu soli­de, gro­ße Wen­de­punk­te gibt es kaum, und wenn, dann gehen sie nicht auf.

Dort wo der Film in die Cha­rak­ter­ent­wick­lung geht, gibts sehr gute Ansät­ze, die Moti­va­tio­nen und Back­sto­rys füh­len sich genui­ne an, und ich hät­te ger­ne mehr davon gese­hen, aber dazu fehlt es dem Film an Zeit. Die Action muss das dann wie­der wett­ma­chen, was auch nicht immer funktioniert.

Non, Je ne Reg­ret­te Rien?

6/10

Toy Story 3 (2010)

05. August 2010

Pixar, aber trotz­dem uner­war­tet. Bereits der Vor­film ist den Preis der Kino­kar­te wert.  3D wer­tet für mich allei­ne kei­nen Film auf. Dazu habe ich bereits zu vie­le schlech­te Umset­zun­gen gese­hen. Wenn 3D dezent ein­ge­setzt wird, dann raubt das einer Pro­duk­ti­on bei­na­he die Legi­ti­mi­tät, da jeder auf „den“ Effekt eine Hand­breit vor sei­nem Gesicht war­tet, und er nicht kommt. Toy Sto­ry 3 ist ein Bei­spiel in die­ser Kate­go­rie, der Vor­film ist es nicht. Ich habe sel­ten einen so cle­ve­ren Ein­satz von 3D Effek­ten im Zusam­men­spiel mit Mini­ma­lis­mus, hand­lungs­tra­gen­den Sound­ef­fek­ten, und dem Wech­sel­spiel zwi­schen Vor­der­grund und Hin­ter­grund gese­hen. Und Toy Sto­ry 3 bleibt in sei­ner Qua­li­tät in nichts hin­ter dem Vor­film zurück. Am Ende des Films steht wie bei so vie­len Pixar Fil­men das Herz groß im Vor­der­grund, der Film nimmt mit und er bewegt. Was ihn beson­ders wer­den lässt sind die Cha­rak­te­re, und an die­ser Stel­le nicht nur die bereits altern­den, aber um nichts schlech­ter aus­se­hen­den Hel­den der vor­her­ge­hen­den Tei­le, son­dern auch die neu­en Spiel­zeu­ge, die alle­samt auf einem Kli­schee auf­bau­en, das so tief in ihrer Sub­kul­tur ver­floch­ten ist, dass man hier bereits von Arche­ty­pen spre­chen kann. Und es ist die Detail­ver­liebt­heit in die­sen Sze­nen die jeden Estab­li­shing Shot eines Cha­rak­ters (Rie­sen­ba­by, Tromm­le­raf­fe, trau­ri­ger Clown) zu etwas beson­de­rem wer­den las­sen, ohne dass er als künst­lich aus der Film­kom­po­si­ti­on her­aus­tritt. Sto­ry­tel­ling auf meh­re­ren Ebe­nen. Für die Klei­nen ist es ein Aben­teu­er mit unge­wis­sem Aus­gang, für die etwas grö­ße­ren eine Geschich­te über das Erwach­sen­wer­den. Aber es ist nicht nur dass was am Ende vom Film bei einem bleibt – es ist auch und vor allem die Qua­li­tät die der Film in sich trägt und der ihm an einer Stel­le bei­na­he zum Ver­häng­nis wird. Die Sze­na­ri­en wer­den so per­fekt auf­ge­baut, dass es fast ein wenig etwas von Iden­ti­tätsk­rie­se bekommt, wenn etwas im Geschichts­ver­lauf doch nicht so ist, wie es zu Beginn den Anschein hat – allei­ne der Schein ist der­art überzeugend…

8/10

Predators (2010)

18. Juli 2010

Hab mich im Film gut unter­hal­ten. Ich bin gemein­sam mit einem ande­ren Film­buff in Rei­he 4 geses­sen, und wir haben wäh­rend dem Film frei raus Plot­points gera­ten. Mein Schnitt war dies­mal wie­der ganz gut (drei Plot­points (inkl. des ers­ten Twists) voll getrof­fen, nach dem Tod des Mexi­ka­ners alle wei­te­ren Todes­fäl­le in der rich­ti­gen Rei­hen­fol­ge vor­her­ge­sagt (auch wie sie ange­legt sind)… )

Was soll man zum Film auch groß­ar­tig sagen. Fan­ser­vice ist da, wenn auch ein wenig zu plump um cool zu sein. Plot ist soli­de, Effek­te sind leicht tra­shig - ein ach­zi­ger Jah­re Film im Jahr 2010. Sowas geht nur mit einem klei­ne­ren Bud­get. Die Schau­spie­ler sind alle recht gut gecas­tet (auch Haupt­dar­stel­ler und Love Inte­rest (bes­se­re Lati­na als in Ava­tar)). Adri­an Bro­dy ist über wei­te Stre­cken des Films wirk­lich gut. Wenn man sich nicht an den One­li­nern stößt. Aber ich fand die eher char­mant. Die Pre­d­a­to­ren waren viel­leicht etwas Cheap - und das Ende.. Ja. Das Fina­le war grau­sam schlecht. Mit dem Bro­dy kann man eben nur soweit gehen. Das war kein Fan­ser­vice mehr, das war peinlich.

Aber so vie­le Action Kra­cher im 80er Jah­re Stil bekommt man heu­te sowie­so nicht mehr zu sehen, also wie­so sich beschweren?

Gute

3.5/10

Robin Hood (2010)

23. Mai 2010

Das erst Drit­tel ist kurz­wei­lig (toll auch zu sehen, welch unglaub­lich krea­ti­ver Stel­len­wert Bogen­schüt­zen bei der Erstür­mung einer Burg zukom­men kann.. 😉 ), abge­se­hen davon ist die Cha­rak­ter­be­set­zung top, also wirk­lich top -notch, ich habe es den Cha­rak­te­ren mehr als ein­mal gewünscht, dass der Film bes­ser wäre. Irgend­wann lacht man dann ein­fach mit ihnen über die Gro­tes­ke die sich da vor einem ent­fal­tet. Denn erst neh­men kann man sie recht bald nicht mehr - spas­sig ists trotz­dem. Zuerst macht der Film vie­le klei­ne Feh­ler, er eta­bliert die Rol­le Robin Hoods als Rächer der Armen mit einem Comic Reli­ef - dem soweit ich mich zurück erin­ne­re ers­ten im Film, dann rusht er die Cha­rak­ter­ent­wick­lung mit einer arg auf­ge­set­zen Back­sto­ry und einem ziem­li­chen Anteil von “was für ein Zufall - du kann­test mei­nen Vater”, dann lässt er die exzel­lent spie­len­de Cate Blan­chett in einem Rol­len­bild ver­kom­men dem sie als Schau­spie­le­rin schon drei­mal ent­wach­sen ist, sie trägts trotz­dem mit Wür­de. Selbst als sie ein zwei­tes Mal in exakt der sel­ben wie­der­keh­ren­den Sze­ne einen Ver­lust zu betrau­ern hat (Schon wie­der?). Dann unter­legt man den Film mit einem bereits ner­ven­den Herr der Rin­ge Score, der sich zum Teil nur eine Okta­ve vom Ori­gi­nal weg­be­wegt und einen am Hori­zont mehr als ein­mal nach Elfen suchen lässt, ver­an­stal­tet Hob­bit­fe­ten und ein “Pfei­fe­rau­chen mit Gan­dalf”, bevors mit dem Frie­den den Back run­ter geht. Es gibt teil­wei­se arge Pro­ble­me dabei das Aus­maß der Kämp­fe rich­tig zu set­zen. Die Mer­ry Men stol­pern von einem gut insze­nier­ten Schar­müt­zel auf bri­ti­schem TV-Show Niveau - aber durch­aus mit Charme (wie gesagt die Cha­rak­te­re funk­tio­nie­ren), über Tra­cing Shots und Heli­ko­pter­ka­me­raf­lü­ge in epi­sche Schlach­ten­for­ma­tio­nen die hin­ter Berg­rü­cken her­vor­strö­men, die defi­ni­tiv ein Wow-Moment aus­lö­sen, aber unter ande­rem eben auch dadurch, dass man sie an die­ser Stel­le nicht ver­mu­tet hät­te. Gegen Ende wirds dann noch pein­lich (Für die Demo­kra­tie! Ja, der Film ist sich auch für eine pla­ka­tiv poli­ti­sche Aus­sa­ge nicht zu teu­er… Vor allem funk­tio­nierts aber nicht, da der Cut die Ent­wick­lung viel zu über­eilt prä­sen­tiert) bevors ganz pein­lich wird, und es ein tat­säch­li­ches Enact­ment der Anfangs­sze­ne von Saving Pri­va­te Ryan im Robin Hood Stil zu bestau­nen gibt. Ähn­lich­kei­ten sind nicht zufällig.

Bei allem wirkt es durch­aus amü­sant, dass ein klei­ner vor­nehm­lich “Buddy”-Film plötz­lich Sze­nen die­ses epi­schen Aus­ma­ßes ange­hef­tet bekommt, aber hey - wer will sich da beschweren…

Als Böse­wicht kommt nach Kick Ass zum zwei­ten mal inner­halb kür­ze­rer zeit Mark Strong zum Ein­satz, der in sei­ner Rol­le erneut bril­liert. Die Sze­nen in denen er mit Phil­ip­pe von Frank­reich, oder Wil­liam Hunt inter­agiert, heben den Film auf ein ande­res Level, dass er bis zum Ende hin lei­der nicht hal­ten kann. Auch Oscar Isaac als Prinz John kann sich sein Lob abho­len und soll neben Strong nicht uner­wähnt blei­ben. Per­fek­te Besetzung.

Am Ende bleibt ein Film aus dem im Lau­fe der Pro­duk­ti­on augen­schein­lich etwas ande­res gewor­den ist, als zu Beginn kon­zi­piert, beglei­tet von einem Regis­seur der Augen­schein­lich Spass dar­an gehabt hat das Geld des Stu­di­os aus­zu­ge­ben um in ein­zel­nen Sze­nen “sei­ne Ver­si­on von” zu dre­hen - oder was ein krea­ti­ver Frei­geist eben so macht, wenn man ihn zu sehr in die Schran­ken weist. Dem Film hats nicht gut getan. 

6.5/10