Das erst Drittel ist kurzweilig (toll auch zu sehen, welch unglaublich kreativer Stellenwert Bogenschützen bei der Erstürmung einer Burg zukommen kann.. 😉 ), abgesehen davon ist die Charakterbesetzung top, also wirklich top -notch, ich habe es den Charakteren mehr als einmal gewünscht, dass der Film besser wäre. Irgendwann lacht man dann einfach mit ihnen über die Groteske die sich da vor einem entfaltet. Denn erst nehmen kann man sie recht bald nicht mehr - spassig ists trotzdem. Zuerst macht der Film viele kleine Fehler, er etabliert die Rolle Robin Hoods als Rächer der Armen mit einem Comic Relief - dem soweit ich mich zurück erinnere ersten im Film, dann rusht er die Charakterentwicklung mit einer arg aufgesetzen Backstory und einem ziemlichen Anteil von “was für ein Zufall - du kanntest meinen Vater”, dann lässt er die exzellent spielende Cate Blanchett in einem Rollenbild verkommen dem sie als Schauspielerin schon dreimal entwachsen ist, sie trägts trotzdem mit Würde. Selbst als sie ein zweites Mal in exakt der selben wiederkehrenden Szene einen Verlust zu betrauern hat (Schon wieder?). Dann unterlegt man den Film mit einem bereits nervenden Herr der Ringe Score, der sich zum Teil nur eine Oktave vom Original wegbewegt und einen am Horizont mehr als einmal nach Elfen suchen lässt, veranstaltet Hobbitfeten und ein “Pfeiferauchen mit Gandalf”, bevors mit dem Frieden den Back runter geht. Es gibt teilweise arge Probleme dabei das Ausmaß der Kämpfe richtig zu setzen. Die Merry Men stolpern von einem gut inszenierten Scharmützel auf britischem TV-Show Niveau - aber durchaus mit Charme (wie gesagt die Charaktere funktionieren), über Tracing Shots und Helikopterkameraflüge in epische Schlachtenformationen die hinter Bergrücken hervorströmen, die definitiv ein Wow-Moment auslösen, aber unter anderem eben auch dadurch, dass man sie an dieser Stelle nicht vermutet hätte. Gegen Ende wirds dann noch peinlich (Für die Demokratie! Ja, der Film ist sich auch für eine plakativ politische Aussage nicht zu teuer… Vor allem funktionierts aber nicht, da der Cut die Entwicklung viel zu übereilt präsentiert) bevors ganz peinlich wird, und es ein tatsächliches Enactment der Anfangsszene von Saving Private Ryan im Robin Hood Stil zu bestaunen gibt. Ähnlichkeiten sind nicht zufällig.
Bei allem wirkt es durchaus amüsant, dass ein kleiner vornehmlich “Buddy”-Film plötzlich Szenen dieses epischen Ausmaßes angeheftet bekommt, aber hey - wer will sich da beschweren…
Als Bösewicht kommt nach Kick Ass zum zweiten mal innerhalb kürzerer zeit Mark Strong zum Einsatz, der in seiner Rolle erneut brilliert. Die Szenen in denen er mit Philippe von Frankreich, oder William Hunt interagiert, heben den Film auf ein anderes Level, dass er bis zum Ende hin leider nicht halten kann. Auch Oscar Isaac als Prinz John kann sich sein Lob abholen und soll neben Strong nicht unerwähnt bleiben. Perfekte Besetzung.
Am Ende bleibt ein Film aus dem im Laufe der Produktion augenscheinlich etwas anderes geworden ist, als zu Beginn konzipiert, begleitet von einem Regisseur der Augenscheinlich Spass daran gehabt hat das Geld des Studios auszugeben um in einzelnen Szenen “seine Version von” zu drehen - oder was ein kreativer Freigeist eben so macht, wenn man ihn zu sehr in die Schranken weist. Dem Film hats nicht gut getan.
6.5/10