Damm von Nowa Kachowka gesprengt

06. Juni 2023

Aus­maß noch nicht geklärt. Laut ers­ten Bil­dern nur eine Sek­ti­on, Schleu­sen­to­re sind aber betroffen.

Die Ukrai­ne hat ver­laut­bart dass Russ­land den Damm gesprengt habe.

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Was wie­der ein­mal außer­or­dent­lich vor­teil­haft ist, da - letz­ter Absatz im Standard:

Die Nach­rich­ten­agen­tur Reu­ters und der Guar­di­an haben die Bedeu­tung des Dam­mes für die Regi­on sowie mög­li­che Aus­wir­kun­gen kurz zusammengefasst:

Der Damm durch­quert den rie­si­gen ukrai­ni­schen Fluss Dnipro und hält ein enor­mes Was­ser­re­ser­voir zurück. Der Damm selbst ist 30 Meter hoch und Hun­der­te von Metern breit. Er wur­de 1956 als Teil des Was­ser­kraft­werks Kachow­ka gebaut.

Der rie­si­ge Stau­see fasst laut der bri­ti­schen Tages­zei­tung etwa so viel Was­ser wie der Gro­ße Salz­see in Utah. Wür­de der Damm bre­chen, könn­te eine Was­ser­wand die dar­un­ter lie­gen­den Sied­lun­gen über­flu­ten, dar­un­ter auch Cherson.

Das Was­ser aus dem Stau­see ver­sorgt die Halb­in­sel Krim im Süden - die 2014 von Russ­land annek­tiert wur­de - sowie das Kern­kraft­werk Sapo­rischsch­ja - das größ­te Euro­pas - im Norden.

Er trägt auch zur Strom­ver­sor­gung des Was­ser­kraft­werks Kachow­ka bei. Die Zer­stö­rung des Stau­damms wür­de zum einen die anhal­ten­den Ener­gie­pro­ble­me der Ukrai­ne wei­ter ver­schär­fen, zum Ande­ren auch das Kanal­sys­tem zer­stö­ren, das gro­ße Tei­le der Süd­ukrai­ne, ein­schließ­lich der Krim, bewässert.

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Durch eine nicht mehr funk­tio­nie­ren­de Was­ser­ver­sor­gung der Krim für die­se bei einem Aus­fall der von Kachow­ka aus­ge­hen­den Bewäs­se­rungs­ka­nä­le ist kein Ern­te­an­bau mehr mög­lich, was für die Ver­sor­gung der der Krim (1,967 Mil­lio­nen Ein­woh­ner) im nächs­ten Jahr ver­hee­rend ist.

Hier eine popu­la­ti­on den­si­ty map der Ukraine:

Nur um zu ver­ste­hen was gemeint ist, wenn der Stan­dard von der Ver­sor­gung der Süd­ukrai­ne spricht.

Zei­han war wie­der mal einer der Ers­ten der eine sol­che Atta­cke vor­aus­ge­sagt hat. click

Soll­te der Scha­den gering aus­fal­len, könn­te es Russ­land gewe­sen sein. Wenn die Schleu­sen­to­re jetzt nicht mehr funk­tio­nie­ren und es auf der Krim dem­nächst zu Strom­aus­fäl­len kommt und sich eine Hun­gers­not anbahnt, respek­ti­ve die Kertsch­brü­cke nur noch ein­ge­schränkt für die (vor allem Munitions-)Versorgung ein­ge­setzt wer­den kann, da Russ­land jetzt mal eben 2 Mil­lio­nen Ein­woh­ner mehr im Kampf­ge­biet allei­ne mit dem Nötigs­ten ver­sor­gen muss, Pro­pa­gan­da Pro­ble­me inklu­si­ve (die Zivil­be­völ­ke­rung auf der Krim war bis­her vom Krieg “rela­tiv unbe­rührt”) - eher nicht.

Zei­han:

While an ass­ault on Nova Kak­hov­ka might not be in the cards for the Ukrai­ni­ans, tar­ge­ting the sluice gate regu­la­ting the canal’s flow might still be their prio­ri­ty. That’s becau­se there’s more than just food pro­duc­tion on the line. The Zapo­rizhzia Nuclear Power Plant draws its coo­lant water from the Kak­ho­va reser­voir, and without that, some nuclear…issues could be on the agenda.

With the poten­ti­al for a Zapo­rizhzia offen­si­ve, the stra­te­gic ratio­na­le behind tar­ge­ting this canal is solid. Only time will tell if the Ukrai­ni­ans capi­ta­li­ze on the oppor­tu­ni­ty to cut off the Rus­si­ans and Crimea.

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Und:

Nur der Stan­dard weiß wie­der mal genau, die Rus­sen warens.

edit: Der Scha­den ist wohl doch umfang­rei­cher. Selen­skyj beruft eine Kri­sen­sit­zung ein. Eva­ku­ie­rung hat begon­nen. Der Gou­va­neur von Cher­son wird mit “inner­halb von fünf Stun­den wird das Was­ser ein kri­ti­sches Niveau erreicht haben” zitiert.
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Die Regi­on Cher­son wird eva­ku­iert (300.000 Ein­woh­ner im Jahr 2017, edit: die Pres­se spricht von 22.000 direkt betrof­fe­nen Ukrai­nern, edit: 16.000 direkt betrof­fe­ne laut Gerash­chen­ko.). Nur wohin eva­ku­ie­ren die 2 Mil­lio­nen Ein­woh­ner der Krim?

Wir erin­nern uns bit­te eben­falls dar­an, dass eine Spren­gung des Damms bereits ein­mal in den Medi­en war und zwar zur “Ver­lang­sa­mung” der ukrai­ni­schen Offen­si­ve in Kherson.

Hier Reu­ters: Blowing up dam would only slow Ukrai­ni­an advan­ce by two weeks in south - spy chief

Aber heu­te wis­sen wir natür­lich alle, dass der Damm gesprengt wur­de, da Russ­land damit die Bevöl­ke­rung in Kher­son ter­ro­ri­sie­ren will.

AP (Mar­ket­watch) und CNN kau­fens mal nicht und titeln “Ukrai­ne accu­ses Rus­sia of blowing up dam near Kehrs­on

Ukrai­ne and Rus­sia have pre­vious­ly accu­sed each other of tar­ge­ting the dam with attacks, and last Octo­ber Zelen­skyy pre­dic­ted that Rus­sia would des­troy the dam in order to cau­se a flood. 

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… to slow down the ukrai­ni­an offen­si­ve at Kher­son by two weeks. That was the ratio­nal back then.

- ups, das ist natür­lich nur AP,

CNN titelt Ukrai­ne accu­ses Rus­sia of ‘ecoci­de’ as cri­ti­cal dam near Kher­son des­troy­ed spar­king region-wide evacuations

edit: Der Guar­di­an titelt eben­falls “Ukrai­ne accuses” -

Ukrai­ne accu­ses Rus­sia of blowing up Nova Kak­hov­ka dam near Kherson

Laut dem writ­e­up des Guar­di­an ist der ukrai­ni­sche Mili­tär­ge­heim­dienst vor allem besorgt um die Aus­wir­kun­gen eines nun fol­gen­den öko­lo­gi­schen Desasters.

Ukrai­ne mili­ta­ry intel­li­gence said “the sca­le of the eco­lo­gi­cal dis­as­ter [would] go far bey­ond the bor­ders of Ukrai­ne and affect the ent­i­re Black Sea region”.

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Was CNN im Titel dann auch prompt über­nom­men hat.

Pro­pa­gan­da hat immer noch nie­mand entdeckt.

Send pic­tures of dead seagulls. XOXO (Ups, not seagulls, a deer.)

edit: Aktu­ell wird auch noch ein wei­te­res Nar­ra­tiv ver­brei­tet. Auf­grund die­ses you­tube vide­os - Only Rus­sia would bene­fit from blowing up Nova Kak­hov­ka dam - expert (von For­ces News, Zei­han ist zumin­dest ein ehe­ma­li­ger Strat­for Ana­lyst…) - die Spren­gung des Damms wür­de es der Ukrai­ne nicht mehr ermög­li­chen den Dniepr zu über­que­ren, Russ­land kön­ne jetzt sei­ne Kräf­te dort an ande­ren Orten ein­set­zen. Ja - für zwei Wochen.

Außer­dem sind rund um die Krim die best­aus­geg­bil­de­ten rus­si­schen Kräf­te sta­tio­niert. Fast so als hät­ten die Befes­ti­gun­gen dort eine stra­te­gi­sche Bedeutung…

edit: Der Stan­dard hat den Titel soeben ins Pas­siv geän­dert: Gewal­ti­ger Stau­damm in der Regi­on Cher­son zer­stört und merkt nun an “Die Kriegs­par­tei­en beschul­di­gen sich gegenseitig”.

edit2: Russ­land ver­laut­bart, der Stau­damm las­se sich nicht mehr repa­rie­ren - via diepres­se.

edit3: Der Spie­gel hat sei­ner­zeit (im Okto­ber) eine Ana­ly­se über mög­li­che Aus­wir­kun­gen ver­öf­fent­licht: click Klei­nes Detail am Rande:

Und ohne das Was­ser aus dem Stau­see kann das Atom­kraft­werk Sapo­rischsch­ja, das wei­ter oben am Fluss liegt, nicht gekühlt wer­den. Der Betrieb ist aber seit Sep­tem­ber kom­plett ein­ge­stellt, daher braucht es kein Was­ser. Eine Atom­ka­ta­stro­phe durch man­geln­de Küh­lung lässt sich somit zumin­dest aus­schlie­ßen, eine Wie­der­in­be­trieb­nah­me ist ohne den Stau­see jedoch nicht möglich.

Wei­ters:

Aus dem Kachowka-Stausee kommt das Was­ser, das durch den Nordkrim-Kanal die Krim ver­sorgt. Wird der Stau­damm zer­stört, sinkt der Was­ser­pe­gel im Stau­see und damit auch im Kanal. Das wür­de zum Pro­blem für die annek­tier­te Halb­in­sel, die seit der Erobe­rung des Stau­damms im Früh­ling die­ses Was­ser für die Land­wirt­schaft benutzt. Aller­dings hat die Krim acht Jah­re ohne die­ses Was­ser über­stan­den, nach­dem die Ukrai­ne 2014 die Was­ser­zu­fuhr abge­schnit­ten hat­te, auch wenn dadurch etwa die Anpflan­zung von Reis nicht mehr mög­lich war. Durch ande­re Kanä­le wer­den von dem Stau­see auch die süd­ukrai­ni­schen Regio­nen Dnipro, Cher­son und Sapo­rischsch­ja ver­sorgt. Die Gefahr des Was­ser­man­gels im Fal­le einer Zer­stö­rung exis­tiert auch dort, weil die Gerä­te für die Was­ser­auf­nah­me dann ober­halb des Was­ser­spie­gels lägen

(könn­te man ja mit einer Kar­te der Bevöl­ke­rungs­dich­te korrelieren).

Nun, zumin­dest wis­sen wir jetzt, war­um hier Öko­zid ins Tref­fen geführt wur­de. Strom kanns ja nicht sein. Zukünf­ti­ger Strom? Vielleicht.

edit4: Via NYT, falls die Daten rich­tig sind (French earth data pro­vi­der) deu­tet das hier eher auf Russ­land als Ver­ur­sa­cher hin:
Alti­me­try data of the Kachow­ka dam

Dass die Rus­sen ihn leer­lau­fen haben las­sen ist weni­ger ver­wun­der­lich - sie haben laut Zei­han in den letz­ten Mona­ten schnel­ler Was­ser ent­nom­men um alle Was­ser­spei­cher in der Krim-Region zu füllen.

Danach wur­den die Schleu­sen weni­ger häu­fig geöff­net was in schnel­ler Fol­ge zu einem his­to­risch hohen Füll­stand geführt hat (zwei Meter höher als der lang­jäh­ri­ge Durch­schnitt) - nur, wenn tat­säch­lich lang­fris­tig die Krim dar­un­ter lei­det, könn­te das auch Abschre­ckung gewe­sen sein. Oder eben tat­säch­lich Russ­land das eine “Varia­ble” lie­ber bereits früh selbst ega­li­sie­ren und maxi­ma­le Ver­wüs­tung ver­ur­sa­chen wollte.

edit: Zei­han ist mit sei­nem Reframing update raus - das ers­te war, er ging nur von einer Schleu­sen­spren­gung aus. Das zwei­te war, er ging von einer Schleu­sen­spren­gung und Über­nah­me des Dam­mes aus - um den Rus­sen in dem Gebiet eine rie­si­ge Nie­der­la­ge zuzu­fü­gen. Drit­tes Reframing, ukrai­ni­sches Farm­land viel wert und plötz­lich off­line (4 Mil­li­ar­den Ton­nen bei im letz­ten Jahr 30 Mil­li­ar­den expor­tier­ten - regio­na­ler impact?).
Bezüg­lich der Spren­gung aber eini­ge inte­res­an­te neue Tidbids.









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