Ausmaß noch nicht geklärt. Laut ersten Bildern nur eine Sektion, Schleusentore sind aber betroffen.
Die Ukraine hat verlautbart dass Russland den Damm gesprengt habe.
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Was wieder einmal außerordentlich vorteilhaft ist, da - letzter Absatz im Standard:
Die Nachrichtenagentur Reuters und der Guardian haben die Bedeutung des Dammes für die Region sowie mögliche Auswirkungen kurz zusammengefasst:
Der Damm durchquert den riesigen ukrainischen Fluss Dnipro und hält ein enormes Wasserreservoir zurück. Der Damm selbst ist 30 Meter hoch und Hunderte von Metern breit. Er wurde 1956 als Teil des Wasserkraftwerks Kachowka gebaut.
Der riesige Stausee fasst laut der britischen Tageszeitung etwa so viel Wasser wie der Große Salzsee in Utah. Würde der Damm brechen, könnte eine Wasserwand die darunter liegenden Siedlungen überfluten, darunter auch Cherson.
Das Wasser aus dem Stausee versorgt die Halbinsel Krim im Süden - die 2014 von Russland annektiert wurde - sowie das Kernkraftwerk Saporischschja - das größte Europas - im Norden.
Er trägt auch zur Stromversorgung des Wasserkraftwerks Kachowka bei. Die Zerstörung des Staudamms würde zum einen die anhaltenden Energieprobleme der Ukraine weiter verschärfen, zum Anderen auch das Kanalsystem zerstören, das große Teile der Südukraine, einschließlich der Krim, bewässert.
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Durch eine nicht mehr funktionierende Wasserversorgung der Krim für diese bei einem Ausfall der von Kachowka ausgehenden Bewässerungskanäle ist kein Ernteanbau mehr möglich, was für die Versorgung der der Krim (1,967 Millionen Einwohner) im nächsten Jahr verheerend ist.
Hier eine population density map der Ukraine:
Nur um zu verstehen was gemeint ist, wenn der Standard von der Versorgung der Südukraine spricht.
Zeihan war wieder mal einer der Ersten der eine solche Attacke vorausgesagt hat. click
Sollte der Schaden gering ausfallen, könnte es Russland gewesen sein. Wenn die Schleusentore jetzt nicht mehr funktionieren und es auf der Krim demnächst zu Stromausfällen kommt und sich eine Hungersnot anbahnt, respektive die Kertschbrücke nur noch eingeschränkt für die (vor allem Munitions-)Versorgung eingesetzt werden kann, da Russland jetzt mal eben 2 Millionen Einwohner mehr im Kampfgebiet alleine mit dem Nötigsten versorgen muss, Propaganda Probleme inklusive (die Zivilbevölkerung auf der Krim war bisher vom Krieg “relativ unberührt”) - eher nicht.
Zeihan:
While an assault on Nova Kakhovka might not be in the cards for the Ukrainians, targeting the sluice gate regulating the canal’s flow might still be their priority. That’s because there’s more than just food production on the line. The Zaporizhzia Nuclear Power Plant draws its coolant water from the Kakhova reservoir, and without that, some nuclear…issues could be on the agenda.
With the potential for a Zaporizhzia offensive, the strategic rationale behind targeting this canal is solid. Only time will tell if the Ukrainians capitalize on the opportunity to cut off the Russians and Crimea.
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Und:
Nur der Standard weiß wieder mal genau, die Russen warens.
edit: Der Schaden ist wohl doch umfangreicher. Selenskyj beruft eine Krisensitzung ein. Evakuierung hat begonnen. Der Gouvaneur von Cherson wird mit “innerhalb von fünf Stunden wird das Wasser ein kritisches Niveau erreicht haben” zitiert.
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Die Region Cherson wird evakuiert (300.000 Einwohner im Jahr 2017, edit: die Presse spricht von 22.000 direkt betroffenen Ukrainern, edit: 16.000 direkt betroffene laut Gerashchenko.). Nur wohin evakuieren die 2 Millionen Einwohner der Krim?
Wir erinnern uns bitte ebenfalls daran, dass eine Sprengung des Damms bereits einmal in den Medien war und zwar zur “Verlangsamung” der ukrainischen Offensive in Kherson.
Hier Reuters: Blowing up dam would only slow Ukrainian advance by two weeks in south - spy chief
Aber heute wissen wir natürlich alle, dass der Damm gesprengt wurde, da Russland damit die Bevölkerung in Kherson terrorisieren will.
Russian terrorists. The destruction of the Kakhovka hydroelectric power plant dam only confirms for the whole world that they must be expelled from every corner of Ukrainian land. Not a single meter should be left to them, because they use every meter for terror. It’s only… pic.twitter.com/ErBog1gRhH
— Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) June 6, 2023
AP (Marketwatch) und CNN kaufens mal nicht und titeln “Ukraine accuses Russia of blowing up dam near Kehrson”
Ukraine and Russia have previously accused each other of targeting the dam with attacks, and last October Zelenskyy predicted that Russia would destroy the dam in order to cause a flood.
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… to slow down the ukrainian offensive at Kherson by two weeks. That was the rational back then.
- ups, das ist natürlich nur AP,
edit: Der Guardian titelt ebenfalls “Ukraine accuses” -
Ukraine accuses Russia of blowing up Nova Kakhovka dam near Kherson
Laut dem writeup des Guardian ist der ukrainische Militärgeheimdienst vor allem besorgt um die Auswirkungen eines nun folgenden ökologischen Desasters.
Ukraine military intelligence said “the scale of the ecological disaster [would] go far beyond the borders of Ukraine and affect the entire Black Sea region”.
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Was CNN im Titel dann auch prompt übernommen hat.
Propaganda hat immer noch niemand entdeckt.
Send pictures of dead seagulls. XOXO (Ups, not seagulls, a deer.)
edit: Aktuell wird auch noch ein weiteres Narrativ verbreitet. Aufgrund dieses youtube videos - Only Russia would benefit from blowing up Nova Kakhovka dam - expert (von Forces News, Zeihan ist zumindest ein ehemaliger Stratfor Analyst…) - die Sprengung des Damms würde es der Ukraine nicht mehr ermöglichen den Dniepr zu überqueren, Russland könne jetzt seine Kräfte dort an anderen Orten einsetzen. Ja - für zwei Wochen.
Außerdem sind rund um die Krim die bestausgegbildeten russischen Kräfte stationiert. Fast so als hätten die Befestigungen dort eine strategische Bedeutung…
edit: Der Standard hat den Titel soeben ins Passiv geändert: Gewaltiger Staudamm in der Region Cherson zerstört und merkt nun an “Die Kriegsparteien beschuldigen sich gegenseitig”.
edit2: Russland verlautbart, der Staudamm lasse sich nicht mehr reparieren - via diepresse.
edit3: Der Spiegel hat seinerzeit (im Oktober) eine Analyse über mögliche Auswirkungen veröffentlicht: click Kleines Detail am Rande:
Und ohne das Wasser aus dem Stausee kann das Atomkraftwerk Saporischschja, das weiter oben am Fluss liegt, nicht gekühlt werden. Der Betrieb ist aber seit September komplett eingestellt, daher braucht es kein Wasser. Eine Atomkatastrophe durch mangelnde Kühlung lässt sich somit zumindest ausschließen, eine Wiederinbetriebnahme ist ohne den Stausee jedoch nicht möglich.
Weiters:
Aus dem Kachowka-Stausee kommt das Wasser, das durch den Nordkrim-Kanal die Krim versorgt. Wird der Staudamm zerstört, sinkt der Wasserpegel im Stausee und damit auch im Kanal. Das würde zum Problem für die annektierte Halbinsel, die seit der Eroberung des Staudamms im Frühling dieses Wasser für die Landwirtschaft benutzt. Allerdings hat die Krim acht Jahre ohne dieses Wasser überstanden, nachdem die Ukraine 2014 die Wasserzufuhr abgeschnitten hatte, auch wenn dadurch etwa die Anpflanzung von Reis nicht mehr möglich war. Durch andere Kanäle werden von dem Stausee auch die südukrainischen Regionen Dnipro, Cherson und Saporischschja versorgt. Die Gefahr des Wassermangels im Falle einer Zerstörung existiert auch dort, weil die Geräte für die Wasseraufnahme dann oberhalb des Wasserspiegels lägen
(könnte man ja mit einer Karte der Bevölkerungsdichte korrelieren).
Nun, zumindest wissen wir jetzt, warum hier Ökozid ins Treffen geführt wurde. Strom kanns ja nicht sein. Zukünftiger Strom? Vielleicht.
edit4: Via NYT, falls die Daten richtig sind (French earth data provider) deutet das hier eher auf Russland als Verursacher hin:
Altimetry data of the Kachowka dam
Dass die Russen ihn leerlaufen haben lassen ist weniger verwunderlich - sie haben laut Zeihan in den letzten Monaten schneller Wasser entnommen um alle Wasserspeicher in der Krim-Region zu füllen.
Danach wurden die Schleusen weniger häufig geöffnet was in schneller Folge zu einem historisch hohen Füllstand geführt hat (zwei Meter höher als der langjährige Durchschnitt) - nur, wenn tatsächlich langfristig die Krim darunter leidet, könnte das auch Abschreckung gewesen sein. Oder eben tatsächlich Russland das eine “Variable” lieber bereits früh selbst egalisieren und maximale Verwüstung verursachen wollte.
edit: Zeihan ist mit seinem Reframing update raus - das erste war, er ging nur von einer Schleusensprengung aus. Das zweite war, er ging von einer Schleusensprengung und Übernahme des Dammes aus - um den Russen in dem Gebiet eine riesige Niederlage zuzufügen. Drittes Reframing, ukrainisches Farmland viel wert und plötzlich offline (4 Milliarden Tonnen bei im letzten Jahr 30 Milliarden exportierten - regionaler impact?).
Bezüglich der Sprengung aber einige interesante neue Tidbids.