Krieg einfach mal als Chance sehen

11. März 2024

Fuck that Pope one.…

Thats our guy! (refe­ren­ziert fol­gen­des Inter­view: click)

Anläss­lich sei­nes Wien-Besuchs konn­te DER STANDARD mit dem im Exil leben­den und arbei­ten­den Chef der Exe­ku­tiv­kör­per­schaft der Krim­ta­ta­ren spre­chen. Refat Tschub­a­row warnt vor Wla­di­mir Putin: Mit dem rus­si­schen Prä­si­den­ten kön­ne und dür­fe man nicht verhandeln.

Can’t trust Putin, cant trust Putin! Ukrai­ni­sche Pro­pa­gan­da line seit dem 20. März 2022!

STANDARD: Vor zehn Jah­ren hat die­ser Krieg auf der Krim begon­nen. Aus dem Putsch rus­si­scher Mili­tär­ein­hei­ten ist ein blu­ti­ger Krieg gewor­den. Haben Sie denn die Hoff­nung, bald zurück­keh­ren zu können?

Tschub­a­row: Wir – also ich spre­che von wir, weil ich von den Krim­ta­ta­ren spre­che – war­ten auf die Befrei­ung und auf die Rück­kehr. Das mag viel­leicht para­dox klin­gen – aber Russ­lands Inva­si­on hat eine Chan­ce eröff­net, dass die Krim wie­der ukrai­nisch wird.

Gol­ly, what a gre­at chan­ce! A once in a life­time chan­ce! Quick, into the exi­le in Kiew Bat­man! Then we can plan our round trip to Vien­na to tell everyone!

STANDARD: Aller­dings gab es erst die­se Woche Aktio­nen rus­si­scher Sicher­heits­diens­te gegen krim­ta­ta­ri­sche Akti­vis­ten. Was kön­nen Sie über die­se Aktio­nen sagen?

Tschub­a­row: Es gab Raz­zi­en bei rund zehn krim­ta­ta­ri­schen Fami­li­en, dabei wur­den zehn Män­ner vom FSB fest­ge­nom­men – unter dem Vor­wurf ter­ro­ris­ti­scher Akti­vi­tä­ten. Es gibt Zeu­gen der Aktio­nen: Da haben Mas­kier­te die Türen ein­ge­tre­ten und Kin­der mit Waf­fen bedroht. Es geht ihnen dar­um, Angst zu ver­brei­ten – vor allem unter Krim­ta­ta­ren. Es gibt heu­te 190 poli­ti­sche Gefan­ge­ne auf der Krim. 125 davon sind Krimtataren.

Wahn­sinn, wie die Bevöl­ke­rung der Krim ter­ro­ri­siert wird! 2,02 Mil­lio­nen und seit Kriegs­be­ginn 190 poli­ti­sche Gefan­ge­ne, davon 125 Krim­ta­ta­ren, die die Krim wie­der ukrai­nisch wer­den las­sen wol­len - das ist ja unglaub­lich, Bob.

STANDARD: Russ­land hat 2014 die Wah­rung von Min­der­hei­ten­rech­ten ver­spro­chen. Dann wur­de der Med­sch­lis, die Exe­ku­tiv­kör­per­schaft der Krim­ta­ta­ren, als ter­ro­ris­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on ein­ge­stuft. Sie selbst wur­den von einem rus­si­schen Gericht zu sechs Jah­ren Lager­haft ver­ur­teilt. Kul­tu­rel­le Akti­vi­tä­ten wer­den unter­bun­den. Was ist übrig von der Selbst­ver­wal­tung vor Ort?

Tschub­a­row: Grund­sätz­lich sind alle unse­re Akti­vi­tä­ten in die Festland-Ukraine und in die Dia­spo­ra ver­bannt. Wir waren 33 Per­so­nen im Med­sch­lis. Zehn davon sind in der Ukrai­ne, alle ande­ren auf der Krim. Und dort ist das kei­ne Akti­vi­tät für jeder­mann. Fünf die­ser Per­so­nen haben den Exe­ku­tiv­rat ver­las­sen, eine ist gestor­ben. Der Vize­vor­sit­zen­de Nari­man Dzhel­al wur­de zu 17 Jah­ren Haft ver­ur­teilt. Wenn man als ter­ro­ris­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on ange­se­hen wird, wird die Arbeit unmög­lich gemacht.

Die Abeit die Krim wie­der zur Ukrai­ne zu holen? Mit­ten im Krieg? Nein, sag bloss…

STANDARD: Die Krim­ta­ta­ren pfle­gen gute Bezie­hun­gen zur Tür­kei, sie bringt sich als Ver­mitt­le­rin ins Spiel. Birgt das die Gefahr, unter die Räder zu kommen?

Tschub­a­row: Das ist ein The­ma. Es ist nicht mög­lich, an irgend­ei­ne Art von Frie­den zu den­ken und für die­sen Frie­den mit der Krim und den Krim­ta­ta­ren zu bezah­len. Irpin, Butscha, Hos­to­mel – alle die­se Orte haben der Welt ver­deut­licht, dass es unmög­lich ist, zum Bei­spiel die Krim her­zu­ge­ben und Frie­den zu haben. Die Befrei­ung der Krim wird sehr hart – sie ist aber der ein­zi­ge Weg. Wir sind offen für die Tür­kei, und wir sind dank­bar für ihre Bemü­hun­gen, wir ver­ste­hen auch ihre Ideen. Aber wir bit­ten sie auch, die­se bis zum Ende durchzudenken.

Kon­text: click (Tages­schau)

In Butscha hat die Ukrai­ne laut Reis­ner natür­lich schon 1000 Rus­sen mit Himars weg­ge­schos­sen, bevor die durch­ge­dreht sind, und Irpin ist ein Teil der Regi­on Butscha, und in Hos­toml wer­den 400 Leu­te ver­misst, wobei ein Groß­teil der Ein­woh­ner geflo­hen ist. Ach­ja, und dem Gisi hat man auf Nach­fra­ge war­um denn da so vie­le aus­ge­kohl­te Pan­zer­wracks rum­ste­hen, wenn die Rus­sen doch “selbst­stän­dig abge­zo­gen sind” und es kei­ne Schlacht mit dem rus­si­schen Mili­tär gege­ben hät­te bei sei­nem Ukrai­ne Besuchs­ter­min gesagt, das wären Wag­ner Trup­pen gewe­sen. Aber so gehts halt zu in der besetz­ten Ukrai­ne, net woar? Wäh­rend es Zeu­gen­be­rich­te gibt, dass die Rus­sen unter Artel­la­rie­feu­er von Schutz­bun­ker zu Schutz­bun­ker sind und Leu­te mit natio­na­lis­ti­schen Tatoos raus­ge­zo­gen, “ver­hört” und umge­bracht haben, um “die Ver­rä­ter zu fin­den” (die für das akku­rat Himars Tar­ge­ting gesorgt haben), wäh­rend sie von Nach­schub und Kom­mu­ni­ka­ti­on abge­schnit­ten waren. Aber so gehts halt zu in der besetz­ten Ukrai­ne… Das ist ja die­ses aggres­si­ve Tier von einem Rus­sen, ohne dass man ihn pro­vo­ziert hät­te (gut der Reis­ner sieht das als Grund, dass die Rus­sen durch­ge­dreht haben, aber was weiß der schon… Fra­gen wir lie­ber einen Krim­ta­ta­ren) - dess­halb müs­sen wir sie ja sechs bis neun Jah­re lang befreien.

STANDARD: Wenn Sie sol­che Vor­schlä­ge hören wie jenen des tür­ki­schen Außen­mi­nis­ters Hakan Fidan, der einen Waf­fen­still­stand ohne Klä­rung der ter­ri­to­ria­len Fra­gen zur Debat­te gestellt hat: Was sagen Sie dazu?

Tschub­a­row: Wir haben ein­an­der gera­de erst getrof­fen. Die­se Idee hat er lei­der erst nach unse­rer Pres­se­kon­fe­renz geäu­ßert. Der Vor­schlag hört sich ja fürs Ers­te gut an: Ende der Kämp­fe, Wah­rung der Sou­ve­rä­ni­tät, Lösung der strit­ti­gen Fra­gen spä­ter. Aber es wäre bes­ser, Russ­land nach einem Waf­fen­still­stand und einem Rück­zug der Armee zu fra­gen, weil es sehr vie­le offe­ne Fra­gen gibt: die der Kriegs­ver­bre­chen und der Kriegs­ver­bre­cher, die der Repa­ra­tio­nen. Sol­che Vor­schlä­ge spie­len Russ­land in die Hände.

Genau, der per­fek­te Grund den Rus­sen lie­ber zu besie­gen! Damits kei­ne Kriegs­ver­bre­chen mehr gibt!

STANDARD: Und wären even­tu­el­le Zusa­gen Mos­kaus Ihrer Ansicht nach denn glaubhaft?

Tschub­a­row: Außen­po­li­ti­ker glau­ben lei­der sehr oft, dass man mit Russ­land ver­han­deln kann. Aber wenn sie auf die Krim bli­cken und sehen wür­den, wie Russ­land dort die Ukrai­ne und die Krim­ta­ta­ren dämo­ni­siert, und man alle die Ver­su­che sieht, die­se Iden­ti­tä­ten zu eli­mi­nie­ren – dann glau­be ich, dass sie ihre Mei­nung ändern wür­den. Wie kann man mit Russ­land reden, wenn Wla­di­mir Putin sagt, dass es die Ukrai­ne nicht gibt? Dass die Ukrai­ne eine künst­li­che Nati­on sei? Unse­re aus­län­di­schen Part­ner müs­sen sehr logisch han­deln. Ent­schei­dun­gen müs­sen sich an inter­na­tio­na­lem Recht ori­en­tie­ren – nicht an Angst.

Die­se Fra­ge ist dem Stan­dard selbst ein­ge­fal­len? Nach­dem die Grup­pie­rung von Russ­land als ter­ro­ris­ti­sche Grup­pie­rung ein­ge­stuft wur­de, und Russ­land auf der Krim einen Groß­teil ihrer Mit­glie­der als poli­ti­sche Gefan­ge­ne hält? Wow. Ama­zing. Mehr davon. Das ist ja noch ech­ter Jour­na­lis­mus. Auf die Mei­nung der Krim­ta­ta­ren kommts hier halt an.

STANDARD: Dmi­tri Med­we­dew – Ex-Präsident, Ex-Premier und Vize­chef des Sicher­heits­rats der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on – hat eben erst wie­der bewie­sen, dass Russ­land nicht viel auf inter­na­tio­na­les Recht gibt. Wenn inter­na­tio­na­les Recht aber aus­ge­he­belt ist, wie kann es weitergehen?

Tschub­a­row: Wenn wir kein inter­na­tio­na­les Recht haben, dann haben wir nur das Recht der Macht und nicht mehr die Macht des Rechts. Es braucht eine Reform, eine Trans­for­ma­ti­on der inter­na­tio­na­len Mecha­nis­men. Das Fun­da­ment die­ser Mecha­nis­men muss Moral sein. Ein Bei­spiel: Was ist 2014 in der OSZE pas­siert? Am 27. Febru­ar hat Russ­land die Aggres­sio­nen auf der Krim gestar­tet. Und die OSZE – also die Orga­ni­sa­ti­on, die genau eine sol­che Situa­ti­on ver­hin­dern soll­te – hat Ende Juni damit begon­nen, das The­ma zu dis­ku­tie­ren. Das Ergeb­nis war eine letzt­lich gute Reso­lu­ti­on: Beschlos­sen wur­de, dass die Okku­pa­ti­on gegen alle Prin­zi­pi­en der Schluss­ak­te von Hel­sin­ki ver­stößt. Und zwei Mona­te danach: Da haben alle mög­li­chen west­li­chen Staats­chefs Putin in der Nor­man­die umarmt und abgeküsst.

Gut, dem Jour­na­lis­ten war die Ant­wort auf die letz­te Fra­ge nicht “can’t trust Putin, can’t trust Putin enough”, da hat er sie ein­fach noch­mal gestellt…

Und das Fun­da­ment einer Welt­ord­nung muss Moral sein?
Erzähl das mal wer dem Hägemon.

Nicht mal “es geht um die west­li­che Wer­te­ord­nung” geht in der intrinsi­schen Begrün­dung so weit. Aber der Krim­ta­tar weiß halt wie­der mehr.

STANDARD: Mecha­nis­men sind trä­ge, Refor­men brau­chen Zeit. Eine bedräng­te Min­der­heit wie die Krim­ta­ta­ren hat aber nicht ewig Zeit. Wie viel Zeit haben die Krimtataren?

Tschub­a­row: Ich wür­de ger­ne sagen, dass wir Zeit haben. Aber ich weiß nicht, was mor­gen pas­siert und wel­che Aktio­nen Russ­land set­zen wird. (Ste­fan Scho­ch­er, 7.3.2024)

Der Jour­na­list als Schmalz­brot kon­ju­gie­ren­der Heitmatmusiker.

So und jetzt kann ja end­lich wie­der wei­ter gestor­ben wer­den, denn obwohl die Ukrai­ne nicht mehr in ihrer Exis­tenz gefähr­det ist, sind Putins über­bor­dern­de Aktio­nen Kiew anzu­grei­fen und nicht nur den Don­bas­kon­flikt zu eska­lie­ren ja die Chan­ce schlecht­hin, viel­leicht die Krim wiederzubekommen.

Toll!

Gespro­chen bei der Pres­se­rei­se in Wien, zu der man aus dem Exil in Kiew auf­ge­bro­chen ist.

Hier wür­de noch eini­ges abge­fe­dert gehö­ren, um nicht wie ein kom­plet­ter Arsch dazu­ste­hen, aber ich habe aktu­ell die Zeit nicht, und bin nach zwei ver­fick­ten Jah­ren ein­fach die Pro­pa­gan­da so leid.

Wobei der Herr zwar das Messaging intus hat, aber immer noch selbst argu­men­tiert, da sol­che inter­nen Inkon­sis­ten­zen und Soft­paddling kei­ne Public Rela­ti­on Schu­lung über­lebt hät­ten. Will sagen, der ist rhe­to­risch angreif­bar, weil er noch ver­hält­nis­mä­ßig frei spricht.

Ach­ja, zu wer ihn ein­ge­la­den hat? Der­sel­be der den roten Tep­pich Auf­stel­ler gekauft hat ver­mut­lich. Aber das muss der Stan­dart in sei­nem Arti­kel ja nicht erwähnen…

Interview

Jetzt aber nur nicht kriegs­mü­de werden!

Die­se Ein­schal­tung brach­te ihnen die

Per­ma­nent Mis­si­on of Ukraine
to the Inter­na­tio­nal Orga­ni­sa­ti­ons in Vienna

!

Die Öster­rei­chi­sche Diplo­ma­ti­sche Aka­de­mie wird sich freu­en, da hat sie end­lich wie­der Optio­nen für neue Guestspreaker!









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