Ich glaube was Selenskyj fühlt, ist dass jemand einen von France 24 zitierten “Trick” aktiv anspricht und als valide Option öffentlich negiert.
Hintergrund:
France 24’s Gulliver Cragg [British Journalist, Correspondent for France 24 in Kyiv, Ukraine, also covering Poland, Belarus & Hungary.] am 29. Mai 2024:
Gulliver Cragg: [It’s absolutely not clear that Joe Biden will attend that summit I think the latest signals from the United States were more um along the lines of representation at a lower level than the president -- a lot of heads of state though in Europe in particular, heads of government, have said that they will attend.] Let’s be clear, it’s not really a peace Summit the ukrainians are calling it a peace summit - and they’ve got an argument for calling it that because, basically they think there will never be real peace unless we get the Russians to withdraw from our territory and they want to get as many countries as possible on board with more or less that line. I think that there will be negotiations at this summit and the final communique might be something rather different, but it’s about uh Ukraine showing how many countries in the world support its summit and that’s why it’s crucially important - really for its most important ally the United States to be represented at a high level but unfortunately I’m not sure that it looks like happening.
Und etwas später, selbe Quelle:
Gulliver Cragg: With Ukraine uh I mean it doesn’t look like in in a way on the surface of things it doesn’t look like a great idea for Ukraine to hold this summit and call it a peace summit and then you know - be disappointed by not having as as many people attended as they kind of - build it as, but …
Moderator: That said, Gulliver, if I may Gulliver, Vlodimir Zelsenskyy is going to have a chance to make his pitch in person next week, he’s been invited to commemorations of D-Day that Joe Biden will be attending -
Gulliver Cragg: Yes and by the way there are a lot of rumors in Ukraine at the moment that um something will be announced about um French Ukrainian uh cooperation meeting in Normandy [Französisch Ukrainisches Sicherheitsabkommen incoming!], but just going back to the summit in Switzerland - some people are still arguing that it’s actually a pretty clever um you know trick [!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!] on the behalf of the Ukrainian diplomacy [!] to basically have a peace plan that’s currently being labeled the Zelinskyy formula which he actually outlined in late 2022 - you know, which is basically “peace can only be achieved if the Russians pull all their forces out of Ukraine” for that sort of plan that Ukraine’s allies have signed up to being no longer the Zelinskyy formula - but a formula that has as many countries as possible have signed up to and it’s a way of sort of shoring up their alliances and making their case which is - you know despite everything uh that uh that George [?] has been saying you know, is is that it’s hard to imagine any kind of peace - if Ukraine doesn’t win this war, despite the fact that it looks so hard for that to be achieved at the current state of things.
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Das stört den “Trick” die Selenskyj Formel aus dem Jahr 2022 nun als “Das was die halbe Welt will!” darzustellen, indem du ständig darauf verweisen kannst, “wie viele Regierungsvertreter zu deinem Summit gekommen seien” nämlich erheblich.
Eine Friedensformel, die vorsieht dass Russland zum vorletzten Termin von 14 Meetings vor vollendete Tatsachen gestellt werden soll - um dann, geschlagen und als Pariah, von internationalen Gremien bestraft und Strafzahlungen leistend aus der Ukraine abzuziehen.
Siehe:
Eine Friedensformel Selenskyjs - die nach einem halben Jahr erst mal durch einen PR Verantwortlichen umdesignt werden musste - weil sie davor zu radikal war:
Selenskyj stellt ukrainische Fünf-Punkte-Formel für Frieden vor
Veröffentlicht am 21.09.2022
[…]
Selenskyj stellte eine „ukrainische Friedensformel“ vor, die fünf Punkte beinhalte: 1. Bestrafung für Aggression, 2. Schutz von Leben, 3. Wiederherstellung von Sicherheit und territorialer Integrität, 4. Sicherheitsgarantien und 5. Entschlossenheit zur Selbstverteidigung. Dies seien die ukrainischen Konditionen für Verhandlungen mit Russland. „Ich schließe aus, dass es ohne diese fünf Punkte eine Einigung mit Russland geben kann“, unterstrich Selenskyj. „Wir sind bereit für einen fairen und ehrlichen Frieden. Deswegen ist die Welt auf unserer Seite“.
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Diese Formel wurde dann auf 10 Punkte erweitert die dann auch “Nuklearsicherheit”, “Exportsicherheit (Getreide)” und “Rückgabe entführter Kinder” beinhalteten - über die in den nächsten Wochen exklusiv in Bürgenstock diskutiert werden soll
Die Schweiz organisiert die Konferenz auf Wunsch der Ukraine. Das Ziel ist es, einen möglichen Friedensprozess anzustossen. Die eingeladenen Staaten sollen über Schritte in diese Richtung diskutieren. Kiew schwebte zunächst vor, die ukrainische Friedensformel möglichst breit abzustützen. Der 10-Punkte-Katalog von Präsident Wolodimir Selenski sieht unter anderem den Abzug der russischen Truppen und die Rückgabe eroberter Territorien sowie die Errichtung eines Sondertribunals vor. Das ist gegenwärtig eine Illusion..
Inzwischen ist denn auch klar, dass auf dem Bürgenstock vorderhand bloss einzelne Punkte des ukrainischen Friedensplans ein Thema sein dürften, etwa der Schutz der Atomanlagen. Für Bundespräsidentin Viola Amherd wäre es schon ein Erfolg, wenn in einzelnen Bereichen [Nukleare Sicherheit, Getreide Abkommen, Humnanitäre Bleh] eine Einigung der Konferenzteilnehmer gelingt.
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Die Formel ist im Kern jedoch noch immer die Selbe.
Also - sie haben die Schweiz die aktuell hervorstreicht:
Die Schweiz organisiert die Konferenz auf Wunsch der Ukraine. Das Ziel ist es, einen möglichen Friedensprozess anzustossen. Die eingeladenen Staaten sollen über Schritte in diese Richtung diskutieren. Kiew schwebte zunächst vor, die ukrainische Friedensformel möglichst breit abzustützen. Der 10-Punkte-Katalog von Präsident Wolodimir Selenski sieht unter anderem den Abzug der russischen Truppen und die Rückgabe eroberter Territorien sowie die Errichtung eines Sondertribunals vor. Das ist gegenwärtig eine Illusion.
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Sie haben China das wie folgt reagiert:
China sieht drei Kernelemente nicht erfüllt
„Gemäß den Rückmeldungen aller Seiten und dem angekündigten Aufbau des Treffens, scheinen die drei von China vorgeschlagenen Kernelemente schwer zu realisieren zu sein“, erklärte Mao. Mit den drei Elementen meint China die Akzeptanz der Konferenz durch sowohl Russlands und als auch die Ukraine, eine gleichberechtigte Teilnahme aller Parteien und eine „faire Diskussion aller Friedensoptionen“.
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Sie haben Selenskyj, der darauf hin öffentlich verlautbart China würde seine ECHTE EINZIG WAHRE Friedenskonferenz sabotieren.
Und sie haben dann einen “senior Editor” bei France 24, der tags darauf interpretiert “wie Selenskyj das gefühlt habe”.
Warum?
Nun - Headline Artikel in der NZZ heute:
Die Schweiz überschätzt sich mit der Ukraine-Friedenskonferenz
Der Bundesrat hat spät begonnen, die Erwartungen an das Treffen auf dem Bürgenstock zu relativieren. Die Schweiz tut sich schwer, in einer veränderten Welt ihre Rolle zu finden.
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Sieht auf den ersten Blick wie ein “Mea Culpa” - es ist keine Friedenskonferenz, wir haben das Wording zu spät angepasst aus -- ist aber das komplette Gegenteil.
Es ist ein “Mea maxima Culpa, wir haben zu lange angenommen, dass die Schweiz die Rolle eines neutralen Mittlers spielen kann, deshalb haben wir diese Hoffnung auf eine “normale Friedenskonferenz” auch zu lange kommuniziert - tatsächlich müsse die Schweiz Farbe bekennen und kann sich nicht auf ihre neutrale Tradition herausreden, jetzt - wo die Selenskyj Friedensformel so wichtig geworden ist, dass 106 Nationen kommen” spin.
Also wichtig für die öffentliche Wahrnehmung:
Wer viele Staatenführer versammeln kann, die dann ein Papier unterzeichnen das “Nichteinbezug von Atomkraftwerken in Agriffskriegsführung fordert (bereits UN Position), das freien Warenverkehr von seinen Häfen fordert - wenn es um Getreide für die Welt geht, und das die Rückführung aller entführter Kinder fordert” veranstaltet SELBSTVERSTÄNDLICH einen Friedensgipfel - nach der nun international hoch anerkannten Selenskyj Friedens-Formel, was France 24 am Tag zuvor noch einen Trick genannt hat - und die Schweiz entschuldigt sich noch kurz, sie habe sich nur vertan, als sie da doch noch Russland laden wollte - und eventuell Anfänge einer echten Friedenskonferenz einleiten…
Denn - so die NZZ heute: Man muss mit der Zeit gehen…
Also noch mal in der Kurzzusammenfassung.
Die “Frieden nur wenn Russland komplett abzieht” Formelkonferenz spricht diesmal nur über die drei Punkte “Verzicht auf Angriffe auf Atomkraftwerke (bereits Teil der UN Charta), freier Warenverkehr in Kriegen - wenn es um die Welternährung geht, und Rückführung von entführten Kindern” - ist aber eine Friedenskonferenz, die Russland laut ihrer formellen Formelplanung erst zu ihrem Vorletzten Meeting einladen möchte.
Die Ukraine hat diesmal auch aktiv verhindert, dass Russland geladen wird:
Deutscher Botschafter der Ukraine Oleksij Makejew am 18. April 2024 bei ZDF heute Live:
„Botschafter der Ukraine in Deutschland, Oleksij Makejew: wir haben es klar gemacht dass diese, diese erste Runde nicht zusammen mit Russland geführt wird damit wir auch eine starke Unterstützung von Partner bekommen. Eigentlich um diesen Krieg zu beenden braucht man nur das russische Wort und das Handeln. Russland kann diesen Krieg stoppen in dem Russland ihre Kräfte von den besitzten Gebieten zurückzieht und hört auf uns täglich zu beschießen, aber leider kommt dieses das Recht der Ukraine auf Existenz wird von von russischer Führung und russische Bevölkerung überhaupt nicht anerkannt. Russland will uns als Nation vernichten und da können wir nur können wir uns nur wehren.“
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China “sabotiert das”, so fühlt Selenskyj, so interpretiert der senior France 24 Editor heute. Indem China darauf besteht, dass eine Friedenskonferenz ergebnisoffen und unter der Teilnahme Russlands stattfinden müsse.
Und Tobias Gafafer in der NZZ entschuldigt sich noch kurz, dass die Schweiz so lange gedacht hat, sie könne eine klassische Friedenskonferenz anbahnen (Russland doch noch einladen), denn man muss ja mit der Zeit gehen und eher weniger mit der Tradition als neutraler Vermittler.
ich hoffe sie kennen sich aus.
Was anderes wäre es, wenn Selenskyj Belege dafür hätte, dass China seine Friedensformelkonferenz sabotiert, aber das hat der France 24 Redakteur heute leider nicht “von Selenskyj gefühlt”. Und Belege muss der ja nicht bringen.
Da bist du doch froh, dass du die USA als Partner hast, oder?
Der Bundesrat war überrumpelt. Er brauchte einige Tage, um zu realisieren, dass gerade eine Epoche zu Ende gegangen ist – und der Schweizer Sonderweg nicht mehr funktioniert. Nach der Annexion der Krim durch Russland 2014 hatte die Regierung die EU-Sanktionen nicht übernommen, sondern nur deren Umgehung über die Schweiz verhindert. Nun, nach der Invasion, war diese Position nicht mehr halt- und vermittelbar. Nach in- und ausländischem Druck übernahm die Regierung die EU-Sanktionen gegen Moskau vollumfänglich.
Der erhoffte Befreiungsschlag blieb aus. Westliche Staaten nahmen die Schweiz bei der Hilfe und den Sanktionen als zu zögerlich und passiv wahr. Hinzu kam die untersagte Weitergabe von Kriegsmaterial aus Schweizer Produktion an Kiew. Die Diskussion gipfelte in Aussagen des amerikanischen Botschafters in Bern: Scott Miller kritisierte die Schweiz so undiplomatisch, wie es seit langem kein Diplomat getan hatte.
Der Inhalt zählt
Inzwischen äussern sich westliche Diplomaten anerkennend. Mit der Ukraine-Konferenz tut die Schweiz, was sie in der Aussenpolitik selten macht: Sie wagt etwas. Mit dem Treffen ist sie ein Risiko eingegangen. Zunächst schien es, als würden vornehmlich westliche Spitzenpolitiker auf den Bürgenstock kommen, mehrheitlich aus Europa. Die Idee der Konferenz ist es jedoch nicht, lediglich die Unterstützer der Ukraine zu versammeln, sondern auch Länder des globalen Südens. Sie sollen eine wichtige Rolle spielen, um später Russland einzubeziehen.
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Recht hat, wer viele Nationen auf ein Gipfeltreffen ziehen kann - und endlich wagt die Schweiz wieder etwas!
Achja, und nach Gressel rennt der Krieg noch bis 2028 oder 2030, für den Fall dass Russland nicht gewinnt, und keine größeren Fehler macht.
Da freut man sich doch in dieser Gesellschaft zu leben, und in zwei Wochen eine Friedenskonferenz über die Bühne gehen zu sehen!
edit: Dazu noch die beiden Top Kommentare im besagten “Mea Culpa, dass wir noch tatsächliche Diplomatie versuchen wollten” Artikel der NZZ heute:
Jürg Simeon
vor etwa 11 Stunden
51 Empfehlungen
Wenn die Schweiz heftig kritisiert wird von einem brutalen, diktatorischen Unrechtsstaat wie es Russland ist, hat sie es richtig gemacht. Man mag über das Wort Friedenskonferenz streiten. Wichtig ist, dass Russland sieht, wie isoliert es da steht, dann ist es es auch eher bereit über das Ende des Krieges nachzudenken.
R. G.
vor etwa 11 Stunden
41 Empfehlungen
Die Schweiz sollte sich zurückhalten und ihren neutralen Boden für Gespräche beider Parteien anbieten, wenn diese miteinander zu reden bereit sind. Diese Konferenz ist sinnlos und Zeitverschwendung für alle Beteiligten.
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