Stellt sich heraus - also laut NZZ Kommentar -
- Die US brauchen ihre Monroe Doktrin weil halt US
- Europa braucht seine Monroe Doktrin weil regionaler Einfluss wichtiger wird, und Europa nicht mal den Handel im Roten Meer stützen kann:
Drittens: Europa braucht eine Art Monroe-Doktrin für das Verhältnis zu seiner Nachbarschaft. Dieser Grundsatz der amerikanischen Aussenpolitik geht zurück auf den US-Präsidenten James Monroe; er stellte 1823 fest, die USA seien «mit den Bewegungen in dieser Hemisphäre zwangsläufig unmittelbarer verbunden». Monroe folgerte daraus, dass Washington in der Neuen Welt keine Einmischung durch Staaten aus Übersee tolerieren dürfe – ein Prinzip, an dem die Vereinigten Staaten auch zweihundert Jahre später dezidiert festhalten.
Das europäische Vorfeld sichern
Der Kern der Doktrin lässt sich auf Europa und sein Umfeld übertragen. Die Existenz der europäischen Lebensformen ist auf prekäre Weise abhängig von Knotenpunkten, Konfliktherden und Einflusszonen in der Nachbarschaft. Russland allein ist etwa in der Lage, durch seinen Einfluss auf die Peripherie des Kontinents gleichzeitig die europäische Migrations-, Energie- und Wirtschaftspolitik in kritische Schieflagen zu bringen.
Daraus folgt, dass Europa seine begrenzten Ressourcen auf sein unmittelbares Umfeld konzentrieren und sich der Grenzen der eigenen Fähigkeiten bewusst werden muss. Europäische Streitkräfte sind beispielsweise nicht in der Lage, den Handel durch das Rote Meer zu sichern. Auch der Versuch, durch Pipelines ans Kaspische Meer unabhängiger zu werden von der Energieversorgung durch die Golfstaaten und Russland, hängt am seidenen Faden. Moskau festigt mit der prorussischen autoritären Regierung in Georgien sein Einflussgebiet im Südkaukasus, und eine kürzlich entdeckte absichtliche Verunreinigung kaspischen Rohöls hätte beinahe zu erheblichen Schäden in einer rumänischen OMV-Raffinerie geführt. Der Sabotageversuch zeugt von der Verwundbarkeit der europäischen Energieversorgung.
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- Russland darf keine Monroe-Doktrin haben weil - Zitat:
Erstens: Sicherheit, Wohlstand und Freiheit in Europa selbst ist die Grundvoraussetzung für das Fortbestehen der europäischen Werte. Ein Blick ins gegenwärtige Weltgeschehen macht deutlich, dass die Ära der Demokratie ein kurzes Zwischenspiel zu werden droht. Das gilt insbesondere, wenn es selbst der Wiege der Volksherrschaft nicht gelingt, sie zu verteidigen.
Zweitens: Europa kann seine Werte nur bewahren, wenn es lernt, offen und ehrlich aus Eigeninteresse zu handeln. Eine Kombination aus Krisen hat bereits tiefe Risse in den gesellschaftlichen Zusammenhalt des Kontinents getrieben. Gerade Entwicklungen in den Bereichen Migration, Energie und Sicherheit entpuppen sich als Spaltkeile. Wenn sich die Aussenpolitik des Kontinents nicht mit gebündelter Kraft auf die Bewältigung dieser existenziellen Probleme konzentriert, droht das europäische Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell zu zerbrechen.
Nun, sehen sie - es geht hier um Werte. Die Europas, und die der Demokratie.
Und wie…
Achja, ehm - Verteidigung der Informationsdomäne - ganz wichtig!
Bündelung der europäischen Kräfte
Eine entsprechende Neuausrichtung und eine Kräftebündelung wären auch für die Informationsdomäne angesagt. Sie bildet eine weitere wichtige Front in der Abwehr russischer Einflussnahme. Deutschland gibt derzeit über 400 Millionen Euro für das globale Medium Deutsche Welle aus, Frankreich investiert über 200 Millionen Euro in ein ähnliches Netzwerk; andere europäische Staaten finanzieren weitere Initiativen. Würde auch nur ein kleiner Anteil dieser Gelder einer europäischen Medieninitiative in den Randregionen des Kontinents zur Verfügung gestellt, könnte das durch den Rückzug des amerikanischen Mediums Radio Free Europe entstandene Vakuum gefüllt und europäische Interessen gezielter verfolgt werden.
Europa sollte Länder seiner Peripherie konsequent priorisieren. Dazu ist die Entwicklung von Märkten zu fördern, fremder Einfluss einzudämmen und der Kampf gegen illegale Migration voranzutreiben.
[…]
Um europäische Anliegen gegenüber anderen Regionalmächten wie der Türkei, Israel oder Saudiarabien besser durchsetzen zu können, sind eine stärkere Präsenz in der Nachbarschaft und mehr Kontrolle über die wichtigsten Knotenpunkte notwendig. So könnte Europa effektivere Migrationspakte, Energiepartnerschaften und Technologiekooperationen erreichen. Dies ist auch unabdingbar, um die Folgen des stetig fortschreitenden Rückzugs der USA aus der Region abzufedern und für europäische Interessen zu nutzen.
Die blosse Priorisierung existierender Ressourcen reicht jedoch nicht aus. Den Truppen, die Europa zur Verteidigung eines konventionellen Angriffes gegen seine östliche Flanke zusammenziehen und schnell einsetzen könnte, stünde numerisch eine mindestens zehn- bis zwanzigmal so grosse russische Übermacht entgegen. Im Ernstfall – vor allem, wenn die USA ihren Rückzug durchziehen – könnte Moskau Europa so seinen Willen aufzwingen.
[…]
Arthur Krön ist österreichischer Historiker an der University of Oxford.
Mehr Deutsche Welle!
Grad jetzt wo die US weniger Radio Free Europa machen, … Zufälle gibts…
Ich mein, das ist eben noch Journalismus.
edit: Auch die Nutzerkommentare sind bereits vollständig in dieser neuen Welt angekommen:
Hm, Leute über ihre Handies und ihren Wunsch nach einem Leben wie ein Europäer über “gelenkte soft power” im Sinne der eigenen Machtsphäre beeinflussen? Sign us up please!
Das Problem seien nur a. Die Leute/das Elektorat (sechs Upvotes) und b. dass die Autokraten und ihre Media Outlets im Moment die politische Erzählung von “Zukunft” dominieren.
Da müssen wir uns noch was überlegen.
Aber Gott sei dank, so der Konsens - gibt es noch die Historiker, die uns heute bereits aufzeigen, was die Bevölkerung morgen wählen soll.
Im Wertewesten.