A real broad shift

03. September 2022

Weil die “Zei­ten­wen­de” als selbst­re­fe­ren­zi­el­le Erklä­rung für alles gera­de wie­der Hoch­kon­junk­tur hat. (Hmmm, sweet Pro­pa­gan­da… Hm, so sweet…) Wie kams eigent­lich dazu? Also zur For­mu­lie­rung, zur Idee dahinter, …

[Kon­text zur Zei­ten­wen­de Rede im deut­schen Bundestag]

Tell us a litt­le bit about the set­ting and the atmo­s­phe­re in the cham­ber. Was this expec­ted at what point did you actual­ly rea­li­ze this was going to be not your ordi­na­ry session?”

Thank you very much, I think it was, it was clear from the begin­ning when the who­le ple­na­ry aro­se to give stan­ding ova­tions to the ukrai­ni­an ambassa­dor which is real­ly extra­or­di­na­ry, I mean you have to know that the­re is a kind of infor­mal code of con­duct that the government bench and the Län­der bench never rai­se, never give applau­se becau­se, it’s real­ly restric­ted to the mem­bers of par­lia­ment but all the ben­ches stood up and applau­ded of cour­se it was to the bra­ve peop­le of ukrai­ne but it was also to the bra­ve ambassa­dor, I mean who real­ly ral­lied for the cour­se of ukrai­ne for for mon­ths and it was seen at times as a pain in the neck in the chan­cel­le­ry and ano­t­her offi­cial insti­tu­ti­ons but he never gave up and I think we all know he was right to do so. The second moment was of cour­se when chan­cellor Scholz announ­ced the set­up of the defen­se fund of 100 bil­li­on and and with that clear­ly mar­king a fun­da­men­tal return of ger­man poli­tics on that so that that was I would say a revo­lu­ti­on in ger­man poli­tics in in a way it was a very late respon­se to a speech that federal pre­si­dent Gauck gave 2014 at the Munich Secu­ri­ty Con­fe­rence whe­re he cal­led for more ger­man respon­si­bi­li­ty in in and geo­po­li­tics but that’s I think a topic you Tho­mas know much more about, uhm.”

Bei 3:25 in.

Zuerst ein­mal zu den unwich­ti­gen Tei­len. Der tap­fe­re ukrai­ni­sche Bot­schaf­ter, ist nicht mehr im Amt weil er sich als Nazi-Verbrechen Rela­ti­vie­rer ent­puppt hat, klei­nes diplo­ma­ti­sches faux pas, das “nur” eine öffent­li­che Abur­tei­lung zur Fol­ge hat­te und spä­ter die Abbe­ru­fung. Das war der ers­te unwich­ti­ge Neben­aspekt, der zwei­te ist, dass Deutsch­land nicht Füh­rungs­stär­ke zei­gen woll­te, son­dern eigent­lich mit “die Ukrai­ne soll das ent­schei­den” über­aus zufrie­den war. (Schwach­sinn, sie­he Rammstein-Format in dem 40 Län­der das abge­nickt haben, was die US woll­ten (Kunst­stück, die Gesprä­che fan­den in Ramm­stein statt… Go figu­re.), und wenn die Ukrai­ne das Sel­be will, bekommt sie sogar Waf­fen! Lei­der muss die Ukrai­ne einen Auf­rei­bungs­krieg wol­len, bis Russ­land so geschwächt ist, dass dort meh­re­re Diens­te eine ech­te Opti­on für einen Regi­me­chan­ge sehen - toi, toi, toi -- aber das kann man ja für die Bevöl­ke­rung wie­der als “dass Russ­land das nie wie­der machen kann” reframen - geht halt nur dar­um, dass es den Leu­ten so dre­ckig geht, dass sie hun­gern und auf die Stra­ße gehen. Also wird jetzt von Sei­ten der Ukrai­ner erst­mal schön weitergestorben.). 

Die­se bei­den Aspek­te (durch­at­men) waren schon mal kom­plet­ter Bull­shit, der drit­te Aspekt ist aus mei­ner Sicht hier aber heu­te relevanter.

Es war bereits klar in wel­che Rich­tung es geht, als sich der gesam­te Ple­nar­saal erhob und sich zu Stan­ding Ova­tions hin­rei­ßen hat las­sen.” Die Regie­rungs­bank und die Länder-Vertreter Bank haben sich eben­falls erho­ben und flei­ßig mitgeklatscht.
Das Par­la­ment war zu dem Zeit­punkt voll besetzt (wirkt dann besser).
Das sei “unge­wöhn­lich”, denn einem infor­mel­len Code of Con­duct nach ist es eigent­lich nur den Par­la­ments­mit­glie­dern gestat­tet laut Zustim­mung, oder Miss­fal­len zu zei­gen, dh. zu klat­schen. Was für ein infor­mel­ler Code of Con­duct das ist? 

Das Haus­recht des deut­schen Parlaments.

Was für ein uner­hör­ter Zufall, dass das an dem Tag bei voll­be­setz­tem Haus gebro­chen wur­de, … Kam bes­ser in den Fernsehbildern.

Die Rede selbst wur­de am 27.02. gehal­ten. Damit stellt sich fol­gen­de Fra­ge (sie­he fett her­vor­ge­ho­be­ne Passage):

With all the comments that were after - wit­hin the last weeks, mon­ths and even years about the com­mu­ni­ca­ti­on skills and tests of Mr Scholz - you know he’s from ham­burg like I am and - I’ve been knowing him for years, I was not so sur­pri­sed that some other mem­bers of the social demo­cra­tic par­ty that he’s in, in deman­ding situa­tions he’s able to do to work this out, but this was tru­ly a super important moment whe­re he mana­ged, uhm, to to put this all into into one act of com­mu­ni­ca­ti­on, obvious­ly it was very well ope­ra­tively worked on wit­hin the coali­ti­on, uhm, it was too detail­ed not to do so, so it was­n’t just a one-man speech without any, uhm, any work bet­ween the par­ties befo­re that, uhm, so the­re ever­y­bo­dy was knowing what he was doing at that time so um and he was right, uh, he was right the world is not, uh, is not the same not only becau­se the attack of uhm, on ukrai­ne but also becau­se the social demo­cra­tic par­ty being the par­ty that is, uh, which, uh, which the the chan­cellor at this point in this very important point is a mem­ber of, would have to accept as well that the world has chan­ged but what does this…”

You said ever­y­bo­dy knew it - it see­med from fol­lowing it on tele­vi­si­on that many in the ger­man bun­des­tag did­n’t know this was com­ing the sur­pri­se in the cham­ber see­med pal­p­a­ble. Was it a sur­pri­se to many of even the social demo­cra­tic cau­cus becau­se this has been pre­pa­red, but the events unfol­ding sin­ce the inva­si­on have been so fast-paced that I ima­gi­ne the coor­di­na­ti­on is in a small coali­ti­on cir­cle so it’s it see­med to me that this - the­re must have been dyna­mics going on in social demo­cra­cy its­elf.

So you’­re tal­king about the 100 bil­li­on euro fund?”

I’m not just tal­king about that the­re is a cour­se cor­rec­tion of rus­sia poli­cy, there’s a cour­se cor­rec­tion of ener­gy poli­cy vis-a-vis rus­sia and there’s a cour­se cor­rec­tion of defen­se poli­cy with lar­ge impli­ca­ti­ons on nume­rous for­eign poli­cy issu­es as well so take me into the cham­ber and your con­ver­sa­ti­on with your colleagues.”

Well first of all, uh, the­re is no dif­fe­rence bet­ween the social demo­crats, the greens and the libe­rals at this point, so in details of that speech may­be … don’t take me, don’t quo­te me on this one, but may­be a dozen peop­le in the room knew what was com­ing in detail in that speech, maybe.”

Bei 19:15 in.

Also - für eine Zei­ten­wen­de brauchst du drei Tage, ein voll­be­setz­tes deut­sches Par­la­ment, bei dem die Leu­te für den Tag ein­ge­la­den und gebrieft wur­den zu klat­schen (man hat ihnen gesagt, sie dür­fen das an dem Tag, auch wenn sies nor­ma­ler­wei­se nicht dür­fen), den tat­säch­li­chen Inhalt der Rede kann­ten zu dem Zeit­punkt an dem sie gehal­ten wur­de aber nur ein knap­pes dut­zend Personen.

Dh. ver­knappt - wenn du eine unge­nan­ne­te Schutz­macht Euro­pas bist und einen Rat­schlag von mir hören woll­test, bräuch­te es für eine Zei­ten­wen­de zwölf Ein­la­dun­gen zu Abend­essen. Und einen rus­si­schen Angriffskrieg.

Da willst du doch “Zei­ten­wen­de” heu­te als Begrün­dung für eh alles hören, oder?

DIESE GESELLSCHAFT IST DAS LETZTE. FICKT EUCH IHR WICHSER, SCHWEINE, ARSCHLÖCHER, SÄUEDRECK.

Und viel­leicht noch als klei­ner PR Tipp:

Das Exper­ten­pa­nel das das für unse­re trans­at­lan­ti­sche Freun­de inner­halb des Ger­man Mar­shall Fund of the United Sta­tes reflek­tiert und auf­be­rei­tet, soll­te natür­lich auch die Exe­cu­ti­ve Direc­tor (fema­le) for Euro­pe and Eura­sia, der Open Socie­ty foun­da­ti­on beinhal­ten. Das hilft enorm dabei, dass die Panel­teil­neh­mer ein unge­fäh­res geis­ti­ges Frame haben, was sie sagen dür­fen und was nicht. Sie­he Jef­frey Sachs, der nicht mehr bei Pro­ject Syn­di­ca­te ver­öf­fent­li­chen kann. (Wer hier nach Gemein­sam­kei­ten sucht, und bei bei­den den sel­ben Inhaber/Sponsor fin­det, darf ihn behal­ten. Ich bin ja nicht ver­rückt das hier zu kri­ti­sie­ren, ich sag nur wies gelau­fen ist.)









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