Der Umschlag (Hocus Pocus Junior)

12. September 2022

or how to ensu­re per­fect compliance.

Maisch­ber­ger: Sie haben das letz­te Mal hier geses­sen - das war der 23. Febru­ar. Das war der Abend vor dem Kriegs­aus­bruch. Sie haben nicht gesagt was pas­sie­ren wür­de, aber man hat­te das Gefühl sie wis­sen es - also wie­viel wuss­ten sie genau von die­ser Nacht - was pas­sie­ren würde?

Habeck: Ja ich erin­ner’ mich sehr genau an den Abend, auch an unser Gespräch und es war so, dass ich davor, am Nach­mit­tag ein ame­ri­ka­ni­sches Regie­rungs­mit­glied im Minis­te­ri­um [Bun­des­mi­nis­te­ri­um für für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz] hat­te und das wur­de beglei­tet von der übli­chen Entou­ra­ge die da so dabei ist, unter ande­rem auch den Mit­glie­dern von Sicher­heits­diens­ten, die über­ga­ben mir dann einen Umschlag und sag­ten dann - “Lies das mal heu­te Nacht, heu­te wird das pas­sie­ren…” und ich hab das noch auf der Fahrt hier­her [ins Stu­dio] gele­sen und das waren schon sehr deut­li­che Hin­wei­se - und dann pas­sier­te es ja auch. Also ich hat­te das Gefühl wir hat­ten hier so einen his­to­ri­schen Moment am Vor­abend des Krie­ges und [ich] kann mich auch noch an den Kloß im Hals erin­nern als ich hier bei ihnen saß.

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Ste­phen Kot­kin: Yes, all the capi­tols in euro­pe were sur­pri­sed all the capi­tols in asia were sur­pri­sed, the chat­te­ring clas­ses were sur­pri­sed. The estab­lish­ment in rus­sia which was out of the loop, they were also sur­pri­sed. And of cour­se many peop­le in the ame­ri­can estab­lish­ment were sur­pri­sed, but not the intel­li­gence agen­ci­es. And what we did, through the intel­li­gence agen­ci­es was, we shared real-time intel­li­gence with our euro­pean allies showing them rus­si­as capa­bi­li­ties and pos­si­ble inten­ti­ons, and pre­dic­ting that they would inva­de, and it tur­ned out that our intel­li­gence agen­ci­es, along with the bri­tish nai­led this. And their sharing of infor­ma­ti­on, first with our allies and then publicly, ral­lied the sup­port of the west in a real­ly big way and so kudos to the intel­li­gence agen­ci­es who’­ve taken a bea­ting late­ly in the past cou­p­le of deca­des over iraq and many other issu­es, they nai­led this one, they had Putins number.
[…]
Peter M. Robin­son: So Ste­phen that actual­ly - I hadnt thought of that, of cour­se, the rea­son to talk to you is becau­se of I havent thought of any of this - but that, right from the get-go the United Sta­tes appeared some­thing that it hasnt appeared for a long time, com­pe­tent. Com­pe­tent. Our guys knew what they were doing. That turns out to have been important for the who­le psy­cho­lo­gy of this from the very get-go, is that right?

Kot­kin: Yes.

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Um hier ein paar Din­ge festzuhalten.

Das zwei­te Zitat stammt aus dem Dia­log bei der Hoo­ver Insti­tu­ti­on in dem Ste­phen Kot­kin acht Tage nach dem Krieg das Haupt­nar­ra­tiv für die Bevöl­ke­run­gen welt­weit kre­iert hat. Jede Fern­seh­show, jede Exper­ten­run­de - im gesam­ten deutsch­spra­chi­gen Raum, hat­te dem nichts mehr hin­zu­zu­fü­gen. Die­ses Gespräch ist das Haupt­nar­ra­tiv unse­rer Gesell­schaft in sei­ner Gesamtheit.

Die Brie­ferl Zusteck Geschich­te wur­de bei uns in den Medi­en erst­mals bei Lanz am 24.02. bekannt.

Im Ill­ner Inter­view gabs jetzt ein Update zu den kon­kre­ten Umstän­den - die lie­fen also wie folgt -

Der US Geheim­dienst, deklas­si­fi­ziert als geheim ein­ge­stuf­te Infor­ma­ti­on nahe­zu in Echt­zeit um sie dann in ein Brie­ferl zu ste­cken, das einem Geheim­dienst­mit­glied in der Entou­ra­ge eines US ame­ri­ka­ni­schen Regie­rungs­mit­glieds mit­ge­ge­ben wird, der das bei einem zuvor anbe­raum­ten Tref­fen, dem deut­schen Wirt­schafts­mi­nis­ter in einem Umschlag zusteckt, wäh­rend er ihm zuraunt “Mach det heu­te Abend auf.”.

Habeck, der inne­re Revo­lu­zer der er ist, macht det aber schon im Auto auf dem Weg ins Fern­seh­stu­dio auf - und ist jetzt am his­to­ri­schen Tag, die Kasan­dra, die alles kom­men sehen hat, wäh­rend sie noch nichts sagen konnte.

Was sich tief in sein emo­tio­na­les Kor­sett ein­ge­brannt hat, die Ver­ant­wor­tung, die Öffent­lich­keit die sich auf mich ver­läßt. Das Brie­ferl in dem Umschlag nur für mich!

Drei Tage spä­ter, am 27.02. gibt es die Zei­ten­wen­de Rede im Bun­des­tag von der ein dut­zend Per­so­nen den Inhalt kann­ten bevor sie ver­le­sen wurde.

Und am 04.03. weiß Kot­kin, dass das für die Psy­cho­lo­gie des “ver­ein­ten Wes­tens” aus­schlag­ge­bend war, dass die US Diens­te ihre Infor­ma­tio­nen nahe­zu in Echt­zeit deklas­si­fi­ziert und dann geteilt haben (zuerst mit deut­schen Ent­schei­dungs­trä­gern, und dann mit der Öffentlichkeit).

Bei die­ser Abfol­ge an Ereig­nis­sen stel­len sich mir zwei zyni­sche Fra­gen. Gabs danach noch ein Nach­ha­ken, ob Habek auch wei­ter sol­che Brie­ferl haben möch­te? Und was macht der deut­sche Ver­fas­sungs­schutz eigent­lich in einem sol­chen Fall? Nach­fas­sen, wo man die Umschlä­ge her­be­kommt, denn die waren ja außer­or­dent­lich schön und qua­li­ta­tiv hoch­wer­tig, oder…?

Eine drit­te zyni­sche Fra­ge, wenn sie mir erlaubt ist - wie kommt man an die Tak­tik das über einen ver­sie­gel­ten Umschlag zu tun? Hat man zuvor “Hocus Pocus Juni­or” gele­sen, oder…

Geht noch weiter.

Wir erin­nern uns an den öffent­li­chen Auf­schrei, als die Ukrai­ne den Mit­glieds­staats­kan­di­da­ten Sta­tus über­reicht bekom­men hat, und Macron und Scholz sich das Lächeln für die Fotos mit Bedacht aufs Gesicht zau­bern muss­ten? Als die Bevöl­ke­rung dann erst mal mehr­heit­lich mit “was zur Höl­le” reagiert hat?

Auch da gibt es eine unglaub­lich inter­es­san­te Vorgeschichte.

Zuerst ein­mal die Überleitung:

Rode­rick Par­kes | DGAP - Ger­man Coun­cil on For­eign Rela­ti­ons:

I arri­ved back in Ber­lin a cou­p­le of years ago and the the sort of for­eign poli­cy deba­te here felt very fami­li­ar from from you know years of [unin­tel­li­gi­ble] and the­re were pro­bab­ly sort of four uhm cha­rac­te­ris­tics when it came to frank­ly avoiding the the big­ger pro­blems and known choices with with glo­bal affairs, uhm a ten­den­cy to to throw money at a pro­blem and think it was going to be sol­ved, a reli­an­ce on cer­tain part­ner coun­tries to take the big decisi­ons like fran­ce uhm, fail­u­re to draw con­struc­ti­ve les­sons from histo­ry and I guess also - and abo­ve all a ten­den­cy to defer dif­fi­cult decisi­ons until frank­ly the­re were no other opti­ons left and the the big um speech that Olaf Scholz gave decla­ring a Zei­ten­wen­de uhm, see­med to mark a chan­ge in all of the­se things - but 10 days down the road I see all of tho­se traits still the­re i’m afraid. 

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GCFR oder ECFR (Think­tanks) wie er leibt und lebt, immer das Gegen­teil euro­päi­scher Inter­es­sen ver­tre­tend. Soweit zur Einleitung.

Zwei Sät­ze später:

Loo­king at what’s hap­pe­ning in Ukrai­ne, Fran­ce went in with a plan and isn’t pre­pa­red to tear it up and Ger­ma­ny did­n’t go into the plan and is you know pre­pa­red at most to set accents to - to what Fran­ce wants um so you know it’s very much the french agen­da when it comes to this sort of mix of euro­pe, sort of french geo stra­te­gies super sized onto an EU level, mixed in with with EU -- with french indus­tri­al poli­cy uhm the­re is I think a bit of a ray of hope the­re though we’­re loo­king sort of until after the end of the french [EU] pre­si­den­cy to the czech and the swe­dish pre­si­den­ci­es whe­re we think that you know both of the­se coun­tries will expect Ger­ma­ny uhm to be in the seni­or role rather than the juni­or part­ners of Fran­ce um and we’­ve got visits from the czech prime minis­ter com­ing up in a cou­p­le of weeks real­ly to push the ger­mans on uhm for­eign poli­cy on euro­pean soli­da­ri­ty on, con­di­tio­na­li­ty around rule of law to Poland, Hun­ga­ry et cete­ra all the dif­fi­cult choices uhm, but nevertheless you can see a sort of uhm abdi­ca­ti­on to fran­ce at the moment of big poli­ti­cal decisions.

Third­ly rela­ti­ons wit­hin the neigh­bor­hood, uhm the­re i’d say you know the fail­u­res to draw um the right les­sons from from histo­ry. When we sort of asked poli­cy­ma­kers here about uhm whe­ther they were open to the idea of ope­ning up a sort of um mem­bers­hip per­spec­ti­ve for Ukrai­ne, Mol­d­o­va, Geor­gia we got a lot of sort of pseudo-sophisticated ans­wers why that would­n’t um be a good idea, uhm, sort of pseu­do geo­po­li­tics and qui­te a lot of them were around the wes­tern bal­kans as well say­ing, well we can’t sort of disen­fran­chise them by favo­ring the eas­tern neigh­bour­hood. So we put them in the room with peop­le from the wes­tern bal­kans who said -- actual­ly we think that, you know, the best way you can give pro­of to the ukrai­ni­ans that a mem­bers­hip per­spec­ti­ve mat­ters is by com­ple­ting the mem­bers­hip um of the wes­tern bal­kans and moving ahead on tri­cky things like, you know reco­gni­ti­on of Koso­vo, if not now then when and so once we pres­sed them - what it real­ly came down to was a fear of esca­la­ti­on and a fear of repea­ting what hap­pen­ed in 2013, 2014 uhm whe­re ger­mans belie­ved that the offer of an asso­cia­ti­on agree­ment to ukrai­ne that trig­ge­red um uh geo­po­li­tics the­re uhm foot­no­te on this and this comes back to some­thing that you said Sophie uhm whe­re the­re is perhaps a good rea­son for the EU to tread care­ful­ly on sanc­tions and on enlar­ge­ment, then with an eye to the sou­thern neigh­bor­hood, which loo­ks at the EU and accu­ses it at the moment of sprea­ding insta­bi­li­ty becau­se of its sanc­tions and focu­sing in an unfair way on its eas­tern flank and not you know giving the same uh to to the south um does that deba­te appe­ar in ger­ma­ny at all? As far as I can see not - it’s very euro­centric it’s very east-west rather than north south.

Ein­schub, der letz­te Satz ist ver­klau­si­liert für “die US inter­es­sie­ren sich eher nicht für euro­päi­sche Nord-Süd Bezie­hun­gen, die wol­len, dass in der Brei­te (east-west) was wei­ter­geht.”. Für die dies nicht wissen.

Bonus:

Uhm final­ly, final­ly um rela­ti­ons to Chi­na which you also asked about um, uh here right here I think we’­re in the clas­sic thing of Ger­ma­ny allowing every other opti­on to clo­se down befo­re it makes a dif­fi­cult, uh choice so initi­al­ly the­re was qui­te big talk around um poli­cy­ma­kers here about sort of some big kissinger-like move whe­re we reach out to chi­na over the heads of the rus­si­ans and open a new flank um for rus­sia the­re when we said obvious­ly that’s unrea­listic um and said to peop­le here you need to make choices you need to enga­ge the chi­ne­se if you want them and you need to tell them what it is that you want from a sett­le­ment in Ukrai­ne they were unab­le to do it um so you know for me I think it’s it’s a sort of clear choice of ger­ma­ny sit­ting on its hands until essen­ti­al­ly all the big choices are taken for them and then being for­ced to sort of enga­ge with with Chi­na um I I’m finis­hed with that it’s easy of cour­se for me to sit the think tank and cri­ti­ci­ze from from the side­li­nes um and -- you’­re very wel­co­me to ask me what the solu­ti­on is but you know last thought, the­re is no good solu­ti­on, all solu­ti­ons are bad and that’s why poli­ti­cal lea­ders­hip is is nee­ded at the moment and i’m afraid that’s that’s pro­bab­ly still mis­sing i’m sor­ry to have been so long.

Thank you very much Fre­de­rick very inte­res­ting points brought up […]

src: click (Die ers­ten 15 Minu­ten sind relevant.)

Da hast du als deut­sche Regie­rung Auf­schub­ar­gu­men­te plat­ziert die die Zeit ver­schaf­fen zu son­die­ren und zu über­le­gen, und schwups grätscht dir der GCFR rein, orga­ni­siert Mee­tings und Hocus Pokus Juni­or, hast dus nicht gese­hen, hast du den Out­co­me, der mich im letz­ten Bei­trag zu einem veri­ta­blen Aus­bruch ver­an­lasst hat.

Fickt euch ihr Schwei­ne, fickt euch ihr Wich­ser, fickt euch ihr Dreck, fickt euch ihr Arschlöcher.

Die­se Gesell­schaft ist das abgrund­tief Letzte.

Hocus Pocus. Junior.









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