BZ: Was macht das Collège d’Europe überhaupt?
Martin Sonneborn: Es ist die zertifizierte Kaderschmiede der EU, in der der personelle Nachwuchs für ihren administrativen Speckbauch aufgezogen wird. Nominell „unabhängig“, aber jedem der gängigen EU-Narrative aufs Devoteste verschrieben. Und mit einer offen transatlantischen Schlagseite versehen, die nachgerade widersinnig und zutiefst uneuropäisch ist. Als „Europäisches Kolleg“ sollte das Haus am Humboldtschen Ideal autonomer Wissenschaft und kritischer Forschung sowie der Vermittlung von Perspektiven & Interessen der EU ausgerichtet sein - nicht am Wissenschaftsbegriff und den geopolitischen Sichtweisen der USA. Mogherini aber ist sehr stark an den USA orientiert: sie ist nicht nur Treuhänderin der „International Crisis Group“ und Fellow des „German Marshall Fund“, sondern in ihrer bisherigen Amtszeit in Brügge tatsächlich nur ein einziges Mal aufgefallen, als sie das akademische Jahr 2023 nicht (wie vorgeschrieben) nach einem „herausragenden Europäer” - zuvor waren es etwa Leibniz, Da Vinci, Aristoteles, Voltaire gewesen -, sondern nach der US-amerikanischen Außenministerin, geopolitischen Strippenzieherin und Kriegsmitverbrecherin Madeleine Albright benannt hat, deren Portrait übrigens überdimensioniert in Mogherinis Rektorinnenzimmer
hängt[hing].
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edit: Es gibt aber natürlich auch wieder gute Nachrichten die NZZ hat wieder einen aufstrebenden, jungen ukrainischen Schriftsteller entdeckt, der gefördert werden muss.

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