Dass die Wallenberg Reden immer genauso wichtig wie die von Churchill sein müssen…
Dazu [zur Rede vom 22. November 2023] die Luzerner Zeitung:
«Business und Politik müssen zusammenarbeiten», wirtschaftlich sei Europa gegenüber den USA und China schon weit ins Hintertreffen geraten, und 2030, das Jahr, das sich Europa in Bezug auf viele wichtige wirtschaftspolitische Ziele, vom Klima über die Energieversorgung bis zur Digitalisierung, als Meilenstein gesetzt habe, sei schon «alarmierend nahe».
Den fünf Handlungsfeldern, die Wallenberg am runden Tisch mit den Chefs der 60 grössten europäischen Industrie- und Technologiefirmen erarbeitet hat, ist der praktische Nutzen in der Tat nicht abzusprechen. Vollendung des europäischen Binnenmarktes durch weniger Harmonisierung und einfachere Regulierung. Mehr Innovation durch einfachere Zulassungsprozesse und mehr staatliche Förderung. Weniger CO2 durch mehr staatliche Investitionsprogramme nach amerikanischem Vorbild und weniger Vorschriften. Mehr staatliche Vorleistungen zum Aufbau des 5G-Mobilfunkstandards. Und mehr (staatliche) Investitionen in die Bildung und Fortbildung der Arbeitnehmenden, von denen viele durch den Vormarsch der künstlichen Intelligenz ihren Job verlieren könnten.
Was Wallenberg nicht sagt
Plausibel ist auch Wallenbergs Mahnung, dass die Umsetzung dieser Massnahmen von grosser Dringlichkeit ist. Es ist ein Fakt, dass Joe Bidens Subventionswirtschaft auch viele Investitionen aus Europa anlockt, die der schwächelnden Wirtschaft auf dem alten Kontinent zweifellos gut anstünden. Doch dann sagt Wallenberg auch ehrliche Sätze wie den, dass es für ihn als Eigentümer von Unternehmen fundamental wichtig sei, deren individuelle Wettbewerbspositionen zu verbessern. Dass er dies im Zweifel auch auf Kosten der Wettbewerbsfähigkeit Europas tun würde, sagte Wallenberg nicht, aber man konnte es zwischen dem Gesagten heraushören.
Erfolgreiche Geschäftsleute sind gut darin, sich auf jede gegebene Situation einzustellen. Aber erfolgreiche Geschäftsleute sind definitorisch weniger gut darin, für die Allgemeinheit zu denken. Das «Schwedische Modell», das den sozialen Ausgleich und die Förderung von Innovation und Forschung lange Zeit mit hohen Steuersätzen zu erzwingen versuchte, hat den Reichtum der Wallenbergs offensichtlich nicht geschmälert. Nun scheint dieses Modell gerade spektakulär auseinanderzubrechen. Für Jacob Wallenberg war das in Zürich nicht der Rede wert.
src: click (Luzerner Zeitung)
Grüße, bitte.
Gut, warum erwähn ich das gerade jetzt? Nun, folgender Artikel ging gerade bei der NZZ online:
Europäer seien fauler als Amerikaner, sagt Norwegens Ölfonds-Manager Nicolai Tangen. Hat er recht?
Der norwegische Staatsfonds gehört zu den grössten Investoren der Welt. Amerikanische Unternehmen werden für ihn immer wichtiger.
[…]
Dieses Jahr wählen die Amerikanerinnen und Amerikaner zudem einen neuen Präsidenten. Die Aussicht, dass Donald Trump die Wahl gewinnen könnte, beunruhigt Tangen. Auf die Anlagestrategie des Fonds werde der Ausgang der Wahlen jedoch keinen Einfluss haben. «Wir investieren in Amerika langfristig in grossartige Unternehmen, und fast die Hälfte unserer Vermögenswerte ist dort.» Das werde sich nicht ändern.
src: click (NZZ)
Allerdings Grüße von einem Faulen, die werden wohl nicht ankommen…
Kontext:
Jacob Wallenberg, the chairman of Investor AB, shared his views on the debate around global warming while at the World Economic Forum in Davos this week. Speaking to Swedish newspaper Svenska Dagbladet, Wallenberg defended Greta Thunberg, the 17-year-old Swedish climate activist, after U.S. President Donald Trump and others at Davos criticized her.
“She’s relevant,” Wallenberg said. “She says what she thinks and puts pressure on decision makers. It’s our job to be able to handle such questions.” “It’s not up to her to provide solutions,” Wallenberg said. “She challenges others and holds their feet to the fire. You have to respect her for that.”
src: click
Siehe auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Raoul_Wallenberg
Und das Haaretz opinion piece von Eduardo Eurnekian und Baruch Tenembaum. [Eduardo Eurnekian is chairman of the International Raoul Wallenberg Foundation, and Baruch Tenembaum is its founder.]:
edit: Falscher Link beim NZZ Artikel, korrigiert.