Halb verlogen schon, aber immerhin - das muss man feiern!
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Der Standard ist gerade draufgekommen, dass der Russe keine großen Offensiven mehr schickt, weil die durch Drohnenaufklärung zu einfache Ziele sind!
Wenn der Standard jetzt noch draufkommt, dass die Umstellung der Russen auf kleinteilige Kriegsführung die Antwort darauf war…
Aber nein…
Also, im Kurzdurchlauf.
Kleinteilige Kriegsführung mit Späh- und Sabotagetruppen gefolgt von Infanterie bedeutet, wir sind weit, WEIT entfernt von 4-6:1 Verlusten auf der Angreifer Seite.
Ergo - auch der Russe spart Personal.
Warum?
Baumreihen. Regen. Abendrot. Nacht (mit Planen die für ne Zeit die Infrarotstrahlung abhalten), Motorrad Kamikaze Brigaden - um zu sehen wo die Verteidigung durchlässig ist. Behemotpanzer mit Stachelpanzerung, die gegen normale FPV Drohnen mehr als einen Angriff durchhalten, FALLS sie mal Truppen konsolidiert verlagern…
Und was bedeutet das, wenn der Russe nicht mehr 4:1 Equipment und Leute verliert? Genau, er kann den Krieg militärisch noch endlos weiterführen.
Wenn da die russische Wirtschaft mitmacht.
Und was bedeutet das für die Ukraine? Rekrutierungsprobleme, aber ggf. durch wenig Personalverlust “eingehegt” (ich trau mich nicht die Zahlen zu bewerten die ne negative Rekrutierungsquote in der Ukraine nahelegen). Auch sie hat viel Zeit - denn sie verliert langsam.
Enter Markus Reisner im Interview:
Wirklich entschieden, so Reisner, werde die Frage über Erfolg oder Scheitern der russischen Sommeroffensive aber ohnehin erst im Herbst, wenn weite Teile der Ukraine so wie jedes Jahr im Schlamm versinken: “Wenn die Russen bis zur ‘Rasputiza’ (Schlammperiode, Anm.) keine Trophäe wie Kupjansk, Kostjantyniwka oder Pokrowsk erobern, ist ihre Offensive gescheitert. Momentan sieht es nicht so aus, als würde ihnen das noch gelingen.”
Korrekt, eine Schlüsselstadt hätten sie zum Überwintern und Ausrichten der nächsten Sommeroffensive gut gebrauchen können.
Jetzt zu den Lügen:
“Die Ukraine hat ihren Mangel an Personal erfolgreich durch den Einsatz von Drohnen kompensiert und den Sommer so für sich entschieden”, sagt Analyst Markus Reisner von der Theresianischen Militärakademie. Zwar seien ihre Stellungen aufgrund zu weniger Soldaten zunehmend ausgedünnt, der Raum zwischen den einzelnen Posten werde aber von der Luft aus sehr effektiv überwacht. So gelingt es der Ukraine nach wie vor, russische Vorstöße zumindest zu verzögern: “Das Kalkül lautet, kleine Geländeabschnitte gegen große Verluste der Russen einzutauschen.”
Hat die Ukraine doch schon wieder einen Sommer durch massig Gebietsverluste gewonnen.
Bloß 1600 Quadratkilometer, also etwa die vierfache Fläche Wiens, stehen hunderttausenden Gefallenen und Verwundeten gegenüber.
Gefallene und Verwundete bedeutet bei einer rate von 1:4 und einer von der Ukraine veröffentlichten Phantasiezahl von - 299210, 75k Tote. Die Ukraine überreportet die immer mit ner Tendenz zum Doppelten, aber wenn wir mal gnädig sind und nur ein overreporting von einem Drittel annehmen - sind wir bei 52k Toten. Russlands Recruitment liegt bei 30k neuen Rekruten pro Monat.
1600 Quadratkilometer gain per Sommeroffensive inkludieren noch nicht die gains von Jänner bis April.
Gains per Year sind in etwa 4300 km².
vgl:
In the northeast, Russia’s operations to encircle Kupiansk since November 2024 have captured approximately 500 square kilometers. Along the entire front line, Russia has captured less than 5,000 square kilometers since January 2024. By April 2025, Russian territorial gains had slowed down, with Russian ground forces seizing an average of roughly six square kilometers per day.29
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ISW assesses that Russian forces gained a total of 1,910.39 square kilometers of territory in Ukraine in May, June, July, and August 2025
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5992 km² von Donetsk sind noch unter ukrainischer Kontrolle.
6768 km² von Zaporizhzhia sind noch unter ukrainischer Kontrolle.
Bedeutet, wenn Russland noch zwei Jahre auf dem Niveau durchhält - haben sie einen Oblast - und könnten ihre Kriegsziele durch Verhandlungen erreichen. Also gerechtfertigt. Was wieder die Ukraine nicht annehmen wird, aber - andere Geschichte.
Russian forces have suffered 299,210 casualties since January 2025.[1] (laut Ukraine) ISW assesses that Russian forces gained a total of 1,910.39 square kilometers of territory in Ukraine in May, June, July, and August 2025, and the Ukrainian General Staff’s daily Russian casualty reports indicate that Russian forces suffered 130,160 casualties in that same time frame, averaging to 68 casualties per square kilometer seized between May and August 2025.
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Warten auf die nächste Innovation
Wer von den Kriegsparteien das Drohnenpatt an der Front zuerst aufheben kann, vermag Reisner nicht vorherzusagen. Sowohl Russland als auch die Ukraine arbeiteten intensiv an der Entwicklung neuer Systeme: “Der nächste Schritt könnte ein kinetisches System sein, etwa eine schnellfeuernde Maschinenkanone, die die per Glasfaserkabel gesteuerte Drohnen vom Himmel holt.”
Das Warten auf die Wunderwaffe…
Was der Standard den Lesern natürlich wieder verschweigt, und der Reisner nicht dazu sagt:
- Das encirclement von Städten in der Tiefe hat den Sinn die Versorgungsrouten über Drohnen abzuschneiden. Dh. auch diese kleinen Vormärsche, haben auf Dauer große Wirkung, wenn sie richtig angelegt sind. Dh. dass Russland weiter vorankommt und seis auch nur langsam - ist für bestimmte neuralgische Punkte die sich nicht so gut verteidigen lassen, wie eine Stadt - ganz und garnicht gut.
Das gilt auch für die Russen, die diese Punkte dann halten müssen.
- Insgesamt kommt Russland immer noch so schnell voran, dass man in zwei Jahren Donezk erobert haben wird, wenn wir rein die Geländegewinne fortschreiben.
Zwei abers - erstens, bei der Eroberung von Großstädten tut sich Russland schwer, und Donezk hat davon noch einige - und deshalb haben sie aktuell auch einen Teilfokus auf die Eroberung von Gelände in Zhaporiza gelegt.
Dh. ein Halten der Quadratkilometerquote ist immer noch wahrscheinlich, wird aber auf Dauer schwieriger. (Irgendwann muss man die Städte in Donezk angehen).
Nur - in der Standardberichterstattung - und beim Reisner bekommt das Ganze dann solche Stilblüten:
Gigantische Verluste
Stimmt die Zahl auch nur annähernd, übersteigen allein die russischen Verluste seit Beginn der Sommeroffensive im April den Gesamtpersonalstand der deutschen Bundeswehr.
*rofl*
(“[…]in May, June, July, and August 2025, and the Ukrainian General Staff’s daily Russian casualty reports indicate that Russian forces suffered 130,160 casualties [Tote und Verwundete, von den Verwundeten [1:4 Ratio] wird ein Großteil nach 5 Monaten wieder in die Armee recycled (schlechte Wortwahl, sorry)] in that same time frame”)
Seit dem Frühling hat die russische Armee gerade einmal 0,3 Prozent des ukrainischen Territoriums hinzugewonnen.
*rofl* Russland will nicht die ganze Ukraine - 12700 Quadratkilometer mehr würden denen schon reichen. Also laut ihren Friedensangeboten.
Geht es nach Keith Kellogg, Donald Trumps Ukraine-Beauftragtem, blickt Putin aber gerade deshalb in diesem Herbst nicht etwa einem Sieg, sondern einer Niederlage entgegen. Der Preis für Russlands minimale Gebietsgewinne sei auf lange Sicht nämlich schlicht zu hoch, sagte der pensionierte US-Generalleutnant vergangene Woche bei einem Besuch in Kyjiw.
Und glaubt man dem US Finanzminister, hat die Ukraine den Krieg schon verloren - räusper:
President Trump, Vice President Vance had a very productive call with EU President Ursula von der Leyen on Friday. She followed up with a call with me uh and we are talking about what can the two uh EU and the US do together and we are prepared we are prepared to increase pressure on Russia but we need our European partners to follow us because if the US and the EU do this together we are in a race now between can the how long can the eur Ukrainian military hold up versus how long can the Russian economy hold up. And if the US and the EU can come in, do more sanctions, secondary tariffs on the countries that buy Russian oil, the Russian economy will be in full collapse and that will bring President Putin to the table.
Jetzt braucht man dafür noch soviel Hintergrundwissen, dass man weiß, dass Keith Kellogg von Trump geschaßt wurde - und aktuell mehr so als ein Botschafter des guten Willens agiert (der darf mittlerweile auf Yes Konferenzen reüsieren…): Ukrainian envoy Keith Kellogg breaks with Trump, calls Zelenskyy a ‘courageous leader’
Und dann hat man eigentlich schon alle Lügen beisammen, die der Reisner mittlerweile so verbreitet.
Also der Standard laut Reisner.
An der Stelle vom Reisner würd ich beim Standard mal anrufen um zu fragen was die so geschluckt haben - falls das der Tonalität nach nicht sein Fazit war.
Denn wenn der Reisner mit der 0.3% Nummer hausieren geht - brauch ich mir seine Interviews nicht mehr anhören - dann schieb ich den einfach von der brauchbar in die Ukraine Propagandisten Sparte in der virtuellen Excel Tabelle meines Hirns.
NIEMALS NIE WIRD RUSSLAND NOCH 6000 KM2 NEHMEN!
Nach den - ehm 4300+ km2 in diesem Jahr, wobei der Russe dabei noch schnell Kursk wieder befreien musste.
Bei letztens im Schnitt 6 km² gains pro Tag - wenn du dem ISW folgst, was nur noch 2000 km² pro Jahr sind. Aber das ISW rechnet erfahrungsgemöß immer die Ukraine schön - durch cherrypicking der entsprechenden Perioden bei denen Russland versucht hat Städte zu nehmen -- also sinds für Russland wahrscheinlich 3000 km² im Jahr bei aktueller Leistung, wobei wir uns nächstes Jahr wieder wundern werden warums 4000 - wie dieses Jahr sind.
Fazit: Sind die Zahlen nicht groß (also nur 10x die Fläche Wiens pro Jahr) -- feiert der Spin im Standard fröhliche Feste.
Nur, wie steigt da jetzt der normale Standardleser dahinter?
edit: Revised, better numbers (better source).
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(Also, it is highly likely - that deepstate currently isnt telling the entire story in Pokrovsk (reporting essentially stopped for the past month, only greyzone was allowed to advance).)
https://kyivindependent.com/steady-gains-heavy-losses-assessing-russias-summer-campaign-in-ukraine/
Russian territorial gains in 2025 (since January) = 2950 km² + 300 km² for September = 3250 km²
Plus averaged 200 x 3 for the rest of the year = 3850 km², not 4300 km² as estimated.
If average remaining projection would hit 300 km² per month (as in 10 not 6 km² per day), figure would rise to 4150 km². Monthly average figure for those remaining three months in 2024 hit 540 km² (and always stayed above 300).
Russian territorial gains in 2024: 4168 km²
src: https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-december-31-2024
edit: Es gibt aber natürlich auch wieder gute Nachrichten:
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