Andere Journalisten, so etwa Eliot Higgins, der das Investigativportal Bellingcat ins Leben gerufen hat, glauben den Schilderungen von Seymour ebenfalls nicht. So kritisiert er vor allem, dass der Journalist sich lediglich auf eine Quelle beruft. Auch der Open-Source-Intelligence-Journalist H.I. Sutton zweifelt die Schilderungen von Hersh an. Seymour Hersh gewann 1970 den Pulitzer-Preis für seine Berichte zum Massaker von My Lai in Vietnam. Die US-Armee vertuschte damals einen brutalen Vorfall, bei dem über 500 Zivilisten durch US-Soldaten getötet wurden
In den letzten Jahren wurde er aber auch wiederholt als Verschwörungstheoretiker kritisiert. So berichtete Seymour 2015 von einer Verschwörung im Zusammenhang mit dem Konflikt in Syrien. Die oberste Führung des Pentagons soll die amerikanische Regierung absichtlich hintergangen haben, indem sie die Bemühungen der USA zur Unterstützung der syrischen Rebellen sabotierte und sogar US-Geheimdienstinformationen an den syrischen Staatschef Bashar al-Assad schickte.
Laut Seymour ging die US-Militärführung vom Herbst 2013 bis September 2015 ein geheimes Bündnis mit Assad und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ein. Ziel soll die Bekämpfung der Terrororganisation Isis gewesen sein. Hersh verurteilte diese angeblichen Fakten damals nicht etwa als hohen Akt des Verrats, sondern stellte das unheilige Bündnis vielmehr als notwendig und angemessen dar. Auch damals bezog er sich auf eine einzelne anonyme Quelle – bis heute gibt es jedoch keinerlei handfeste Beweise für ein solches Bündnis.
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Die “zweite Quelle” die Hersh nicht hatte ist bei Geschichten dieser Tragweite meist illusorisch und journalistisch nie notwendig um eine Publikation zu rechtfertigen.
Ich finds auch toll, dass man Eliot Higgins um ein Kommentar gebeten hat, den Gründer der Plattform die unbestätigte Leaks veröffentlicht und von ehemaligen US Geheimdienstmitarbeitern kommentieren lässt.
Dass Hersh “verschwörungstheorienahe wäre” ist angesichts seiner letzten Veröffentlichungen bereits Character Assassination - da Hersh in den letzten Jahren immer im Umfeld von US Militärinterventionen gearbeitet hat. Die Geschichten die er publiziert sind immer investigativ und nie offiziell bestätigt.
In den Kommentaren geht dann bereits die Verleumndung los wonach Hersh nach Vietnam “nie wieder was wesentliches aufgedeckt hätte” (Seymour Hersh on Torture at Abu Ghraib & Secret U.S. Assassination Programs), und natürlich hat der Pulizerpreisträger mit besten Kontakten in US Militär- und Diplomatenkreise schon wieder vergessen wie man richtig recherchiert…
An der Stelle vielleicht noch ein schlecht gealteres “The Atlantic” Hitpiece?
For 32 months, Hersh has been doing everything in his power to convince the publicand the Iraniansthat the Bush Administration is on the verge of attacking Iran, possibly with nuclear weapons, and, by implication, that the Administration’s statements regarding diplomatic efforts represent a cover-up of its real intentions.
One wonders how much longer this can go on without Hersh’s credibility being called into question by those who consider him to be an oracle. We clearly haven’t reached the tipping point, as evinced by these blogosphere reactions to his new article…
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Pariah!
edit: Sorry, ich hatte wohl einen kleinen Schlaganfall, heute hat natürlich Higgins nicht gefragt, sondern ein Twitterposting von ihm gelesen.
Journalismus.
edit: Kontext: