Masala erklärt noch einmal

27. Februar 2023

War­um die US kei­ne Hand­ha­be haben den Ukrai­ne Krieg zu beenden.

War­um ein Invest­ment vom Dop­pel­ten des rus­si­schen Ver­tei­di­gungs­bud­gets für die Ukrai­ne in die­sem Jahr kei­ner Ein­fluss­nah­me im Rah­men eines klas­si­schen Stell­ver­tre­ter­kriegs entspricht.

Und war­um ein Auf­rei­bungs­krieg die ein­zig mora­lisch gefes­tig­te, ethi­sche Posi­ti­on einer Eli­te ist, die dank Pro­pa­gan­da bis sie einem zur Nase raus­quillt auf Zustim­mungs­ra­ten jen­seits der 90% kommt, dass jetzt erst ein­mal so lan­ge wei­ter gestor­ben wird, bis Russ­land die Ein­ge­bung hat, dass ein Ver­zicht auf bereits beset­ze Gebie­te weni­ger “teu­er” wäre als eine Pro­lon­gie­rung des Krieges.

End­lich darf auch der gewöhn­li­che Mensch wie­der zum Kriegs­hel­den werden.

Wie soll das erreicht werden?

Nun -- laut DW Jour­na­lis­tin im Kom­men­tar der aktu­el­len Putin­re­de bei phoe­nix, durch einen Sturz der rus­si­schen Regie­rung durch Lei­chen­sä­cke flan­kiert mit ent­spre­chen­der PR.

Laut US Außen­po­li­tik, in dem Euro­pa Chi­na durch außen­po­li­ti­schen Druck über­zeugt die öko­no­mi­schen Kos­ten für Russ­land zu erhöhen.

Und laut einem völ­lig blan­ken Masa­la, der an der Stel­le eine Denk­blo­cka­de hat - in dem sich bei­de Sei­ten so pri­ma abnüt­zen, weil die Ukrai­ne das wirk­lich, wirk­lich will, dass selbst ein Russ­land das in eine Kriegs­öko­no­mie gepi­vo­ted ist, schließ­lich ein­se­hen muss, ich hab ver­lo­ren, so gehts nicht weiter.

Leich­tes Pro­blem - demo­gra­phisch sind sie dann u.U. nicht mehr über­le­bens­fä­hig. Und bei 20% Reduk­ti­on des GDP bis 2030, wovon wir nach heu­ti­ger Sank­ti­ons­po­li­tik aus­ge­hen, hal­ten sie auch ihren Regio­nal­machts­sta­tus nicht mehr ohne weiteres.

Was uns zu der Fra­ge bringt - wenn Krim weg, Regio­nal­machts­sta­tus nicht mehr mili­tä­risch unter­füt­ter­bar. Wenn 20% GDP durch Sank­ti­ons­po­litk weg, mög­li­cher­wei­se ähn­li­ches Szenario.

Fol­ge: Zer­split­te­rung von Russ­land in Kleinstaaten? 

Und wir machen uns Gedan­ken über die Fol­gen für Euro­pa, in dem Fall in dem “eine Korea Lösung nicht sta­bil” ist?

Also so gese­hen muss man für einen Sturz Putins sein, denn die Alter­na­ti­ven sind - Wunsch­den­ken auf der Basis von - Argu­ment nicht zuen­de gedacht.

Aller­dings nur in den Extremszenarien.

Kom­men wir von denen weg, und die Krim ver­bleibt bei Russ­land (Neu­tra­li­tät reicht zur Siche­rung des Schwarz­meer­zu­gan­ges nicht) debat­tiert sichs bereits weni­ger extrem.

Nur dür­fen wir das lei­der nicht, da die EU kei­ne gemein­sa­me Außen­po­li­tik hat, obwohl wir alle so einig sind, dass wie­der mal die Ukrai­ne selbst ent­schei­den muss. Und die Ukrai­ne ent­schei­det sich (aktu­ell PR tech­nisch) für Extreme.

Das, oder irgend­was mit Boi­ling Frogs… (sie­he: WSJ)

Die­se Gesell­schaft ist das abgrund­tief Allerletzte.

Chi­na darf in unse­rem Sze­na­rio übri­gens kei­nes­falls ver­mit­teln, denn wir brau­chen ein abge­nütz­tes Russ­land zur Siche­rung unse­rer Wer­te, die sich im Wesent­li­chen in “Unver­rück­bar­keit von Gren­zen” erschöpfen.

Denn Hypo­the­ti­cal, sonst könn­te, ja zukünf­tig jeder mit einer Atom­bom­be kom­men und ande­re Staa­ten auf kon­ven­tio­nel­lem Weg angrei­fen um Gren­zen zu ver­schie­ben! So das Argu­ment in der “Dis­kus­si­ons­run­de”.

Lei­der ist auch das falsch, da die US bereits ange­kün­digt haben in Tai­wan im Eska­la­ti­ons­fall direkt ein­zu­grei­fen. Atom­mäch­te auf bei­den Sei­ten oder nicht.

Oder aber, so Panel - es wür­de die sel­be, oder die nächs­te Auto­kra­tie in Euro­pa ver­su­chen erneut anzu­grei­fen -- die aber min­des­tens eine Atom­macht sein müss­te, und einen nicht Nato Staat angrei­fen wol­len würde.

(Die ent­spre­chen­den Kan­di­da­ten (Geor­gi­en, Mol­da­vi­en…) auf­zu­rüs­ten, fällt uns natür­lich auch ein, aber - das schreckt lei­der nicht genug ab, …)

Ein wei­te­rer Aspekt der in der Debat­te nicht zum Tra­gen kommt ist, dass laut Zei­han, die US das Modell “tar­ge­ted strikes” (wir lie­fern Artil­le­ry, Himars und Ziel­ko­or­di­na­ten), ob sei­ner Eig­nung als kos­ten­güns­ti­ges welt­wei­tes Inter­ven­ti­ons­mit­tel in der Ukrai­ne tes­ten woll­ten, nach­dem der Kon­flikt los­ging. Kos­ten­güns­tig auch im innen­po­li­ti­schen Sinn. Kei­ne US Opferzahlen.

Zusatz: Es braucht in den so unter­stütz­ten Staa­ten mehr als Himars - dh. nach Himars auch noch die Boden­ein­satz­kräf­te die Gebiets­ge­win­ne erzielen.

Und die lie­fert die Ukrai­ne ja zum Son­der­preis.

Trotz­dem sei das kein Stell­ver­tre­ter­krieg. Laut Panel. Im klas­si­schen Sinn.

Und füh­len sie sich schon sicher im Ent­schei­dungs­nar­ra­tiv nach ange­lern­tem Feindbild?

Spre­chen wir doch mal die Posi­tio­nen aus, viel­leicht ist das hilfreich. 

Bevor nicht Russ­land file­tiert wird (Zer­fall, oder Regi­me­chan­ge), oder Selen­skyj auf­gibt - endet der Krieg ein­fach nicht.

Und für Euro­pa ist das pri­ma, weil die Unver­än­der­bar­keit von ter­ri­to­ria­len Gren­zen als Wer­te­ba­sis bestehen bleibt.

Inner­halb Euro­pas. Im Rest der Welt denkt da eh nie­mand dran.

Und was opfern wir dafür?

Naja - wir müs­sen ab jetzt ein­fach mal die kom­plet­te Jugend ver­ar­schen, dass ihre Wer­te angeb­lich sind, die Ukrai­ner ster­ben, weil sie das wol­len, und wir wol­len das, weil es die Unver­än­der­bar­keit von Gren­zen als Rechts­prin­zip schützt. Und uns vor wei­te­ren Angriffen.

Das sei aber kein angst­ba­sier­tes Nar­ra­tiv, denn Angst hät­ten ja die­je­ni­gen, die jetzt Frie­den for­der­ten, auf­grund der Eskalationsdynamik.

Aber zum Glück wir haben ja alle Qua­li­täts­me­di­en Öster­reichs dazu jetzt auf Pro­pa­gan­da Dis­se­mi­na­ti­on umge­stellt haben, sodass alle dies sel­be Mei­nung ver­tre­ten, also was soll­te da schon schief gehen.

Für unse­re Werte!

Es ist und bleibt gro­tesk, in jeder­lei Hinsicht.

Die Frie­dens­for­schung selbst bekommt aktu­ell die Vor­ga­be (hat sich bereits in Aus­schrei­bun­gen nie­der­ge­schla­gen), dass sie eine neue Frie­dens­po­li­tik kre­ieren muss, dass die­se aber expli­zit “Wer­te dri­ven” sein soll. Und was damit gemeint ist ist fud­ging Spielraum.

Die Grün­dung einer neu­en Schu­le des Mul­ti­la­te­ra­lis­mus, die rea­lis­ti­sche und idea­lis­ti­sche Außen- und Sicher­heits­po­li­tik ver­eint, wird zur Dis­kus­si­on gestellt.

Geo­po­li­tik nicht als Leit­mo­tiv sehen

Inter­na­tio­na­le Bezie­hun­gen sol­len nichts ande­res als den täg­li­chen Bedürf­nis­sen im poli­ti­schen Leben die­nen; ihr innen­po­li­ti­scher Bezug ist daher evi­dent. Aller­dings nicht aus der übli­chen Per­spek­ti­ve, näm­lich dem “Lip­pen­ab­le­sen”, um “poli­tisch zu punk­ten” unter dem Deck­män­tel­chen des Bür­gers als Sou­ve­rän. Nein, umge­kehrt soll Geo­po­li­tik, also das Spiel von Macht­in­ter­es­sen auf glo­ba­ler Ebe­ne, als inte­gra­ler Teil von mensch­li­cher Sicher­heit gese­hen wer­den, als eine gewich­ti­ge Dimen­si­on, nicht aber als Leit­mo­tiv oder gar über­ge­ord­ne­tes Axiom.

Es bedarf drin­gend einer neu­en Theo­rie­bil­dung für glo­ba­len Frie­den in einem Zeit­ho­ri­zont von zwei bis drei Jah­ren. Die müh­sam erar­bei­te­ten Struk­tu­ren völ­ker­recht­li­chen Gesche­hens, die nach dem Zwei­ten Welt­krieg ent­wor­fen wur­den und gro­ße Dyna­mik auf­ge­zeigt haben, sind nicht völ­lig obso­let. Die Zei­ten­wen­de bringt neue Hür­den, die uns jedoch nicht dazu ver­an­las­sen soll­ten, alle inter­na­tio­na­len Grund­sät­ze und Prin­zi­pi­en wie Ver­trags­treue, Anti­dis­kri­mi­nie­rung oder Effek­ti­vi­tät auf­zu­ge­ben, bis hin zur Neu­tra­li­tät jen­seits ihres his­to­ri­schen Befunds oder der öster­rei­chi­schen Mehrheitsmeinung.

Ob die­se eine Fik­ti­on ist oder mit neu­em Leben erfüllt wer­den kann, ist noch lan­ge nicht aus­dis­ku­tiert. Eben­so wie die Gret­chen­fra­ge “Wie hältst du’s mit der Nato?” nicht in einem Schwarz-Weiß-Zeichnen zwi­schen Ver­wei­ge­rung und Bei­tritt lie­gen kann.

src: click

Ursu­la Werther-Pietsch ist Pri­vat­do­zen­tin für Inter­na­tio­na­les Recht und Inter­na­tio­na­le Bezie­hun­gen an der Karl-Franzens-Universität Graz sowie Lehr­be­auf­trag­te an der Bundeswehr-Universität Mün­chen. Sie ist Mit­her­aus­ge­be­rin des “Defence Hori­zon Jour­nal Spe­cial Edi­ti­on” und Mit­glied der Wis­sen­schafts­kom­mis­si­on beim öster­rei­chi­schen Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Lan­des­ver­tei­di­gung. Ihr Buch “Envi­sio­ning Peace. Neue Schu­le des Mul­ti­la­te­ra­lis­mus” wird im Herbst bei Facul­tas erschei­nen. Sie ist Unter­zeich­ne­rin des “Offe­nen Briefs für eine neue Sicher­heits­po­li­tik”. Der vor­lie­gen­de Text stellt ihre per­sön­li­che Mei­nung dar. - © privat

Werte- anstatt Inter­es­sens­po­li­tik. Der Reli­gi­on muss wie­der ein Stel­len­wert gege­ben werden.

Die eigent­li­che Begrün­dung über die wir nicht spre­chen wol­len? Wir wol­len kei­ne Aus­wei­tung des Krie­ges, und die ein­fachs­te Mög­lich­keit lang­fris­tig die­ses Risi­ko zu sen­ken, ist ein noch min­des­tens drei Jah­re anhal­ten­der Aufreibungskrieg.

Und da die US auch fin­den, dass das eigent­lich etwas uner­hört Gro­ßes ist, wäh­rend die rela­ti­ve Wett­be­werbs­fä­hig­keit Euro­pas wei­ter­hin sinkt, machen wir das doch auch.

Wie war das End­fa­zit der Debat­te im Video nochmal?

Inter­es­sens­po­li­tik, deckt sich manch­mal, aber nicht immer mit Werteethik?

Viel Spass dabei, das euren Kin­dern zu verkaufen.

Die­se Gesell­schaft ist und bleibt das gro­tesk Allerletzte.

edit: CIA Direc­tor Burns im CBS Inter­view: We leak, that you, Chi­na, have pon­de­red con­tin­gen­cy plans for when a rea­son­ab­ly fast solu­ti­on doesnt beco­me via­ble, and hope you might recon­si­der, con­si­de­ring the addi­tio­nal public pres­su­re we put on you.

Always a nice sentiment.

Die Tages­schau titelt bereits “CIA-Chef: Putin ist zu zuver­sicht­lich.

Jo genau, das war die Aus­sa­ge die­ses Inter­views. Nicht in die­ser Welt, aber sicher in einer eben so tol­len anderen.

Hin­ter­grund, die neu­en Pan­zer machen auf­grund der aktu­el­len Wet­ter­la­ge erst im April Sinn, und dann geht der neue ukrai­ni­sche Kampf der ver­bun­de­nen Waf­fen los.









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