Vorurteile bestätigt

21. September 2024

Vor­ur­teil 1: Es gibt nie­mand Düm­me­ren als die die deut­schen Ver­tre­ter in der Atlan­tik Brü­cke. Punkt.

Vor­ur­teil 2: Jeder redet nur so wies ihms selbst ins Geld­säckl oppor­tu­niert. Ich habe dafür eine eige­ne Kate­go­rie in der Vor­trags­be­wer­tung die ich mit “give me more money” titu­liert habe - was so ziem­lich in jedem zwei­ten Vor­trag einer der Haupmo­ti­va­tio­ren eines der Vor­tra­gen­den ist. Ich war­te immer sehr gespannt dar­auf, wanns denn wie­der so weit ist. Das ist unab­hän­gig von der Sinn­haf­tig­keit einer Aus­sa­ge im Vor­trag zu wer­ten, da das Motiv auch unab­hän­gig davon von Leu­ten zum Ein­satz gebracht wird. Jeder will bes­ser leben, und das am Bes­ten ab mor­gen -- und wenn der Vor­trag dem Vor­tra­gen­den dabei hilft - kommt das zum Ein­satz, egal obs im Kon­text Vor­trags sinn­voll ist, oder nicht.

Vor­ur­teil 3: Wenn du von den US fürs Den­ken bezahlt wirst, wirst du von den US bezahlt.

Hier nur ein paar klei­ne Wider­sprü­che in Folge:

Was glau­ben sie denn war­um Japan Nr. 5 Geld­ge­ber der Ukrai­ne ist!”.

Ver­sucht das Motiv “weil wir uns in einem Krieg Demo­kra­tien gegen Auto­kra­tien befin­den” als Begrün­dung raus­zu­co­a­xen, das ist aber an der Stel­le Schwachsinn.

Also: Hin­ter­grund -

1. Japan bekommt die Rüs­tungs­quo­ten im Land nicht so zusam­men wie Japan das möchte:
https://www.nzz.ch/meinung/japan-sucht-verzweifelt-soldaten-und-setzt-auf-das-falsche-rezept-ld.1847584
2. Japan setzt (neben Chi­na, das poli­ti­scher Riva­le in der Regi­on ist, und zukünf­tig als Absatz­markt an Bedeu­tung ver­lie­ren wird) als Export­na­ti­on voll auf die US als Absatz­markt, und das bereits vor dem Ukrai­ne Krieg, wes­halb Japan auch zu grot­ten­schlech­ten Kon­di­tio­nen in US Wirt­schafts­part­ner­schafts­ab­kom­men ein­ge­wil­ligt hat - als es rein um sei­ne öko­no­mi­sche Zukunft ging. Deutsch­land nicht. Das macht das ja erst unter Fried­rich Merz.
3. Chi­na ist nicht Russ­land nach zwei­ein­halb Jah­ren Krieg.

Also - lie­ber Herr Atlantikbrücken-Vertreter, denk nicht so sehr an den nächs­ten Mamor­brun­nen in dei­nem Vor­gar­ten, lass Japan als Begrün­dung für “war­um wir das in Deutsch­land auch wei­ter­hin so hand­ha­ben soll­ten” ste­cken, und schau dir die Sache im Detail an.

Genann­te Detail­aspek­te: “In den nächs­ten 10-15 Jah­ren schau­ts um die Ver­tei­di­gungs­fä­hig­keit Euro­pas nicht gut aus, sie unter­schät­zen Russland”.

Wirk­lich? Sicher?

Also hier ist mei­ne Auf­fas­sung von “der Atlantik-Brücke Trot­tel gibt vor dass wir Russ­land unterschätzen”:

1. In exakt zehn Jah­ren hat Russ­land eine Demo­gra­phie mit Leu­ten im ein­satz­fä­hi­gen Alter (Mili­tär), die der von Polen ent­spricht. Nicht pro­por­tio­nal - 1:1. Und das ein­fach nur nach Demo­gra­phie­da­ten gerech­net, nicht nach Kriegs­to­ten im Ukrai­ne Krieg.
2. Die US behaup­ten seit Anfang des Krie­ges, dass sie im Fal­le eines Atom­waf­fen­ein­sat­zes nicht nur die gesam­te Rus­si­sche Flot­te, son­dern auch die gesam­te akti­ve Armee ver­nich­ten werden.
3. Wir zah­len für die gesam­te Unter­stüt­zung der US seit Jahr­zehn­ten, auch wenn sie im Zwei­fels­fall das Geld nicht wert ist - wenns grad innen­po­li­tisch nicht oppor­tu­niert, oder die US fürch­ten müss­te aus­sen­po­li­tisch “over-stretched” zu wer­den, wenn Chi­na beginnt geo­po­li­tisch Akti­vi­tä­ten anzuziehen.

Wor­aus sich fol­gen­de Fak­ten­la­ge ergibt.

1. “Sie unter­schät­zen die Lage” ist nichts ande­res als “lass doch die Ukrai­ner sich für uns auf­rei­ben”, mit Waf­fen die wenig kosten.

2. Das ist spiel­theo­re­tisch das schlech­tes­te Sze­na­rio für bei­de Sei­ten. Also das Idio­ten Sze­na­rio, das im rea­len Leben nie zustan­de kommt, weil nie­mand so blöd ist rein nach spiel­theo­re­ti­schen Kri­te­ri­en zu agie­ren. Es ist auch das am wenigs­ten huma­nis­tisch idealtypische.

3. Dahin­ter steckt nichts ande­res als Furcht vor Ver­ant­wor­tung (Auf­ar­bei­tung von “wer hat was aus­ge­löst”, “was waren die Moti­va­tio­nen der ande­ren Sei­te”, denn wenn ich mei­ne Zeit bis zur Pen­si noch mit “der Putin ist Hit­ler” rum­be­komm, war ich in ver­ant­wort­li­cher Posi­ti­on für feh­ler­haf­te poli­ti­sche Len­kungs­ent­schei­dun­gen nicht schuld. Hur­ra.) Und ein Stück weit stra­te­gi­sches Kal­kül, das einen Abnüt­zungs­krieg eigent­lich ganz pri­ma sieht, weil er die zukünf­ti­ge Eska­la­ti­ons­wahr­schein­lich­keit senkt.

4. Dass Russ­land dabei bereits heu­te am Ran­de einer Demo­gra­phie­fal­le steht, wird aus­ge­blen­det (viel­leicht zurecht, Auto­kra­tien haben ande­re Mög­lich­kei­ten zur inter­nen Stabilisation).

und

5. Unse­re offi­zi­el­le Begrün­dung für unser “inte­ge­res Ver­hal­ten” im Sin­ne von “soll die Ukrai­ne nur wei­ter machen” sind -- die Wer­te die hier genau an jeder Ecke und Stel­le schmerz­lich nicht vor­han­den sind.

Über die­sem Kom­plex von Theo­re­ti­sie­rung und Begrün­dung (“Russ­land ist ja so enorm gefähr­lich”) steckt immer nur - ein­zig und allei­ne Risk Miti­ga­ti­on (“mehr Abnützungskrieg”).

Der Ansatz “Putin kann man nicht trau­en” und “Putin ver­steht nur Macht” reicht nicht aus - um wie aktu­ell Tag täg­lich statt­fin­dend, Ansät­ze für Ver­hand­lungs­lö­sun­gen zu delegitimieren.

Es sei denn Euro­pa ist wirk­lich der Mei­nung (also die jewei­li­gen Nato Staa­ten inner­halb Euro­pas) die US wür­den im Ernst­fall rein gar­nichts beitragen.

Und daher bräu­che es noch 10 Jah­re um selbst so hoch zu rüs­ten, dass wir für einen Ver­hand­lungs­kom­pro­miss eigen­stän­dig das Abschre­ckungs­po­ten­ti­al stel­len können.

Das ist aber nicht der Fall - wes­halb die mora­li­sche Per­spek­ti­ve des Atlan­tik­brü­cken Hon­chos eine kom­plet­te Lüge ist.

Eine ein­wand­freie, rhe­to­ri­sche Finte.

Aus Sicht der Risk­mi­ti­ga­ti­on (auch im Sin­ne einer höhe­ren Abhän­gig­keit, falls die US tat­säch­lich in die­sem Sin­ne noch ein­mal mas­siert gegen Russ­land in Euro­pa vor­ge­hen müss­ten (*hust* soll­ten da mal nicht zuerst Atom­bom­ben auf Deutsch­land run­ter­ge­hen, der Reis­ner hat da mal so was erwähnt *hüs­tel*?) ist das aktu­el­le Agie­ren Euro­pas verständlich.

Aus mora­li­schen, oder libe­ra­len Hand­lungs­ma­xi­men her­aus ist es abar­tig, und das Hinterletzte.

(Wir wol­len kein Risi­ko ein­ge­hen, bei dem am Ende Polen den Krieg wei­ter füh­ren muss, so gering es nach zwei ein­halb Jah­ren Krieg, und Ver­hand­lun­gen mit Russ­land auch aus­fal­len wür­de. Und noch­mal das wäre nicht das ide­al­ty­pi­sche Sze­na­rio, das wäre das “Russ­land hat uns erneut gelegt, und das sind die Fol­gen” Sze­na­rio. Spiel­theo­re­tisch gäbs beid­sei­tig und auch für die Ukrai­ne bessere.)

Und um das zu kaschie­ren - wird die Ukrai­ne zu mora­lischs­ten Opfer auf Got­tes wei­ter Flur hin­sti­li­siert (ein Krieg von Gut gegen Böse) -- und sie ist ein Opfer eines Angriffs­kriegs - nur die mora­li­sche Über­hö­hung ist noch­mal ein Stück­weit etwas ande­res - solan­ge sie nur wei­ter­kämpft. (Für demo­kra­ti­sche idea­le! Für die Wer­te­ord­nung! Für den Sieg!)

Ein­schub:

Chris­ti­na Rebhahn-Roither vor 16 Stunden

Offen­bar wei­te­re Per­so­nal­um­stel­lun­gen im ukrai­ni­schen Verteidigungsministerium

Im ukrai­ni­schen Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um lau­fen offen­bar wei­te­re Per­so­nal­um­stel­lun­gen. Über­ein­stim­men­den Medi­en­be­rich­ten zufol­ge wur­den zwei Stell­ver­tre­ter des Mili­tär­ge­heim­dienst­chefs Kyry­lo Budanow durch Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Umje­row ent­las­sen. Die Ent­las­sun­gen sei­en bereits ver­gan­ge­ne Woche ohne Rück­spra­che mit Budanow erfolgt. Initia­tor der Per­so­na­lie soll Prä­si­den­ten­bü­ro­chef Andrij Jer­mak sein, der damit den Chef des Mili­tär­ge­heim­diens­tes schwä­chen wol­le, hieß es in den Berichten.

Dem Nach­rich­ten­por­tal “Ukra­jins­ka Praw­da” zufol­ge soll Umje­row zudem etwa 20 Gene­rä­le und hoch­ran­gi­ge Mit­ar­bei­ter ent­las­sen wol­len oder bereits geschasst haben. Weder Umje­row noch Budanow kom­men­tier­ten die Berichte.

src: click

(Back­ground: click (Eco­no­mist))

Chris­ti­na Rebhahn-Roither vor 15 Stunden

Selen­skyj setzt Erhö­hung der Mili­tär­aus­ga­ben in Kraft

Das ukrai­ni­sche Mili­tär bekommt im Abwehr­kampf gegen Russ­land mehr Geld. Prä­si­dent Wolo­dym­yr Selen­skyj setz­te per Unter­schrift die zuvor vom Par­la­ment beschlos­se­ne Erhö­hung der Mili­tär­aus­ga­ben um 500 Mil­li­ar­den Hrywn­ja (rund 10,8 Mil­li­ar­den Euro) in Kraft, wie Medi­en in Kiew mel­de­ten. Finan­ziert wird die Erhö­hun­gen dem­nach durch Schul­den, Steu­ern und durch eine Erhö­hung der Abga­ben auf Tabak und Treib­stoff. Von den Erhö­hun­gen sol­len noch in die­sem Monat auch Front­zu­schlä­ge für Sol­da­ten bezahlt werden.

Die Obers­te Rada, das Par­la­ment der Ukrai­ne, hat­te am 18. Sep­tem­ber wegen des andau­ern­den Kriegs einen Nach­trags­haus­halt ver­ab­schie­det. Die Bud­get­aus­ga­ben stei­gen damit um gut 13 Pro­zent auf umge­rech­net über 81 Mil­li­ar­den Euro - ein Rekord­wert für die Ukraine.

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Laut Selen­skyj noch kei­ne Zustim­mung von USA und Groß­bri­tan­ni­en zum Ein­satz von wei­ter rei­chen­den Waf­fen in Russland

Die von der Ukrai­ne erhoff­te Zustim­mung ihrer west­li­chen Ver­bün­de­ten USA und Groß­bri­tan­ni­en zum Ein­satz von wei­ter rei­chen­den Waf­fen in Russ­land steht nach den Wor­ten von Prä­si­dent Wolo­dym­yr Selen­skyj wei­ter­hin aus. “Weder Ame­ri­ka noch das Ver­ei­nig­te König­reich haben uns die Erlaub­nis erteilt, die­se Waf­fen auf dem Ter­ri­to­ri­um Russ­lands ein­zu­set­zen, und zwar auf belie­bi­ge Zie­le in jeder Ent­fer­nung”, sag­te Selen­skyj am Frei­tag­abend in einem Gespräch mit Jour­na­lis­ten in Kiew. Die Aus­sa­gen waren erst am Sams­tag zur Ver­öf­fent­li­chung freigegeben.

Die Zurück­hal­tung der west­li­chen Part­ner erklär­te Selen­skyj mit der Furcht vor einer “Eska­la­ti­on” mit Russ­land. Er ver­si­cher­te, die ukrai­ni­sche Armee habe “kei­ne Lang­stre­cken­waf­fen auf dem Gebiet der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on” ein­ge­setzt. Die Füh­rung in Kiew dringt dar­auf, wei­ter rei­chen­de west­li­che Waf­fen gegen Zie­le in Russ­land ein­set­zen zu dür­fen. Der neue ukrai­ni­sche Außen­mi­nis­ter Andrij Sybiha erklär­te jüngst, es sei wich­tig, “alle Beschrän­kun­gen für den Ein­satz ame­ri­ka­ni­scher und bri­ti­scher Waf­fen gegen legi­ti­me mili­tä­ri­sche Zie­le in Russ­land aufzuheben”.

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Und um das (solan­ge die Ukrai­ne nur den Abnut­zungs­krieg wei­ter­kämpft!) als Initi­al­mo­ti­va­ti­on zu kaschie­ren - wer­den wir seit zwei­ein­halb Jah­ren mit “Demo­kra­tien vs. Auto­kra­tien” Nar­ra­ti­ven zuge­schis­sen - wäh­rend wir zur sel­ben Zeit wie­der abhän­gi­ger von den Golf Staa­ten werden.

Mit den US, dem guten Freund und Wer­te­part­ner, die es uns erlau­ben das schlech­tes­te spiel­theo­re­ti­sche Sze­na­rio noch 10 Jah­re zu prolongieren.

Wei­ter risk miti­ga­ti­on. Durch einen wei­ter andau­ern­den Abnutzungskrieg.

Oder du glaubst an die Werte.

Dann musst du aber wirk­lich sehr behü­tet auf­ge­wach­sen sein.

Eine Mei­nung. (Mei­ne Meinung.)

edit: Zusatz, wobei am ande­ren Ende von “Risk Miti­ga­ti­on” steht dann natür­lich ein geschwäch­tes Russ­land, und das wär in 15 Jah­ren ja wie­der für Euro­pa sehr oppor­tun, … Nur dass das für mei­ne Genera­ti­on dann, wirt­schaft­lich gese­hen, kom­plett egal ist.

Und ich ver­ar­sche kei­ne Leu­te mei­ner Genera­ti­on mehr.

Also kann der Krieg ja end­lich wie­der weitergehen.

TLDR; Der Deutsch­land­ver­tre­ter der Atlan­tik­brü­cke bei der Kör­ber­stif­tung, ver­sucht den Anwe­sen­den von der Büh­ne aus klar zu machen, dass wir Russ­lands Mili­tär­po­ten­ti­al auch wei­ter­hin unter­schät­zen und daher noch 10 Jah­re Auf­rei­brei­bungs­krieg brauchen. 

Wäh­rend das Government Office of Swe­den gera­de fol­gen­des herausgibt:

Rus­sia is lying about its eco­no­mic strength: sanc­tions are working – and we need more”









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