Nachdem in Alpbach 2018 300 Leute in eine Turnhalle gepfercht worden sind um sie anzuleiten für die Europawahlen auf ihren Accounts unter dem Hashtag #FAN (Forum Alpbach Network) Werbung für die Europa Wahlen, etwa ein Monat vor den Europa Wahlen, im Bekanntenkreis zu machen, wobei der Person mit der höchsten Verbreitung weitere Networking-Opportunities und ein Featuring in einem Posting des FAN als “Preis” zugesagt wurden, während man zum Event social media manager der BBC eingeflogen hat die Tipps zum viral gehen gegeben haben und hilfreiche Folien vorbereitet hat mit “emotionalisiert”, “lieber Videos als Text”, “zeigt dass ihr Spass habt”, “bitte kurz, sonst liests keiner” usw…
siehe:
Also nachdem im selben Jahr einfach das gesamte Digitalisierungs-Panel in Alpbach, inklusive aller österreichischen Koryphäen auf dem Gebiet und inklusive dem neu berufenen US Botschafter auf die Frage nach Regulierung von Social Media einfach verstummt ist, und der (mittlerweile wieder abberufene) US-Botschafter dann auf zweifache Nachfrage hin begonnen hat zu erklären, dass social media Unternehmen wie facebook keiner Regulierung bedürfen würden, “da da dann einfach ein Konkurrent entstehen würde, und dann würden einfach alle Menschen auf der Welt dem Netzwerkeffekt zum Trotz wechseln - wie bei Firefox, das regle sich von alleine”.
Also nur fünf Jahre nach der blöden Frage im Alpbach Seminar zu Digitalisierung, wie sich denn Microtargeting von Postwurfsendungen unterscheide, die leider mangels Zeit vom Seminarleiter nicht beantwortet werden konnte.
Also jetzt, nur fünf Jahre später - stellt sich heraus, dass die EU Kommission selbst gegen den Digital Service Act und die DSGVO verstoßen und auf Twitter Microtargeting gegen geltendes Recht zur Werbung für ihre Positionen eingesetzt hat? Die ihr von Lobbyingunternehmen vorgegeben wurden? Und X, vormals Twitter, hat ihnen das Microtargeting einfach mal verkauft, weil - eh super wenn man so einflußreiche kompromittierbare Freunde hat?
Wie jetzt, und jetzt - und jetzt müssen wir institutionell erst mal einen Werbestop verhängen um den public Fallout zu managen, aber an der Situation wollen wir dann lieber doch nichts verändern?
“Auf dem Papier verbietet X die Nutzung sensibler Daten für politische Werbung. In der Realität profitiert X noch immer von Techniken, von denen wir spätestens seit dem Cambridge-Analytica-Skandal im Jahr 2018 wissen, dass sie schädlich sind”, so Maartje de Graaf, Datenschutzjuristin bei Noyb.
Kommission stoppte Werbung auf X
Die politische Einstellung und religiöse Überzeugung von Menschen genießen laut der DSGVO besonderen Schutz, argumentiert die Datenschützerin. Obwohl das bedeutet, dass sie nur unter besonderen Umständen verarbeitet werden dürfen, hat die EU-Kommission sie für das Micro-Targeting auf X verwendet. Das verstößt nicht nur gegen die DSGVO, sondern auch gegen den Digital Services Act (DSA). Noyb reicht deshalb eine Beschwerde bei der niederländischen Datenschutzbehörde ein. Angesichts der Schwere der Verstöße und der großen Zahl betroffener Personen schlägt Noyb außerdem vor, dass die zuständige Behörde ein Bußgeld verhängen sollte.“Nachdem wir unsere erste Beschwerde in dieser Angelegenheit eingereicht haben, hat die EU-Kommission einen Werbestopp auf X verhängt.
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Willkommen in Alpbach meine Damen und Herren, Standardredakteure werden dort regelmäßig als Moderatoren gekauft, und einfach mit den richtigen Experten zusammengebracht. Sonst wüßten sie ja garnicht was sie schreiben sollten…
Hey, und tolles Turnhallen-Event.
Hätte ja keiner ahnen können, dass sich Politik von Social Media Unternehmen mit Versprechen besserer Wahlwerbemöglichkeiten “regulatory capturen” (urks, schlechtes Deutsch) lässt.
Niemand. Niemand hätte es ahnen können.