Und verunmöglichen echte Debatten? Wer hätte das kommen sehen können, wer?!
Interviewer: Und vielleicht ein Plädoyer: Verstehen ist nicht gleich Verständnis haben für etwas. Wenn ich versuche, den russischen Angriffskrieg zu verstehen, heißt das nicht, dass ich ihn legitimiere oder rechtfertige. Ich glaube, als Politikwissenschaftler ist das unser Kerngeschäft. Wenn wir aufhören zu verstehen, zu theoretisieren und zu kontextualisieren, wird uns das Werkzeug genommen. Ich schreibe gerade meine Doktorarbeit und möchte herausfinden, was Ressourcen, vor allem Lithium und Kobalt, mit Krieg zu tun haben. Dafür muss ich die strategischen Perspektiven Russlands, Chinas etc. verstehen. Und vielleicht ein letztes Plädoyer: Die Impulse in öffentlichen Debatten und Polarisierungen etwas zurückzufahren, ohne polemisierende Argumente, sondern sich auf die Argumente einzulassen. Sie mögen falsch sein, aber das liegt in der Natur einer Debatte. Unter Wissenschaftlern ist das Gott sei Dank noch möglich, aber in der Öffentlichkeit wird es immer schwieriger.
Mangott: Besonders beim Thema Ukraine-Krieg ist das unter deutschsprachigen Kollegen und Kolleginnen fast nicht mehr möglich.
Interviewer: Das ist sehr schade. Ich bin in vielen Netzwerken und merke, dass es stillschweigende Sanktionierungen gibt, teilweise werden Leute von Events ausgeladen. Das nimmt Züge an, die erschreckend sind. Wir haben das ja gesehen, etwa bei Trump mit Harvard oder Columbia. Lieber Herr Professor Gert Mangut, ich danke Ihnen herzlich für die Zeit und die tiefgehenden Analysen. Ich hoffe, Sie publizieren weiterhin auf Ihrem spannenden Blog, auf den ich noch mal kurz hinweisen möchte…
Wer hätte das kommen sehen?! Also wirklich niemand, niemand hat das kommen sehen können.
Am allerwenigsten Mercator-nahe Arschlöcher aus Alpbach.