Tatsächlich hat Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine zu gigantischen Verwerfungen auf den Energiemärkten geführt: Die Europäer waren gezwungen, sich aus der Energieabhängigkeit von Russland - konkret vom russischen Gaskonzern Gazprom - zu befreien, und es ist seit Kriegsbeginn am 24. Februar auch tatsächlich gelungen, sie durch Gassubstitution durch LNG (Liquified Natural Gas), das in verflüssigter Form über Tanker angeliefert wird, zu verringern.
Freilich: Spekulanten und höhere Kosten für LNG im Vergleich zu russischem Pipeline-Gas haben die Gaspreise weltweit explodieren lassen, das Koordinatensystem im internationalen Wettbewerb hat sich verschoben. Volkswirtschaften, die selbst Gas fördern, sind nun klar im Vorteil: So hat sich die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in den USA, Kanada, China, Australien, Norwegen und den Opec-Ländern im Vergleich zum Mitbewerb schlagartig verbessert. Energieeffiziente Volkswirtschaften wie Italien, Spanien, Deutschland oder Österreich sind weniger energieeffizienten Ländern wie China oder Korea nun bei einem wichtigen Wettbewerbsfaktor überlegen.
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Mehrere Probleme. Relative Wettbewerbsfähigkeit begünstigt die US, relative Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Europa erhöht sich - nach aktuellem Stand, auch in China. (Es wird aber bereits daran gearbeitet…)
Warum? China macht die “Mid Tech” Schritte und Endfertigung von Konsumgütern. Wenn in China die Arbeitsplätze wegfallen, begünstigt das Mexico, Argentinien, Polen (Nearshoring und vergleichsweise ähnlicher Skillevel). Problem mit Polen und weiteren Ostblockstaaten in der EU? Vergleichsweise wenig Bodenschätze für Nearshoring (Südamerika ist da deutlich besser), und hohe Energiepreise - sowie demographische Struktur im Eimer - bedeutet, dort (in Polen und Südosteuropa) investiert niemand. Ich meine um Europas Ökonomie weiter zu schwächen (dh. politische Investments) natürlich - schließlich kommt der Braindrain hierzulande Schlüsselsektoren in den US zu Gute - nur darüber hinaus nicht.
Nächstes Problem - Lieferströme von Schlüsselrohstoffen. Sowohl die US als auch China haben ein Interesse daran die Energietransition in Europa so teuer wie möglich zu gestalten.
Zum einen um Europa so die benötigten Rohstoffe die in Kreislaufökonomie Zyklen (innerhalb Europas) immer und immer wieder weiter neu aufbereitet werden sollen, wenn sie erst hier sind - an uns so teuer wie möglich zu verkaufen, bevor sich unsere strukturellen Abhängigkeiten im Energiesektor verringern, zum Zweiten um im Falle von China den Wirtschaftsabschwung abzuschwächen, und im Falle der US das Bildungssystem der europäischen Union abzuschöpfen. Hintergrund, um die Rohstoffökosysteme hat sich Europa bisher so gut wie garnicht gekümmert, China hat jetzt beherrschende Positionen bei Polysilizium, Nickel, Kobalt (Congo).
Übersetzt, wenn Europa einen auf “Lowtechindustrie”, oder Binnenmarkt machen möchte sind die Randökonomien zu teuer (Energiekosten), die Rohstofflieferanten haben bereits marktbeherrschende Positionen (diese befinden sich außerhalb Europas) und die Demographie ist im Eimer.
Niemand investiert - da kann die EZB auch die Zinserhöhungen der US mitgehen, ist eh schon egal - die einzige Frage die sich noch stellt ist eine oder zwei verlorene Generationen. (Um den Lebensstandard zu drücken.)
Nachdem China seinen Wachstumspfad in dem Szenario bei erneuerbaren Energien von dem der EU entkoppeln wird, fallen dann auch noch Synergien weg.
Oder ums einfach zu sagen, die US brauchen garnichts, also wirklich garnichts von einem Europa das sich noch denkt, es könne noch Anhängsel spielen.
Weder die Endfertigung, noch die Hochtechnologie - und was Europa in Punkto Schlüsselfertigung zu bieten hatte (Industrien die sich auf billiges Gas gestützt haben), wurde in den US bereits dank der shalegas Revolution aufgebaut. Deren chemischer Fertigungssektor erzeugt bereits mehr Industriekomponenten aus Erdgas, als es in Europa aufgrund des vergleichsweise HOHEN (darf ja heute niemand mehr schreiben) Gaspreises (für Industrienationen) jemals möglich/rentabel war.
Falls sich jemand jetzt aus irgendwelchen Gründen denken sollte, dafür werden wir Batterieweltmeister - geht nicht, die Dinger sind nicht über weite Strecken transportierfähig. Desshalb baut man die semi-lokal zur Endproduktion in die Pampa, und ich hab da gerade ganz schlechte Nachrichten bezüglich der Rohstofflieferketten - Europa hat sich um die nicht gekümmert. Bei relativ geringem value add bedeutet das… - nicht sehr rentabel. Lösung der deutschen Industrie? Das Wasserstoffauto und Schlüsselkomponenten. Ohne chemische Industrie. Geil, oder?
Für die bisherigen Hochtechnologiebranchen bricht ihnen gerade die Chemie als vorproduzierender Sektor weg, Russland als Rohstofflieferant (Pigiron, Kupfer, Nickel…), Russland als Energielieferant - und ersetzt werden soll mit “Diversifizierung und mehr Importen” -- aus Argentinien? Und Katar. Viel Spass.
Aber das ist noch nicht der Hammer, der Hammer ist dass der ECFR gerade folgende Losungen ausgegeben hat - “Europa muss unabhängiger von den US denken lernen” und “wir werden alle ärmer werden” (dafür mal keinen Beleg, ich mein sagt eh schon Habeck) - Hammer kommt jetzt -
China ist diesbezüglich in jeder Hinsicht bis auf Demographie und Energieversorgung besser aufgestellt als Europa. Dh. du musst jetzt die Wirtschaft in China crashen, damit es Europa besser geht als China. Sorry - ich meine natürlich, damit es dem Westen besser geht als China. Oh, sorry, das mein ich garnicht - doch nur Europa.
Jetzt hat China aber eine Planwirtschaft am Laufen mit entkoppelten Währungen für inneres Investment und für Außenhandel - also was bleibt? Wie immer - Schlüsseltechnologien an China zurückhalten (würg, kotz, erbrech.) und als US so lange die Zinsen anheben bis sich China den Import von Schlüsseltechnologien (die in USD bezahlt werden müssen (Industriekreditlinien)) nicht mehr leisten kann.
Bretton Woods war gestern.
Gut dass das gerade passiert, während China auch davon abgehalten werden soll über die Integration von high end Fertigungsprozessen in Taiwan eine höhere Technologie Stufe zu erreichen. Wie bei 5G im Vergleich zu den US… Zum Glück achtet Europa auch da ab heute viel mehr auf die innere Sicherheit. (würg, kotz, erbrech.)
Und wisst ihr was uns in der Lage rettet?
Intellectual property rights (Patente), und ein wertebasiertes *hust* Rechtssystem - soll heißen der IMF schreibt die Regeln, also - für die neuen Importketten (Nearshoring aus Afrika wird für Europa essentiell). Da ist es eigentlich gut dass die Russen gestern Terroristen geworden sind, man möge sich garnicht ausmalen, was wäre, wenn die sich in Afrika engagiert hätten. *hust*
Aber das ist noch nicht der Kicker - der Kicker ist, wie würde man eine weltweite Veramung in absoluten Indikatoren in Europa medial gegenüber der Bevölkerung rechtfertigen?
“Wir sind aber immer noch besser dran als China!” steht da recht weit oben auf der Liste.
“Wir müssen uns von den US entkoppeln - (Peak Atlantic unity?)” Steht da ganz weit oben auf der Liste.
Thomas Seifert bei der Wiener Zeitung so weit zu verarschen, dass er das als Lichtblick bringt, steht da ganz weit oben auf der Liste. Gut dass man ihn regelmäßig nach Alpbach fahren lässt, sonst hätte der doch keine Orientierung was er schreiben soll…
Wozu man Publizisten braucht? Naja, Europa hat ein relativ hohes incentive die Energiewende voranzutreiben, macht first gen Produktion und ist ein prima testing Ground, während der Rest der Welt weiterhin deutlich günstiger fossile Energieträger verheizt. (würg, kotz, erbrech.)
Dafür gründet man als ehemaliger Eventmanager der IG Alpbach Wien auch gerne mal Fridays for Future Österreich - “Weil wir soetwas bei uns auch brauchen”.
Ich meine diese Branche entwickelt sich (aufgrund staatlicher Investitionsstrukturen) immer noch besser als der komplette Rest der europäischen Schlüsselindustrien! Also verarscht die Bevölkerung - aber positioniert eure Jugend dort! Der soll es doch besser gehen - also relativ zu anderen.
Die US machen unterdessen einen auf carbon capture und storage (30 Jahre energieautark (im Verbund mit Kanada)), kaufen hier das zusammen was der Bildungssektor produziert, und bauen dann nach Europa die zweite Generation der sustainable energy infrastructure - was für sie Strukturvorteile in den nächsten 200 Jahren bringt.
Dazu Habeck? Ehm, eh? Socken?
Achja, die Publizistik braucht es um die Öffentlichkeit in diesem Szenario komplett zu verarschen --
Bei der Wiener Zeitung hat das den Level erreicht, dass sie das Kupfer, Nickel Kobalt Problem mitbekommen hat (siehe: click) aber der Seifert keine Ahnung davon hat, was das strukturell bedeutet. 🙂
Alpbach sagts ihm halt einfach nicht.
Europa hat durch die höhere Energieeffizienz Standordvorteile!
Brüller!
Vor weniger als einem Jahr, als wir noch nicht mit dem asiatischen Raum um LNG konkuriert haben, war das noch die Zielperspektive für die Enkelchen. (Nach der Energiewende.) Die sind solche Engelchen.
Wenn jetzt Russland zusammenbricht und Energie, sowie Rohstoffe wieder an den Westen liefern muss…
Bauen wir die Ukraine auf - während sich die US um die Infrastrukturentwicklung in Russland kümmern, nehme ich an.
Aber was kümmerts mich - meine Enkel haben dann was davon.
Dazu das verfickte Hurenschwein vom AMS: Könntest du bitte bei der Caritas die Bevölkerung zu mehr Nachhaltigkeit verarschen?
Schlitz dir den Bauch auf du Wichser.
edit: Oh, jetzt hab ich noch garnicht erwähnt warum Europa jetzt laut ECFR “Peak Atlantic unity” erreicht hat - weil das die US Position ist, der sich die Haare dabei aufstellt, dass die meisten Parade-Europäer (haben wir eigentlich schon eine Blaskapelle eingeflogen?) immer noch denken die US würde Europa in Zukunft weiter stützen. Europa hat nichts mehr was die US braucht oder nicht günstiger in Südamerika bekommt - als in Europa. Und der Braindrain funktioniert komplett eigenständig.
Jetzt ist das aber tiefster Antiamerikanismus. Also bis es der ECFR bestätigt hat.
Die protektionistischen Erwägungen, die den milliardenschweren Gesetzespaketen (US Chips and Science Act, Inflation Reduction Act, IRA) und der Entscheidung des Handelsministeriums zugrunde liegen, die Zusammenarbeit in High-Tech-Sektoren zu beschränken, haben unter den Europäern ebenfalls Beunruhigung ausgelöst. Durch das Klima- und Sozialpaket IRA wird der US-Markt für Elektrofahrzeuge sogar für Unternehmen verbündeter Partner wie Europa, Japan und Südkorea nahezu geschlossen. Die Europäer sind zu Recht besorgt, dass sie zu Kollateralschäden im US-amerikanischen Wirtschaftskrieg gegen China werden – und sie wurden bisher noch nicht um diplomatische Unterstützung in Bezug auf Taiwan gebeten.
[…]
Aus all diesen Gründen müssen die Europäer die nächsten zwei Jahre nutzen, um ihre Abhängigkeit von den USA zu verringern. Wenn Biden erneut kandidiert und gewinnt, kann ein unabhängigeres Europa [wird] ein viel besserer Partner für die USA sein. Sollte jedoch Trump oder eine andere euroskeptische Person gewählt werden, sind die Europäer zumindest besser aufgestellt, um den Sturm zu überstehen.
Der zweite Teil ist weitestgehend falsch. Aber eine Rechtfertigung für die Idioten die noch immer nicht verstanden haben, dass die US Außenpolitik seit Jahrzehnten bipartisan war, ist und bleiben wird und nach den Midterms in den US nicht der Hauch einer Chance einer mittelfristigen Kursänderung besteht.
Der erste Teil “ein unabhängigeres Europa ein viel besserer Partner für die USA sein” stimmt. Die US brauchen Europa für rein garnichts mehr.
Jetzt ist der ECFR aber selten europaorientiert also was bedeutet das Statement? Haltet euch aus den Industrien raus für die die US aktuell eine integrierte Fertigung bauen - und versucht erst garnicht in denen als Mid-Tech Produzent auf dem Niveau des heutigen Chinas zu agieren. Das wird Mexiko.
Daher: “Wenn Biden erneut kandidiert und gewinnt, kann ein unabhängigeres Europa ein viel besserer Partner für die USA sein.”
Was der ECFR nicht dazu sagt, bei einem deutlich höheren Wohlstandsgefälle.
Hier das US messaging:
Und viel Spass noch mit der operativen Sicherheit der Wasserstoff Versorgungskette aus Saudi Arabien und Katar.