Reverse false equivalency, biased NGOs as media outlets, and letting future journalists believe in morally good and bad sides in war reporting.
Und das bei Reuters. Oder - zu was Bellingcat eigentlich gut ist.
Das “problem with false equivalency reporting” das der “Lead russian investigator” bei Belingcat ausgemacht haben will - schlägt sehr schnell in ein “die komplette Deutschsprachige Medienlandschaft hat die Öffentlichkeit seit Kriegsbeginn mit Erfolgspropaganda und Durchhalteparolen gefüttert und musste jetzt auf “auch ein Misserfolg ist ein Erfolg, denn die Ukraine hat ja gesagt, dass es nicht schnell gehen würde”” umstellen.
Und anders lief hier auch die Recherche und das daran anschließende Reporting nicht.
Einfach noch mal den vorherigen Satz lesen, sollte verständlich sein.
Also da ist die offizielle reporting Linie: Selbst Niederlagen werden zu temporären Umsetzungsschwächen, wenn du nur stark genug an Gut und Böse Kategorien in Kriegen glaubst.
Und das messaging bei Belingcat ist voll damit.
Sie selbst betreiben offen Propagandaaktionen (informieren russische Mütter über den Tod ihrer Söhne), aber mit dem Pathos es tun zu wollen, um die Wahrheit zu zeigen. Problem - keiner dort macht Rezeptionsanalyse. Was wenn die russischen Mütter das als Eingriff in ihre Intimsphäre werten, wenn ihnen ein Belingcat Analyst am Telefon mitteilt, dass ihre Söhne gestorben sind - dann führt das zum gegenteiligen Effekt. Und wie kompensieren? Wenn man hier das Schema von neutralem Reporting verlässt, und aktiv in den “wir wollen einen Regierungsumsturz erreichen” Aktivismus geht - ist man eben keine unabhängige Quelle mehr.
Und hier kommt der Gag. Journalismus hat sich vorzunehmen “impartial” zu sein, da das Selbstverständnis der arbeitenden Leute in einem Medium dann diesbezüglich zur Kontrollfunktion wird. Also aller die über einen Artikel vor einer Veröffentlichung drüber schauen.
Wenn der Anspruch nicht mehr da ist über “die Böse Seite im Krieg” zu berichten, weil man als Journalismus “false Equivalency” behauptet, endet man in endlosen, und nach einiger Zeit nutzlosen Moralstatements, die dann irgendwann einmal nicht mehr korrekt begründet sind, und dann sucht man sich Hintertüren wie “die Ukraine wollte in der aktuellen Offensive vor allem ihre Soldaten schonen”. (Und die US wollten es aktuell nicht. Laut NYT die Ukraine hat die falsche Taktik eingesetzt Narrativ der letzten Woche.)
Journalismus ist am Ende nie impartial. Aber wenn Redaktionen den Anspruch aufgeben, ist das Ergebnis über die Zeit deutlich schlechter.
Ich kann über Bellingcat selbst zu wenig sagen. ich weiß dass dort vor allem ehemalige US Analysten zuarbeiten, dass die Ausrichtung pro westlich ist - das wars im Grunde.
Aber wenn ich mir ein Jahr nach Veröffentlichung die Videokonferenz mit dem Bellingcat Repräsentanten anschaue zu der Reuters ihre neuen Auszubildenden eingeladen hat, dann mache ich mir doch Sorgen um Reuters.
Der erste “BS” Filter schlägt beim Üblichen an. Wir sind super, wir sind toll, wir digitalisieren, weil wir haben Datenbank, das ist die Zukunft und war früher nicht möglich - und ist digital, und wir brauchen mehr von uns, weil wir sind nur ein kleines Team. Elevator Pitch vor Journalisten? Du willst dass der Sektor in dem du was bist wächst?! Nein…!
Die Besorgnis kommt dann bei “unbiased braucht niemand”. Eben doch, in der Selbswahrnehmung einer Redaktion, als Korrektiv.
Und der Rest ist einfach eine Evaluation welches der Themen das der Belingcat “Russia Investigator” vor einem Jahr als toll, neu und wichtig - interessant, oder wesentlich benannt hat, heute noch wesentlich ist. Und die Antwort ist keines. Also ich glaube tatsächlich - nicht eines der genannten Themen hat noch Bedeutung…
Und dafür ist die Dame aus der Reuters Abteilung Nachwuchsförderung etwas zu sehr auf “unsere Journalistenschüler haben viel von ihnen gelernt, für viele war das wahrscheinlich sogar ein einschneidendes Erlebnis in ihrem Leben, passen sie gut auf sich auf, wir können ihnen im Moment leider nicht mehr helfen” gebürstet.
Etwas kritische Distanz hätte geholfen.
Selbiges übrigens bei UN Institutionen, wenn der Anspruch nicht mehr besteht impartial zu Arbeiten ist es nicht mehr weit bis zum ersten Fehler und der Rechtfertigung, aber wir helfen doch den Guten.
Es gibt eben einen Grund, weshalb wir im Journalismus immer noch lieber Amnesty International zitieren, als Beingcat. 🙂
Und wenn der noch einmal Digitalisierung sagt, falle ich um. Oder Geschichten von den vielen Hackern, erzählt die sie zuvor gehackt haben, aber ihnen jetzt helfen, weil sie gesehen haben, dass der Krieg falsch ist… Und was ist in zwei Jahren? Oder in sieben, wenn der Glaube an die moralische Verpflichtung nachlässt? Dann steht man immer noch auf der vermeintlichen Seite des Guten, nur die Freiwillingen sind nicht mehr da. Und die Aufmerksamkeit auch nicht. Und sogar die Reuters Journalismus Schüler auf Schulausflug werden weniger…
edit: Ah und einmal lügt er auch in einer Sache die mir wichtig ist. Angeblich betreibe die Ukraine nur “accentuating” Propaganda.
Das heißt sie verstärke nur das negative Messaging für den Gegner.
Und das ist einfach nicht wie Propaganda funktioniert. Es impliziert, dass wenns gut läuft man eigentlich nichts macht und einfach den Zufall und die gute Laune für sich arbeiten und das Messaging verbreiten lässt. Und nein, das ist nicht was Propaganda macht. 😉
Vielleicht sollte halt hier doch noch mal jemand einen Blick auf die Handler der Journalisten bei den Kriegsreportagen werfen die die Ukraine produziert. Die mit den Abzeichen des Polizei Hauptquatiers der Donezk Region auf der Jacke, die dann in einem Krankenhaus an der Front in Mariupol das Internet bewachen. In den letzten Tagen von Mariupol.
edit: Oder die S-300 Rakete auf Polen.
edit: Stellt sich heraus, Bellincat ist für noch etwas gut. Social Media nach potentiellen Kriegsverbrechen zu screenen. Das machen gerade die Hälfte ihrer Angestellten.