Diese Gesellschaft ist das abgrundtief grotesk Allerletze.
Hätte sich die Ukraine überrollen lassen sollen?
Nein.
War der Krieg unprovoziert?
Nein.
Rechtfertigt Provokation einen Angriff?
Nein.
War der Angriff völkerrechtswidrig?
Ja.
Lassen sich Waffenlieferungen mit gebrochenen, traumatisierten Leuten rechtfertigen?
Ich weiß es nicht, mit Tendenz zu nein.
Jemandem ein Erlösungsnarrativ zur Seite stellen zu wollen, das all sein Leid retrospektiv - aufgrund einer kollektiven Sinnbehauptung (“Die Fahne weht wieder über der Stadt”, “der Hügel gehört wieder der Nation”, “die Ukraine ist wieder frei”) mildert oder rechtfertigt - ist der Job von Propagandisten. Von Religion. Nicht von Journalismus.
Ebenfalls nein, da das Rational auf der Handlungsebene nicht “die Hoffnung der Menschen auf einen Sieg ist”. Kein internationaler Geldgeber (dh. keine Institution) zahlt für ein derartiges Motiv.
Wie emotional überzeugt muss man sein, um das dennoch als Begründung für eine Prolongierung eines Krieges - einer gesamten Bevölkerung verkaufen zu wollen?
Und die (internationale Institutionen) halten die Ukraine aktuell handlungsfähig.
Sollen die Ukrainer einfach den Russen ihre Städte überlassen?
Ab einem bestimmten Punkt, ja. Hypothetisch. Wenn bestimmte Szenarien eintreten.
Das Rational den “besten Verhandlungspunkt zu finden” ab dem Russland so geschwächt ist, dass es die territoriale Integrität der Ukraine achten muss - ist hypothetisch (eine Vision), in sich risikobehaftet, langwierig, birgt größere Folgerisiken in sich - nicht aus der Sicht der Ukraine aber für die Verlierer - und damit die Region. In bestimmten Aspekten auch überregional.
Jetzt existiert für dieses Folgerisiko aber bereits eine vorgebaute Lösung - eine bewaffnete Ukraine die ganz Europa schützt - was in dieser Form von der Führung in der Ukraine westlichen Entscheidern verkauft wird.
Das Leid das das produziert - hypothetisch, wird multigenerational.
Lassen sich mit Butscha Waffenlieferungen zur Rückeroberung weiterer Regionen rechtfertigen?
Nein. Schlicht weil “wir kämpfen gegen das pure Böse, das Butscha als Blaupause für Besetzungen nutzt” eine konstruierte Rechtfertigung ist. schlichtweg, weil ab irgendeinem undefinierbaren Punkt, der Wunsch mit der Generierung von Leid mehr Leid zu verhindern kein probates Mittel zur Konfliktbewältigung ist.
Lassen sich mit Butscha Waffenlieferungen zur Verteidigung weiterer Regionen rechtfertigen?
Nein. Da die Begründung an der Stelle immer noch eine Übersprungsbegründung ist. Aber Waffenlieferungen zur Verteidigung von Regionen lassen sich rechtfertigen.
Wenn Verteidigung aber in Maximalforderungen und beinahe ausschließlich in Konstruktionen von “Vorwärtsverteidigung” übergeht, dann ist das als Propaganda zu werten. Unabhängig davon, dass die Ukraine jedes Recht hat ihr Territorium zurückgewinnen zu wollen.
Gibt es eine daraus ableitbare Begründung die Ukraine so lange wie notwendig mit Waffen und Finanzierung zu unterstützen?
Nein. Das wäre bereits ideologisch - oder auf der Basis von Gründen gedacht die weitere Risikoabwägungen von bestimmten Endszenarien miteinbeziehen.
Gibt es eine moralische Notwendigkeit, “unterlassene Hilfeleistung” gegen das Potential einer “Verlängerung von Tot und Zerstörung” abzuwegen?
Ja
Tun wir es?
Nein
Dürfen wir es öffentlich tun?
Nein
Wäre das Appeasement?
Nein
Wäre das ein “Einknicken”?
Ja
Wie wirs drehen und wenden, es existiert keine moralisch/ethische Verpflichtung einen Stellvertreterkrieg zu prolongieren.
Und wenn selbst bei Monitor “Butscha” als Universalbegründung für mehr Waffenlieferungen, und höhere Waffenproduktion herhalten muss -
dann werden hier immer noch Öffentlichkeiten getäuscht.
Das Leid in Butscha, ist ab einem bestimmten Punkt das RETROAKTIV wirksame Symbol, das es Leuten in einer Bevölkerung erlaubt, den Tot ihrer Familienmitglieder, ihrer Söhne und Töchter zu rechtfertigen.
“Nie mehr wieder” --
als Umformung zur totalen Vernichtung des Feindes, durch eigene Verluste - hat nichts Erbauendes in sich.
War makes monsters out of men.
Wollen wir das dadurch verursachte Leid als notwendig hinstilisieren, und das gesellschaftlich zu einem Wert erheben - klink ich mich aus.
Postheroisch - weil ein hochstilisieren von “Selbstaufgabe” - immer Hand in Hand mit Betrachtungen geht, wie unfassbar einfach es ist Leute mit Emotionen - kurzfristig zu Handlungen zu bewegen. In einem Krieg ist das Konzept sogar noch selbst verstärkend. Du kämpfst um dem Tod des Freundes neben dir einen vermeintlichen Sinn zu geben.
Und Butscha macht emotional verklärte Kriegseiferer aus ehemals angesehenen Journalisten.
Einmal einfach nur zu denken, dass es das Konzept der europäischen Union war Revanchismus als Kriegsursache verhindern zu wollen - wird heutzutage einfach nur noch zur Farce. Wir sind an dem Punkt angelangt an dem beim IWMVienna überlegt wird die EU als “wir alle gegen Russland” neu auszurichten. Wir überlegen Europa durch Hassnarrative zu einen.
Hass gegen das absolut Böse, oder wegschaun. Was anderes wird nicht zugelassen. (“Lassen wirs doch noch ein halbes Jahr laufen, schaun wir mal wies dann steht…” als Einheitsmeinung einer Bevölkerung.)
Und was wird das toll, wenn endlich unsere Fahne über der nächsten Stadt weht.
Und jetzt sterbt endlich ihr unendlichen Wichserschweine.
Denn die Begründungen, warum “die Landbrücke” für das Überleben der Ukraine essentiell ist, sind meines Erachtens bereits konstruiert.
Treibt mich Angst als intrinsische Motivation?
Nein.
Treibt die europäische Bevölkerung Angst als Motivation? Aber hallo! Die Hälfte des gängigen Narrativs (“Putin könnte durch mehr Leichen Probleme bekommen!”) ist ohne “was wenn Russland weiter macht” als Perspektive nicht mal argumentierbar.
Wobei die Ukraine muss entscheiden. Und die entscheidet sich zu 95% für Krieg.
Ich werde das von jetzt an auf alle Kriege weltweit anwenden. Mal sehn wie weit mich dieser Sager im Einzelfall bringt.