Am 24. März schreibt der Standard noch in alter Gewohnheit Project Syndicate Artikel ab (click) - und dann gleich noch vom ECFR Direktor, in dem der eine neue Philosophie und das Agieren politischer und gesellschaftlicher Akteure fordert um die Bevölkerung aber so richtig auf einen langen Abschreckungskrieg einzustammen -- mit Unterpunkt:
Außerdem steht eine neue Debatte über Militärbasen und Atomwaffen an, die Europas Aufmerksamkeit (und vermutlich Ressourcen) von ihrem globalen multilateralen Engagement abziehen wird.
Geframt als “Und er stellt vier Fragen, die die Politik lösen muss.”
Und das hast du nicht gesehen, kaum zwei Wochen später wird der Moderator der Presserunde in Phoenix davon vor laufender Kamera überzeugt -
(Startet bei 14:30 in - dauert aber länger, stellt sicher, dass ihr das gesamte Segment mitnehmt, der Moderator wird von vier Pundits bearbeitet - bis hin zu den ‘es gibt da noch Hemmungen schwere Waffen einzusetzen’ Talkingpoints, die ja das Atlantic Council als erstes, vor allen anderen, gefordert hat. Am 02.04 also etwa eine Woche nachdem der ECFR seinen Aufruf gestartet hat (24.03.). Für die die das nicht im Kopf haben, beides vor dem Bekanntwerden des Massakers in Butscha, nicht dass mir das hier versehentlich jemand als Grund substituiert.)
Begründungen, weil wir ja nicht ausschließen können, dass Russland sich nur temporär zurückzieht und später noch einmal Kiev nimmt - und weil es zu einer Schreckensherrschaft in den besetzten Gebieten kommen wird - also dem Teil der Republiken oder Teilrepubliken die seit 2014 besetzt sind, oder mehr (Je nach Ergebnis von Friedensverhandlungen).
Russland muss also aufgeben und sich vollständig aus der Ukraine zurückziehen. Und solange wird jetzt erst mal weitergekämpft (in der Überzeugung des Moderators, der ja in der versammelten Runde davon überzeugt werden konnte).
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Nato plant laut Stoltenberg ständige Militärpräsenz an Grenzen
Wegen künftiger russischer Aggressionen arbeitet die Nato nach Angaben ihres Generalsekretärs Jens Stoltenberg an Plänen für eine ständige Militärpräsenz an ihren Grenzen.
“Was wir jetzt sehen, ist eine neue Realität, eine neue Normalität für die europäische Sicherheit”, sagt Stoltenberg der Zeitung “The Telegraph”. Die Nato befände sich in einer grundlegenden Umgestaltung. Diese spiegle die langfristigen Folgen der Handlungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin wider.
src: click
Achso, naja, also wenn Stoltenberg das bei britischen Medien als die neue Normalität für die europäische Sicherheit einordnet (permanent ist das Schlagwort), dann wars ja gut, wenn der ECFR zuerst bei Project Syndicate gefordert hat, dass die Bevölkerung darauf eingestimmt werden müsse (durch Politiker die das öffentlich ansprechen müssten - zwei Tage später kamen aber nur die üblichen organisationsnahen Experten aus dem transatlatischen Spektrum und haben passende Meinungen veröffentlicht), und der Standard das wie immer abgeschrieben hat.
edit: Noch ein Punkt in dem hier der Moderator und die Öffentlichkeit verarscht wird. Ein Pundit erwähnt, dass die Ukraine ja womöglich Leopard Panzer aus Deutschland bekommen könnte, aber eben keine Flugzeuge, da es da eben offenbar doch noch Bedenken gäbe, dass das irgendwie doch offensive Waffen wären…
1. Hey Typ, du hast im Satz davor (Leopard) Kampfpanzer erwähnt.
2. Selenskyj selbst wollte die als Friendenspanzer schon mal dezidiert, bevor ihm das ECFR gesagt hat, er solle jetzt weniger distinkt “Angriffswaffen fordern” (ohne Panzer dazuzusagen), und seine Berater das dann zwei Tage später gemacht haben. Was dann auch (quietly) geklappt hat. Also, das erste Mal wollte Selenskyj zwei Tage (plus/minus) nach dem Papstbesuch schonmal 200 Panzer, und zwar dezidiert, um damit Mariupol zu befreien. Sind aber ganz sicher keine Angriffswaffen laut Nato Statut (einseinself1!).
Weil der Kunstgriff:
At the NATO meeting in Brussels this past week, the distinction between offensive and defensive weapons did appear to be falling away.
“This is about defending Ukrainian territory, therefore they need all the types of equipment that we are able to supply,” a NATO official told The Post, speaking on condition of anonymity to discuss defense decisions.
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muss man als guter Experte ja ebenfalls übesehen haben…
Das auch:
BRITTA SANDBERG [Correspondent, Der Spiegel Paris Bureau]: Mr Secretary General, you said yourself last week, there is a real risk for a new armed conflict in Europe. On Friday, there was more confirmation of Russian forces being moved towards Ukraine from other parts of the country. The Atlantic Council’s Digital Forensic Research Lab analysed pictures posted on TikTok and other social media this month, which it said showed mobile short range missiles and T-72 tanks being transported westwards.
My first question is a very simple but also a very terrifying one: how close are we these days to a war situation in Ukraine?
JENS STOLTENBERG [NATO Secretary General]: There is real danger because it is exactly as you say, there is a continued military build-up with tens of thousands of combat-ready troops, with heavy equipment, with battle tanks, with armoured vehicles and a lot of other offensive weapons systems.
(Spiegel Korrespondent vor der Körber Stiftung.)
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3. Dabei geht es nicht darum, dass Panzer keine Angriffswaffen wären (einseinself1!), sondern darum, dass das “fixed point assets” (Begriff heißt leicht anders, einfach alle Zeihan Videos ansehen die ich verlinkt habe (ehemaliger Stratfor Analyst, US Bürger, lehnt Vortragsreisen nach Russland ab, …), dann habt ihr den korrekten) - dabei geht es darum, dass Kampfflugzeuge gewartet und beladen werden müssen, und dass du die Infrastruktur dafür nicht mal nebenbei in nem Kriegsgebiet aufbaust, sondern die zur Wartung zurück in den Nato Staat müssten, der sie der Ukraine bereitstellt. Damit wird dann die Basis im Nato Land zum begründeten Kriegsziel Russlands, und das eskaliert so schon die Konfliktstufen…