Der Standard betreibt schon wieder kein Agendasetting

03. Januar 2023

und schreibt erneut Pro­ject Syn­di­ca­te ab.

MARK LEONARD

Wie sich Euro­pa gegen Russ­land absi­chern kann

Prä­si­dent Putin treibt einen “Omni­kon­flikt” vor­an, der über das Schlacht­feld hin­aus­geht. Die EU muss ihre Ein­heit bewah­ren und mit der For­mu­lie­rung einer lang­fris­ti­gen Russland-Politik beginnen

[…]

Der­zeit kann eine “sta­bi­le euro­päi­sche Ord­nung nur in Oppo­si­ti­on zu Putin und nicht in Part­ner­schaft mit ihm erreicht wer­den”, sagt Mark Leo­nard, Direk­tor des Euro­pean Coun­cil on For­eign Rela­ti­ons, im Gastkommentar.

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Sie­he letz­ter Bei­trag - Deutsch­land muss sein Ver­hält­nis zu Russ­land neu aus­rich­ten ist nicht nur eine Bin­sen­wahr­heit, son­dern auch eine US Posi­ti­on in Punk­to Außen- und Wirtschaftspolitik.

Mark Leo­nard ist der co-founder und Direk­tor des ECFR. (Run­ning gag hier im Blog, das E steht für europäisch.)

1:1 kopiert wird wie­der Pro­ject Syn­di­ca­te (das For­mat bei dem Jef­frey Sachs zuerst meist­pu­bli­zier­ter Autor war, und nach dem Beginn des Ukrai­ne Kriegs nicht mehr publi­zie­ren durf­te).

Mei­ne ehe­ma­li­ge Psy­cho­the­ra­peu­tin hat ver­sucht es für mich in “der Stan­dard suche dort nur die Exper­ti­se die er selbst nicht habe” zu reframen, ich habe das Argu­ment nicht zuge­las­sen, da es hier, damals, wie heu­te - nicht um eine Exper­ten­mei­nung geht die ein­ge­holt wird - son­dern ein­zig und allein um Agen­da setting.

Der Stan­dard schreibt nichts am Arti­kel, nicht ein Wort. Er repu­bli­ziert nur. 

Eine Über­set­zung die ande­re (Andre­as Hubig (Typo­cam­pus), Deutsch­land) für ihn machen. Nicht er.

Der Stan­dard macht das ohne selbst etwas in Kon­text zu set­zen. Und die ein­zi­ge Quel­le bei der der Stan­dard das über­haupt macht (Nach­rich­ten­agen­tu­ren aus­ge­nom­men) ist und bleibt Pro­ject Syndicate.

Laut jour­na­lis­ti­schen Ethik­kri­te­ri­en darf er das nicht machen. Du darfst nicht einer ande­ren Orga­ni­sa­ti­on, hier einem Think­tank, prak­tisch einen frei­en Platz im Blatt anbie­ten, sei­ne Posi­ti­on dei­nen Lesern, unge­fil­tert - in einem Kom­men­tar zu über­mit­teln. Wie­der­holt. Pro­du­ziert von einem ande­ren Unter­neh­men. Über­setzt von einem andern Unter­neh­men. Nicht in irgend­ei­ner Art und Wei­se von dei­ner Redak­ti­on kon­tex­tua­li­siert. Es ist eine Red Flag von der Grö­ße des Standardbürogebäudes.

Es geht hier auch nicht dar­um Exper­ten­mei­nung ein­zu­ho­len, die letz­ten drei vom Stan­dard publi­zier­ten Arti­kel von Mark Leo­nard waren Hand­lungs­emp­feh­lun­gen an die Poli­tik, Agen­da setting.

Das ist etwas dia­me­tral ande­res als “als Jour­na­list eine Exper­ten­mei­nung ein­zu­ho­len”. Pro­ject Syn­di­ca­te gibt hier vor, wofür sich der Stan­dard zu inter­es­sie­ren hat und bekommt dafür frei­en Platz im Blatt.

Der Stan­dard hat immer den Grün­der und Lei­ter des Think­tanks publi­ziert, nie einen Fach­ex­per­ten, oder Rese­ar­cher des selbigen.

Damit bekommt das Gan­ze deduk­ti­ve Über­zeu­gungs­kraft und Gra­vi­tas in der Rezipientenwahrnehmung.

Was der Stan­dard hier macht, darfst du als Jour­na­lis­mus nicht machen.

Du darfst es nicht tun.

Aber mein Psy­cho­the­ra­peu­tin hat mich, Gott sei Dank, zuerst ver­sucht mich so casu­al vom Gegen­teil zu über­zeu­gen, und spä­ter aus der Betreu­ung getre­ten als ich mit den Hand­lungs­mus­tern des öster­rei­chi­schen Jour­na­lis­mus im aktu­el­len Ukrai­ne­krieg nicht mehr zurecht­ge­kom­men bin.

An dem Tag an dem die let­ze öster­rei­chi­sche Qua­li­täts­zei­tung auf “die Ukrai­ne muss gewin­nen, weil ver­lie­ren kei­ne Opti­on ist” ein­ge­schwenkt ist, und bekannt wur­de dass öste­rei­chi­sche Steu­er­gel­der über die euro­päi­sche Frie­dens­fa­zi­li­tät Waf­fen­käu­fe für die Ukrai­ne finanzieren.

Nur damit wir uns ver­ste­hen. Laut dem Insis­tie­ren mei­ner ehe­ma­li­gen Hure von Psy­cho­the­ra­peu­tin, ist das hier kein Agen­da Setting:

Zumin­dest wer­den die west­eu­ro­päi­schen Län­der den Traum vom Auf­bau einer euro­päi­schen Sicher­heits­ar­chi­tek­tur, die Russ­land ein­schließt, auf­ge­ben müs­sen. Zum jet­zi­gen Zeit­punkt kann eine sta­bi­le euro­päi­sche Ord­nung nur in Oppo­si­ti­on zu Putin und nicht in Part­ner­schaft mit ihm erreicht wer­den. Gleich­zei­tig wer­den Front­län­der wie Polen akzep­tie­ren müs­sen, dass auch eine gegen Russ­land gerich­te­te euro­päi­sche Sicher­heits­ord­nung diplo­ma­ti­sche Gesprächs­ka­nä­le zu bestimm­ten The­men auf­recht­erhal­ten muss.

Das hier auch nicht:
Der seich­te Hauch von erzwun­ge­ner Normalität

Das hier auch nicht.
ECFR singt über Pro­ject Syn­di­ca­te phi­lo­so­phi­sche Neugründungsepen

Und das hier natür­lich auch nicht.
Die Stun­de der Künstler

Das hier aber natür­lich auch nicht. 

Denn hier bringt der Stan­dard, über Pro­ject Syn­di­ca­te, sei­ner Leser­schaft den geo­po­li­ti­schen Exper­ten Josh­ka Fischer nahe.
Wie kann man die Gesell­schaft noch verarschen?

Das muss man schon ver­ste­hen, der Stan­dard suche durch die 1:1 inhalt­li­che Über­neh­me die­ser Arti­kel von Pro­ject Syn­di­ca­te nur Exper­ti­se die er selbst nicht im Blatt habe. Und geht dann zu Josh­ka Fischer um sei­nen Lesern aktu­el­le geo­po­li­ti­sche Bege­ben­hei­ten zu erklä­ren. Aber nur weil Pro­ject Syn­di­ka­te das Inter­view bereits publi­ziert und für den Stan­dard über­set­zen hat lassen.

Naja - viel­leicht ist das was Mark Leo­nard hier aus­spricht ein­fach unum­strit­ten und so klar, dass nie­mand in die­sem Punkt ande­rer Mei­nung ist. Stellt sich raus, nein - zufäl­lig, ganz und gar nicht.

Aber als guter Qua­li­täts­s­jour­na­lis­mus ver­öf­fent­lichst du drei­mal in Fol­ge den Grün­der des ECFR (Think­tank) und berührst inhalt­li­che Gegen­po­si­ti­on in keins­ter Art und Weise.

Das ist Agen­da­set­ting. Kein Journalismus.

Die­se Gesell­schaft ist das abgrund­tief Aller­letz­te. Sterbt ihr Schweine.

edit: Es gibt aber auch wie­der eine gute Nach­richt - Hod­ges, der Exper­te dem das Pro­fil und ZDF Heu­te so sehr ver­trau­en, dass sie nach sei­nen Inter­views Leit­ar­ti­kel schrei­ben, die sich nur mit der Freu­de so ein Inter­view geführt haben beschäf­ti­gen, oder ihm zwei Stun­den im Vor­abend­pro­gramm unkon­tex­tua­li­sier­te Gesprächs­zeit ein­räu­men, hat schon wie­der die neus­ten US PR-Talkingpoints parat, falls die wer in kom­pak­ter Form brau­chen kann.









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