Die Mehrheit der Deutschen hat zwar Zweifel, ob es die in der Öffentlichkeit so oft beschworenen europäischen Werte tatsächlich gibt, gleichzeitig hat sie aber klare Vorstellungen über ein europäisches Wertesystem. Grund für diese merkwürdige Diskrepanz könnte die wahrgenommene Zerstrittenheit der EU-Mitgliedsstaaten, aber auch der Wunsch nach einem starken und selbstbewussten Europa sein, das die Bevölkerung im Ukraine-Krieg gerne deutlicher erkennen würde. Dabei wird die EU neben ihrer wirtschaftlichen Bedeutung zunehmend als politische Gemeinschaft gesehen. Eine relative Mehrheit der Bevölkerung ist zudem überzeugt, dass Deutschland nicht isoliert, sondern nur im Rahmen der EU international etwas bewirken kann. Anders als noch zu Beginn des Jahrtausends wird heute die Ukraine von der Hälfte der Bevölkerung als europäisches Land gesehen, Russland nur noch von einer Minderheit.
Von Thomas Petersen in FAZ 142 vom 22.06.2022
src: click
Achso, DAS sind die europäischen Werte, Moment was daran sind noch mal Werte?
Fragt man jedoch konkret danach, welche Werte man als europäische Werte bezeichnen könne, erhält man klare Antworten: 76 Prozent sagten in der aktuellen Umfrage, die Demokratie könne man als europäischen Wert bezeichnen, 71 Prozent nannten die Religionsfreiheit, 67 Prozent die Achtung der Menschenwürde, ebenso viele die Meinungs- und Pressefreiheit, die Gleichberechtigung von Frauen (66 Prozent) und Freiheit des Einzelnen (65 Prozent). Auch Weltoffenheit, Rechtsstaatlichkeit und Toleranz wurden jeweils von einer absoluten Mehrheit der Befragten als europäische Werte bezeichnet.
Dafür, dass die meisten Deutschen nicht glauben, dass es gemeinsame europäische Werte gibt, sind ihre Vorstellungen von einem solchen europäischen Wertesystem bemerkenswert deutlich ausgeprägt.
[…]
Dass viele Deutsche nicht an die Existenz gemeinsamer europäischer Werte glauben, obwohl sie klare Vorstellungen haben, wie diese Werte aussehen müssten, lässt sich vermutlich dadurch erklären, dass viele Bürger die Europäische Union bei Weitem nicht als so geeint wahrnehmen, wie es in den letzten Monaten von vielen politischen Vertretern der EU-Länder beschworen wurde. Auf die Frage „Sind die EU-Mitgliedsländer in der Ukraine-Krise einig oder zerstritten?“ antwortete jeder zweite Befragte, sie seien zerstritten, nur etwas mehr als jeder Vierte sagte, die Länder seien einig.
Darüber hinaus wird die Gemeinschaft nicht als stark wahrgenommen. Bei der Frage „Was würden Sie mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sagen: Hat sich der Westen da bislang eher als stark oder eher als schwach erwiesen?“ zeigten sich die Befragten ratlos: 32 Prozent meinten, der Westen habe sich als stark erwiesen, 29 Prozent sagten, er habe sich schwach gezeigt, eine relative Mehrheit von 39 Prozent wich auf die Antwortmöglichkeit „Unentschieden“ aus - ein sicheres Zeichen für Orientierungslosigkeit. Fragte man stattdessen, ob die Europäische Union sich in der Ukraine-Krise als stark oder schwach erwiesen habe, fielen die Antworten noch einmal zurückhaltender aus: 28 Prozent glaubten, die EU habe Stärke gezeigt, 38 Prozent widersprachen. Auch bei dieser Fragevariante gab es mit 34 Prozent auffallend viele Unentschiedene.
Dabei würde sich die Bevölkerung zumindest im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise einen starken, selbstbewussten Auftritt Europas wünschen. Dies zeigen die Antworten auf eine Frage, bei der zwei Meinungen zu diesem Thema präsentiert wurden. Die erste lautete: „Auch wenn es im Moment nur schwer möglich erscheint, sollte die EU sich so rasch wie möglich bemühen, mit Russland ins Gespräch zu kommen und die Beziehungen zu Russland wieder zu verbessern. Ein Frieden in Europa ist in absehbarer Zeit nur in der Zusammenarbeit mit Russland möglich.“ Die Gegenposition lautete: „Solange Putin an der Macht ist, wird es keinen Frieden mit Russland geben. Daher sollte sich die EU Putin entschlossen entgegenstellen und ihm klare Grenzen setzen. Nur so gibt es in absehbarer Zeit eine Chance auf Frieden in Europa.“ Bei der Frage, welcher dieser beiden Meinungen sie eher zustimmen, entschieden sich 30 Prozent der Befragten für die erste Position, eine klare Mehrheit von 59 Prozent für die zweite.
src: click
Hey, diese Gesellschaft ist ja mal doch nicht das Letzte! Und Allensbach ist fähig Putin muss weg als die etablierte politische Zieldefinition zu nennen. Komisch. Die Medien nicht, die Politik auch nicht.
Und wo waren noch einmal die 30% der Medien die in Deutschland Ende Juni für ein schnelles Kriegsende eingestanden sind? Achso, ja die gabs nicht.
In Österreich übrigens deutlich mehr, wenn man die folgende Frage als inhaltlich equivalent zulässt aber selbst in der abgeschwächten Form ob man für oder gegen die Beendigung der Sanktionen sei, keinerlei mediale Berichterstattung in dieser Richtung.
Diese Gesellschaft ist das Letzte.
Achja und noch ein kleiner Trick - die relevante politische Formulierung lautet “westliche Werte” nicht “europäische Werte”.
Sollte den Demoskopen das nächste Mal vielleicht jemand sagen.
edit: Ich werd nicht mehr - der Standard hat soeben die Realität anerkannt… click, da war ich ein wenig früher dran.
Diese Gesellschaft ist das Letzte.
Sterbt ihr Arschlöcher.