Zwei Drittel der Deutschen wünschen sich Friedensverhandlungen.
“Aber die Zahlen sind ein bisschen anders. Die wollen alle Frieden, aber die sagen zu den größten Teilen von den 2/3 dass die Ukraine dafür nichts aufgeben soll, sondern ihre Gebiete behalten soll, und das gibts halt aktuell nicht”.
Sagt die Spiegel-Redakteurin bei 35 min in:
Das ist unerhört erstaunlich - denn die Spiegelumfrage vom Befragungsinstitut Civey hat gerade (am 25.02.) das Gegenteil ermittelt:
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Die Grafik ist ein wenig schwer zu lesen, aber das ist ja auch der Sinn dahinter (sorry, Zynismus) - hier noch mal in Textform:
Allerdings: Die Bürgerinnen und Bürger wollen solche Verhandlungen nicht um jeden Preis. 42 Prozent der Befragten sagen, das Ziel solcher Verhandlungen für die Ukraine solle die Wiederherstellung der Grenzen des Landes vor der Annexion der Krim 2014 sein. 33 Prozent sprechen sich dafür aus, dass die Ukraine lediglich auf ihren Landesgrenzen vor dem russischen Angriff 2022 bestehen sollte, 17 Prozent der Befragten sind dafür, dass die Ukraine weitere Gebiete hergeben solle.
Kleine Hilfestellung: 42 kleiner 33 + 17
Unique research in Österreich kommt auf ähnliche Werte.
Kognitive Dissonanz much? Ja, Moment geht ja noch weiter…
Weil ja Putin nicht verhandelt.
Nach Darstellung Peskows muss die Ukraine für mögliche Verhandlungen anerkennen, dass die vier Gebiete Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson nun auch in der Verfassung als Teile Russlands verankerten seien. “Das sind sehr wichtige Realitäten”. Zudem gebe es bestimme Kriegsziele, die Russland weiter verfolge. Als ein Ziel hatte Russland auch eine Entmilitarisierung der vom Westen mit Waffen und Munition ausgestatteten Ukraine genannt. (DW)
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Hatte? Im Sinne von tut es nicht mehr?
Denn laut Bennett hätten sowohl Putin, als auch Selenskyj einer neutralen aber militarisierten Ukraine bereits zugestimmt.
Bennett: I said, “I’m the prime minister of Israel, “we don’t have guarantees from anyone, if someone invades us tomorrow, nobody has assured us and no one will come to save us. What we do have is a strong, independent army that can protect itself, so let’s forget about these guarantee and discuss the parameters for building military force, what kind of weapons, what planes, how many officers, soldiers…”
Interviewer: Because Russia doesn’t want Ukraine…
Bennett: So this was a cognitive breakthrough that they both [Putin and Selenskyj] accepted.
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Hier die obrige Meldung in der Berliner Zeitung:
Das Erreichen der Kriegsziele in der Ukraine hat nach Kreml-Angaben Vorrang vor möglichen Friedensverhandlungen. Bisher gebe es auch keine Signale aus Kiew, mit Moskau Verhandlungen aufzunehmen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag. Bisher seien solche Gespräche von Rechts wegen unmöglich, weil die ukrainische Regierung sie ausgeschlossen habe. „In diesem Fall ist das Erreichen unserer Ziele das Wichtigste, das ist unsere absolute Priorität.“
edit: Die Aussage zur Anerkennung der vier Ukrainischen Gebiete ist tatsächlich in der Form der Nennung einer Vorbedingung gefallen. Originalquelle (Keystone-SDA wire service): click
Die von DW vorgenommene Erweiterung “Russland hatte darüber hinaus ja auch noch eine Demilitarisierung gefordert” ist in der Originalquelle ebenfalls in dieser Form enthalten. Es war hier also nicht DW das aufgehübscht hat, sondern bereits die Originalquelle.Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin per Dekret abgelehnt und dies auch mehrfach bekräftigt. Er hat einen eigenen Plan vorgelegt, der als Grundvoraussetzung für den Beginn von Friedensgesprächen vorsieht, dass Russland seine Truppen komplett aus der Ukraine abzieht. Das hat Russland, das vor rund einem Jahr die Ukraine überfiel, als absurd zurückgewiesen.
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Oh, schau mal einer an…!
Und jetzt doch noch mal zum eigentlichen Punkt - die Mehrheit der Deutschen, die jetzt Friedensverhandlungen wollten, wollten die aber erst zu einem Zeitpunkt an dem Russland gänzlich aus der Ukraine abgezogen ist?
Das sind dann Selenskyj’sche Friedensverhandlungen. Ganz nach dessen Friedensformel.
Die Mehrheit der deutschen und der österreichischen Bevölkerung sind aktuell dagegen, dass die Ukraine so lange nicht verhandelt, bis sie die Krim zurückgewonnen hat.
Aber das macht doch nichts, setz dich bei Phoenix rein, behaupte das Gegenteil, hol dir ein zustimmendes “Ja genau!” aus dem Panel - und hau die Sendung dann noch bei Youtube raus.
Wer braucht heutzutage schon Journalismus.
Diese Gesellschaft ist das absolut ABARTIGST ALLERLETZTE.
edit: Oh, geil - da kommt ja noch was dazu: Schwarzer wird missrepresentiert.
Schwarzer bei 3:20 in, “Russland muss sich aus den am 24. besetzten Gebieten zurückziehen, das ist doch selbstverständlich”.
Schwarzer representiert damit Mehrheitsmeinung.
Die Spiegel Redakteurin behauptet das Gegenteil.
Wer braucht hier schon Journalismus?
Wichtig ist, dass wir alle wissen, dass wir uns vor der Bewegung distanzieren müssen. Warum eigentlich?
Ja ehm - eh.. Weil sie die Mehrheitsmeinung in Deutschland repräsentiert, vermutlich. Oder fordert “die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen. Jetzt!” - was die meisten Journalisten in Fragen à la “warum wollen sie jetzt Waffenlieferungen stoppen, da verliert doch die Ukraine” in ihren Fragestellungen umformuliert haben. Weil das ist ja das Selbe.
Diese Gesellschaft ist das abartigst Allerletzte.