Bitte was?

28. Februar 2023

Zwei Drit­tel der Deut­schen wün­schen sich Friedensverhandlungen.

Aber die Zah­len sind ein biss­chen anders. Die wol­len alle Frie­den, aber die sagen zu den größ­ten Tei­len von den 2/3 dass die Ukrai­ne dafür nichts auf­ge­ben soll, son­dern ihre Gebie­te behal­ten soll, und das gibts halt aktu­ell nicht”.

Sagt die Spiegel-Redakteurin bei 35 min in:

Das ist uner­hört erstaun­lich - denn die Spie­gel­um­fra­ge vom Befra­gungs­in­sti­tut Civey hat gera­de (am 25.02.) das Gegen­teil ermittelt:
Bildschirmfoto 2023 02 28 um 23 26 47
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Die Gra­fik ist ein wenig schwer zu lesen, aber das ist ja auch der Sinn dahin­ter (sor­ry, Zynis­mus) - hier noch mal in Textform:

Aller­dings: Die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger wol­len sol­che Ver­hand­lun­gen nicht um jeden Preis. 42 Pro­zent der Befrag­ten sagen, das Ziel sol­cher Ver­hand­lun­gen für die Ukrai­ne sol­le die Wie­der­her­stel­lung der Gren­zen des Lan­des vor der Anne­xi­on der Krim 2014 sein. 33 Pro­zent spre­chen sich dafür aus, dass die Ukrai­ne ledig­lich auf ihren Lan­des­gren­zen vor dem rus­si­schen Angriff 2022 bestehen soll­te, 17 Pro­zent der Befrag­ten sind dafür, dass die Ukrai­ne wei­te­re Gebie­te her­ge­ben solle.

Klei­ne Hil­fe­stel­lung: 42 klei­ner 33 + 17

Uni­que rese­arch in Öster­reich kommt auf ähn­li­che Werte.

Kogni­ti­ve Dis­so­nanz much? Ja, Moment geht ja noch weiter…

Weil ja Putin nicht verhandelt.

Nach Dar­stel­lung Pes­kows muss die Ukrai­ne für mög­li­che Ver­hand­lun­gen aner­ken­nen, dass die vier Gebie­te Donezk, Luhansk, Sapo­rischsch­ja und Cher­son nun auch in der Ver­fas­sung als Tei­le Russ­lands ver­an­ker­ten sei­en. “Das sind sehr wich­ti­ge Rea­li­tä­ten”. Zudem gebe es bestim­me Kriegs­zie­le, die Russ­land wei­ter ver­fol­ge. Als ein Ziel hat­te Russ­land auch eine Ent­mi­li­ta­ri­sie­rung der vom Wes­ten mit Waf­fen und Muni­ti­on aus­ge­stat­te­ten Ukrai­ne genannt. (DW)

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Hat­te? Im Sin­ne von tut es nicht mehr?

Denn laut Ben­nett hät­ten sowohl Putin, als auch Selen­skyj einer neu­tra­len aber mili­ta­ri­sier­ten Ukrai­ne bereits zugestimmt.

Ben­nett: I said, “I’m the prime minis­ter of Isra­el, “we don’t have gua­ran­tees from anyo­ne, if someo­ne inva­des us tomor­row, nobo­dy has assu­red us and no one will come to save us. What we do have is a strong, inde­pen­dent army that can pro­tect its­elf, so let’s for­get about the­se gua­ran­tee and dis­cuss the para­me­ters for buil­ding mili­ta­ry for­ce, what kind of wea­pons, what pla­nes, how many offi­cers, soldiers…”

Inter­view­er: Becau­se Rus­sia doesn’t want Ukraine…

Ben­nett: So this was a cogni­ti­ve bre­akthrough that they both [Putin and Selen­skyj] accepted.

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Hier die obri­ge Mel­dung in der Ber­li­ner Zeitung:

Das Errei­chen der Kriegs­zie­le in der Ukrai­ne hat nach Kreml-Angaben Vor­rang vor mög­li­chen Frie­dens­ver­hand­lun­gen. Bis­her gebe es auch kei­ne Signa­le aus Kiew, mit Mos­kau Ver­hand­lun­gen auf­zu­neh­men, sag­te Kreml­spre­cher Dmi­tri Pes­kow am Diens­tag. Bis­her sei­en sol­che Gesprä­che von Rechts wegen unmög­lich, weil die ukrai­ni­sche Regie­rung sie aus­ge­schlos­sen habe. „In die­sem Fall ist das Errei­chen unse­rer Zie­le das Wich­tigs­te, das ist unse­re abso­lu­te Priorität.“
edit: Die Aus­sa­ge zur Aner­ken­nung der vier Ukrai­ni­schen Gebie­te ist tat­säch­lich in der Form der Nen­nung einer Vor­be­din­gung gefal­len. Ori­gi­nal­quel­le (Keystone-SDA wire ser­vice): click
Die von DW vor­ge­nom­me­ne Erwei­te­rung “Russ­land hat­te dar­über hin­aus ja auch noch eine Demi­li­ta­ri­sie­rung gefor­dert” ist in der Ori­gi­nal­quel­le eben­falls in die­ser Form ent­hal­ten. Es war hier also nicht DW das auf­ge­hübscht hat, son­dern bereits die Originalquelle.

Der ukrai­ni­sche Prä­si­dent Wolo­dym­yr Selen­skyj hat Ver­hand­lun­gen mit dem rus­si­schen Prä­si­den­ten Wla­di­mir Putin per Dekret abge­lehnt und dies auch mehr­fach bekräf­tigt. Er hat einen eige­nen Plan vor­ge­legt, der als Grund­vor­aus­set­zung für den Beginn von Frie­dens­ge­sprä­chen vor­sieht, dass Russ­land sei­ne Trup­pen kom­plett aus der Ukrai­ne abzieht. Das hat Russ­land, das vor rund einem Jahr die Ukrai­ne über­fiel, als absurd zurückgewiesen.

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Oh, schau mal einer an…!

Und jetzt doch noch mal zum eigent­li­chen Punkt - die Mehr­heit der Deut­schen, die jetzt Frie­dens­ver­hand­lun­gen woll­ten, woll­ten die aber erst zu einem Zeit­punkt an dem Russ­land gänz­lich aus der Ukrai­ne abge­zo­gen ist?

Das sind dann Selenskyj’sche Frie­dens­ver­hand­lun­gen. Ganz nach des­sen Frie­dens­for­mel.

Die Mehr­heit der deut­schen und der öster­rei­chi­schen Bevöl­ke­rung sind aktu­ell dage­gen, dass die Ukrai­ne so lan­ge nicht ver­han­delt, bis sie die Krim zurück­ge­won­nen hat.

Aber das macht doch nichts, setz dich bei Phoe­nix rein, behaup­te das Gegen­teil, hol dir ein zustim­men­des “Ja genau!” aus dem Panel - und hau die Sen­dung dann noch bei You­tube raus.

Wer braucht heut­zu­ta­ge schon Journalismus.

Die­se Gesell­schaft ist das abso­lut ABARTIGST ALLERLETZTE.

edit: Oh, geil - da kommt ja noch was dazu: Schwar­zer wird missrepresentiert.

Schwar­zer bei 3:20 in, “Russ­land muss sich aus den am 24. besetz­ten Gebie­ten zurück­zie­hen, das ist doch selbstverständlich”.

Schwar­zer repre­sen­tiert damit Mehrheitsmeinung.

Die Spie­gel Redak­teu­rin behaup­tet das Gegenteil.

Wer braucht hier schon Journalismus?

Wich­tig ist, dass wir alle wis­sen, dass wir uns vor der Bewe­gung distan­zie­ren müs­sen. War­um eigentlich?

Ja ehm - eh.. Weil sie die Mehr­heits­mei­nung in Deutsch­land reprä­sen­tiert, ver­mut­lich. Oder for­dert “die Eska­la­ti­on der Waf­fen­lie­fe­run­gen zu stop­pen. Jetzt!” - was die meis­ten Jour­na­lis­ten in Fra­gen à la “war­um wol­len sie jetzt Waf­fen­lie­fe­run­gen stop­pen, da ver­liert doch die Ukrai­ne” in ihren Fra­ge­stel­lun­gen umfor­mu­liert haben. Weil das ist ja das Selbe.

Die­se Gesell­schaft ist das abar­tigst Allerletzte.









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