Des is so erstaunlich wie intellektuell elastisch die heutige junge intellektuelle Elite Österreichs so ist…
Stell dir vor du beginnst dein politisches Leben als Eventmanager bei der IG Alpbach Wien (kein Beleg, die IG Webseite auf archive.org auf Änderungen zu durchstöbern, war mir dann doch irgendwie zu stalkerisch…), dann wirst du irgendwann mal Präsident der selben Vereinigung, dann gehst du in die Presse und verlautbarst, dass du als einer von zwei Gründern Fridays for Future Österreich mitgegründet hast “Weil wir sowas in Österreich auch brauchen”, also im Jahr nachdem die Oppenheimer Funds in Alpbach den Kamintalk mit dem Schlussfazit “Zu viele Investoren glauben noch Klimaschutz sei Philanthropie, wir haben noch viel Arbeit vor uns” gehalten haben, als dann Greta populär wurde. Du machst dann (im Jahr darauf) dafür die Facebook PR und freust dich zusammen mit dem Organisator des Forums darüber “dass Fridays for Future (die du ja mitgegründet hast) auch ihren Weg nach Alpbach gefunden haben”, stell dir einfach vor die Qualitätszeitungen schreiben das ab. Stell dir vor, zwei Jahre später sitzt du bei einem Klima Panel in Alpbach, und antwortest auf eine Publikumsfrage, einfach so richtig schön mit ordentlich viel Bravado, dass wenn beim Klimaschutz nichts weitergeht, man die Unternehmen einfach zwingen wird müssen. Stell dir vor dich pfeift dann das Panel zurück, weil das dann für eine Demokratie doch zu aktivistisch war, und muss dann deine Aussagen öffentlich relativieren. Was heißt relativieren… Zurücknehmen. Stell dir vor du gehst dann in deiner Rolle als Klimaaktivist so richtig auf, und wirst fortan von brutkasten.com (die in Alpbach im letzten Jahr engagiert wurden um die Morgenrunden zu produzieren und zu moderieren) als “drei Datenaktivisten und Klimaschützer Johannes Stangl” geführt, weil du Taferl hochhalten und über ökologische Nachhaltigkeit sprechen kannst, wie kein zweiter.
Stell dir vor Alpbach featured dich in ihrem Newsletter, weil du auch auf die COP in Saudi Arabien fahren und von dort berichten wolltest.
Stell dir vor du machst dann mit den Datenaktivisten ein Klimadashboard (immer noch brutkasten) und malst nebenbei Blumen neben Balkengraphen und das gefällt Complexity Science Hub Vienna, also denen die in der Plenary session des EFATEC Programms in Alpbach 2021 den Chair der Debatte zu “The complexity of great green transformations” stellen, also, was heißt stellen, mit ihrem Präsidenten besetzen - also denen gefällt das so gut, dass sie dir gleich eine Forschungsstelle am Institut bereit stellen, damit du dort deinen Doktor machen kannst.
Stell dir vor es vergeht ein Jahr.
Stell dir vor du gibst dann Pressekonferenzen, also - so mehr jetzt, also aktuell, und zwar dazu wie sich die Europäische Union sehr wohl ein Gas Boykott gegen Russland leisten könne - und zwar in indem du der Bevölkerung folgendes rätst:
Laut den Forschern um Anton Pichler und Stefan Thurner lassen sich aus den Ergebnissen klare Empfehlungen ableiten. Durch eine gleichmäßige Verteilung des übrigen Gases in Europa und den Import von Flüssiggas aus den USA oder den Golfstaaten könnte der Wegfall der russischen Importe zu einem großen Teil abgefedert werden.
Insgesamt ergebe sich dadurch für jedes Mitgliedsland ein durchschnittlicher Engpass von 17,4 Prozent. Damit würde es Staaten geben, die ihren Verbrauch reduzieren müssen, obwohl sie selbst kein Gas aus Russland importieren. Trotzdem mache es Sinn, besonders exponierte Länder wie Österreich zu schützen, sagt Mitautor Johannes Stangl. “Die wirtschaftlichen Einbrüche pflanzen sich ja über den gemeinsamen Markt fort.”
Großes Potenzial besteht laut den Forschern auch bei der Umstellung von Gaskraftwerken auf Öl. Insgesamt könnte Österreich damit rund zehn Prozent des Gasverbrauchs reduzieren. Und auch Privathaushalte könnten ihren Beitrag leisten: Senken sie ihre Raumtemperatur um ein Grad, würde Österreich 1,2 Prozent des Verbrauchs einsparen. Indirekt könne man so wirtschaftliche Einbußen verringern und Arbeitsplätze sichern, betonen die Autoren. Daher brauche es Anreize für die Bevölkerung, sich aktiv am Gassparen zu beteiligen.
Verluste in “begrenztem Ausmaß”
Auch wenn die EU-Staaten kooperieren, wären die Verluste durch einen Gaslieferstopp Russlands oder ein Embargo für die österreichische Wirtschaft “spürbar”, sagen die Forscher. Sie würden aber “in begrenztem Ausmaß” ausfallen. Die Produktionsverluste würden sich pro Monat auf 1,11 Milliarden Euro belaufen und wären damit “signifikant kleiner als die wirtschaftlichen Auswirkungen der ersten Welle der Covid-19-Pandemie”.Seit Kriegsbeginn hat die EU russisches Gas im Wert von rund 24 Milliarden Euro importiert. Vier Milliarden Euro gingen an finanzieller und militärischer Unterstützung an die Ukraine. “Auch Wiederaufbaukosten werden auf Milliarden Euro geschätzt, ganz zu schweigen vom menschlichen Leid in der Ukraine”, sagt Thurner. Angesichts der immensen Schäden des Krieges könne ein EU-weites Embargo daher auch eine “wirtschaftlich vertretbare Strategie sein”.
Mehrere Studien
In den vergangenen Monaten haben auch andere Institute Studien zu einem möglichen Gasstopp veröffentlicht. Im April berechnete etwa die Oesterreichische Nationalbank (OenB), dass ein kompletter Ausfall russischer Gasimporte 3,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) kosten würde. Bei einem prognostizierten Wachstum von 3,5 Prozent wäre die Bilanz demnach aber immer noch leicht positiv.Von einem etwas stärkeren Einbruch ging zuletzt der wirtschaftsliberale Thinktank Agenda Austria aus. In einem “optimistischen Szenario” komme es demnach zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,5 Prozentpunkte, in einem “pessimistischen Szenario” zu einem Rückgang um 4,5 Prozentpunkte. Die Wirtschaft würde im Fall eines Gasembargos laut Agenda Austria “bestenfalls stagnieren”. (Jakob Pflügl, 24.5.2022)
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Ich bin so neidig auf diese Prinzipientreue, dass ich mir gerade die Hand abkaue.
Zeitenwende.
Diese Gesellschaft ist das Letzte.
edit: Es fehlt noch die dumme Frage des Tages, vielleicht an einen Komplexitätsforscher - in Österreich. Ob das den Selenskyj sehr freut wenn dank 20 Jahresverträgen bald kein russisches Gas mehr durch die Ukraine fließt? Wobei, die haben ja selbst Vorkommen… (edit: Für 15 Jahre. 1.09 Billionen / 73 Milliarden )
*räusper*
Die Ukraine ist der sechstgrößte Erdgasverbraucher der Welt, ihr Verbrauch beträgt etwa 73 Milliarden Kubikmeter jährlich. Etwa 25 Prozent ihres Erdgasbedarfs produziert die Ukraine selbst, weitere 40 Prozent bezieht sie über Russland aus Turkmenistan. Der Rest kommt aus russischer Produktion.
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Das macht dann die “CEOs für die Ukraine” Initiative des World Economic Forum mit Investments für Green Transitioning in die Ukraine wieder wett.
(Flüssiggas also.)