Das bewegte Leben des Johannes Stangl

24. Mai 2022

Des is so erstaun­lich wie intel­lek­tu­ell elas­tisch die heu­ti­ge jun­ge intel­lek­tu­el­le Eli­te Öster­reichs so ist…

Stell dir vor du beginnst dein poli­ti­sches Leben als Event­ma­na­ger bei der IG Alp­bach Wien (kein Beleg, die IG Web­sei­te auf archive.org auf Ände­run­gen zu durch­stö­bern, war mir dann doch irgend­wie zu stal­ke­risch…), dann wirst du irgend­wann mal Prä­si­dent der sel­ben Ver­ei­ni­gung, dann gehst du in die Pres­se und ver­laut­barst, dass du als einer von zwei Grün­dern Fri­days for Future Öster­reich mit­ge­grün­det hast “Weil wir sowas in Öster­reich auch brau­chen”, also im Jahr nach­dem die Oppen­hei­mer Funds in Alp­bach den Kamin­talk mit dem Schluss­fa­zit “Zu vie­le Inves­to­ren glau­ben noch Kli­ma­schutz sei Phil­an­thro­pie, wir haben noch viel Arbeit vor uns” gehal­ten haben, als dann Gre­ta popu­lär wur­de. Du machst dann (im Jahr dar­auf) dafür die Face­book PR und freust dich zusam­men mit dem Orga­ni­sa­tor des Forums dar­über “dass Fri­days for Future (die du ja mit­ge­grün­det hast) auch ihren Weg nach Alp­bach gefun­den haben”, stell dir ein­fach vor die Qua­li­täts­zei­tun­gen schrei­ben das ab. Stell dir vor, zwei Jah­re spä­ter sitzt du bei einem Kli­ma Panel in Alp­bach, und ant­wor­test auf eine Publi­kums­fra­ge, ein­fach so rich­tig schön mit ordent­lich viel Bra­va­do, dass wenn beim Kli­ma­schutz nichts wei­ter­geht, man die Unter­neh­men ein­fach zwin­gen wird müs­sen. Stell dir vor dich pfeift dann das Panel zurück, weil das dann für eine Demo­kra­tie doch zu akti­vis­tisch war, und muss dann dei­ne Aus­sa­gen öffent­lich rela­ti­vie­ren. Was heißt rela­ti­vie­ren… Zurück­neh­men. Stell dir vor du gehst dann in dei­ner Rol­le als Kli­ma­ak­ti­vist so rich­tig auf, und wirst fort­an von brutkasten.com (die in Alp­bach im letz­ten Jahr enga­giert wur­den um die Mor­gen­run­den zu pro­du­zie­ren und zu mode­rie­ren) als “drei Daten­ak­ti­vis­ten und Kli­ma­schüt­zer Johan­nes Stangl” geführt, weil du Taferl hoch­hal­ten und über öko­lo­gi­sche Nach­hal­tig­keit spre­chen kannst, wie kein zwei­ter.
Stell dir vor Alp­bach fea­tured dich in ihrem News­let­ter, weil du auch auf die COP in Sau­di Ara­bi­en fah­ren und von dort berich­ten wolltest.
Stell dir vor du machst dann mit den Daten­ak­ti­vis­ten ein Kli­ma­da­sh­board (immer noch brut­kas­ten) und malst neben­bei Blu­men neben Bal­ken­gra­phen und das gefällt Com­ple­xi­ty Sci­ence Hub Vien­na, also denen die in der Ple­na­ry ses­si­on des EFATEC Pro­gramms in Alp­bach 2021 den Chair der Debat­te zu “The com­ple­xi­ty of gre­at green trans­for­ma­ti­ons” stel­len, also, was heißt stel­len, mit ihrem Prä­si­den­ten beset­zen - also denen gefällt das so gut, dass sie dir gleich eine For­schungs­stel­le am Insti­tut bereit stel­len, damit du dort dei­nen Dok­tor machen kannst.

Stell dir vor es ver­geht ein Jahr.

Stell dir vor du gibst dann Pres­se­kon­fe­ren­zen, also - so mehr jetzt, also aktu­ell, und zwar dazu wie sich die Euro­päi­sche Uni­on sehr wohl ein Gas Boy­kott gegen Russ­land leis­ten kön­ne - und zwar in indem du der Bevöl­ke­rung fol­gen­des rätst:

Laut den For­schern um Anton Pich­ler und Ste­fan Thur­ner las­sen sich aus den Ergeb­nis­sen kla­re Emp­feh­lun­gen ablei­ten. Durch eine gleich­mä­ßi­ge Ver­tei­lung des übri­gen Gases in Euro­pa und den Import von Flüs­sig­gas aus den USA oder den Golf­staa­ten könn­te der Weg­fall der rus­si­schen Impor­te zu einem gro­ßen Teil abge­fe­dert werden.

Ins­ge­samt erge­be sich dadurch für jedes Mit­glieds­land ein durch­schnitt­li­cher Eng­pass von 17,4 Pro­zent. Damit wür­de es Staa­ten geben, die ihren Ver­brauch redu­zie­ren müs­sen, obwohl sie selbst kein Gas aus Russ­land impor­tie­ren. Trotz­dem mache es Sinn, beson­ders expo­nier­te Län­der wie Öster­reich zu schüt­zen, sagt Mit­au­tor Johan­nes Stangl. “Die wirt­schaft­li­chen Ein­brü­che pflan­zen sich ja über den gemein­sa­men Markt fort.”

Gro­ßes Poten­zi­al besteht laut den For­schern auch bei der Umstel­lung von Gas­kraft­wer­ken auf Öl. Ins­ge­samt könn­te Öster­reich damit rund zehn Pro­zent des Gas­ver­brauchs redu­zie­ren. Und auch Pri­vat­haus­hal­te könn­ten ihren Bei­trag leis­ten: Sen­ken sie ihre Raum­tem­pe­ra­tur um ein Grad, wür­de Öster­reich 1,2 Pro­zent des Ver­brauchs ein­spa­ren. Indi­rekt kön­ne man so wirt­schaft­li­che Ein­bu­ßen ver­rin­gern und Arbeits­plät­ze sichern, beto­nen die Autoren. Daher brau­che es Anrei­ze für die Bevöl­ke­rung, sich aktiv am Gas­s­pa­ren zu beteiligen.

Ver­lus­te in “begrenz­tem Ausmaß”
Auch wenn die EU-Staaten koope­rie­ren, wären die Ver­lus­te durch einen Gas­lie­fer­stopp Russ­lands oder ein Embar­go für die öster­rei­chi­sche Wirt­schaft “spür­bar”, sagen die For­scher. Sie wür­den aber “in begrenz­tem Aus­maß” aus­fal­len. Die Pro­duk­ti­ons­ver­lus­te wür­den sich pro Monat auf 1,11 Mil­li­ar­den Euro belau­fen und wären damit “signi­fi­kant klei­ner als die wirt­schaft­li­chen Aus­wir­kun­gen der ers­ten Wel­le der Covid-19-Pandemie”.

Seit Kriegs­be­ginn hat die EU rus­si­sches Gas im Wert von rund 24 Mil­li­ar­den Euro impor­tiert. Vier Mil­li­ar­den Euro gin­gen an finan­zi­el­ler und mili­tä­ri­scher Unter­stüt­zung an die Ukrai­ne. “Auch Wie­der­auf­bau­kos­ten wer­den auf Mil­li­ar­den Euro geschätzt, ganz zu schwei­gen vom mensch­li­chen Leid in der Ukrai­ne”, sagt Thur­ner. Ange­sichts der immensen Schä­den des Krie­ges kön­ne ein EU-weites Embar­go daher auch eine “wirt­schaft­lich ver­tret­ba­re Stra­te­gie sein”.

Meh­re­re Studien
In den ver­gan­ge­nen Mona­ten haben auch ande­re Insti­tu­te Stu­di­en zu einem mög­li­chen Gas­stopp ver­öf­fent­licht. Im April berech­ne­te etwa die Oes­ter­rei­chi­sche Natio­nal­bank (OenB), dass ein kom­plet­ter Aus­fall rus­si­scher Gas­im­por­te 3,1 Pro­zent des Brut­to­in­lands­pro­dukts (BIP) kos­ten wür­de. Bei einem pro­gnos­ti­zier­ten Wachs­tum von 3,5 Pro­zent wäre die Bilanz dem­nach aber immer noch leicht positiv.

Von einem etwas stär­ke­ren Ein­bruch ging zuletzt der wirt­schafts­li­be­ra­le Think­tank Agen­da Aus­tria aus. In einem “opti­mis­ti­schen Sze­na­rio” kom­me es dem­nach zu einem Rück­gang der Wirt­schafts­leis­tung um 1,5 Pro­zent­punk­te, in einem “pes­si­mis­ti­schen Sze­na­rio” zu einem Rück­gang um 4,5 Pro­zent­punk­te. Die Wirt­schaft wür­de im Fall eines Gas­em­bar­gos laut Agen­da Aus­tria “bes­ten­falls sta­gnie­ren”. (Jakob Pflügl, 24.5.2022)

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Ich bin so nei­dig auf die­se Prin­zi­pi­en­treue, dass ich mir gera­de die Hand abkaue.

Zei­ten­wen­de.

Die­se Gesell­schaft ist das Letzte.

edit: Es fehlt noch die dum­me Fra­ge des Tages, viel­leicht an einen Kom­ple­xi­täts­for­scher - in Öster­reich. Ob das den Selen­skyj sehr freut wenn dank 20 Jah­res­ver­trä­gen bald kein rus­si­sches Gas mehr durch die Ukrai­ne fließt? Wobei, die haben ja selbst Vor­kom­men… (edit: Für 15 Jah­re. 1.09 Bil­lio­nen / 73 Mil­li­ar­den )
*räus­per*

Die Ukrai­ne ist der sechst­größ­te Erd­gas­ver­brau­cher der Welt, ihr Ver­brauch beträgt etwa 73 Mil­li­ar­den Kubik­me­ter jähr­lich. Etwa 25 Pro­zent ihres Erd­gas­be­darfs pro­du­ziert die Ukrai­ne selbst, wei­te­re 40 Pro­zent bezieht sie über Russ­land aus Turk­me­ni­stan. Der Rest kommt aus rus­si­scher Produktion.

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Das macht dann die “CEOs für die Ukrai­ne” Initia­ti­ve des World Eco­no­mic Forum mit Invest­ments für Green Tran­si­tio­ning in die Ukrai­ne wie­der wett. 

(Flüs­sig­gas also.)









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