Der Standard macht mal wieder keine Propaganda

14. März 2022

Mos­kau droht inter­na­tio­na­len Fir­men mit Ver­haf­tun­gen und Beschlagnahmung
Die rus­si­schen Behör­den dro­hen einem US-Medienbericht zufol­ge aus­län­di­schen Unter­neh­men mit Fest­nah­men oder der Beschlag­nah­mung von Ver­mö­gen, falls sie sich aus Pro­test gegen den Ukraine-Krieg aus dem Land zurück­zie­hen. Staats­an­wäl­te hät­ten Unter­neh­men wie Coca-Cola, McDonald’s, Proc­ter & Gam­ble und IBM kon­tak­tiert und vor schwe­ren Kon­se­quen­zen gewarnt, berich­te­te das “Wall Street Jour­nal”. Die rus­si­sche Bot­schaft in den USA bezeich­ne­te den Bericht als “rei­ne Fiktion”.

Das “Wall Street Jour­nal” berief sich auf mit der Ange­le­gen­heit ver­trau­te Quel­len. Dem­nach kon­tak­tier­ten die Staats­an­wäl­te die Fir­men per Brief oder erschie­nen per­sön­lich. Sie hät­ten gedroht, Ver­ant­wort­li­che fest­zu­neh­men, die sich kri­tisch über die rus­si­sche Regie­rung äußern, oder Ver­mö­gens­wer­te zu beschlag­nah­men, inklu­si­ve Eigen­tums­rech­te. Die War­nun­gen der rus­si­schen Jus­tiz “haben min­des­tens eins der betrof­fe­nen Unter­neh­men ver­an­lasst, die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen dem rus­si­schen Teil und dem Rest des Unter­neh­mens zu begren­zen”, schrieb die Zei­tung. Es gebe die Befürch­tung, E-Mails oder Text­nach­rich­ten zwi­schen Kol­le­gen könn­ten abge­fan­gen wer­den. Die rus­si­sche Bot­schaft in den USA nann­te den Bericht “falsch”.

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Hin­ter­grund: Die Optio­nen die Russ­land im Fal­le eines Rück­zugs west­li­cher Fir­men hat, ist ent­we­der sie samt Filia­len in Kon­kurs gehen zu las­sen (mit ent­spre­chen­den gesell­schaft­lich desta­bi­li­sie­ren­den Fol­gen), oder das Manag­ment aus­zu­tau­schen und sie wei­ter­zu­füh­ren, sofern das ohne Schlüs­sel­im­por­te mög­lich ist. Die Ver­schär­fung davon ist dann die Unter­neh­men nicht nach einem Ende der Sank­tio­nen wie­der ihren Besit­zern zu über­ge­ben, son­dern sie kom­plett zu ver­staat­li­chen. Wenn kein Inter­na­tio­na­les Schieds­ge­richts­ab­kom­men das verhindert.

Da der Wes­ten bei Wirt­schafts­sank­tio­nen auf län­ge­re Zeit­ho­ri­zon­te spielt als Russ­land, ist die­se Opti­on rela­tiv nahe­lie­gend. Demen­tiert wird wohl auf­grund des “könn­ten Ver­ant­wort­li­che fest­ge­nom­men wer­den, wenn sie sich kri­tisch über die Regie­rung äußern” Pas­sa­ge (wür­de Medi­en­gleich­schal­tung effek­tiv unter­lau­fen), und der Außen­wir­kung auf Inves­to­ren, die eine sol­che Mel­dung bewirkt.

Also bring­ts der Stan­dard mal - trotz Demen­ti als Mel­dung. Aber ohne jeg­li­chen Kontext.

Als Resul­tat zereißts gera­de eine auf Gut gegen Böse gestrie­gel­te media­le Öffent­lich­keit dabei, bei Hyper­per­so­na­li­sie­rung des Kon­flikts das Ende Russ­lands nach zwei Wochen Wirt­schafts­krieg, wegen die­ser Mel­dung einzusingen.

Ich has­se die aktu­el­le media­le Öffentlichkeit.

Hier die Mel­dung bei Bloomberg:

Pro­se­cu­tors cal­led or visi­ted a broad ran­ge of com­pa­nies to deli­ver their warnings, inclu­ding tech­no­lo­gy, food, ban­king and appa­rel firms, the Jour­nal repor­ted, citing peop­le fami­li­ar with the mat­ter. Thre­ats of lawsuits and the poten­ti­al sei­zu­re of trade­marks and other assets has promp­ted at least one tar­ge­ted com­pa­ny to limit com­mu­ni­ca­ti­ons out of Rus­sia with the rest of the firm, and others are see­king to move exe­cu­ti­ves out of the coun­try, the peop­le told the newspaper.

Ori­gi­nal­quel­le:

Rus­si­an pro­se­cu­tors have issued warnings to Wes­tern com­pa­nies in Rus­sia, threa­tening to arrest cor­po­ra­te lea­ders the­re who cri­ti­ci­ze the government or to sei­ze assets of com­pa­nies that with­draw from the coun­try, accord­ing to peop­le fami­li­ar with the matter.

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In der Ori­gi­nal­quel­le gibt es danach noch Kon­text, beim Stan­dard nicht mehr. Aber auch im Voll­text beim WSJ sucht man jeg­li­che Erklä­rung, wie die Dro­hun­gen über mög­li­che Fest­nah­men for­mu­liert wur­den, ver­geb­lich. Ihr Inhalt, ob sie ein­mal aus­ge­spro­chen wur­den, oder regel­mä­ßig, … - wäre halt für eine sol­che Mel­dung nicht unwichtig.

Indi­en hat übri­gens gera­de wei­te­re Schrit­te unter­nom­men ein alter­na­ti­ves Bezah­lungs­sys­tem mit Russ­land auf­zu­set­zen: click

edit: Oh, und Pres­se­mel­dun­gen von Kule­ba wer­den natür­lich unkom­men­tiert übernommen.

Kule­ba for­dert Hafen­sper­ren und Firmenboykotte
Der ukrai­ni­sche Außen­mi­nis­ter Dmy­t­ro Kule­ba sag­te am Mon­tag, der Druck der Sank­tio­nen auf Russ­land soll­te erhöht wer­den. Er for­der­te einen welt­wei­ten Boy­kott inter­na­tio­na­ler Unter­neh­men, die ihre Geschäf­te in Russ­land auf­recht­erhal­ten haben.

In einem Brie­fing for­der­te Kule­ba, inter­na­tio­na­le Häfen auf, rus­si­schen Schif­fen die Ein­fahrt zu ver­weh­ren und kei­ne Fracht abzuwickeln.

Der ukrai­ni­sche Finanz­mi­nis­ter Ser­hiy Mar­chen­ko sag­te unter­des­sen am Mon­tag, er glau­be, dass der Wech­sel­kurs der Lan­des­wäh­rung Hrywn­ja sta­bil blei­ben wer­de. “Die Wech­sel­kurs­sta­bi­li­tät wird auf­recht­erhal­ten”, sag­te er im natio­na­len Fernsehen.

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Was inter­es­siert uns die Rea­li­tät vor vier Tagen in Österreich…

Wie eine Lösung genau aus­se­hen könn­te, sei noch nicht geklärt. Das Pro­blem sei aber kein rein öster­rei­chi­sches, auch in ande­ren Län­dern gebe es Pro­ble­me mit dem Devi­sen­wech­sel mit ukrai­ni­scher Währung.

Wert­li­mit und Kon­to­er­öff­nung als Voraussetzung
Die Ers­te Bank bie­tet der­zeit eine Wech­sel­mög­lich­keit für ukrai­ni­sche Flücht­lin­ge an. Wer bei der Bank ein kos­ten­lo­ses Kon­to eröff­ne, kön­ne Griw­na „im Wert von 300 Euro pro Per­son umtau­schen“, so die Bank. Das gel­te bis auf Wei­te­res für Erste-Bank-Filialen. „Wir müs­sen uns an Compliance-Vorschriften hal­ten, des­halb sind Wert­li­mit und Kon­to­er­öff­nung nötig“, hieß es in dem Statement.

Es gab Gesprä­che mit der Natio­nal­bank, da wir uns eine Rege­lung wün­schen, wer uns wie­der­um die Wäh­rung abnimmt bzw. umtauscht.“ Mit der Regie­rung habe die Bank aber bis­her kei­ne direk­ten Gesprä­che geführt. Man ver­su­che unbü­ro­kra­tisch zu hel­fen und Lösun­gen zu finden.

src: click (Stan­dard Arti­kel dazu gabs ebenfalls.)









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