Neues Wort in der Ukraine Berichterstattung: “ermattet”

13. Juni 2023

Man­gott via APA in der Presse:

Lösung des Ukrai­ne­kriegs vor Russland-Wahl „nicht wahrscheinlich“

13.06.2023 um 06:28

Gelöst wer­den kön­ne der Kon­flikt um die Ukrai­ne wohl erst, wenn bei­de Sei­ten mili­tä­risch ermat­tet und kei­ne mili­tä­ri­schen Erfol­ge mehr zu erwar­ten sei­en, sagt der Poli­to­lo­ge Ger­hard Mangott.

Der Poli­to­lo­ge Ger­hard Man­gott hält eine Ver­hand­lungs­lö­sung im Ukraine-Krieg vor der rus­si­schen Prä­si­dent­schafts­wahl am 17. März nächs­ten Jah­res „nicht für wahr­schein­lich“. Auch, weil Prä­si­dent Wla­di­mir Putin nicht mit einer mög­li­chen Kriegs­nie­der­la­ge in die Wah­len gehen wol­le, sag­te Man­gott. Gelöst wer­den kön­ne der Kon­flikt wohl erst, wenn bei­de Sei­ten mili­tä­risch ermat­tet und kei­ne mili­tä­ri­schen Erfol­ge mehr zu erwar­ten seien.

Letz­te­res sei „jeden­falls noch vie­le Mona­te“ ent­fernt, viel­leicht auch län­ger, pro­gnos­ti­zier­te Man­gott. Der­zeit sei jeden­falls kein Ansatz für Ver­hand­lun­gen abseh­bar. Russ­land behar­re auf der Aner­ken­nung von mili­tä­risch errun­ge­nen Gebiets­ge­win­nen. Die­se kön­ne die Ukrai­ne nicht akzep­tie­ren, das sehe auch eine Mehr­heit der dor­ti­gen Bevöl­ke­rung so. Die Ukrai­ne wie­der­um wol­le nur mit einem mög­li­chen Nach­fol­ger Putins ver­han­deln und nach­dem sich die rus­si­sche Armee aus der gesam­ten Ukrai­ne ein­schließ­lich der Halb­in­sel Krim zurück­ge­zo­gen habe. Das wür­de jedoch eine kra­chen­de Nie­der­la­ge Russ­lands bedeu­ten. „Wor­über soll dann noch ver­han­delt wer­den?“, fol­ger­te der Poli­tik­wis­sen­schaf­ter der Uni­ver­si­tät Innsbruck.

Dann könn­ten Zwei­fel unter den Eli­ten zunehmen“

Die aktu­el­le Zurück­hal­tung Putins bei Kon­flik­ten unter rus­si­schen Eli­ten und mili­tä­ri­schen For­ma­tio­nen gren­ze indes an „Arbeits­ver­wei­ge­rung“, ana­ly­sier­te Man­gott: „Wenn Putin nicht den Ein­druck erweckt, er weiß, was er tut, könn­ten Zwei­fel unter den Eli­ten zuneh­men“. Dann könn­te auch ver­stärkt die Fra­ge gestellt wer­den, ob die Kos­ten im Ukraine-Krieg für Russ­land gerecht­fer­tigt seien.

Es sei lang­jäh­ri­ge Pra­xis Putins gewe­sen, sich bei schwie­ri­gen The­men zurück­zu­hal­ten, um nicht poten­zi­el­le nega­ti­ve Fol­gen mit­tra­gen zu müs­sen. „Das ist nicht mehr halt­bar“, beton­te der Russland-Experte. Die Eli­ten stün­den nicht mehr geschlos­sen hin­ter dem rus­si­schen Prä­si­den­ten, wie das in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten der Fall gewe­sen sei. „Er kann es sich nicht mehr leis­ten, sich zurück­zu­leh­nen“, so der Inns­bru­cker Poli­to­lo­ge mit Blick auf Kon­flik­te etwa zwi­schen Wagner-Chef Jew­ge­ni Pri­go­schin und Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Ser­gej Schoigu.

Die ukrai­ni­sche Gegen­of­fen­si­ve sei indes bereits im Gang. Vor zehn bis 14 Tagen habe eine Vor­be­rei­tungs­pha­se begon­nen, die seit fünf Tagen lau­fen­den Vor­stö­ße der Ukrai­ne könn­ten als Beginn der lan­ge erwar­te­ten Gegen­of­fen­si­ve gewer­tet wer­den. Dass die Ukrai­ne das nicht als sol­che bezeich­ne sei klar, ansons­ten müss­te man ein mög­li­ches Schei­tern erklären.

Berich­te über die Zer­stö­rung von vom Wes­ten gelie­fer­ter Leopard- und Bradley-Kampfpanzer durch Russ­land hät­ten sich indes als glaub­wür­dig her­aus­ge­stellt, so Man­gott. Für Mos­kau bedeu­te das einen „pro­pa­gan­dis­ti­schen Erfolg“. Damit kön­ne man demons­trie­ren: Die vom Wes­ten gelie­fer­ten Waf­fen sind nicht unbe­sieg­bar. Für die Ukrai­ne hand­le es sich jedoch noch nicht um einen dra­ma­ti­schen und auch kei­nen ent­schei­den­den Ver­lust, son­dern nur um einen klei­nen Teil der gelie­fer­ten Kriegsgeräte.

Staudamm-Sprengung: „Ter­ror­ak­tes und Kriegsverbrechens“

Hin­wei­se, dass der Kachowka-Staudamm durch Russ­land gesprengt wor­den sei, hät­ten sich indes ver­dich­tet. Ziel des „Ter­ror­ak­tes und Kriegs­ver­bre­chens“ dürf­te aus rus­si­scher Sicht gewe­sen sein, die Front zu ver­kür­zen. Dadurch, dass ein Über­set­zen der ukrai­ni­schen Armee über den Dnipro in bestimm­ten Gebie­ten ver­hin­dert wer­de, könn­ten Sol­da­ten von dort abge­zo­gen und woan­ders ein­ge­setzt wer­den. Spe­ku­la­tio­nen, dass die Ukrai­ne hin­ter der Spren­gung ste­cken könn­te, schätz­te Man­gott mit aller­größ­ter Wahr­schein­lich­keit für falsch ein. End­gül­ti­ge Bewei­se gebe es jedoch noch nicht.

Hin­ge­gen sei die Ukrai­ne wohl Urhe­ber der wie­der­hol­ten Angrif­fe in rus­si­schen Grenz­re­gio­nen und im Inland ein­schließ­lich Mos­kaus. Das sol­le der rus­si­schen Bevöl­ke­rung signa­li­sie­ren: Die Ukrai­ne sei dazu fähig, den Krieg „nach Hau­se zu brin­gen“. Auch könn­te ein Ziel sein, die rus­si­sche Armee dazu zu zwin­gen, Kräf­te von der Front zur Grenz­si­che­rung abzu­zie­hen. Das habe sich bis­her jedoch nicht bewahr­hei­tet - auch, weil die rus­si­sche Regie­rung mit der eige­nen Bevöl­ke­rung „stief­müt­ter­lich“ umge­he. Gleich­zei­tig bestehe auch die Mög­lich­keit, dass dadurch die Unter­stüt­zung in Russ­land für den Ukraine-Krieg steige.

Eine ato­ma­re Eska­la­ti­on sei nicht wahr­schein­lich, aber wei­ter mög­lich, schätz­te Man­gott. Eine Gefahr bestehe ins­be­son­de­re dann, wenn Kern­in­ter­es­sen des rus­si­schen Staa­tes bedroht wür­den - etwa im Fal­le der Krim. „Ein Ver­lust der Krim wäre das poli­ti­sche Ende Wla­di­mir Putins“, so Man­gott. Die Fra­ge sei, wie die­ser reagie­re, wenn ein sol­cher Ver­lust dro­he. Der Wes­ten müs­se sich mit die­ser Mög­lich­keit beschäf­ti­gen und auch in die Ein­schät­zung mit­ein­be­zie­hen, wel­che Waf­fen gelie­fert wür­den: „Die Fra­ge ist: Wozu soll die Ukrai­ne befä­higt werden?“

(APA/Matthias Bliem-Sauermann)

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Hat bereits eine annä­hernd lyri­sche Qualität.









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