Europe’s Futures Symposium 2022 Cres Day 3
Die Panels werden besser, das letzte am Tag ist sehenswert, insbesondere wegen der Publikumsfragen, dazu aber später.
Treichl im Publikum, Wojciech Przybylski (Res Publica Nowa), Rosa Balfour (Carnegie Endowment for International Peace) und Stefan Lehne (Carnegie Endowment for International Peace - das ist der der die Paper seiner eigenen Institution nicht liest) im Panel.
Topic ist “Something, something the EUs future role in the world”.
Stimmung ist entspannt und amikal, man ist unter Freunden - die Publikumsfragen sind dann unisono ziemlich kritisch.
Aber nichts was man mit nem Epistem nicht wieder wegbehauptet (eher gepredigt) bekommt -- und das sieht diesmal wie folgt aus.
Das Panel wird nach einem Themenfeld gefragt bei dem Europa in Zukunft glänzen könnte - zwecks notwendiger Public Relations Wirkung nach innen - während der kommenden Krisen. Wojciech Przybylski setzt sich gleich mal komplett in die Nesseln und denkt sich aus dem Stehgreif ein “gemeinsam stark gegen Putins Russland” Narrativ aus um Europa ab jetzt öffentlichkeitspolitisch zu einen.
Das ist deswegen eventuell nur so halb prickelnd, da “sich über ein äußeres Feindbild als geeint definieren” eigentlich bereits etwas war, was wir immer den US als “die habens noch nötig” nachgesagt haben. Geht im Wesentlichen darum, dass wenn die Bevölkerung wieder mal Ärger macht, du sie gegen den gemeinsamen Feind aufstachelst, was eine unglaublich “einende” Wirkung hat.
Lehne tappt nicht in das selbe Fettnäpfchen und schlägt anstatt dessen “Wir können Klimawende” als Thema vor, als eines “das die Kommission eh schon besetzt hat”. Ja, safe. Tolles Thema. Merkt die Bevölkerung nie, dass grad CBAM wegbröckelt und uns der Rest der Welt dabei nicht mehr ernst nimmt (Energiekrise). Während die US aktuell noch nur so tun als ob. (Ist das Fazit hier, saug mir das nicht aus den Fingern: click)
Ein weiteres Schmankerl ist Lehne der europäische Eigenständigkeit (nach Makron Definition), ursprünglich als verteidigungspolitische Idee entstanden, nun komplett von diesem Aspekt entkoppelt sieht, da - ich zitiere “die US diesen Aspekt wieder übernommen haben” also wird jetzt diese Bedeutung aus dem Schlagwortkomplex rausgeschrieben. Dh. das Wort kommt in Reden und als Bedeutungshülse in der Außenkommunikation der EU noch vor. Hat jetzt aber nicht mehr dem selben Inhalt und wird in Reden anders verwendet. Lehne ist - während er das vorträgt - tiefenentspannt, zurückgelehnt, Beine überkreuzt, Arme baumeln, “bei uns machen jetzt halt wieder die US die Friedenssicherung”.
Das provoziert dann einen Teil der kritischen Nachfragen - was denn wäre, wenn in den US konservative Kräfte mit einer isolationistischeren Ausrichtung die nächsten Wahlen gewinnen würden. Antwort darauf gibts keine, aber ok, der Fragensteller glaubt auch noch dass US Innenpolitik ihre Außenpolitik bestimmt.. Ich mein, bis das passiert…
Die meisten kritischen Fragen drehen sich um dem Bereich, dass in Punkto Kandidatenstatus für die EU Erweiterung wieder “emotionalisierte Entscheidungsfindungen” über “Grundsatzprinzipien” gewonnen hätten (eine der Kommentatoren im Publikum ist erregt, da sie in der Geste das Reframing des Beitrittskandidatenstatus als Abstellgleis vermutet), aber nichts was man nicht mit einer Predigt zum Wesen und Attraktivität der gelebten Werte nicht wieder ausbügeln kann. Also wird ausgebügelt. Über den Vorwurf “Doppelmoral” ist man natürlich wie immer sehr besorgt.
“Sehr gute Fragen, sehr gute Fragen, …”
Ich weiß wirklich nicht warum ich mir das noch ansehe…
Diese Gesellschaft ist das absolut Letzte.