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Die Presse:
Wütend, frustriert, außer Kontrolle: Das Psychogramm Putins
Was geht im Kopf des russischen Präsidenten vor? Darüber rätselt die Welt. Westliche Geheimdienste versuchen ihn zu entschlüsseln.
Am Montag vor zehn Tagen, ehe die Ukraine-Krise vollends eskalierte, hat sich Wladimir Putin vor laufenden Kameras im Katharinensaal des Kreml als Alleinherrscher und moderner Zar in Szene gesetzt. Er hatte den nationalen Sicherheitsrat einberufen und die Mächtigen des Staatsapparats aufmarschieren lassen – von Verteidigungsminister Sergej Schoigu über Außenminister Sergej Lawrow, Ex-Geheimdienstchef Nikolai Patruschew, Ex-Präsident Dmitri Medwedew bis zu den Geheimdienstchefs.
Als sich Sergej Naryschkin, der Chef des Auslandsgeheimdiensts, verplapperte und von einer „Annexion“ des Donbass statt – wie vereinbart – von Anerkennung sprach, kanzelte Putin ihn ab. „Setzen Sie sich“, blaffte er den Weggefährten aus der KGB-Clique von St. Petersburg von seinem Tisch aus rund 20 Metern Entfernung an.
Die Sphinx im Kreml
Es war der Auftakt zu einem Krieg und einer Weltkrise, und seither rätseln die Mächtigen der Welt und die Öffentlichkeit: Was geht im Kopf des Kreml-Chefs vor? Leidet der 69-Jährige, mit ungewöhnlich aufgedunsenem Gesicht, an einer Krankheit? Was hat ihn zu dem riskanten Angriffskrieg verleitet? Und ist er bereit, bis zum Äußersten zu gehen, wie neulich die Alarmbereitschaft für die Nuklearstreitkräfte implizieren könnte?
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Ist es Zorn? Ist es Demenz? Ist es das pure Böse? Welchen Anteil daran hat sein geschwollenes Gesicht? Ist es 99% Irrationalität, oder 80?
Profil [Chefredakteur im Podcast]:
Warum sagt uns keine der Quellen denen wir vertrauen, wie der Ausgang in dem Szenario wäre, wenn Putin verrückt ist?
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[Ist das noch Dummheit, ist das ein wenig Selbstzensur und Winken mit dem Zaunpfahl? Ist das “analysieren wollen” des Szenarios, was in Europa im Falle eines Atomkriegs passiert, weil man es als Chefredakteur des Profil nicht weiß? Man weiß es nicht.]
BBC:
Ukraine conflict: Who’s in Putin’s inner circle and running the war?
NZZ:
Putin convened an unscheduled meeting with his Security Council in Moscow on Monday. [Selber Montag vor zehn Tagen den auch die Presse erwähnt. Selbe inszenierte Pressekonferenz.] The meeting was broadcast at 5 pm. But what time was it really held? Let’s look at some participants’ watches. Sergei Shoigu & Sergei Lavrov prep at 11:45. #OSINT #UkraineRussia #Russia #Ukraine
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Also, wenn ich das korrekt zusammenfasse, hat Putin die Pressekonferenz zuvor aufgezeichnet, den Patzer mit der Annexion statt der “Anerkennung” versehentlich/oder aus Wahnsinn drinnen gelassen, danach aber empfunden dass die forsche Zurechtweisung des Chefs des Auslandsgeheimdienstes, die laut westlichen Geheimdiensten und der Presse primär belegt, dass Putin stark irrational handelt, etwas ist was die Welt sehen sollte, weil sein Ego groß ist und sein Gesicht aufgedunsen, während es jetzt Interpretationen der Chefs von westlichen Geheimdiensten braucht, wie weit Putin noch gehen würde (impliziert Nato Staaten angreifen, aber vielleicht nicht nur) - und die Briten sind auf dem Holzweg, wenn sie sich fragen, wer hier der “inner circle” ist, der den Krieg im Wesentlichen führt und zu verantworten hat.
Ich lasse die New York Times noch mal zusammenfassen:
NYT:
We’re seeing a resurgent NATO, a unified Europe working together against Russian aggression. But even so, Russia is unfettered. There are no signs on the ground in Ukraine that Moscow has changed course.[…]
Thomas L. Friedman: And what strikes me is Putin thought this was going to be a cakewalk, that he actually believed his own fantasy, that there are a bunch of Nazis running Ukraine, as soon as he came in the Ukrainian people would want them evicted, they would throw flowers, etc.
And now that that hasn’t happened, Lulu, it is very clear Putin has no Plan B. Because there is no Plan B.
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Wie 100.000-190.000 (je nach Quelle) Truppen in strategischen Positionen außerhalb des unmittelbaren Kampfgebiets.
Oder wie der Plan B “sofort die Operation abzubrechen und in Friedensverhandlungen einzusteigen”, wenn der Blitzkriegversuch scheitert?
Oder wie Plan B “Wir wurden nicht mit Applaus und Blumen empfangen”, deshalb ziehen wir nach dem Blitzkrieg und schnell eingeleiteten Verhandlungen wieder ab?
Vielleicht Plan B “Wir haben nur Nationalbankrücklagen, sowie Devisen und leicht handelbare Assets (Gold, …) im Gegenwert des doppelten jährlichen Exportvolumens” (siehe z.T.: click und click) (durch die Sanktionen jetzt stark limitiert, eventuell auf bis zu weniger als die Hälfte).
Die Meldungen stammen vom 7. und 8. Tag des Krieges.
edit: Ah, ich habs! Plan B: Russlands Devisenreserven sind nur etwas über dem Stand des Georgienkrieges, also sind interne Konflikte durch Wirtschafts-Sanktionen ein mögliches Druckmittel, nur eher nicht kurzfristig. Zum Glück hat sich Russland vor der irrationalen Invasion auch nicht mit China abgestimmt.
Und Putin hatte keinen Plan B.
Moment, wie lautet der notwendige Plan B von Putin nochmal (den den er haben hätte sollen)? Nicht angreifen? Nachdem man angegriffen hat? Nicht als Regime entmachten lassen, nachdem man angegriffen hat? Nicht von den nationalen Wirtschaftseliten entmachtet werden, nachdem man angegriffen hat? Kurzfristig auf den wirtschaftlichen Wohlstand des eigenen Landes achten nachdem man einen Angriffskrieg begonnen hat?
Ein Zermürbungskrieg kanns ja nicht sein. Putin hatte ja keinen Plan B.
edit2: Sich nicht mit China für den Fall schwerwiegender Sanktionen abgestimmt zu haben kanns auch nicht sein, selbst DW rätselt da noch. Und im Bezug auf den zeitlichen Horizont wird das, wenn wir nicht von einer vorherigen vollständigen Kapitulation Russlands ausgehen, erst in mehr als einem Jahr schlagend (so Pi mal Daumen, ins Blaue ratend).
In dem Fall wäre der verrückte Putin (oder der Grad der Verrücktheit Putins) übrigens, es unterschätzt zu haben, dass sich vor allem Deutschlands wirtschaftliche und außenpolitische Position innerhalb von eineinhalb Tagen (oder zumindest sehr schnell) ändern kann - und scharfe Sanktionen gefahren werden.
Achja, und den verrückten Putin, da er Europas Friedensordnung willentlich zerstört hat, gibts auch noch. Zusatz, es ist eigentlich allgemein anerkannt, dass democracy promotion (im Sinne von Ausdehnung, nicht in einem PR Sinn) und hegemony zusammenhängen. Siehe z.B.: click Hintergrund, siehe: Our transatlantic friends are spitballing)
edit3: Jetzt hab ichs! Putin ist so verrückt, dass er nicht davon ausgegangen ist, dass der Krieg lange anhalten könnte und Sanktionen die so gezielt einsetzbar waren, dass sie Nato Staaten und Europa weniger treffen als Russland, in einer spieltheoretischen Loose/Loose Konfiguration so lange aufrecht erhalten werden bis sein Regime fällt! Während er die Rolle Chinas in dem Szenario nicht gekannt hat. Wir (der Westen) aber auch nicht. Und so verrückt die westliche Werteordnung zu gefährden, die jetzt durch den wertebasierten Kurswechsel Deutschlands wieder hergestellt ist. Putin hat den Willen zur Demokratie, einheitlichen Positionen, und einheitlichem Vorgehen unter den Bündnispartnern der Europäischen Union und der Nato unterschätzt.
Inklusive den Auswirkungen eines Handelsembargos, das noch nicht existiert, aber vielleicht bald. Ukrainische EU-Mitarbeiter haben ein solches vor fünf Tagen gefordert. edit: Habeck hat am 03. 03. 2022 um 14:00 MEZ öffentlich ausgesprochen, dass Deutschland von russischen Energielieferungen abhängig ist und die soziale Stabilität in Deutschland ins Treffen geführt. src: click
edit4: Oh, das Narrativ hat sich heute gedreht, Putin ist jetzt mehr frustriert als wahnsinnig. Weckt mich, wenn diepresse.com und das Profil das mitbekommen haben. (Wobei beim Profil könnte es aus Selbstzensur und ein Wink mit dem Zaunpfahl gewesen sein.) Ob sich das vor einer Revolution in Russland nochmal dreht?
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edit 5: Moment, einen hab ich noch! Putin ist verrückt, weil er ein Selbstdarsteller ist, und ein Narzist, und vom Zerfall der Sovjetunion nachhaltig psychisch geschädigt. Sagt ein Philosoph (Full circle, jetzt sind wir wieder am Anfang angekommen.). Und außerdem möchte er sich als eine Erlöserfigur für alle denen es gesellschaftlich nicht so gut geht darstellen. Und reitet deshalb auf Bären.
Ich würde gerne wissen, seit wann die rote Linie Russlands auf eine neutrale Ukraine (respektive eine Ukraine im Teil-Einflussbereich Russlands, wenn wir die Diplomatie beiseite lassen dürfen) Bestand hatte. Columbia Absolventen wie Stephen F. Cohen, darf man ja heute nicht mehr trauen. Und am Besten auch nie mehr wieder FP lesen.