How crazy is Putin

03. März 2022

- sh*t, this should beco­me an ent­i­re man­da­to­ry part of a phi­lo­so­phy curriculum…

Die Pres­se:

Wütend, frus­triert, außer Kon­trol­le: Das Psy­cho­gramm Putins

Was geht im Kopf des rus­si­schen Prä­si­den­ten vor? Dar­über rät­selt die Welt. West­li­che Geheim­diens­te ver­su­chen ihn zu entschlüsseln.

Am Mon­tag vor zehn Tagen, ehe die Ukraine-Krise voll­ends eska­lier­te, hat sich Wla­di­mir Putin vor lau­fen­den Kame­ras im Katha­ri­nen­saal des Kreml als Allein­herr­scher und moder­ner Zar in Sze­ne gesetzt. Er hat­te den natio­na­len Sicher­heits­rat ein­be­ru­fen und die Mäch­ti­gen des Staats­ap­pa­rats auf­mar­schie­ren las­sen – von Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Ser­gej Schoi­gu über Außen­mi­nis­ter Ser­gej Law­row, Ex-Geheimdienstchef Niko­lai Patru­schew, Ex-Präsident Dmi­tri Med­we­dew bis zu den Geheimdienstchefs.

Als sich Ser­gej Naryschkin, der Chef des Aus­lands­ge­heim­diensts, ver­plap­per­te und von einer „Anne­xi­on“ des Don­bass statt – wie ver­ein­bart – von Aner­ken­nung sprach, kan­zel­te Putin ihn ab. „Set­zen Sie sich“, blaff­te er den Weg­ge­fähr­ten aus der KGB-Clique von St. Peters­burg von sei­nem Tisch aus rund 20 Metern Ent­fer­nung an.

Die Sphinx im Kreml

Es war der Auf­takt zu einem Krieg und einer Welt­kri­se, und seit­her rät­seln die Mäch­ti­gen der Welt und die Öffent­lich­keit: Was geht im Kopf des Kreml-Chefs vor? Lei­det der 69-Jährige, mit unge­wöhn­lich auf­ge­dun­se­nem Gesicht, an einer Krank­heit? Was hat ihn zu dem ris­kan­ten Angriffs­krieg ver­lei­tet? Und ist er bereit, bis zum Äußers­ten zu gehen, wie neu­lich die Alarm­be­reit­schaft für die Nukle­ar­streit­kräf­te impli­zie­ren könnte?

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Ist es Zorn? Ist es Demenz? Ist es das pure Böse? Wel­chen Anteil dar­an hat sein geschwol­le­nes Gesicht? Ist es 99% Irra­tio­na­li­tät, oder 80?

Pro­fil [Chef­re­dak­teur im Podcast]:
War­um sagt uns kei­ne der Quel­len denen wir ver­trau­en, wie der Aus­gang in dem Sze­na­rio wäre, wenn Putin ver­rückt ist?
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[Ist das noch Dumm­heit, ist das ein wenig Selbst­zen­sur und Win­ken mit dem Zaun­pfahl? Ist das “ana­ly­sie­ren wol­len” des Sze­na­ri­os, was in Euro­pa im Fal­le eines Atom­kriegs pas­siert, weil man es als Chef­re­dak­teur des Pro­fil nicht weiß? Man weiß es nicht.]

BBC:
Ukrai­ne con­flict: Who’s in Putin’s inner cir­cle and run­ning the war?

NZZ:

Putin con­ve­ned an unsche­du­led mee­ting with his Secu­ri­ty Coun­cil in Moscow on Mon­day. [Sel­ber Mon­tag vor zehn Tagen den auch die Pres­se erwähnt. Sel­be insze­nier­te Pres­se­kon­fe­renz.] The mee­ting was broad­cast at 5 pm. But what time was it real­ly held? Let’s look at some par­ti­ci­pants’ wat­ches. Ser­gei Shoi­gu & Ser­gei Lav­rov prep at 11:45. #OSINT #Ukrai­ne­Rus­sia #Rus­sia #Ukrai­ne

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Also, wenn ich das kor­rekt zusam­men­fas­se, hat Putin die Pres­se­kon­fe­renz zuvor auf­ge­zeich­net, den Pat­zer mit der Anne­xi­on statt der “Aner­ken­nung” versehentlich/oder aus Wahn­sinn drin­nen gelas­sen, danach aber emp­fun­den dass die for­sche Zurecht­wei­sung des Chefs des Aus­lands­ge­heim­diens­tes, die laut west­li­chen Geheim­diens­ten und der Pres­se pri­mär belegt, dass Putin stark irra­tio­nal han­delt, etwas ist was die Welt sehen soll­te, weil sein Ego groß ist und sein Gesicht auf­ge­dun­sen, wäh­rend es jetzt Inter­pre­ta­tio­nen der Chefs von west­li­chen Geheim­diens­ten braucht, wie weit Putin noch gehen wür­de (impli­ziert Nato Staa­ten angrei­fen, aber viel­leicht nicht nur) - und die Bri­ten sind auf dem Holz­weg, wenn sie sich fra­gen, wer hier der “inner cir­cle” ist, der den Krieg im Wesent­li­chen führt und zu ver­ant­wor­ten hat.

Ich las­se die New York Times noch mal zusammenfassen:

NYT:
We’re see­ing a res­ur­gent NATO, a uni­fied Euro­pe working tog­e­ther against Rus­si­an aggres­si­on. But even so, Rus­sia is unfet­te­red. The­re are no signs on the ground in Ukrai­ne that Moscow has chan­ged course.

[…]

Tho­mas L. Fried­man: And what strikes me is Putin thought this was going to be a cake­walk, that he actual­ly belie­ved his own fan­ta­sy, that the­re are a bunch of Nazis run­ning Ukrai­ne, as soon as he came in the Ukrai­ni­an peop­le would want them evic­ted, they would throw flowers, etc.

And now that that hasn’t hap­pen­ed, Lulu, it is very clear Putin has no Plan B. Becau­se the­re is no Plan B.

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Wie 100.000-190.000 (je nach Quel­le) Trup­pen in stra­te­gi­schen Posi­tio­nen außer­halb des unmit­tel­ba­ren Kampfgebiets.

Oder wie der Plan B “sofort die Ope­ra­ti­on abzu­bre­chen und in Frie­dens­ver­hand­lun­gen ein­zu­stei­gen”, wenn der Blitz­krieg­ver­such scheitert?

Oder wie Plan B “Wir wur­den nicht mit Applaus und Blu­men emp­fan­gen”, des­halb zie­hen wir nach dem Blitz­krieg und schnell ein­ge­lei­te­ten Ver­hand­lun­gen wie­der ab?

Viel­leicht Plan B “Wir haben nur Natio­nal­bankrück­la­gen, sowie Devi­sen und leicht han­del­ba­re Assets (Gold, …) im Gegen­wert des dop­pel­ten jähr­li­chen Export­vo­lu­mens” (sie­he z.T.: click und click) (durch die Sank­tio­nen jetzt stark limi­tiert, even­tu­ell auf bis zu weni­ger als die Hälfte).

Die Mel­dun­gen stam­men vom 7. und 8. Tag des Krieges.

edit: Ah, ich habs! Plan B: Russ­lands Devi­sen­re­ser­ven sind nur etwas über dem Stand des Geor­gi­en­krie­ges, also sind inter­ne Kon­flik­te durch Wirtschafts-Sanktionen ein mög­li­ches Druck­mit­tel, nur eher nicht kurz­fris­tig. Zum Glück hat sich Russ­land vor der irra­tio­na­len Inva­si­on auch nicht mit Chi­na abgestimmt.

Und Putin hat­te kei­nen Plan B.

Moment, wie lau­tet der not­wen­di­ge Plan B von Putin noch­mal (den den er haben hät­te sol­len)? Nicht angrei­fen? Nach­dem man ange­grif­fen hat? Nicht als Regime ent­mach­ten las­sen, nach­dem man ange­grif­fen hat? Nicht von den natio­na­len Wirt­schafts­eli­ten ent­mach­tet wer­den, nach­dem man ange­grif­fen hat? Kurz­fris­tig auf den wirt­schaft­li­chen Wohl­stand des eige­nen Lan­des ach­ten nach­dem man einen Angriffs­krieg begon­nen hat?

Ein Zer­mür­bungs­krieg kanns ja nicht sein. Putin hat­te ja kei­nen Plan B.

edit2: Sich nicht mit Chi­na für den Fall schwer­wie­gen­der Sank­tio­nen abge­stimmt zu haben kanns auch nicht sein, selbst DW rät­selt da noch. Und im Bezug auf den zeit­li­chen Hori­zont wird das, wenn wir nicht von einer vor­he­ri­gen voll­stän­di­gen Kapi­tu­la­ti­on Russ­lands aus­ge­hen, erst in mehr als einem Jahr schla­gend (so Pi mal Dau­men, ins Blaue ratend).

In dem Fall wäre der ver­rück­te Putin (oder der Grad der Ver­rückt­heit Putins) übri­gens, es unter­schätzt zu haben, dass sich vor allem Deutsch­lands wirt­schaft­li­che und außen­po­li­ti­sche Posi­ti­on inner­halb von ein­ein­halb Tagen (oder zumin­dest sehr schnell) ändern kann - und schar­fe Sank­tio­nen gefah­ren werden.

Ach­ja, und den ver­rück­ten Putin, da er Euro­pas Frie­dens­ord­nung wil­lent­lich zer­stört hat, gibts auch noch. Zusatz, es ist eigent­lich all­ge­mein aner­kannt, dass demo­cra­cy pro­mo­ti­on (im Sin­ne von Aus­deh­nung, nicht in einem PR Sinn) und hege­mo­ny zusam­men­hän­gen. Sie­he z.B.: click Hin­ter­grund, sie­he: Our trans­at­lan­tic friends are spit­bal­ling)

edit3: Jetzt hab ichs! Putin ist so ver­rückt, dass er nicht davon aus­ge­gan­gen ist, dass der Krieg lan­ge anhal­ten könn­te und Sank­tio­nen die so gezielt ein­setz­bar waren, dass sie Nato Staa­ten und Euro­pa weni­ger tref­fen als Russ­land, in einer spiel­theo­re­ti­schen Loose/Loose Kon­fi­gu­ra­ti­on so lan­ge auf­recht erhal­ten wer­den bis sein Regime fällt! Wäh­rend er die Rol­le Chi­nas in dem Sze­na­rio nicht gekannt hat. Wir (der Wes­ten) aber auch nicht. Und so ver­rückt die west­li­che Wer­te­ord­nung zu gefähr­den, die jetzt durch den wer­te­ba­sier­ten Kurs­wech­sel Deutsch­lands wie­der her­ge­stellt ist. Putin hat den Wil­len zur Demo­kra­tie, ein­heit­li­chen Posi­tio­nen, und ein­heit­li­chem Vor­ge­hen unter den Bünd­nis­part­nern der Euro­päi­schen Uni­on und der Nato unterschätzt.

Inklu­si­ve den Aus­wir­kun­gen eines Han­dels­em­bar­gos, das noch nicht exis­tiert, aber viel­leicht bald. Ukrai­ni­sche EU-Mitarbeiter haben ein sol­ches vor fünf Tagen gefor­dert. edit: Habeck hat am 03. 03. 2022 um 14:00 MEZ öffent­lich aus­ge­spro­chen, dass Deutsch­land von rus­si­schen Ener­gie­lie­fe­run­gen abhän­gig ist und die sozia­le Sta­bi­li­tät in Deutsch­land ins Tref­fen geführt. src: click

edit4: Oh, das Nar­ra­tiv hat sich heu­te gedreht, Putin ist jetzt mehr frus­triert als wahn­sin­nig. Weckt mich, wenn diepresse.com und das Pro­fil das mit­be­kom­men haben. (Wobei beim Pro­fil könn­te es aus Selbst­zen­sur und ein Wink mit dem Zaun­pfahl gewe­sen sein.) Ob sich das vor einer Revo­lu­ti­on in Russ­land noch­mal dreht?
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edit 5: Moment, einen hab ich noch! Putin ist ver­rückt, weil er ein Selbst­dar­stel­ler ist, und ein Nar­zist, und vom Zer­fall der Sov­jet­uni­on nach­hal­tig psy­chisch geschä­digt. Sagt ein Phi­lo­soph (Full cir­cle, jetzt sind wir wie­der am Anfang ange­kom­men.). Und außer­dem möch­te er sich als eine Erlö­ser­fi­gur für alle denen es gesell­schaft­lich nicht so gut geht dar­stel­len. Und rei­tet des­halb auf Bären.

Ich wür­de ger­ne wis­sen, seit wann die rote Linie Russ­lands auf eine neu­tra­le Ukrai­ne (respek­ti­ve eine Ukrai­ne im Teil-Einflussbereich Russ­lands, wenn wir die Diplo­ma­tie bei­sei­te las­sen dür­fen) Bestand hat­te. Colum­bia Absol­ven­ten wie Ste­phen F. Cohen, darf man ja heu­te nicht mehr trau­en. Und am Bes­ten auch nie mehr wie­der FP lesen.









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