The future of work

21. Dezember 2022

Die­ses Inter­view ist zuerst im Han­dels­blatt erschienen.

Herr Too­ze, fast nir­gends ist die Indus­trie so wich­tig wie in Deutsch­land. Wird das trotz Energie- und Kli­ma­kri­se so blei­ben können?

Das weiß ich nicht. Ich weiß nur: Deutsch­land hat einen Industrie-Fetisch. Es klam­mert sich an ein Wirt­schafts­mo­dell, des­sen Zukunft infra­ge steht. Natür­lich brau­chen wir für die Ener­gie­wen­de Lösun­gen aus der Indus­trie, aber dar­auf ein gan­zes Gesell­schafts­bild auf­zu­bau­en ist übertrieben.

Die Indus­trie ist Wohl­stands­ga­rant in die­sem Land.

Ja, aber doch nur des­halb, weil vie­le Leu­te dafür sor­gen, dass sich an die­ser Struk­tur nichts ändern kann. In Deutsch­land gibt es eine ideo­lo­gi­sche Über­hö­hung die­ses Sek­tors, die an den Rea­li­tä­ten vor­bei­geht. Es gibt ande­re Sek­to­ren, in denen die deut­sche Wirt­schaft ihre Res­sour­cen bes­ser ver­wen­den könn­te: Dienst­leis­tun­gen, For­schung, die Suche nach neu­en Technologien.

Sie kön­nen mir doch nicht erzäh­len, dass das Zusam­men­schrau­ben von Autos und Kochen von Stahl zum deut­schen Selbst­ver­ständ­nis passt, an der Spit­ze der welt­wirt­schaft­li­chen Errun­gen­schaf­ten zu stehen.

Aber es muss doch bei­des zusam­men­kom­men: Ohne die neu­en Tech­no­lo­gien hat die Indus­trie kei­ne Zukunft; die Wert­schöp­fung in der Indus­trie braucht es aber, um die neu­en Tech­no­lo­gien zu ermöglichen.

Das ist die Geschich­te, die Indus­trie­ver­tre­ter erzäh­len. Und es ist das deut­sche Pro­blem, dass die Bevöl­ke­rung es ihnen seit Jahr­zehn­ten glaubt. Nur die Indus­trie ist rich­ti­ge Wirt­schaft, da kom­men am Ende Pro­duk­te raus, die man sieht, die man anfas­sen kann. Wie soll eine Wirt­schaft funk­tio­nie­ren, in der nichts her­ge­stellt wird, was man sieht?

Eben, gar nicht. Ganz ohne Gewer­be kann kei­ne Wirt­schaft laufen.

Ich will ja auch nicht sagen, dass Deutsch­land gar kei­ne Indus­trie bräuch­te. Aber vie­le ande­re Volks­wirt­schaf­ten in Euro­pa kom­men gut mit deut­lich klei­ne­ren Indus­trie­sek­to­ren aus. Und eine Indus­trie ist doch vor allem dann gut, wenn sie sich durch ihren eige­nen Erfolg verdrängt.

Wie die Landwirtschaft?

Ganz genau. […]

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For­schung für die Pro­duk­ti­on in den US.

Kei­ne bil­li­gen Konsumgüter.

Ich sage mir heut­zu­ta­ge ver­mehrt was für ein enor­mer Zufall es doch ist, dass die Alp­bach Laxen­burg Group seit 2013 besteht, die Under2 Coali­ti­on seit 2017, die IIASA seit 2015 begon­nen hat Bevöl­ke­run­gen über Emo­tio­nen für “trans­for­ma­ti­on to sus­taina­bi­li­ty zu inter­es­sie­ren” und das in einem Aus­maß, dass Glo­ria Bene­dikt in Alp­bach in einem Panel von sich gege­ben hat, dass es bei der IIASA zuerst gro­ße Beden­ken gab, da “Über­zeu­gen durch Emo­ti­on” zu sehr an Natio­nal­so­zia­lis­mus erin­ner­te, sich die Vor­be­hal­te aber auf­ge­löst haben, als die Ver­ant­wort­li­chen bei der IIASA gese­hen haben “was damit mög­lich ist”. Dass Fri­days for Future Öster­reich von Johan­nes Stangl, dem ehe­ma­li­gen Lei­ter der Initia­tiv­grup­pe Alp­bach Wien gegrün­det wur­de “weil wir sowas hier auch brau­chen”. (Sie­he auch: click)

Und erin­ne­re mich an Zei­ten zurück in denen ich mich tat­säch­lich gefragt habe, war­um die erwach­se­nen NGO Mit­ar­bei­ter bei den ers­ten Kli­ma­pro­tes­ten in Deutsch­land so gewirkt haben, als wären sie pro­fes­sio­nel­le Jugend­ani­ma­teu­re, als sie von der Büh­ne aus “wer nicht hüpft der ist für Koh­le” ange­stimmt haben. Das Bild ging mir damals nicht aus dem Kopf.

Für eine Bevöl­ke­rung die die Poli­tik emo­tio­nal über­zeu­gen soll­te sich für etwas ein­zu­set­zen was sie selbst zwar ver­steht, aber nicht im Detail. Bei einem The­ma das seit min­des­tens einer Genera­ti­on fest auf dem poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Ent­schei­dungs­le­vel sehr weit oben ange­legt ist. Für eine Opti­on auf eine schnel­le­re Reduk­ti­on des CO2 Aus­stos­ses und damit einen nied­ri­ge­ren Anstieg der glo­ba­len Tem­pe­ra­tur. Zum Teil über eine UN Initia­ti­ve die über Akti­vis­mus den Bei­tritt von mehr Län­dern zur Net zero 2050 Coali­ti­on for­cie­ren woll­te. Eine Bewe­gung die in Deutsch­land als neu­es wirt­schaft­li­ches Erfolgs­mo­dell ver­kauft wur­de. Das um erfolg­reich zu sein, welt­weit Leu­te moti­vie­ren muss­te, sich emo­tio­nal für etwas ein­zu­set­zen, was sie zwar ver­ste­hen, aber nicht im Detail. Damit ein IPCC Tar­get Model noch theo­re­tisch erreicht wer­den kann. Wenn die Bewe­gung welt­weit Trak­ti­on zieht.

Und als Resul­tat kommst du dann zu Qua­li­täts­me­di­en, die als die IEA die­ses Jahr erst­ma­lig einen glo­bal emis­si­ons peak in 2025 pro­gnos­ti­zie­ren kann kom­men­tie­ren - aber das ist nicht genug, wir bewe­gen uns immer noch im Bereich des IPCC 3,5 Grad Modells - es ist also kein Grund zu feiern.

Und alles wor­an ich den­ken kann ist, hier geht es mehr um die Sen­si­bi­li­sie­rung der Leu­te als um die Sen­si­bi­li­sie­rung der Politik.

An die ers­ten Mit­ar­bei­ter der Oppen­hei­mer Funds die in Alp­bach 2018 vor Gre­ta “wir haben noch viel Arbeit vor uns, die meis­ten Inves­to­ren glau­ben immer noch sus­tainab­le invest­ments sei­en Phil­an­thro­pie” for­mu­liert haben, wonach der klei­ne Raum des Fire­si­de Talks in tosen­den Applaus aus­ge­bro­chen ist.

An die Ver­tre­ter der DB die im April des Vor­jah­res kei­nen nen­nens­wer­ten Anstieg im Inter­es­se an sus­tainab­le Invest­ments beob­ach­ten konn­ten.

An die Transitions-Szenarien der ING 2018, bei denen “frei­wil­li­ge Reduk­ti­on” men­gen­mä­ßig immer nur ein Puf­fer und nie modell­re­le­vant war.

Kam bei mei­ner Psy­cho­the­ra­peu­tin auch nicht gut an.

Die­se Gesell­schaft ist was sie ist. Demo­gra­phie nehm ich an.

edit: Kon­text:

Hans Wer­ner Sinn hadert mit dem Ver­fas­sungs­ge­richts­ur­teil, und was aus ihm wer­den wird.

Kon­text zu der Infla­ti­on Reduc­tion Act ist nur “Ger­man Angst”: click









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