Und sie verstehen es immer noch nicht

16. November 2022

Keep your Jour­na­lists dumb.

Ich habe die aktiv selek­ti­ve Wahr­neh­mung und den Con­fir­ma­ti­on Bias in der Huren­drecks­ge­sell­schaft noch viel zu sehr unterschätzt.

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Es geht nicht dar­um was du dir eh immer schon gedacht hast du Voll­idi­ot - es geht dar­um dass der Stan­dard erneut rus­si­sche Rake­ten auf Polen geti­telt und im Ticker eine “es könn­te ja das Umspan­nungs­werk an der Gren­ze gewe­sen sein, das hier ein Ziel war” Mel­dung gebracht - und dass alles davon wie­der ten­den­zi­ös war. 

Und im Grun­de gehts nicht mal dar­um - du VOLLTROTTEL von Jour­na­list. Du kannst die “Wahr­heit” über eine Situa­ti­on nicht her­aus­fin­den in dem du auf den Typen mit der höchs­ten Repu­ta­ti­on schielst und dann sagt - der hat dir aber jetzt gesagt was da pas­siert ist, und du hast es im Nach­hin­ein doch eh schon immer gewusst. Du VOLLTROTTEL.

Was du machst - ist dich selbst als Kon­su­ment von Pres­se­mel­dun­gen hin­zu­sti­li­sie­ren, nicht mehr.

Wenn bereits “Es hät­te aber durch­aus eh sein kön­nen dass, …” aus dem Mund einer Per­son kommt, die gera­de Live-Berichterstattung vor der Öffent­lich­keit recht­fer­tigt, dann hat die kei­ne Ahnung von den Her­aus­for­de­run­gen ihres Jobs. (Abge­se­hen davon dass du wie­der mal Twit­ter rumors liest und das Ver­brei­ten von Mel­dun­gen mit Jour­na­lis­mus verwechselst…)

Klei­ner Hin­weis “Es hät­te aber durch­aus eh sein kön­nen dass, …” gilt immer. Das Pro­blem liegt wo anders.

Wie funk­tio­niert Kriegs­pro­pa­gan­da? Ver­kürzt: Wir sind die Guten, die Bösen haben schon bei­na­he ver­lo­ren und sind dumm und machen dau­ernd Feh­ler, und kei­ner will mit ihnen etwas zu tun haben. (Län­ger: click)

Im Kon­kre­ten - du nutzt die gesell­schaft­li­che (/soziale) Ori­en­tie­rungs­funk­ti­on von Men­schen aus, in dem du ihnen eine gro­ße geschlos­se­ne Grup­pe vor­gau­kelst an der sie sich ori­en­tie­ren soll, weil das die Gewin­ner mit einer Hucke voll Wer­ten sind, an die sich alle die es zukünf­tig gut haben wol­len dran­hän­gen. Das ist Propaganda.

Es geht nicht um Argu­men­te. Es geht nicht um Bele­ge, es geht nicht um Her­lei­tun­gen, oder die bes­te rhe­to­ri­sche Dar­brin­gung. Es geht um den Anzug mit dem du auch noch als 80 jäh­ri­ger Grenz­de­bi­ler mit fal­schem Lächeln auf dem Gesicht als Held der Par­tei auf eine Büh­ne torkelst.

Wenn Biden es sagt - bedeu­tet das nicht, dass das so ist. Es kann immer noch eine Pro­vo­ka­ti­on Russ­lands gewe­sen sein. Fal­se Flag, hin­ter dem Rücken der Ukrai­ne, ein Rake­ten­ge­schütz umge­dreht und geschos­sen. Aber - wenns die stra­te­gi­sche Ana­ly­se des Gefechts­feld nicht her­gibt des­halb besorgt zu sein wirst du nicht ein Trig­gern von Nato Arti­kel 5 pro­vo­zie­ren oder es in den Raum stel­len. Mit der Ukrai­ne redet man dann pri­vat. Du kennst die­se Details als Jour­na­list nicht.

Was du aber berich­ten kannst ist die Sach­la­ge. Was du von Exper­ten ein­ho­len kannst sind die Wahr­schein­lich­kei­ten und der Kontext.

Ich mein schon schei­ße, wenn ein Masa­la zuerst sei­ne Schnell­mei­nung als Exper­te von sich gibt, die auf einer Ein­schät­zung einer Situa­ti­ons­be­wer­tung beruht, sich auf eine jour­na­lis­ti­sche Quel­le beruft die das eben­falls so gewich­tet hat, und dann den Schwanz ein­zieht, weil ein Arsch­loch von Außen­mi­nis­ter VERSCHWÖRUNG, VERCHWÖRUNG, MH17, MH17! twee­tet um von dem abzu­len­ken was sein Prä­si­dent gera­de wie­der öffent­lich geleis­tet hat.

Wenn du dei­ne Ein­schät­zung einer Situa­ti­on aus der Öffent­lich­keit zurück­ziehst, und anstatt sie zu begrün­den das Argu­ment “du sagst lie­ber gar­nichts, bis die Archi­ve nach 50 Jah­ren frei­ge­ben, was hier tat­säch­lich pas­siert ist” fährst - bist du ein Spiel­ball der Pro­pa­gan­da die hier aktiv ist.

Für soet­was wirst du als “Exper­te” von der Gesell­schaft nicht bezahlt (kei­ne Ahnung, viel­leicht hast du eine Pri­vat­pro­fes­sur, und machst das im All­ge­mei­nen so, aber das ist nicht Sinn und Zweck dei­ner Rol­le als öffent­li­cher Exper­te für ein The­ma) - für soet­was braucht dich die Gesell­schaft nicht. Du bist ein­fach wie­der das nächs­te Arsch­loch - das sei­nen Schwanz ein­zieht, wenn ein Außen­mi­nis­ter - im über­tra­ge­nen, aber zugleich auch recht kon­kre­ten Sinn twee­tet - jeden der so argu­men­tiert den mach ich fer­tig indem ich sei­ne Repu­ta­ti­on untergrabe.

Aber selbst das ist nicht der Punkt.

Top rauf­ge­vo­te­ter Bei­trag heu­te Mor­gen, bei­na­he Über­all: Biden ist so sou­ve­rän, die US woll­ten uns sicher nie was öko­no­misch Nega­ti­ves, er agiert so besonnen!

Das ist Propaganda.

Die Ebe­ne auf der sol­che Ent­sche­in­dun­gen fal­len (soll­ten), sind Kosten/Nutzen Abwä­gun­gen bezüg­lich eines Kriegs­ein­tritts. Aber selbst wenn sich Otto Nor­mal Voll­wapp­ler ein­re­den lässt die Ban­de der abge­ge­be­nen Ver­spre­chen des Nato Ver­trags Arti­kel 5 wie­ge schwe­rer, bedeu­tet das immer noch, dass du das Wirt­schafts­wachs­tum in dei­nem Land nega­tiv beein­flusst, den Brain­drain aus Euro­pa abdrehst, dei­ne Bevöl­ke­rung gegen dich auf­bringst, weil du sie wie­der in einen Krieg führst…

Mit “Gott sei dank - er reagiert sou­ve­rän, er ist so ein ehr­li­cher und beson­ne­ner Mensch” hat eine Ent­schei­dung über einen direk­ten Kriegs­ein­tritt im Regel­fall nichts zu tun.

Was hier die meis­ten Leu­te pushen bis es kein Mor­gen mehr gibt ist eine per­so­na­li­sier­te, emo­tio­na­li­sier­te, ver­knapp­te Pro­pa­gan­da­mes­sa­ge, mit Über­sprungs­ele­ment um Leu­te dazu zu brin­gen auch im Bezug auf die Geschich­te des Kon­flik­tes nicht wei­ter nach­zu­for­schen -- denn “der eine Typ dem ich fol­gen wol­len wür­de - damits mir im Leben auch mor­gen gut geht, der ist ja so besonnen”.

Das sind gesell­schaft­li­che Werte.

Wenn ethi­sche Wer­te tat­säch­lich für Mas­sen­ent­schei­dun­gen aus­schlag­ge­bend wären, dann wäre die Pro­pa­gan­da voll davon - und das ist sie gemein hin nicht. Coca Cola insze­niert sich nicht als das second com­ing von Jesus Christ. Und “I want you, enlist now” hat­te nicht Mut­ter The­re­sa am Cover. “Wir sind der Sie­ger, wir sind die Schlau­en, wir wach­sen, uns gehts gut, der ande­re ist schon knapp am Ver­lie­ren und erin­nerst du dich noch an die stark emo­tio­nal besetz­ten Zei­ten mit uns” - das sind die “Wer­te” auf die Pro­pa­gan­da abzielt. Exkurs: 5% der Men­schen las­sen sich durch rei­ne Emo­ti­on (Wer­te­auf­la­dung) mehr “bin­den” (die tuns für die ‘Cha­rak­ter­pro­tese’ (Por­sche, sie ver­ste­hen)), der Rest folgt einer Idee, die vor­gibt “zu wis­sen wos lang geht” (evo­lu­ti­ons­theo­re­ti­sche struk­tu­rel­le Vor­tei­le, oder jeder belie­bi­ge Schwach­sinn der einem zur Begrün­dung hier sonst so einfällt).

Oder in einem Satz - dass Biden hier so ver­meint­lich “beson­nen” gehan­delt hat, bedeu­tet nicht - dass die US im Vor­feld des Krie­ges den Kon­flikt nicht ange­scho­ben und nicht im Bezug auf Moti­ve ande­rer gelo­gen haben. Es gilt womög­lich so ne Plat­ti­tü­de wie - einen Kon­flikt woll­te nie­mand, but never let a cri­sis go to was­te. Damit ist man meist näher dran am Wesen von Ent­schei­dungs­sze­na­ri­en. Wie sou­ve­rän die Ent­schei­dung von Biden hier etwas zu sagen anmu­tet, macht eine Öffent­lich­keit im Wesent­li­chen dar­an fest, ob die Arsch­loch­sau, die gera­de ihre Ver­si­on der Wahr­heit ver­brei­tet eine wahr­nehm­ba­re Posi­ti­on von Macht besetzt oder nicht. Der Anzug machts. Nicht das Lächeln.

Wür­de es wer ande­res sagen (“es waren ukrai­ni­sche Rake­ten”), wür­de ihn die Gesell­schaft dafür in die Gos­se treten.

Für knapp 300 bringt die rus­si­sche Regie­rung um, rot­ten wir sie aus - etc. For­de­run­gen in den Stun­den davor hats im Stan­dard­fo­rum ja bereits gereicht - unmo­de­riert - also bis Biden “sou­ve­rän” sein durfte.

Dar­auf der Jour­na­list: Also ich war ja auch schon immer sou­ve­rän, ich hab mir das eh auch schon gedacht.

Selek­ti­ve Wahr­neh­mung, con­fir­ma­ti­on Bias.

Aber nicht ein­mal dar­um geht es (wer dar­an etwas ändern möch­te ist ein Voll­trot­tel - weil schwer möglich).

Es geht um folgendes.

Als Reak­ti­on auf einen ver­meint­li­chen Angriff auf ein unbe­tei­lig­tes Land hat das WICHSERSCHWEIN Selen­skyj als Ers­tes und ohne einen Moment zu zögern, eine “ver­ein­te Gegen­re­ak­ti­on” gegen einen “rus­si­schen Rake­ten­an­griff” gefordert.

Und das Wichs­er­schwein Kule­ba eine Sicht auf die Lage mit “jeder der ver­brei­tet dass das ukrai­ni­sche Rake­ten sind, ist ein Rus­sen­freund und ver­brei­tet eine Ver­schwö­rungs­er­zäh­lung” in die Welt gesetzt, wor­auf DER deut­sche Medi­en­ex­per­te in Mili­tär­fra­gen sei­ne Mei­nung zurück­ge­zo­gen und sich selbst zen­siert hat.

Weil die­se Gesell­schaft Pro­ble­me hat soet­was ratio­nal zu ver­ar­bei­ten, wer­den dafür Coping Mecha­nis­men abge­ru­fen -- und schon Stun­den spä­ter hat der Wer­te­wes­ten sie gefun­den und ist sich einig - die Ukrai­ne hat­te ja hun­der­te Rake­ten­ein­schlä­ge an die­sem Tag - da muss man sol­che Reak­tio­nen ja ver­zei­hen (ein bestä­tig­ter Toter in Kiew) und nein, das ist Übersprungslogik -

It was a bad day for them” recht­fer­tigt kei­ne ver­ba­le Pro­vo­ka­ti­on einen Drit­ten Welt­krieg aus­zu­lö­sen - oder die aktu­ell ver­meint­lich rich­ti­ge (“der Biden hats gesagt, der Biden hats gesagt”) Posi­ti­on mit das ist eine Ver­schwö­rungs­er­zäh­lung und rus­si­sche Pro­pa­gan­da aus der Öffent­lich­keit zu drücken.

Und das ist was hier pas­siert ist.

Aber wir reden bereits nicht mehr dar­über, denn es geht ja nur dar­um wer das sagt und dass die­se Per­son eine Füh­rungs­per­sön­lich­keit ist -- und dann blen­den wir ab - und igno­rie­ren selbst was vor fünf Minu­ten noch gesche­hen ist.

Das ist Gesellschaft.

Und Jour­na­lis­mus der sich des­sen bewusst ist, und den­noch ohne einen ver­fick­ten Hauch von Abscheu dage­gen agiert, oder sich dem ohne einen Ver­such ande­re Posi­ti­on ein­zu­ho­len - anbie­dert -- ist akti­vis­tisch, und pro­pa­giert eine Anschauung.

Das nicht reflek­tie­ren zu kön­nen, ist das was in unse­rem Medi­en­sys­tem akkut sehr, sehr falsch läuft.

Aber sie ver­ste­hens immer noch nicht.

Nur weil Biden sagt es waren ukrai­ni­sche Rake­ten, bedeu­tet das nicht, dass Russ­land den Angriff nicht getä­tigt haben kann. Aber ein ein­zel­nes Flack­ge­schütz im Nir­gend­wo mit­ten in einem Krieg bedeu­tet struk­tu­rell etwas.

Und wenn sich ein ver­fick­tes Arsch­loch wie Masa­la auf­grund eines Tweets von Selen­skyj lie­ber selbst zen­siert als sein öffent­li­ches Den­ken zu begrün­den, weil ein Schwein von Kule­ba VERSCHWÖRUNG und RUSSENPROPAGANDA schreit -- haben wir ein gesell­schaft­li­ches Problem.

Die­se scheiss ver­fick­te Drecks­ge­sell­schaft hört dann auf zu funktionieren.

Nur der Jour­na­lis­mus erkennt das natür­lich nicht, denn der hat sich schon wie­der eh genau das gedacht, was Biden spä­ter gesagt hat.

Und zuvor schnell noch zwei Spe­ku­la­tio­nen warums denn die Rus­sen gewe­sen sein könn­ten im Ticker veröffentlicht.

Wenn du öffent­lich gehängt wirst, weil du etwas unpo­pu­lä­res sagst - gibt es hof­fent­lich jeman­den der dage­gen auf­steht. Wenn du dich selbst zen­sierst da du Angst hast, dass das was du gesagt hast, oder wie du es gesagt hast auf dich zurück­fällt, weil ein Arsch­loch­wich­ser wie Kule­ba grad mit der Reich­wei­te sei­nes öffent­li­chen Ein­flus­ses spielt - haben wir ein Problem.

Und aktu­ell schaut Jour­na­lis­mus in die­sen Situa­tio­nen IMMER weg. Das zu stüt­zen ist das Wesen von Kriegs­pro­pa­gan­da im Umgang mit Medien.

edit: Hab am Abend noch ein­mal die kom­plet­te Medi­en­land­schaft gescreent, es gibt heu­te zu dem The­ma in einem ein­zi­gen Inter­view soet­was wie einen akti­ven Jour­na­lis­mus der über Pres­se­agen­tur Mel­dun­gen hin­aus­geht. Der Inter­view­part­ner ist natür­lich wie­der pen­sio­niert - die­se Kor­re­la­ti­on hat­ten wir ja schon öfter. Die rest­li­chen Medi­en beschrän­ken sich lie­ber auf “Kom­men­ta­re” (und was hat wer gedacht, und wann hat sich wer was gedacht - und …) und Kom­men­ta­to­ren die Pres­se­mel­dun­gen wiedergeben.

Das Gro­tesks­te was ich heu­te gefun­den habe war die Phoe­nix Run­de, die mit drei poli­ti­schen Ideo­lo­gen und einer Spie­gel­re­dak­teu­rin besetzt war. Die sich gegen­sei­tig zu G20 gra­tu­liert haben. Selbst der Spiel­gel­re­dak­teu­rin wur­de es nach zehn Minu­ten vor­be­rei­te­ten PR State­ments zu viel und sie hat dann reflex­ar­tig begon­nen gemä­ßig­te Gegen­po­si­tio­nen einzunehmen.









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