Wie kann man die Bevölkerung eigentlich noch verarschen?

19. August 2023

Ich habe bereits seit Län­ge­rem einen Weg gesucht die recht schlech­te Wirt­schafts­pro­gno­se des IMF Reports von 2021 bezüg­lich der Ukrai­ne irgend­wie anschau­li­cher wer­den zu lassen. 

Enter datacommons.org (Daten­ba­sis auf bei­den Sei­ten ist datacatalog.worldbank.org)

Auch wenn sies nicht gleich erken­nen, sie sehen hier das Power­house Euro­pas, vor deren ent­ei­len­den Wirt­schafts­ent­wick­lung die rus­si­sche Regie­rung eine sol­che Angst hat­te, dass sie voll­kom­men unpro­vo­ziert (*hust*) einen Krieg begon­nen hat.

BIP Entwicklung

Erwerbsquote

Marktkapitalisierung

Gesamtbevölkerung

BWRate

Und hier die ein­zi­ge Chart unter allen die ich gefun­den habe, die das Nar­ra­tiv des geein­ten Wer­te­wes­tens stützt:

Gini

Hur­ra!

Na aber Moment, da waren ja nach Jah­ren des Inves­ti­ti­ons­staus aber soet­was von Struk­tur­in­ves­ti­tio­nen in der Pipe­line, durch die Ver­zehn­fa­chung des Wei­zen­ex­ports in jün­ge­ren Jah­ren! Nein. Sie­he IWF Report von 2021. Und dabei weiß man doch, die Ver­zehn­fa­chung des Out­puts sei­nes Agrar­sek­tors ist der Wachs­tums­in­di­ka­tor für ent­wi­ckel­te Öko­no­mien schlechthin!

Die­se Gesell­schaft ist das abso­lut, abgrund­tief, gro­tesk und aba­tigst Allerletzte.

edit: Es gibt aber auch wie­der gute Nach­rich­ten, via APA OTS (Novem­ber 2022):

Das Wie­ner Insti­tut für Inter­na­tio­na­le Wirt­schafts­ver­glei­che (wiiw) hat sich daher in einer neu­en Stu­die gemein­sam mit dem GROWFORD Insti­tut in Kiew ange­se­hen, wie der im Juli prä­sen­tier­te Wie­der­auf­bau­plan der ukrai­ni­schen Regie­rung (Natio­nal Reco­very Plan) zu bewer­ten ist.

Fazit: Der Plan lässt enor­me Anstren­gun­gen erken­nen, weist aber auch eine Rei­he von Defi­zi­ten auf. Zu den Stär­ken zählt das Bestre­ben, insti­tu­tio­nel­le Refor­men in Angriff zu neh­men, die Macht der bis­her all­ge­gen­wär­ti­gen Olig­ar­chen zu beschnei­den und die Ukrai­ne an EU-Standards her­an­zu­füh­ren. Auch die kurz­fris­tig not­wen­di­gen Maß­nah­men zur Sta­bi­li­sie­rung der ukrai­ni­schen Wirt­schaft wer­den rich­tig iden­ti­fi­ziert und herausgearbeitet.

Die Schwä­chen lie­gen aller­dings eben­falls klar auf der Hand“, sagt Tetia­na Bog­dan, wis­sen­schaft­li­che Direk­to­rin des GROWFORD Insti­tuts in Kiew und Gast­for­sche­rin am wiiw. „Das beginnt damit, dass das Wachs­tums­po­ten­zi­al der ukrai­ni­schen Wirt­schaft nach dem Krieg über­schätzt wird. Auch bei der Ver­tei­lung der Mit­tel auf die ein­zel­nen Sek­to­ren sowie bei den Plä­nen für die Indus­trie­po­li­tik und den Finanz­sek­tor sind Anpas­sun­gen not­wen­dig“, so Bogdan.

Die im Plan for­mu­lier­te Absicht, die Steu­ern mas­siv zu sen­ken, ist unver­ein­bar mit den hun­der­ten Mil­li­ar­den US-Dollar, die der Wie­der­auf­bau ver­schlin­gen wird. Der vor­ge­schla­ge­ne dezen­tra­le Ansatz dürf­te kon­tra­pro­duk­tiv wir­ken: „In den meis­ten Fäl­len soll­te der Wie­der­auf­bau auf natio­na­ler Ebe­ne koor­di­niert wer­den“, gibt Micha­el Lan­des­mann, ehe­ma­li­ger wis­sen­schaft­li­cher Direk­tor des wiiw und Co-Autor der Stu­die, zu beden­ken. Bemän­gelt wer­den in der Stu­die außer­dem inhalt­li­che Unge­reimt­hei­ten und Über­schnei­dun­gen sowie eine teil­wei­se fal­sche Prioritätensetzung.

Über­schätz­te Wachstumsaussichten
Die Gesamt­kos­ten des Wie­der­auf­baus sind noch nicht klar, da der Krieg wei­ter­geht und die rus­si­schen Trup­pen der­zeit enor­me Zer­stö­run­gen anrich­ten. Die ukrai­ni­sche Regie­rung schätz­te die Gesamt­kos­ten für den Wie­der­auf­bau über zehn Jah­re im Juli auf 750 Mil­li­ar­den US-Dollar. Dar­in ent­hal­ten sind auch die Mili­tär­aus­ga­ben. Zwei Drit­tel davon, also 500 Mil­li­ar­den US-Dollar, sol­len von aus­län­di­schen Gebern kom­men, der Rest von pri­va­ten Inves­to­ren. Ohne die Mili­tär­aus­ga­ben rech­net die ukrai­ni­sche Regie­rung mit 450 Mil­li­ar­den US-Dollar an not­wen­di­gen Aus­lands­hil­fen. Unter der Annah­me, dass die inten­sivs­te Pha­se des Krie­ges bis Mit­te 2023 andau­ern wird, geht die Stu­die davon aus, dass die inter­na­tio­na­len Geber etwas weni­ger, näm­lich rund 410 Mil­li­ar­den US-Dollar, zum Wie­der­auf­bau bei­steu­ern müs­sen. Die­ser Betrag steht im Ein­klang mit ande­ren ein­schlä­gi­gen Schät­zun­gen. „Natür­lich ist das immer noch eine rie­si­ge Sum­me. Die EU, die ein star­kes Eigen­in­ter­es­se an einer demo­kra­ti­schen und pro­spe­rie­ren­den Ukrai­ne hat und das Land ja auch zum Bei­tritts­kan­di­da­ten gemacht hat, wird daher ihre Anstren­gun­gen in die­sem Bereich mas­siv ver­stär­ken müs­sen“, betont Co-Autor Richard Grie­ve­son, stell­ver­tre­ten­der Direk­tor des wiiw.

Unrea­lis­tisch erscheint das im Wie­der­auf­bau­plan for­mu­lier­te Ziel einer Ver­fünf­fa­chung der Wirt­schafts­leis­tung von etwas über 100 Mil­li­ar­den US-Dollar im heu­ri­gen Jahr auf 500 Mil­li­ar­den US-Dollar im Jahr 2032. Das legt auch der Ver­gleich mit ande­ren ehe­ma­li­gen Kriegs­ge­bie­ten nahe. Bosnien-Herzegowina schaff­te gera­de ein­mal eine Ver­drei­fa­chung des BIP zwi­schen 1996 und 2005, Kroa­ti­en eine Ver­dop­pe­lung von 1994 bis 2003.

Frag­wür­di­ge Prio­ri­sie­rung bestimm­ter Indus­trien und Ver­tei­lung der Mittel
Die Ver­tei­lung der Gel­der auf die ein­zel­nen Sek­to­ren wird im Wie­der­auf­bau­plan nicht gut begrün­det. So wird bei­spiels­wei­se der Finan­zie­rungs­be­darf für Ver­tei­di­gung und Sicher­heit bis 2032 mit ledig­lich 50 Mil­li­ar­den US-Dollar ver­an­schlagt. In die­sen Betrag mit­ein­ge­rech­net sind bereits die Mili­tär­hil­fen der Ver­bün­de­ten für das heu­ri­ge Jahr. Ange­sichts der gro­ßen Inten­si­tät des Krie­ges und der immensen Her­aus­for­de­run­gen bei der Reform der Rüs­tungs­in­dus­trie und der Moder­ni­sie­rung der ukrai­ni­schen Streit­kräf­te nach dem Krieg erscheint die­ser Betrag zu niedrig.

Zwei­fel­haft ist auch die Ein­stu­fung der Schwer­indus­trie und der Agrar­pro­duk­ti­on als Sek­to­ren mit hoher Wert­schöp­fung, die beim Wie­der­auf­bau Prio­ri­tät haben und mit Mil­li­ar­den US-Dollar geför­dert wer­den sol­len. „Aus unse­rer Sicht stellt das eine rück­wärts­ge­wand­te Indus­trie­po­li­tik dar, die eine Kon­ser­vie­rung bestehen­der Struk­tu­ren bedeu­tet, anstatt den not­wen­di­gen Struk­tur­wan­del hin zu einer nach­hal­ti­gen und grü­nen Wirt­schaft zu for­cie­ren“, moniert Micha­el Lan­des­mann. Dabei hät­te die Ukrai­ne gera­de im IT-Bereich oder bei Umwelt­tech­no­lo­gien gro­ßes Potenzial.

Zudem blei­ben die Instru­men­te zur Errei­chung der gesteck­ten Zie­le, die admi­nis­tra­ti­ve Umset­zung und die Finan­zie­rung weit­ge­hend im Dun­keln. Eben­so frag­wür­dig erscheint die geplan­te Sti­mu­lie­rung der Ver­ga­be von Hypo­the­kar­kre­di­ten mit nicht weni­ger als 40 Mil­li­ar­den US-Dollar oder die Reka­pi­ta­li­sie­rung der ukrai­ni­schen Ban­ken mit 15 bis 20 Mil­li­ar­den US-Dollar.

Dezen­tra­ler Ansatz statt gesamt­staat­li­cher Steuerung
Einen gro­ßen Schwach­punkt orten die Autor:innen der Stu­die im dezen­tra­len Ansatz des Wie­der­auf­bau­plans. Er sieht vor, die Wie­der­auf­bau­pro­jek­te in bestimm­ten Regio­nen unter Füh­rung eines inter­na­tio­na­len Part­ners zu kon­zen­trie­ren. Groß­bri­tan­ni­en hat sich etwa bereit erklärt, den Wie­der­auf­bau in der Regi­on Kiew zu über­neh­men, Däne­mark will sich auf Miko­la­jew kon­zen­trie­ren, Schwe­den auf Odes­sa. Wie ein der­ar­ti­ges dezen­tra­les Sys­tem funk­tio­nie­ren soll, bleibt schlei­er­haft. „Die zen­tra­len Wie­der­auf­bau­pro­gram­me müs­sen auf gesamt­staat­li­cher Ebe­ne aus­ge­ar­bei­tet und ver­wal­tet wer­den, um eine lan­des­wei­te Wir­kung zu erzie­len. Den­ken Sie nur an den Bau über­re­gio­na­ler Ver­kehrs­ver­bin­dun­gen oder die Anglei­chung der Wie­der­auf­bau­be­mü­hun­gen an die EU-Standards“, erklärt Tetia­na Bogdan.

Pro­ble­ma­ti­sche Steu­er­sen­kungs­plä­ne und Hin­der­nis­se für EU-Beitritt
Der Wie­der­auf­bau­plan sieht auch Maß­nah­men vor, die ein­deu­tig im Wider­spruch zu EU-Recht ste­hen, wie das Ver­bot der Erstat­tung der Mehr­wert­steu­er auf Roh­stoff­ex­por­te oder die mas­si­ve staat­li­che För­de­rung der Schwer­indus­trie. Wenig durch­dacht prä­sen­tie­ren sich auch die Plä­ne, die Steuern- und Abga­ben­quo­te auf 30 Pro­zent des BIP zu drü­cken, wäh­rend gleich­zei­tig hun­der­te Mil­li­ar­den US-Dollar für den Wie­der­auf­bau benö­tigt wer­den und außer­dem auch noch die Staats­schul­den­quo­te sin­ken soll.

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