Wie man eine Gaspipelinesprengung untersucht

15. Oktober 2022

Ich habs noch ein­mal in einen eige­nen Bei­trag aus­ge­la­gert, es ist zu wesent­lich um wei­ter unten zu versanden.

Ein­stieg:

Spie­gel”: Schwe­den blo­ckiert gemein­sa­me Ermitt­lun­gen zu Nord-Stream-Lecks

Schwe­den, Däne­mark und Deutsch­land wer­den anders als geplant kei­ne gemein­sa­me Ermitt­lungs­grup­pe zur Unter­su­chung der Lecks an den Nord-Stream-Pipelines bil­den. Das berich­te­te heu­te “Der Spie­gel”. Dem­nach ver­nein­te Schwe­den die Ein­rich­tung eines inter­na­tio­na­len Ermitt­ler­teams, weil die Sicher­heits­ein­stu­fung der Ermitt­lungs­er­geb­nis­se zu hoch sei, um die­se mit ande­ren Staa­ten zu teilen.

src: click

Der Stan­dard publi­ziert dazu am Abend dar­auf ein non-denial deni­al Schwedens. 

Anders­son demen­tiert Bericht über eige­ne schwe­di­sche Nord-Stream-Untersuchung

Schwe­dens schei­den­de Minis­ter­prä­si­den­tin Mag­da­le­na Anders­son hat den “Spiegel”-Bericht, wonach Schwe­den nicht gemein­sam mit Däne­mark und Deutsch­land das Gas­leck an den beschä­dig­ten Nord-Stream-Pipelines unter­su­chen wol­le, zurück­ge­wie­sen. “Wie ich das ver­stan­den habe, stimmt das nicht. Wir arbei­ten zusam­men mit Däne­mark und Deutsch­land bei die­sem The­ma”, sag­te Anders­son am Frei­tag­abend zu Reu­ters in Ber­lin. “Die schwe­di­sche Unter­su­chung läuft noch. Wir waren schnell im Was­ser für Unter­su­chun­gen und haben Mate­ri­al nach oben gebracht.”

Sogar ein over­spe­ci­fic non-denial denial.

Sie haben *stuff* aus dem Was­ser nach oben gebracht! Soweit das Mag­da­le­na Ander­son ver­stan­den hat.
src: click

Das hat der Spie­gel sicher nicht gewusst…

Schwe­den hat­te den Tat­ort süd­öst­lich der Ost­see­insel schon vor­her inspi­ziert und am Mee­res­grund auch Beweis­ma­te­ri­al sichergestellt.

Oh hat er? Komisch dass das der Stan­dard nicht gese­hen hat…

Hier die Spie­gel Repor­ta­ge zum Vergleich.

Nach SPIEGEL-Informationen lehn­te Schwe­den die Ein­rich­tung eines inter­na­tio­na­len »Joint Inves­ti­ga­ti­on Team« (JIT) ab. Nach Anga­ben aus Sicher­heits­krei­sen soll Schwe­den die Ableh­nung damit begrün­det haben, dass die Sicher­heits­ein­stu­fung sei­ner Ermitt­lungs­er­geb­nis­se zu hoch sei, um die­se mit ande­ren Staa­ten zu teilen.

[…]

Von Schwe­di­scher Sei­te war zunächst kei­ne Stel­lung­nah­me zu erhal­ten. Der Sicher­heits­dienst ver­wies an das Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um. Das Jus­tiz­mi­nis­te­ri­um ver­wies an den Sicher­heits­dienst. In Ber­lin hieß es zu der schwe­di­schen Ableh­nung, man erhof­fe sich den­noch eine Zusam­men­ar­beit mit dor­ti­gen Behörden.

Na sowas! Die­ser Teil der Spie­gel Repor­ta­ge fin­det sich ja eben­falls eins zu eins im non deni­al deni­al wie­der. Man hat die Ein­rich­tung eines JIT abge­lehnt, hof­fe aber “den­noch auf eine Zusam­men­ar­beit”, die “statt­fin­den soll” “soweit das die schei­den­de Minis­ter­prä­si­den­tin ver­stan­den hat”.

Das wird der Stan­dard Redak­teur nur nicht bemerkt haben. Die stel­len dort ja immer kom­plet­te Voll­trot­tel an, die gegen Bezah­lung die Bevöl­ke­rung ver­ar­schen, muss man wissen…

War­um ist das relevant?

Da die Ein­rich­tung eines inter­na­tio­na­len Joint Inves­ti­ga­ti­on Teams (JIT) und “den­noch soll eine Zusam­men­ar­beit statt­fin­den” nicht das sel­be sind. Bei ers­te­rem geht es um geteil­ten Zugang zu allen Infor­ma­tio­nen, bei zwei­te­rem dar­um, dass man den ande­ren Inter­es­sen­ten “auch mal ein wenig hilft”.

Der Unter­schied sind Wel­ten. Dass Schwe­den den Bericht des Spie­gels demen­tiert hät­te, ist kom­plett erlogen.

Das Wor­d­ing hier ist rele­vant, und der Stan­dard lässt sich hier (schein­bar ger­ne) täuschen.

Das Aus­schla­gen der Bil­dung eines Joint Inves­ti­ga­ti­on Teams (JIT) mit Ver­weis auf die natio­na­le Sicher­heit Schwe­dens wur­de nicht dementiert.

Joint inves­ti­ga­ti­on teams

A joint inves­ti­ga­ti­on team (JIT) is one of the most advan­ced tools used in inter­na­tio­nal coope­ra­ti­on in cri­mi­nal mat­ters, com­pri­sing a legal agree­ment bet­ween com­pe­tent aut­ho­ri­ties of two or more Sta­tes for the pur­po­se of car­ry­ing out cri­mi­nal inves­ti­ga­ti­ons. Made up of pro­se­cu­tors and law enfor­ce­ment aut­ho­ri­ties as well as jud­ges, JITs are estab­lis­hed for a fixed peri­od, typi­cal­ly bet­ween 12 and 24 mon­ths, such as is necessa­ry to reach suc­cess­ful con­clu­si­ons to investigations.

[…]

JITs offer natio­nal aut­ho­ri­ties in dif­fe­rent Sta­tes a fle­xi­ble frame­work that is rela­tively quick and easy to estab­lish and enab­les the respec­ti­ve aut­ho­ri­ties to par­ti­ci­pa­te in the inves­ti­ga­ti­on in a mutual­ly bene­fi­cial way.

Once a JIT has been set up, the part­ners can direct­ly exchan­ge infor­ma­ti­on and evi­dence, coope­ra­te in real time and joint­ly car­ry out ope­ra­ti­ons. Fur­ther, JITs allow for prac­ti­tio­ners to be pre­sent during inves­ti­ga­ti­ve mea­su­res on each other’s ter­ri­to­ries, and to the­re­fo­re share their tech­ni­cal exper­ti­se and human resour­ces more effi­ci­ent­ly. Direct con­ta­cts and com­mu­ni­ca­ti­on enab­le the JIT mem­bers to build per­so­nal rela­ti­ons and trust, lea­ding to fas­ter and more effi­ci­ent cooperation.

The finan­cial sup­port pro­vi­ded by Euro­just and/or other EU agen­ci­es to JITs is ano­t­her important bene­fit to natio­nal aut­ho­ri­ties, redu­cing the impact on natio­nal bud­gets of cos­ts incur­red due to the trans­na­tio­nal dimen­si­on of cross-border cooperation.

src: click

Es geht hier um das Tool, und wel­che natio­na­len Insti­tu­tio­nen bei der Frei­ga­be von Infor­ma­ti­on invol­viert wer­den und einem Antrag auf Wei­ter­ga­be von Infor­ma­ti­on zustim­men müssen.

Dass das weg­fällt, ist nicht “egal”.

Dass es anstatt­des­sen “trotz­dem Zusam­men­ar­beit geben soll” ist kein Demen­ti des Spiegelberichts.

Es ist eine Bestä­ti­gung des Spie­gel­be­richts mit einer PR-Floskel “man wer­de sich so und so um Zusam­men­ar­beit bemü­hen” oben drauf.

Beleg dafür?

Der Spie­gel Bericht wur­de weder berich­tigt, noch zurückgezogen.









Hinterlasse eine Antwort