Moment, Putin hat schon verloren, aber der Krieg ist jetzt festgefahren, aber eigentlich nur um Kiev rum, im Osten wird Russland noch mal seine Bemühungen verstärken, und eigentlich ist es nicht akzeptabel, wenn ein Land ein anderes in Europa so spaltet, aber eigentlich hat Putin noch eine Reihe anderer Optionen, aber Russland darf eigentlich nicht gewinnen, aber für die Ukraine reichts schon, wenn sie nicht verliert dann hat Russland verloren und die Ukraine gewonnen, unter Anführungszeichen (in die Kamera gezeigt), und eigentlich ist es möglich, dass Russland Kiev nur angegriffen hat, damit der Westen schluckt, dass Russland nur den Osten der Ukraine bekommt, aber das Wichtigste ist, dass Putin jetzt verliert… Aber eigentlich hat er ja schon verloren.
Ja verdammt, hätte uns doch jemand gesagt, dass wenn wir medial Heldenmythen fahren und noch mehr Leute dazu bewegen hochmotiviert in den Krieg zu ziehen, das auf nen Zermürbungskrieg über viele Jahre hinausläuft, bei dem wir Russland und uns selbst wirtschaftlich in einer loose loose Situation langfristig schaden, den Leuten in der Ukraine auf Dauer am meisten Leid zufügen und dass Russland eigentlich alle Optionen offen hat, Landgewinne zum Sieg zu erklären, oder nicht. Und hätte uns doch jemand gesagt, dass eine Ukraine ohne Meeresverbindung, die langfristig ein Abnehmer von humanitärer Hilfe geworden ist, und sich auf unsichere Waffenstillstandsabkommen stützen muss, wirtschaftlich für Investitionen nicht sehr attraktiv ist… Sorry, jetzt habe ich doch glatt verschwiegen, dass wir das für unsere westliche Werteordnung machen. Während der Welthunger zunimmt (aktuelle Schätzungen 2 Milliarden Menschen stark betroffen).
- War of attrition - am 20.02 im Blog
- Russland hat alle Möglichkeiten - am 19.03. im Blog
- US und Nato (mit WestenTM) wollen Regimechange - am 26.03. noch vor der Biden Rede im Blog (angedeutet bereits am 19.03.).
- Russland hat an der Grenze nicht die Truppen für eine Invasion der gesamte Ukraine stehen am 25.01. im Blog
Na gut, aber einem CNN Opinion Autor ist folgendes bereits am 25.03. aufgefallen:
Increasingly, Ukrainians from many walks of life tell me that they feel as if the country is executing a proxy war for the West -- pushing back a superpower so as to protect countries on NATO’s eastern flank. In several passionate addresses to various parliaments, Zelensky has pretty much said as much.
src: click
Also passt das schon.
edit: Der General ist auch nicht so ganz am neuesten Stand und spricht von “Lagebildern” die die Ukraine wahrscheinlich vom Westen bekomme. Ne, sie bekommen schon Echtzeitaufklärungsdaten vom Gefechtsfeld - des is jetzt a bisserl was anderes. Das ist auch ein Gutteil der “Moral” der die Ukrainer so effektiv werden lässt, denn die Kampfführung bei Angriffen Russlands war bisher meist die Gefechtseinheiten ungehindert durchzulassen, dann die Versorgungseinheiten anzugreifen, und dann nach einigen Tagen Säuberungseinheiten zu den Kampftruppen zu schicken. Das meint man dann damit, wenn man in der Öffentlichkeit erwähnt “wie mobil (und damit effektiv) die ukrainischen Einheiten wären”.
edit2: The Agenda hat auch noch einmal nach-analysiert:
(“When Putin speaks publicly he is angry and emotional” you can check for yourselves if you want to - Last Putin speech: click, March 16th Putin speech: click (“Scumm and traitors” speech.) - beware of russian propaganda standpoints being flaunted of course. But the same could be said about the Atlantic Council (“Want to hurt Putin? Back a brain drain from russia.”) a representative of which is interviewed in this video.)
edit3: Ein paar Lügen der westlichen Propaganda aus dem Video: “Russia engaged in banned personal landmine use.” Russland hat die entsprechende Deklaration nie unterzeichnet. Der Feind ist viel schwächer als erwartet, wir sind viel stärker als erwartet, deshalb ist die bestmögliche Taktik aktuell die Ukraine so lange im Krieg zu halten wie möglich, denn je länger die Ukraine im Krieg ist, desto mehr schwächt das Russland [gemeint: innenpolitisch], deshalb müssen wir jetzt auch die Waffen-Kategorien die wir der Ukraine zur Verfügung stellen ausweiten, damit sie überhaupt die Möglichkeit haben solange durchzuhalten (Heldenmut, Moral und Counteroffensiven, …), “Putin may have convinced himself of his own rhetoric, that the US and their allies are out to destroy russia in its entirety.” - Also, genaugenommen ist Regimechange als “einzig akzeptable Form, wie dieser Krieg zu enden hat”, also der Biden Sager, nicht einzig Putin Rhetorik, an die der Wahnsinnige irgendwann mal begonnen hat selbst zu glauben. Sondern das woran alle drei hier interviewten Experten glauben.
Zusatz: Würde Putin durch einen noch extremeren Hardliner ersetzt werden, der ebenfalls unter der Ägide der russischen Dienste steht, würden die Sanktionen nicht enden. Da muss schon Regimechange her… Solche Optionen werden gerade theoretisch durchgespielt. Ohne weltweite Demütigung Russlands, darf es aus westlicher Sicht nicht zu einem Ende des Kriegs kommen. Wir kämpfen hier ja immerhin um die Aufrechterhaltung unserer Sicherheitsarchitektur (nach Paradigmenwechsel). (“Russland könnte sonst in einigen Jahren einen neuen Angriff starten.”)
Noch ne halbe Lüge mehr - Russlands Schwierigkeiten ökonomisches Wachstum aufrecht zu erhalten, bestehen nicht erst seit dem Sanktionsregime beginnend in 2014. (GDP Kurve: click). Ja, jein --
das (sowie die Fertigstellung der Infrastrukturprojekte in Sochi, und der annähernden Fertigstellung der Nordstream Pipeline) war der Grund für die schlechte Performance 2013, der Weltbank zu Folge:
Weaker growth potential is also reflected in the sector composition of growth. In the first half 2013, growth in key non-tradable sectors, such as construction, financial services, transport and communication slowed dramatically and is not compensating anymore for the gradually deteriorating industrial performance, and the manufacturing of tradables, in particular.
Considering these observations, overcoming structural challenges to the Russian economy and its growth would need to constitute an important aspect of growth-stimulating policies. For Russia, this would constitute a shift from the growth model followed in the past, which focused at stimulating domestic demand. As structural challenges become binding, constraints such as non-competitive sectors and markets would need to be addressed to lift Russia’s growth potential.
Das traf ebenfalls zu:
The economy is close to its current growth potential. Despite the observed broad-based slowdown in the economy, most recent estimates show that the level of capacity utilization remained close to 80 percent in the first half of 2013. That is comparable with rates observed in 2006 and 2007, when the economy was expanding at 8 percent annually. Given the still-tight labor market and the depressed investment activities of the last four quarters, it appears that the economy could be running very close to its maximum capacity.
Dazu kam dann noch ein Einbruch der Exportnachfrage anderer Länder (global demand) -
und danach kam das Sanktionsregime, vor und nach der Annexion der Krim.
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