Diesmal in der nicht einmal mehr mit Fragezeichen - Edition.
Man kann das komplette Propagandanarrativ der Ukraine übernehmen.
Also das aktuelle - mit “wenn die Ukraine nicht mehr angreifen kann, hört sie auf als Staat zu existieren”, selbst wenn Deutschland aktuell Investoren für den Wiederaufbau komplette Rechtssicherheit und positive Investitionsprognosen bei aktuellen Investitionen in Infrastruktur in der Ukraine zusichert. Das passt ja so schön zusammen.
Und dann ansatzlos von “die Osterweiterung der Nato zu verhindern war immer ein erklärtes außenpolitisches Ziel Russlands” zu “darüber hat sich jetzt aber ein neues imperialistisches Motiv, das des Zaren Putins geschoben” wechseln.
Man kann dabei einfach unter den Tisch fallen lassen, dass der “unbändige Wille, und der Mut zur militärischen Verteidigung” durch den selben außenpolitischen Impetus angeschoben wurde mit dem die US aktuell in Taiwan unterwegs sind. Bei dem sieben Jahre Waffenlieferungen, Restrukturierung des politischen Systems, zu mehr militärischer Entscheidungsfähigkeit in weniger Händen, sowie eine Liberalisierung der ukrainischen Waffenindustrie (in den letzten zwei Jahren abgeschlossen) den heldenhaften Kampf der Ukrainer überhaupt erst ermöglicht haben. Bei dem die Vereinigten Staaten Stinger und Javelins im Dezember retroaktiv in ihrer Nutzung im Oktober, im Donbas - gegen russische “Separatisten” freigegeben haben, bei dem die Verhandlungen über eine Nichtausweitung der Nato zuvor unilateral von den US abgebrochen wurden, bei dem drei ehemalige US Security Advisors in Aspen in diesem Jahr die “Bedeutung der Krim für Russland” als “klein, und in Gesprächen nicht wirklich oft von Russland erwähnt” hinstilisiert haben -- während ein encirclement des schwarzen Meeres nach früherer US außenpolitischer Deutung das Ende Russlands selbst als als Regionalmacht zur Folge gehabt hätte (keine Projektion von militärischer Macht in andere Regionen mehr möglich).… (siehe click (das ist das Positionspapier der Rand Cooperation das kein Fake war - bitte nicht mit dem Fake verwechseln, der vor einigen Monaten rumgegeistert ist) und nachfolgendes Video.)
Das alles schafft die deutsche Stiftung Wissenschaft und Politik. In einem TV Statement.
Aber ok, die schafft es auch zu behaupten Zusicherungen über eine Nichtausweitung der Nato hätte es nie gegeben - während die verdammten Archivdokumente bereits in zwanzigfacher Anzahl in den US deklassifiziert und öffentlich einsehbar sind. Und die Eskalationsspirale als “Lernkurve” umzudeuten.
Dann brauchst du nur noch einen Experten der hinzufügt, was Putin unterschätzt hat, war jedoch auch die Einheit des Westens, denn was Putin beeindruckt hat, war die katastrophale Abzugserfahrung der USA in Afghanistan, da hat er sich gedacht, das passiere ganz einfach noch einmal.
Live auf Phoenix - worauf dem Moderator noch einfällt, ja also wenn sich Russland wirklich so verkalkuliert hat, müsste jetzt Putin nicht einfach einmal wirklich zuerst komplett aus der Ukraine abziehen?
Worauf eine Friedensaktivistin den Fehler macht NICHTS davon zu kontextualisieren, und anstatt dessen weiter auf das Herstellen von Verhandlungsoptionen zu pochen -
Wozu dem Moderator dann auch nur mehr - “ja, der Bundeskanzler stellt sich ja auch hinter einen kompletten Abzug aller russischer Truppen als Vorbedungung für Verhandlungen, vielleicht ist das ja richtig so” - einfällt.
Worauf sich dann die Paradepropagandistin der Ukraine, die in einer solchen Talkrunde natürlich nicht mehr fehlen darf, ermuntert sieht den Friedensaktivismus als GANZES unter die Ägide ukrainischer Propaganda zu stellen und beginnt zu fragen, ob die Friedensaktivistin, denn nicht beginnen könne, auch gute und brauchbare Arbeit zu leisten, in dem ihre NGOs “deren Arbeit ja auch ganz richtig und wichtig ist” und Putin dazu zu drängen aus der kompletten Ukraine abzuziehen.
Das Ganze hat einen Schönheitsfehler. Verliert Russland diesen Krieg - was in etwa bei einem Verlust von fünfzehnmal so vielen Soldaten wie aktuell eintreten könnte (wenn man historische Vergleiche bemüht die an dieser Stelle zugegebenermaßen deplatziert anmuten) und damit die Krim, verliert es seine Vormachtstellung in der Region, seine Rolle als Lokalmacht, seine innere politische Stabilität, und seinen außenpolitischen Einfluss entlang seiner Nord-Süd Achse.
Nicht zwangsläufig - aber “wenn es so sehr geschlagen ist, dass Selenskyj dann mit jemandem der nicht Putin ist (siehe Dekret) verhandeln kann “der bereits weiß was Sache ist” (siehe Interview), und ihm daher die Krim zurückgibt - definitiv.
Dh, nicht nur für die aktuelle russische Regierung, sondern auch für die Vormachtstellung in der Region ist das ein Kampf ums Überleben.
Und für die Ukraine? Die hat noch im April einen neutralen Status ausgeschlagen. (Ohne Krim und ohne die ökonomisch interessantesten Regionen (Bodenschätze).)
Und für die US? Deren Prinzip der proxy wars ohne Beteiligung mit eigenen Truppen, gegen andere Atommächte, bei Leasing der zur Verfügung gestellten Waffen, bezahlt von den wohlhabenderen Ökonomien in der Umgebung, passt sich perfekt an die aktuellen innenpolitischen Gegebenheiten an. Die Amerikaner sind kriegsmüde, aber die US Waffenindustrie könnte immer noch ein paar Kunden brauchen - und am Ende haben wir dann mehr und bessere Demokratie. Auch wenn gerade der weltweite Rechtsstaatlichkeits-Index im fünften Jahr in Folge gesunken ist (siehe click).
Was fehlt an der Stelle noch? Steinmeier, der sich jetzt durch einen persönlichen Besuch ein Bild von der Lage machen konnte und ganz bewegt ist, über den Mut die Tapferkeit, und was die Ukraine im Allgemeinen so leistet.
Damit fangen wir die Meinungsberichterstattung bei phoenix dann auch an.
Na dann, fröhliches weitersterben!
Komisch dass Jeffrey Sachs nicht mehr auf Project Syndicate stattfinden darf…
Hier eine simple Gegenposition:
Mit dem Nachteil, dass der Interviewer hier ebenfalls bereits halbseiden wirkt und leading questions stellt - aber komm, wenn ukrainische Propagandisten mittlerweile der Friedensbewegung sagen dürfen, dass sie sich mit ihren Appellen nur an Russland richten solle, während die Ukraine “aufhört zu existieren”, wenn sie nicht mehr weiter mit Waffen beliefert wird - können wir doch die Lappalie auch noch übersehen.
Diese Gesellschaft ist das abgrundtief Allerletzte.
Aber wenigstens verteidigen uns die US. Was geben wir hier in Europa nicht alles dafür.
Unabhängigkeit der Medien.
Kritische Berichterstattung.
Nachprüfbarkeit von Statements.
Historische Entwicklung des Kriegsgeschehens.
Russische Außenpolitik der letzten 30 Jahre.
Strategische Bedeutung von Regionen aufgrund derer wir noch vor fünf Jahren Kompromisse geschlossen haben.
Nicht behaupten Putin wäre einfach nur verrückt, aber nicht so verrückt, dass er einen Atomkrieg anfängt, aber so verrückt, dass er an seine Rolle als Zar glaubt, aber eigentlich so gewifft, dass er mit der Madman Theorie spielt, und daher nur will, dass wir ihn per Küchenpsychologie als verrückt hinstilisieren, was die Medien auch gerne machen, schließlich ist er ja verrückt.
Alles nicht mehr relevant. Everything goes.
Willkommen im Meinungsjournalismus des Krieges 2022.