Paradejournalismus

26. September 2022

Treich­ler führt Inter­view mit US Propagandisten.

Hod­ges: Das glau­be ich nicht. Die Ukrai­ner sind ja nicht aus Flo­ri­da, so wie ich. Sie wer­den ver­su­chen, den Druck auf die rus­si­schen Kräf­te auf­recht­zu­er­hal­ten, damit die sich nicht neu auf­stel­len kön­nen. Die Rus­sen sind erschöpft und ver­wund­bar, auch auf der logis­ti­schen Ebe­ne. Ich ver­mu­te, die Ukrai­ne wird die rus­si­schen Streit­kräf­te bis zum Ende die­ses Jah­res auf die Linie zurück­drän­gen, wo die­se vor dem 24. Febru­ar waren. Und Mit­te des kom­men­den Jah­res wer­den die ukrai­ni­schen Sol­da­ten auf der Krim sein.

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Hod­ges macht das was er immer macht, er behaup­tet Daten und Ereig­nis­se. Bis­her, dh. seit dem ich sei­ne Aus­füh­run­gen gele­sen habe (ab etwa einem Monat nach Kriegs­be­ginn), haben sie im Detail nie gestimmt. Tref­fer­quo­te: Recht schlecht.

Treich­ler glaubt Gott habe zu ihm gespro­chen - Leitartikel!

Die Geschich­te beginnt Wla­di­mir Putin zu über­ho­len. Die Rück­schlä­ge auf dem Schlacht­feld in den ver­gan­ge­nen Wochen hat­ten ihm die Dring­lich­keit vor Augen geführt, den Kurs zu ändern und von sei­nem Erobe­rungs­feld­zug abzu­las­sen. Doch er lenk­te nicht ein. Statt­des­sen will er jetzt noch mehr sei­ner Lands­leu­te in einen grau­sa­men, sinn­lo­sen Krieg schi­cken. Und er droht der Welt mit einem Atomschlag.
Es zeich­net sich ab, dass der Auto­krat im Kreml nichts von dem, was er gewalt­sam anstreb­te, errei­chen wird. Die Ukrai­ne wird ein demo­kra­ti­scher, pro­west­li­cher Staat blei­ben und irgend­wann der EU bei­tre­ten. Sie ist zudem drauf und dran, ihr Staats­ge­biet zurück­zu­er­obern. Die ter­ri­to­ria­len Gewin­ne, die Russ­land am Ende ver­zeich­nen könn­te, wer­den, wie es aus­sieht, mini­mal sein – viel­leicht auch inexistent.
Nie­mand konn­te den Kriegs­ver­lauf vor­her­se­hen, als die rus­si­sche Inva­si­on am 24. Febru­ar die­ses Jah­res begann. Kurz schien es so, als kön­ne Russ­land einen schnel­len Sieg erringen.
Doch etwas sprach immer dage­gen, dass jemand wie Wla­di­mir Putin lang­fris­tig Erfolg hat. Zwei Tage nach dem Ein­marsch Russ­lands in die Ukrai­ne schrieb ich im profil-Leitartikel: „Glück­li­cher­wei­se hat die Auto­kra­tie einen inhä­ren­ten Haken. Auto­kra­ten sind, weil sie ohne Oppo­si­ti­on, ohne poli­ti­schen Wech­sel und damit ohne Kon­trol­le und Gegen­ge­wicht agie­ren, feh­ler­an­fäl­lig, rück­sichts­los und des­halb am Ende verhasst.“
Rück­sichts­los war allein schon der als „Spe­zi­al­ope­ra­ti­on“ getarn­te Über­fall auf die Ukrai­ne. Als feh­ler­an­fäl­lig erwies sich die gesam­te Kriegs­stra­te­gie Putins, mili­tä­risch eben­so wie öko­no­misch. Und ver­hasst ist Russ­lands Prä­si­dent spä­tes­tens seit der aus­ge­ru­fe­nen Teil­mo­bi­li­sie­rung, mit der er wei­te­re Hun­dert­tau­sen­de Män­ner in den Krieg schi­cken will.
Wer pro­tes­tiert, wird ver­haf­tet. Eine Anti-Kriegspartei darf es nicht geben. An eine Abwahl Putins ist nicht zu den­ken. Solan­ge ihm nach Krieg ist, solan­ge wird gekämpft und gestor­ben. So funk­tio­niert eine Auto­kra­tie, und so rennt sie unwei­ger­lich in ihr Verderben.

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Behaup­tet noch kurz, er hats ja schon immer kom­men gese­hen, weil zwei­mal Übersprungslogik -

und macht dann Fei­er­abend und geht ins Restaurant.

Was für ein beweg­ter Arbeitstag.

Fak­ten? Recher­che? Wozu. Weni­ger Demons­tran­ten in den gro­ßen rus­si­schen Städ­ten (mehr in den Rand­ge­bie­ten in denen rekru­tiert wird) als zu Beginn des Krie­ges. Die Süd­deut­sche (afair (?) (sie­he hier) sieht weder in den Macht­zir­keln, noch in der Öffent­lich­keit Umsturz­stim­mung. Der Umsturz soll “orga­nisch erfol­gen, kein Regi­me­chan­ge” - ja exakt, des­halb inter­es­sie­ren sich ja die Diens­te so sehr dafür - aber net­te Umschrei­bung dafür kei­nen Völ­ker­rechts­bruch zu pla­nen. Die logis­ti­sche Ebe­ne Russ­lands ist aktu­ell mehr ver­wund­bar, bei erneu­ten Gelän­de­ge­win­nen der Ukrai­ne wür­de sich das Pro­blem ver­schär­fen. Aber die Ukrai­ne hat bis­her vor allem Miliz­ein­hei­ten und Ehren­gar­de weg­ge­schos­sen, die in der zwei­ten Ebe­ne kei­ne Ver­stär­kung hat­ten, da die umgrup­piert war - in den aktu­ell stra­te­gisch wich­ti­gen Regio­nen sieht das anders aus. Die punk­tu­ell acht­fa­che Über­macht der ukrai­ni­schen Ein­hei­ten beim Angriff beruht auf der Mobi­li­tät der Grup­pen im Ver­bund die in den nächs­ten Mona­ten abnimmt. Die stra­te­gisch wich­ti­gen Zie­le blei­ben die Sel­ben und sind Russ­land bekannt. Die Front­li­nie ist kür­zer geworden.

Im Süden darf Kher­son in den nächs­ten fünf Mona­ten nicht befreit wer­den, sonst hat Russ­land ein gro­bes Pro­blem mit sei­nem öffent­li­chen Narrativ.

Und um das zu gewähr­leis­ten, kann es in Odes­sa eska­lie­ren, öffent­li­che Infra­struk­tur angrei­fen, Muni­ti­ons­de­pots vernichten, …

Mal sehen.

Aber nichts davon ist für dich rele­vant, wenn du heu­te beim Pro­fil Leit­ar­ti­kel verfasst.

Demo­kra­tie gegen Auto­kra­tie! Da ist es ja schon klar wer gewinnt!

Die Pro­gno­se der meis­ten Exper­ten ist immer noch ein sehr lan­ger Auf­rei­bungs­krieg, die Ziel­per­spek­ti­ve immer noch der Sturz der rus­si­schen Regierung.

Wer die Eska­la­ti­ons­do­mi­nanz hat, ist aktu­ell eben­falls umstrit­ten. edit: Das ZDF ist da deut­li­cher.

Aber mitt­ler­wei­le ist die Hure Jour­na­lis­mus ja schon beim Dessertwein.









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