What to best pair an Applebaum with

20. September 2023

NZZ: Was wären die Vor­aus­set­zun­gen dafür, dass Kiew in Ver­hand­lun­gen ein­stei­gen kann und der Krieg endet?

Anne App­le­baum: Zunächst: Es stimmt nicht, dass nie­mand mit den Rus­sen spricht. Die Ame­ri­ka­ner und sogar die Ukrai­ner haben Kanä­le, über die sie mit den Rus­sen Gesprä­che füh­ren, bei­spiels­wei­se rund um den Aus­tausch von Kriegs­ge­fan­ge­nen oder den Export von Getrei­de. Aber damit der Krieg endet, braucht es einen poli­ti­schen Wan­del in Mos­kau. Damit mei­ne ich nicht not­wen­di­ger­wei­se einen Sturz des Regimes. Russ­land muss nicht eine Demo­kra­tie wer­den, viel­leicht braucht es nicht ein­mal einen neu­en Präsidenten.

Heu­te im nzz Inter­view. src: click

Best pai­red with Andrii Yer­mak (“Ent­las­sun­gen hoch­ran­gi­ger Regie­rungs­ver­tre­ter las­sen in der Ukrai­ne einen Mann erstar­ken: Andrij Jer­mak, rech­te Hand von Prä­si­dent Selen­skyj. Wer ist Jer­mak und war­um steht er vor allem bei Anti-Korruptionsaktivisten in der Kri­tik?”). Head-Office of the Pre­si­dent of Ukrai­ne (am 10.09.2023 also vor zehn Tagen.)

Fareed Zaka­ria: Do you need, do you need other such inter­me­di­a­ries to act uh in order to, in some - becau­se at some point the Rus­si­ans have to be invol­ved in the­se, in the to - pro­du­ce a cease­fire to pro­du­ce… and some of tho­se goals offer it.

Andrii Yer­mak: I don’t belie­ve in media­ti­on. It’s enough media­ti­on in uh our uh past histo­ry. It’s not work. In what I belie­ve, I belie­ve first of all and now I posi­ti­on very strong and very clear -

that we’­re not just thin­king about any nego­tia­ti­ons till the last Rus­si­an sol­di­ers in our land

but, the peace­ful for­mu­la it’s built in such a way -it’s 10 points, and the last poin’s a theo­re­ti­cal con­fir­ma­ti­on of the end of the war. But befo­re it’s necessa­ry to make uh the, this very hard job - by each nine points, which you can see and lis­ten and of cour­se [then] in the last, the second peace­ful Sum­mit, after when we can be able to rea­li­ze ever­ything which descri­bed in nine points, yes of cour­se it will be some pos­si­bi­li­ty to meet and to meet not just bet­ween Rus­sia and Ukrai­ne, to meet the­se - all coun­tries, who will be par­ti­ci­pa­te. Who will be the thoughts on this way who will be gua­ran­tors that we are juri­di­cal­ly fixed, that this war it’s ended, [that] Ukrai­ne [got] back all our ter­ri­to­ry, [that] Ukrai­ne recei­ved all the com­pen­sa­ti­on - for all the­se dama­ges, and all the­se peop­le - who is made the­se cri­mes, who will recei­ved full respon­si­bi­li­ty.

[Applau­se]

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Jetzt hat aber noch immer nie­mand Pro­pa­gan­da ent­deckt, am Aller­we­nigs­ten von der App­le­baum, die gefühlt ein hal­bes Dut­zend Panels auf der Yes Kon­fe­renz 2023 der Vic­tor Pin­chuk Foun­da­ti­on mode­riert hat, und ansons­ten in Pod­casts mit der rus­si­chen Expat Eli­te dar­über spricht wie die Zeit nach Putin mit ihnen - der jun­gen Expat Eli­te Russ­lands aus­se­hen sollte: 

Wie kann man die Gesell­schaft noch verarschen?

Jetzt ist es aber auch nur gut und fol­ge­rich­tig, wenn sich App­le­baum dazu wie folgt bei der NZZ äußert.

Die Wie­der­ho­lung ist Absicht, wirkt bes­ser mit der Kon­tin­genz beim Lesen, die auch im Inter­view gege­ben ist.

NZZ: Was wären die Vor­aus­set­zun­gen dafür, dass Kiew in Ver­hand­lun­gen ein­stei­gen kann und der Krieg endet?

App­le­baum: Zunächst: Es stimmt nicht, dass nie­mand mit den Rus­sen spricht. Die Ame­ri­ka­ner und sogar die Ukrai­ner haben Kanä­le, über die sie mit den Rus­sen Gesprä­che füh­ren, bei­spiels­wei­se rund um den Aus­tausch von Kriegs­ge­fan­ge­nen oder den Export von Getrei­de. Aber damit der Krieg endet, braucht es einen poli­ti­schen Wan­del in Mos­kau. Damit mei­ne ich nicht not­wen­di­ger­wei­se einen Sturz des Regimes. Russ­land muss nicht eine Demo­kra­tie wer­den, viel­leicht braucht es nicht ein­mal einen neu­en Präsidenten.

Nötig ist aber, dass die rus­si­sche Eli­te – die Armee, der Kreml – zu dem Schluss kommt, dass der Krieg ein Feh­ler war und dass der Preis zu hoch ist. Sie müs­sen zur sel­ben Ein­sicht gelan­gen wie Frank­reich im Alge­ri­en­krieg 1962: «Das ist nicht unser Land, wir brau­chen dort kei­ne Prä­senz.» Das ist eine inter­es­san­te his­to­ri­sche Par­al­le­le: Auch das war ein lan­ger Krieg, auch damals konn­ten sich vie­le in Frank­reich lan­ge nicht vor­stel­len, auf Alge­ri­en zu ver­zich­ten, es gab dort vie­le Fran­zö­sisch­spra­chi­ge. Und wie der jet­zi­ge Krieg lös­te der Alge­ri­en­krieg daheim poli­ti­sche Tur­bu­len­zen aus. Das­sel­be Umden­ken muss in Russ­land statt­fin­den. Viel­leicht erfin­det Putin dann ein­fach eine neue Propagandageschichte.

NZZ: Weiss die rus­si­sche Eli­te nicht längst, dass der Krieg ein Feh­ler ist?

App­le­baum: Recht vie­le wis­sen das. Pri­go­schin (der ver­stor­be­ne Chef der Kampf­grup­pe Wag­ner, Anm. d. Red.) wuss­te es, denn kurz vor sei­ner Meu­te­rei erhob er den Vor­wurf, der Ukraine-Krieg sei aus Pro­fit­gier lan­ciert wor­den. Auch vie­le in der Wirtschafts- und der Mili­tär­eli­te erken­nen den Feh­ler. Aber es braucht nun den Kreml, der die­sen Schluss zieht. Wenn die Rus­sen ihre Trup­pen zurück­zie­hen, wer­den wir sehen, dass es so weit ist.

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[Klei­ner Exkurs zu “Pro­fit­gier”, die Ukrai­ne hat natu­ral res­sour­ces für 30 Jah­re Eigen­be­darf - dann nichts mehr, eini­ge rare earth mine­rals ggf aus­ge­nom­men, die aber für den Welt­markt und selbst für den Bedarf Euro­pas zu wenig sind. Der Ukrai­ne Krieg ist eher kein Krieg der sich nach Been­di­gung selbst finan­ziert hat - also, zum heu­ti­gen Stand. Auch hier könn­te ein Qua­li­täts­me­di­um nachprüfen.

edit: Na dann machs ich halt:
Bildschirmfoto 2023 09 20 um 16 33 20
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Total Mine­ral Pro­duc­tion by value, 20 Mil­li­ar­den im Jahr, bei einer net pro­fit Mar­gin von wohl unter 15% in Europa.]

Komm jetzt müs­sen wir aber nicht auf­grund von Full dis­clo­sure erwäh­nen, dass App­le­baum mit Ver­tre­tern die­ser Exi­le­li­te spricht und ihnen Tipps für die Zeit danach gibt, oder?

Nein - komm, das las­sen wir hier lie­ber weg.

Jetzt haben wir das aber auch die Argu­men­ta­ti­ons­wei­se von App­le­baum noch nie zuvor in deutsch­spra­chi­gen Medi­en gese­hen, oder?

Nein - noch nie:

Clau­dia Major (Stif­tung Wis­sen­schaft und Poli­tik), 01. 06. 2023:

Ich bin voll­kom­men bei Ihnen, dass wir Ver­hand­lun­gen brau­chen, ja man muss der Ehr­lich­keit hal­ber aber auch sagen das Ver­hand­lun­gen die gan­ze Zeit statt­fin­den - es gibt die Ver­hand­lun­gen über das Getrei­de­ab­kom­men, die Inter­na­tio­na­le Atom­ener­gie­be­hör­de ver­sucht - in Sapo­rischsch­ja eine Kata­stro­phe zu ver­mei­den, es gibt immer wie­der Gesprä­che auch zwi­schen den USA und Russ­land. Zwi­schen dem Gene­ral­se­kre­tär, zwi­schen dem tür­ki­schen Prä­si­den­ten. Der Kanz­ler tele­fo­niert. Macron tele­fo­niert. Es gibt Verhandlungen. 

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War­um ver­an­stal­tet jetzt eigent­lich Clau­dia Major die­se ver­damm­te Song and Dance Num­mer in der Öffent­lich­keit, das UN-Getreideabkommen als “man ver­hand­le doch mit Russ­land” zu verkaufen?

Die Logik läuft doch wie folgt: 

Die öffent­li­che Mei­nung ver­langt nun­mehr ver­mehrt nach Frie­dens­ver­hand­lun­gen, Clau­dia Major side­trackt die Fra­ge dann, um die Bedin­gun­gen der Ukrai­ne nicht nen­nen zu müssen.

Was ver­wen­det Clau­dia Major zum side­tracking der Fra­ge in der Öffent­lich­keit? Das erst Bes­te was sie eben nun mal zur Hand hat - das UN-Getreideabkommen.

Ok, eigent­lich nicht ganz koscher, denn - ist das nicht zynisch?

Wie kann man die Öffent­lich­keit eigent­lich noch belügen?

Jetzt wird es den Qua­li­täts­me­di­en aber doch auf­fal­len, dass sowohl App­le­baum, als auch Clau­dia Major das sel­be ver­lo­ge­ne, mani­pu­la­ti­ve Nar­ra­tiv bedie­nen, oder?

Nein, wird es nicht.

Die­se Gesell­schaft ist das abso­lut gro­tesk und abar­tigst Allerletzte.









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