NZZ: Was wären die Voraussetzungen dafür, dass Kiew in Verhandlungen einsteigen kann und der Krieg endet?
Anne Applebaum: Zunächst: Es stimmt nicht, dass niemand mit den Russen spricht. Die Amerikaner und sogar die Ukrainer haben Kanäle, über die sie mit den Russen Gespräche führen, beispielsweise rund um den Austausch von Kriegsgefangenen oder den Export von Getreide. Aber damit der Krieg endet, braucht es einen politischen Wandel in Moskau. Damit meine ich nicht notwendigerweise einen Sturz des Regimes. Russland muss nicht eine Demokratie werden, vielleicht braucht es nicht einmal einen neuen Präsidenten.
Heute im nzz Interview. src: click
Best paired with Andrii Yermak (“Entlassungen hochrangiger Regierungsvertreter lassen in der Ukraine einen Mann erstarken: Andrij Jermak, rechte Hand von Präsident Selenskyj. Wer ist Jermak und warum steht er vor allem bei Anti-Korruptionsaktivisten in der Kritik?”). Head-Office of the President of Ukraine (am 10.09.2023 also vor zehn Tagen.)
Fareed Zakaria: Do you need, do you need other such intermediaries to act uh in order to, in some - because at some point the Russians have to be involved in these, in the to - produce a ceasefire to produce… and some of those goals offer it.
Andrii Yermak: I don’t believe in mediation. It’s enough mediation in uh our uh past history. It’s not work. In what I believe, I believe first of all and now I position very strong and very clear -
that we’re not just thinking about any negotiations till the last Russian soldiers in our land
but, the peaceful formula it’s built in such a way -it’s 10 points, and the last poin’s a theoretical confirmation of the end of the war. But before it’s necessary to make uh the, this very hard job - by each nine points, which you can see and listen and of course [then] in the last, the second peaceful Summit, after when we can be able to realize everything which described in nine points, yes of course it will be some possibility to meet and to meet not just between Russia and Ukraine, to meet these - all countries, who will be participate. Who will be the thoughts on this way who will be guarantors that we are juridically fixed, that this war it’s ended, [that] Ukraine [got] back all our territory, [that] Ukraine received all the compensation - for all these damages, and all these people - who is made these crimes, who will received full responsibility.
[Applause]
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Jetzt hat aber noch immer niemand Propaganda entdeckt, am Allerwenigsten von der Applebaum, die gefühlt ein halbes Dutzend Panels auf der Yes Konferenz 2023 der Victor Pinchuk Foundation moderiert hat, und ansonsten in Podcasts mit der russichen Expat Elite darüber spricht wie die Zeit nach Putin mit ihnen - der jungen Expat Elite Russlands aussehen sollte:
Jetzt ist es aber auch nur gut und folgerichtig, wenn sich Applebaum dazu wie folgt bei der NZZ äußert.
Die Wiederholung ist Absicht, wirkt besser mit der Kontingenz beim Lesen, die auch im Interview gegeben ist.
NZZ: Was wären die Voraussetzungen dafür, dass Kiew in Verhandlungen einsteigen kann und der Krieg endet?
Applebaum: Zunächst: Es stimmt nicht, dass niemand mit den Russen spricht. Die Amerikaner und sogar die Ukrainer haben Kanäle, über die sie mit den Russen Gespräche führen, beispielsweise rund um den Austausch von Kriegsgefangenen oder den Export von Getreide. Aber damit der Krieg endet, braucht es einen politischen Wandel in Moskau. Damit meine ich nicht notwendigerweise einen Sturz des Regimes. Russland muss nicht eine Demokratie werden, vielleicht braucht es nicht einmal einen neuen Präsidenten.
Nötig ist aber, dass die russische Elite – die Armee, der Kreml – zu dem Schluss kommt, dass der Krieg ein Fehler war und dass der Preis zu hoch ist. Sie müssen zur selben Einsicht gelangen wie Frankreich im Algerienkrieg 1962: «Das ist nicht unser Land, wir brauchen dort keine Präsenz.» Das ist eine interessante historische Parallele: Auch das war ein langer Krieg, auch damals konnten sich viele in Frankreich lange nicht vorstellen, auf Algerien zu verzichten, es gab dort viele Französischsprachige. Und wie der jetzige Krieg löste der Algerienkrieg daheim politische Turbulenzen aus. Dasselbe Umdenken muss in Russland stattfinden. Vielleicht erfindet Putin dann einfach eine neue Propagandageschichte.
NZZ: Weiss die russische Elite nicht längst, dass der Krieg ein Fehler ist?
Applebaum: Recht viele wissen das. Prigoschin (der verstorbene Chef der Kampfgruppe Wagner, Anm. d. Red.) wusste es, denn kurz vor seiner Meuterei erhob er den Vorwurf, der Ukraine-Krieg sei aus Profitgier lanciert worden. Auch viele in der Wirtschafts- und der Militärelite erkennen den Fehler. Aber es braucht nun den Kreml, der diesen Schluss zieht. Wenn die Russen ihre Truppen zurückziehen, werden wir sehen, dass es so weit ist.
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[Kleiner Exkurs zu “Profitgier”, die Ukraine hat natural ressources für 30 Jahre Eigenbedarf - dann nichts mehr, einige rare earth minerals ggf ausgenommen, die aber für den Weltmarkt und selbst für den Bedarf Europas zu wenig sind. Der Ukraine Krieg ist eher kein Krieg der sich nach Beendigung selbst finanziert hat - also, zum heutigen Stand. Auch hier könnte ein Qualitätsmedium nachprüfen.
edit: Na dann machs ich halt:
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Total Mineral Production by value, 20 Milliarden im Jahr, bei einer net profit Margin von wohl unter 15% in Europa.]
Komm jetzt müssen wir aber nicht aufgrund von Full disclosure erwähnen, dass Applebaum mit Vertretern dieser Exilelite spricht und ihnen Tipps für die Zeit danach gibt, oder?
Nein - komm, das lassen wir hier lieber weg.
Jetzt haben wir das aber auch die Argumentationsweise von Applebaum noch nie zuvor in deutschsprachigen Medien gesehen, oder?
Nein - noch nie:
Claudia Major (Stiftung Wissenschaft und Politik), 01. 06. 2023:
Ich bin vollkommen bei Ihnen, dass wir Verhandlungen brauchen, ja man muss der Ehrlichkeit halber aber auch sagen das Verhandlungen die ganze Zeit stattfinden - es gibt die Verhandlungen über das Getreideabkommen, die Internationale Atomenergiebehörde versucht - in Saporischschja eine Katastrophe zu vermeiden, es gibt immer wieder Gespräche auch zwischen den USA und Russland. Zwischen dem Generalsekretär, zwischen dem türkischen Präsidenten. Der Kanzler telefoniert. Macron telefoniert. Es gibt Verhandlungen.
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Warum veranstaltet jetzt eigentlich Claudia Major diese verdammte Song and Dance Nummer in der Öffentlichkeit, das UN-Getreideabkommen als “man verhandle doch mit Russland” zu verkaufen?
Die Logik läuft doch wie folgt:
Die öffentliche Meinung verlangt nunmehr vermehrt nach Friedensverhandlungen, Claudia Major sidetrackt die Frage dann, um die Bedingungen der Ukraine nicht nennen zu müssen.
Was verwendet Claudia Major zum sidetracking der Frage in der Öffentlichkeit? Das erst Beste was sie eben nun mal zur Hand hat - das UN-Getreideabkommen.
Ok, eigentlich nicht ganz koscher, denn - ist das nicht zynisch?
Jetzt wird es den Qualitätsmedien aber doch auffallen, dass sowohl Applebaum, als auch Claudia Major das selbe verlogene, manipulative Narrativ bedienen, oder?
Nein, wird es nicht.
Diese Gesellschaft ist das absolut grotesk und abartigst Allerletzte.