Dear Dmytro Kuleba, is Russia worse than ISIS?

03. April 2022

Rus­sia is worse than ISIS. Fullstop.”

edit: See also: click

Dem Standard war fad, da hat er feinste Hetze produziert

03. April 2022

Geht um die­sen Kom­men­tar, in dem Ralph Janik, Franz­o­bel und Precht nie­der­macht - und dabei sophi­sisch gegen Aspek­te argu­men­tiert die nicht Teil der Ursprungs­ar­gu­men­ta­ti­on waren.

Ers­te Proklamation:

Man dür­fe nicht für eine “neu­tra­le Ukrai­ne” argu­men­tie­ren, da das hoch spe­ku­la­tiv sei. Außer­dem dür­fe man nicht über ein Able­ben Putins spe­ku­lie­ren, da der Krieg in der rus­si­schen Bevöl­ke­rung Unter­stüt­zung genie­ße und ein ‘Post put­in­scher’ Frie­den alles ande­re als gewiss sei.

Das Ers­te ist ne schlich­te Lüge - eine neu­tra­le Ukrai­ne ist bereits akti­ver Teil des Ver­hand­lungs­pro­zes­ses und war es seit Wochen. Das Pro­blem ist die Aus­ge­stal­tung der Neu­tra­li­tät (Sicher­heits­ga­ran­tien, wei­te­re Mili­ta­ri­sie­rung der Ukraine, …).

Das Zwei­te ist ein Pleo­nas­mus. Ein Frie­de - inner­halb unse­rer neu­en, gran­dio­sen, euro­päi­schen Frie­dens­ord­nung - jetzt neu - in hoch­ge­rüs­te­ter, abschre­cken­der, aber auch akti­ve­rer (wei­ter weg von Euro­pa) Form, ist immer alles ande­re als gewiss. Der Pleo­nas­mus besteht bereits initi­al, aber neh­men wir hier die kon­kre­te Aus­for­mung ruhig mit.

Der Stan­dard fin­det sich an die­ser Stel­le aber schon einen auf­stre­ben­den Sophis­ten für ein Kom­men­tar, der dumm genug ist nicht zu mer­ken dass er mit sei­ner Argu­men­ta­ti­on ande­re Mög­lich­keit eines Kriegs­aus­gangs, die nicht in “kom­plet­te Ver­trei­bung der rus­si­schen Inva­so­ren” bestehen, zur Gän­ze ausschließt.

So ver­blö­det kann ich mich gar­nicht geben, dass mir das nicht noch wäh­rend des For­mu­lie­rens auffällt.

Wobei - kom­plett ver­blö­det kann Ralph Janik auch nicht sein, denn er erwähnt ja dezi­diert das Model Afgha­ni­stan als idea­le Lösungs­op­ti­on. Mehr dazu am Ende des Beitrags.

Zwei­te Proklamation:

Franz­o­bels Kom­men­tar, dass er aus Grün­den der Gewalt­frei­heit für pas­si­ven Wider­stand, und har­te Wirt­schafts­sank­tio­nen wäre, wäre nicht realistisch.

Gut, hät­te ich eben­falls aus­ein­an­der­ge­nom­men. Der Teil der Kri­tik geht in Ord­nung - wobei der Ver­weis “auto­ri­tä­re Staa­ten wei­sen eine hohe Sank­ti­on­s­im­mu­ni­tät auf” wie­der einer der ver­damm­ten Tal­king­points ist, die ich bereits zum 23 Mal gehört habe -- und im Hin­blick dar­auf, dass wir gesell­schaft­lich gleich­zei­tig immer noch stark auf einen Sank­ti­ons­me­cha­nis­mus bau­en, wirkt das als Argu­ment - dass man mora­lisch für einen lan­ge anhal­ten­den Krieg sein müs­se - wirk­lich gänz­lich deplatziert.

Jetzt wer­den im Fal­le Franz­o­bels, von Ralph Janik die­se bei­den Argu­men­te (Sank­tio­nen und Pas­si­ver Wider­stand) aber nur her­an­ge­zo­gen um sie zu wider­le­gen. Das Haupt­ar­gu­ment Franz­o­bels “Zu Kriegs­be­ginn war ich über­zeugt, es wäre klü­ger, die Ukrai­ne wür­de kapi­tu­lie­ren, eine Exil­re­gie­rung bil­den, die Bevöl­ke­rung zu fried­li­chem Wider­stand auf­ru­fen und mit­tels inter­na­tio­na­ler Sank­tio­nen ver­su­chen, Russ­land zu stop­pen. Ich bin es immer noch.” wird davon nicht berührt. Denn hier haben wir es mit einer Abwä­gungs­fra­ge zu tun. Dh. selbst eine hohe Sank­ti­on­s­im­mu­ni­tät, wäre hier gegen Leid und ver­wirk­tes mensch­li­ches Leben gegen­zu­rech­nen. Aber genau das ist es was als Betrach­tung öffent­lich nicht mehr statt­fin­den darf. In der bes­ten aller mög­li­chen Wel­ten, hat der bes­te aller mög­li­chen Hel­den­prä­si­den­ten, die bes­ten aller mög­li­chen Ent­schei­dun­gen getrof­fen, um muss jetzt lei­der noch kurz Russ­land kom­plett besie­gen, um sei­ne Part­ner zur Gän­ze zufriedenzustellen.

Also wird gegen zwei Argu­men­te geschos­sen, die das Grund­ar­gu­ment nicht direkt berüh­ren. Hier die ver­such­te Wider­le­gung des Zweiten:

Ein ent­schei­den­der Erfolgs­fak­tor sind Über­läu­fer aus den Rei­hen der Armee oder Poli­zei, die fried­li­che Pro­tes­te nicht gewalt­sam nie­der­schla­gen wol­len. Das lässt sich nicht 1:1 auf Beset­zun­gen frem­der Staa­ten ummün­zen. Der rus­si­sche Trup­pen­ab­zug aus Afgha­ni­stan wur­de jeden­falls nicht auf fried­li­chem Wege herbeigeführt.”

Vom Zeit­ho­ri­zont irgend­wann mal in drei Jah­ren ange­sie­delt, wenn kein Kriegs­recht mehr aus­ge­ru­fen ist, und die loka­le Poli­zei wie­der Pro­tes­te managt. Oder auf Über­läu­fer im Mili­tär setzend.

Wir hal­ten noch­mal fest, man dür­fe nicht auf gewalt­frei­en Wider­stand set­zen, da die Ukrai­ne auf Über­läu­fer aus dem rus­si­schen Mili­tär bau­en müsse.

Und schon hat man zwei vali­de Posi­tio­nen mit kom­plet­tem Schwach­sinn weggehetzt.

Jetzt muss man aber noch die Öffent­lich­keit über­zeu­gen, also lässt man noch ein paar hoch emo­tio­na­le Kom­men­ta­re durch, die gegen Intel­lek­tu­el­le het­zen, da die­se abseits der Rea­li­tät [jetzt wird erst noch­mal ordent­lich wei­ter gestor­ben] leben würden.

Die Polen etwa leb­ten bis vor 30 Jah­ren (rech­net man die Tur­bu­len­zen der Post-Wende-Jahre dazu, bis vor 25 Jah­ren) in einer Dau­er­kri­se, ver­bun­den mit exis­ten­ti­el­len Ängs­ten und Stress. Ein Teil der Gesell­schaft ris­kier­te sein Leben für diver­se Idea­le. Das mach­te sie resi­li­en­ter gegen­über Kri­sen. Sie sehen die­sen Krieg und den Kampf mit ganz ande­ren Augen als die West­ler. Sol­che Gedan­ken wie die von lin­ken west­li­chen Intel­lek­tu­el­len wird man dort ver­ge­bens suchen. Und ja, das ist eine rea­lis­ti­sche Ein­schät­zung. Die Ukrai­ne hat kei­nen ande­ren Aus­weg als wei­ter zu kämp­fen. Putin ver­steht nur die­se Sprache.

ICH HASSE DIESE GESELLSCHAFT. (Das ist, inklu­si­ve der spe­zi­fi­schen Ver­wen­dung des Resi­li­en­z­be­grif­fes, übri­gens die Umset­zung (Ope­ra­tio­na­li­sie­rung) die­ser ECFR For­de­rung die Gesell­schaf­ten jetzt dahin­ge­hend poli­tisch zu mani­pu­lie­ren eben­falls für eine lan­ge anhal­ten­de Mili­ta­ri­sie­rung zu sein. Da bekommt grad wer Alp­bach Brow­nie points. (Sie­he auch: Pon­to Think­tank - Inte­gra­ti­on in Alp­bach))

Fas­se aber trotz des immensen, hoch­ko­chen­den Has­ses, noch­mal zum ein­fa­che­ren Ver­ständ­nis zusammen:

Am 31.03. beginnt der Atlan­tic Coun­cil mit dem Messaging, dass die Ukrai­ne mehr Offen­siv­waf­fen for­dern sol­le (non dis­tinct, um kei­ne öffent­li­chen Dis­kus­sio­nen zu pro­vo­zie­ren), um für einen lan­ge anhal­ten­den Stel­lungs­krieg (jetzt mit pro­non­cier­te­ren Fron­ten im Osten) gewapp­net zu sein.

Am 02.04. greift ein Bera­ter des ukrai­ni­schen Prä­si­den­ten (Selen­skyj ist mitt­ler­wei­le offen­bar nicht mehr die ers­te Per­son, wenn es um die öffent­li­che Dar­le­gung stra­te­gi­scher Posi­tio­nen geht - Bera­ter und nicht er selbst, haben heu­te auch bereits die Gräu­el­ta­ten in Butscha kom­men­tiert) den Tal­king Point des Atlan­tic Coun­cil auf und for­dert nun­mehr eben­falls Angriffs­waf­fen - ohne zu sehr zu spe­zi­fi­zie­ren (das ist der neue Aspekt), jedoch nicht wie vom Atlan­tic Coun­cil skiz­ziert “um den Krieg wei­ter zu pro­lon­gie­ren (war of attri­ti­on, Afgha­ni­stan Model)”, son­dern um “wei­te­re Gebie­te zurück­zu­er­obern und rus­si­sche Trup­pen gänz­lich aus der Ukrai­ne zu vertreiben”.

Am 03.04 fin­det sich der Stan­dard einen auf­stre­ben­den Euro­pa­recht­ler, der feh­lar­gu­men­tiert um ALLE Optio­nen außer einem voll­um­fäng­li­chen Sieg der Ukrai­ne und der Ver­trei­bung aller rus­si­scher Trup­pen, als Lösung öffent­lich aus­zu­schlie­ßen, dabei über die eige­nen ein­ge­setz­ten rhe­to­ri­schen Mit­tel stol­pert, und neben­bei noch öffent­lich gegen Leu­te mit ande­ren Posi­tio­nen hetzt. Da die­se nicht trag­bar sei­en, da ja kom­plett dane­ben. (Wer­tung)
Und schlägt, eben­falls ganz neben­bei, jede Opti­on außer einen lan­ge andau­ern­den Krieg per Defi­ni­ti­on als Lösungs­op­ti­on kom­plett aus - um voll­ends beim Atlan­tic Coun­cil Stand­punkt anzu­do­cken. (Neu­tra­li­tät ist nicht genug, Putin wird abge­setzt ist nicht genug, …)

Will sich dem aber nicht stel­len und schiebt noch schnell fol­gen­des Reframing nach:

Dar­aus folgt kei­ne west­li­che Kriegs­geil­heit, ganz im Gegen­teil. Die EU-Mitglieder sind “post­he­roi­sche Gesell­schaf­ten, in denen krie­ge­ri­sche Gewalt und die damit ver­bun­de­nen Wer­te kei­ne bedeu­ten­den Wer­te spie­len”, wie es der deut­sche Poli­tik­wis­sen­schaf­ter Her­fried Münk­ler beschreibt.

Damit aber immer noch nicht genug - sieht er, der Euro­pa­recht­ler, wie das Atlan­tic Coun­cil, dezi­diert Afgha­ni­stan als Vor­bild, wie der Kon­flikt in der Ukrai­ne gelöst wer­den müsse.

Stan­dard Kom­men­ta­to­ren, gegen Intel­lekt, gegen die Wirk­lich­keit (Neu­tra­li­tät ist ein Ver­hand­lungs­ge­gen­stand), gegen die vor­geb­li­chen Zie­le der Ukrai­ne (“wol­len kein zwei­tes Afgha­ni­stan wer­den”) - aber für die Het­ze gegen abwei­chen­de Mei­nun­gen. Bei gleich­zei­ti­gem Ando­cken an den Atlan­tic Council.

Wenn auch du wis­sen willst, wel­che Mei­nung du mor­gen noch aus­spre­chen darfst, lies auch du heu­te schon die Qua­li­täts­zei­tung dei­ner Wahl.

DIESE GESELLSCHAFT IST DAS ALLERLETZTE.

edit: Der Stan­dard ist hier aber selbst­re­dend nicht allei­ne, die Atlan­tic Coun­cil Tal­king­points [offen­si­ve wea­pons, but used defen­si­ve­ly; Ukrai­ni­ans can and should (moral­ly) win] fin­den sich heu­te u.a. auch bei Times Radio (click und click) und anderen.

edit2: Eric Frey for­dert jetzt auch mehr Waf­fen - ist sich aber nicht sicher wel­che, weil - non dis­tinct. Schwer müss­ten sie sein..

Dafür wer­den auch schwe­re Waf­fen wie Pan­zer und Artil­le­rie­ge­schüt­ze, viel­leicht auch Jets, benö­tigt. Die Mas­sa­ker an ukrai­ni­schen Män­nern im Kie­wer Vor­ort Butscha zei­gen die Dring­lich­keit sol­cher Lieferungen.

edit3: 18.04. Mehr Het­ze gegen betei­lig­te Parteien:
click und click

edit4: 20.04. Ich hab gehört, die Öffent­lich­keit will mehr Het­ze? click

We need more BANG.

02. April 2022

Ah, das Atlan­tic Coun­cil, hats end­lich geschafft bei Selen­sky­js Regie­rungs­man­schaft durch­zu­klin­geln - zum Ver­gleich, das war ihre Posi­ti­on - Stand 31. März: click.

Vor drei Minuten:

Ukrai­ni­an pre­si­den­ti­al advi­ser calls for hea­vier wea­pon­ry from the West as Rus­sia shifts mili­ta­ry focus

[…]

 ‘Afgha­niz­a­ti­on’ is when the­re is a strong guer­ril­la resis­tance across the coun­try that inflicts hea­vy los­ses on the aggres­sor for many mon­ths or even years and thus signi­fi­cant­ly wea­kens the power of the occupier’s army,” he said. “Such actions took place during the Soviet Union’s attempt to con­trol Afgha­ni­stan: Afghan guer­ril­las des­troy­ed and wea­ke­ned the Soviet occu­p­iers for years. As a result, wea­ke­ned Rus­sia as a whole.”

Pod­olyak con­ti­nued, “Some of our part­ners belie­ved that some­thing simi­lar could hap­pen in today’s Ukrai­ne. The Rus­si­ans think other­wi­se. They have estab­lis­hed in the east and south and are dic­ta­ting har­sh con­di­ti­ons. So we defi­ni­te­ly can’t do without hea­vy wea­pons if we want to unblock the east and Kher­son and send [back] the Rus­si­ans as far as possible.”

src: click

Neu­es Nar­ra­tiv: Wer kei­ne Offen­siv­waf­fen schickt ist ne Pus­sy. (Was sind eigent­lich Offen­siv­waf­fen?)

Our part­ners must final­ly under­stand that the ‘Afgha­niz­a­ti­on’ they want and the long-lasting exhaus­ting con­flict for Rus­sia will not hap­pen,” Pod­olyak said. “Rus­sia will lea­ve all Ukrai­ni­an ter­ri­to­ries except the south and east. And will try to dig in the­re, put in air defen­se and shar­ply redu­ce the loss of its equip­ment and personnel.”

Die Ukrai­ne wird gewinnen!

Gut, da ist das Atlan­tic Coun­cil noch ande­rer Mei­nung, aber das kannst du als Bera­ter des Prä­si­den­ten ja schlecht aussprechen…

Ukrai­ne is cur­r­ent­ly in despe­ra­te need of swift poli­ti­cal decisi­ons in Wes­tern capi­tals to pro­vi­de the coun­try with a wide ran­ge of offen­si­ve wea­pons. This is the only mea­su­re that can rea­listi­cal­ly stop Putin in Ukrai­ne. It is futi­le to expect Ukrai­ni­an con­ces­si­ons at the nego­tia­ting table to satisfy Rus­sia. Such thin­king is actual­ly far more likely to encou­ra­ge Putin, lea­ding to fur­ther acts of inter­na­tio­nal aggres­si­on in Ukrai­ne and beyond.

[…]

Putin will pur­sue the­se cri­mi­nal goals until he is stop­ped. Unless the West pro­vi­des Ukrai­ne with suf­fi­ci­ent wea­pons in the very near future, the­re may soon be no Ukrai­ne to defend. 

src: click

Regi­me­chan­ge durch einen lan­ge andau­ern­den Auf­rei­bungs­krieg, und dar­auf­fol­gen­de innen­po­li­ti­sche Kon­flik­te in Russ­land, oder Tot!

DW kennt sich grad garnicht mehr aus

02. April 2022

Moment, Putin hat schon ver­lo­ren, aber der Krieg ist jetzt fest­ge­fah­ren, aber eigent­lich nur um Kiev rum, im Osten wird Russ­land noch mal sei­ne Bemü­hun­gen ver­stär­ken, und eigent­lich ist es nicht akzep­ta­bel, wenn ein Land ein ande­res in Euro­pa so spal­tet, aber eigent­lich hat Putin noch eine Rei­he ande­rer Optio­nen, aber Russ­land darf eigent­lich nicht gewin­nen, aber für die Ukrai­ne reichts schon, wenn sie nicht ver­liert dann hat Russ­land ver­lo­ren und die Ukrai­ne gewon­nen, unter Anfüh­rungs­zei­chen (in die Kame­ra gezeigt), und eigent­lich ist es mög­lich, dass Russ­land Kiev nur ange­grif­fen hat, damit der Wes­ten schluckt, dass Russ­land nur den Osten der Ukrai­ne bekommt, aber das Wich­tigs­te ist, dass Putin jetzt ver­liert… Aber eigent­lich hat er ja schon verloren.

Ja ver­dammt, hät­te uns doch jemand gesagt, dass wenn wir medi­al Hel­den­my­then fah­ren und noch mehr Leu­te dazu bewe­gen hoch­mo­ti­viert in den Krieg zu zie­hen, das auf nen Zer­mür­bungs­krieg über vie­le Jah­re hin­aus­läuft, bei dem wir Russ­land und uns selbst wirt­schaft­lich in einer loo­se loo­se Situa­ti­on lang­fris­tig scha­den, den Leu­ten in der Ukrai­ne auf Dau­er am meis­ten Leid zufü­gen und dass Russ­land eigent­lich alle Optio­nen offen hat, Land­ge­win­ne zum Sieg zu erklä­ren, oder nicht. Und hät­te uns doch jemand gesagt, dass eine Ukrai­ne ohne Mee­res­ver­bin­dung, die lang­fris­tig ein Abneh­mer von huma­ni­tä­rer Hil­fe gewor­den ist, und sich auf unsi­che­re Waf­fen­still­stands­ab­kom­men stüt­zen muss, wirt­schaft­lich für Inves­ti­tio­nen nicht sehr attrak­tiv ist… Sor­ry, jetzt habe ich doch glatt ver­schwie­gen, dass wir das für unse­re west­li­che Wer­te­ord­nung machen. Wäh­rend der Welt­hun­ger zunimmt (aktu­el­le Schät­zun­gen 2 Mil­li­ar­den Men­schen stark betroffen).

- War of attri­ti­on - am 20.02 im Blog
- Russ­land hat alle Mög­lich­kei­ten - am 19.03. im Blog
- US und Nato (mit Wes­tenTM) wol­len Regi­me­chan­ge - am 26.03. noch vor der Biden Rede im Blog (ange­deu­tet bereits am 19.03.).
- Russ­land hat an der Gren­ze nicht die Trup­pen für eine Inva­si­on der gesam­te Ukrai­ne ste­hen am 25.01. im Blog

Na gut, aber einem CNN Opi­ni­on Autor ist fol­gen­des bereits am 25.03. aufgefallen:

Incre­a­singly, Ukrai­ni­ans from many walks of life tell me that they feel as if the coun­try is exe­cu­ting a pro­xy war for the West -- pushing back a super­power so as to pro­tect coun­tries on NATO’s eas­tern flank. In several pas­sio­na­te addres­ses to various par­lia­ments, Zelen­sky has pret­ty much said as much.

src: click

Also passt das schon.

edit: Der Gene­ral ist auch nicht so ganz am neu­es­ten Stand und spricht von “Lage­bil­dern” die die Ukrai­ne wahr­schein­lich vom Wes­ten bekom­me. Ne, sie bekom­men schon Echt­zeit­auf­klä­rungs­da­ten vom Gefechts­feld - des is jetzt a bis­serl was ande­res. Das ist auch ein Gut­teil der “Moral” der die Ukrai­ner so effek­tiv wer­den lässt, denn die Kampf­füh­rung bei Angrif­fen Russ­lands war bis­her meist die Gefechts­ein­hei­ten unge­hin­dert durch­zu­las­sen, dann die Ver­sor­gungs­ein­hei­ten anzu­grei­fen, und dann nach eini­gen Tagen Säu­be­rungs­ein­hei­ten zu den Kampf­trup­pen zu schi­cken. Das meint man dann damit, wenn man in der Öffent­lich­keit erwähnt “wie mobil (und damit effek­tiv) die ukrai­ni­schen Ein­hei­ten wären”.

edit2: The Agen­da hat auch noch ein­mal nach-analysiert:

(“When Putin speaks publicly he is angry and emo­tio­nal” you can check for your­sel­ves if you want to - Last Putin speech: click, March 16th Putin speech: click (“Scumm and trai­tors” speech.) - bewa­re of rus­si­an pro­pa­gan­da stand­points being flaun­ted of cour­se. But the same could be said about the Atlan­tic Coun­cil (“Want to hurt Putin? Back a brain drain from rus­sia.”) a repre­sen­ta­ti­ve of which is inter­view­ed in this video.)
edit3: Ein paar Lügen der west­li­chen Pro­pa­gan­da aus dem Video: “Rus­sia enga­ged in ban­ned per­so­nal land­mi­ne use.” Russ­land hat die ent­spre­chen­de Dekla­ra­ti­on nie unter­zeich­net. Der Feind ist viel schwä­cher als erwar­tet, wir sind viel stär­ker als erwar­tet, des­halb ist die best­mög­li­che Tak­tik aktu­ell die Ukrai­ne so lan­ge im Krieg zu hal­ten wie mög­lich, denn je län­ger die Ukrai­ne im Krieg ist, des­to mehr schwächt das Russ­land [gemeint: innen­po­li­tisch], des­halb müs­sen wir jetzt auch die Waffen-Kategorien die wir der Ukrai­ne zur Ver­fü­gung stel­len aus­wei­ten, damit sie über­haupt die Mög­lich­keit haben solan­ge durch­zu­hal­ten (Hel­den­mut, Moral und Coun­ter­of­fen­si­ven, …), “Putin may have con­vin­ced hims­elf of his own rhe­to­ric, that the US and their allies are out to des­troy rus­sia in its ent­i­re­ty.” - Also, genau­ge­nom­men ist Regi­me­chan­ge als “ein­zig akzep­ta­ble Form, wie die­ser Krieg zu enden hat”, also der Biden Sager, nicht ein­zig Putin Rhe­to­rik, an die der Wahn­sin­ni­ge irgend­wann mal begon­nen hat selbst zu glau­ben. Son­dern das wor­an alle drei hier inter­view­ten Exper­ten glauben. 

Zusatz: Wür­de Putin durch einen noch extre­me­ren Hard­li­ner ersetzt wer­den, der eben­falls unter der Ägi­de der rus­si­schen Diens­te steht, wür­den die Sank­tio­nen nicht enden. Da muss schon Regi­me­chan­ge her… Sol­che Optio­nen wer­den gera­de theo­re­tisch durch­ge­spielt. Ohne welt­wei­te Demü­ti­gung Russ­lands, darf es aus west­li­cher Sicht nicht zu einem Ende des Kriegs kom­men. Wir kämp­fen hier ja immer­hin um die Auf­recht­erhal­tung unse­rer Sicher­heits­ar­chi­tek­tur (nach Para­dig­men­wech­sel). (“Russ­land könn­te sonst in eini­gen Jah­ren einen neu­en Angriff starten.”)

Noch ne hal­be Lüge mehr - Russ­lands Schwie­rig­kei­ten öko­no­mi­sches Wachs­tum auf­recht zu erhal­ten, bestehen nicht erst seit dem Sank­ti­ons­re­gime begin­nend in 2014. (GDP Kur­ve: click). Ja, jein -- 

das (sowie die Fer­tig­stel­lung der Infra­struk­tur­pro­jek­te in Sochi, und der annä­hern­den Fer­tig­stel­lung der Nord­stream Pipe­line) war der Grund für die schlech­te Per­for­mance 2013, der Welt­bank zu Folge:

Wea­ker growth poten­ti­al is also reflec­ted in the sec­tor com­po­si­ti­on of growth. In the first half 2013, growth in key non-tradable sec­tors, such as con­struc­tion, finan­cial ser­vices, trans­port and com­mu­ni­ca­ti­on slo­wed dra­ma­ti­cal­ly and is not com­pen­sa­ting any­mo­re for the gra­du­al­ly dete­rio­ra­ting indus­tri­al per­for­mance, and the manu­fac­tu­ring of trad­ables, in particular.

Con­si­de­ring the­se obser­va­tions, over­co­m­ing struc­tu­ral chal­len­ges to the Rus­si­an eco­no­my and its growth would need to con­sti­tu­te an important aspect of growth-stimulating poli­ci­es. For Rus­sia, this would con­sti­tu­te a shift from the growth model fol­lo­wed in the past, which focu­sed at sti­mu­la­ting domestic demand. As struc­tu­ral chal­len­ges beco­me bin­ding, cons­traints such as non-competitive sec­tors and mar­kets would need to be addres­sed to lift Russia’s growth potential.

Das traf eben­falls zu:

The eco­no­my is clo­se to its cur­rent growth poten­ti­al. Des­pi­te the obser­ved broad-based slow­down in the eco­no­my, most recent esti­ma­tes show that the level of capa­ci­ty uti­liz­a­ti­on remai­ned clo­se to 80 per­cent in the first half of 2013. That is com­pa­ra­ble with rates obser­ved in 2006 and 2007, when the eco­no­my was expan­ding at 8 per­cent annu­al­ly. Given the still-tight labor mar­ket and the depres­sed invest­ment acti­vi­ties of the last four quar­ters, it appears that the eco­no­my could be run­ning very clo­se to its maxi­mum capacity.

Dazu kam dann noch ein Ein­bruch der Export­nach­fra­ge ande­rer Län­der (glo­bal demand) -

und danach kam das Sank­ti­ons­re­gime, vor und nach der Anne­xi­on der Krim.
src: click

Neu in der Journalismus Toolbox

29. März 2022

Bezieh dich als Jour­na­list mit Ver­wei­sen, die ihrer­seits Spe­ku­la­tio­nen sind, auf einen Exper­ten (Timo­thy D. Sny­der), der sei­ner­seits “The­sen” dazu sagt - und ver­brei­te den kom­plet­ten “der Geg­ner ist unfä­hig”, “und wir sind viel fähi­ger als der Geg­ner dach­te” Teil der “Gerüch­te” die effek­tiv (Wirk­me­cha­nis­mus, Popu­la­ri­sie­rung) näher bei Pro­pa­gan­da (nicht unbe­dingt im Sin­ne von falsch (schwer beleg­bar), aber einen “Effekt suchend”) dran sind als bei irgend etwas ande­rem, im Jour­na­lis­mus als Expertenmeinung.

src: click

The­se: Wla­di­mir Putin hat die Eigen­staat­lich­keit der Ukrai­ne mas­siv unterschätzt.

Pro­blem: The­se nicht prüf­bar, direk­ter Per­so­nen­be­zug auf eine Ein­zel­per­son. Nichts aus­de­fi­niert, metho­disch frag­wür­dig, Erkennt­nis­in­ter­es­se frag­lich, Objek­ti­vier­bar­keit nicht gege­ben, nicht wis­sen­schaft­lich. Und dann hilft es uns aktu­ell noch dazu kein Stück weiter.

The­se: Die Inva­si­on war nur mit weni­gen Men­schen abgesprochen.

Pro­blem: Tru­ism, wird in Tei­len von nach­fol­gen­den Erklä­run­gen wider­legt. Nicht exakt definiert, …

The­se: Putin hat nicht mit so har­ten Sank­tio­nen des Wes­tens gerechnet.

Pro­blem: The­se nicht prüf­bar, direk­ter Per­so­nen­be­zug auf eine Ein­zel­per­son. Nichts aus­de­fi­niert, metho­disch frag­wür­dig, Erkennt­nis­in­ter­es­se frag­lich, Objek­ti­vier­bar­keit nicht gege­ben, nicht wissenschaftlich.

Gut, soweit wird der Redak­teur nicht gedacht haben, bevor er den Arti­kel geschrie­ben hat. Also hat er wahr­schein­lich erst mal eine Quel­len­prü­fung gemacht.

Bloo­d­lands recei­ved reviews ran­ging from high­ly cri­ti­cal to “rap­tur­ous”.[18][19] In asses­sing the­se reviews, Jac­ques Séme­lin descri­bed it as one of tho­se books that “chan­ge the way we look at a peri­od in histo­ry”.[19] Séme­lin noted that some his­to­ri­ans have cri­ti­ci­zed the chro­no­lo­gi­cal con­struc­tion of events, the arbi­tra­ry geo­gra­phi­cal deli­mi­ta­ti­on, Snyder’s num­bers on vic­tims and vio­lence, and a lack of focus on inter­ac­tions bet­ween dif­fe­rent actors.[19] Omer Bar­tov wro­te that “the book pres­ents no new evi­dence and makes no new argu­ments”,[20] and in a high­ly cri­ti­cal review Richard Evans wro­te that, becau­se of its lack of cau­sal argu­ment, “Snyder’s book is of no use”, and that Sny­der “has­n’t real­ly mas­te­red the volu­min­ous lite­ra­tu­re on Hitler’s Ger­ma­ny”, which “leads him into error in a num­ber of pla­ces” regar­ding the poli­tics of Nazi Ger­ma­ny.[21] On the other hand, Wen­dy Lower wro­te that it was a “mas­ter­ful syn­the­sis”,[22] John Con­nel­ly cal­led it “moral­ly infor­med scho­l­ar­s­hip of the hig­hest calibre”,[23] and Chris­to­pher Brow­ning descri­bed it as “stun­ning”.[18]

src: click

Ok, der Yale Pro­fes­sor ist nicht so ganz über­zeu­gend dar­in neue Erkennt­nis­se in sei­nem Feld zu gene­rie­ren, aber er macht das dadurch wett dass er dar­in “moral­ly infor­med scho­l­ar­s­hip of the hig­hest calibre” zu gene­rie­ren, alle ande­ren übertrifft.

Na gut, zumin­dest ist er als wis­sen­schaft­li­cher Exper­te unab­hän­gig und kann einen neu­tra­len Blick auf die Sach­la­ge werfen…

Views on Putin

In The Road to Unfree­dom, Sny­der argues that Vla­di­mir Putin’s regime in Rus­sia is aut­ho­ri­ta­ri­an, and that it uses fascist ide­as in its rhe­to­ric.[32] In Decem­ber 2018, during a dis­cus­sion with a fel­low his­to­ri­an of Eas­tern Euro­pe, John Con­nel­ly, Sny­der refer­red to this as schizo-fascism:

src: click

Schizo-Faschismus? Nagut, der Begriff muss sich erst noch ein wenig ein­spie­len, in ein zwei Jah­ren bezeich­nen wir Russ­lands Staats­form alle so. (Unab­hän­gig davon, dass der Begriff Schi­zo­phre­nie hier in einer vor­ur­teils­ge­präg­ten, popu­lä­ren Aus­le­gung gefah­ren wird.)

Aber sonst ist er ein unbe­schrie­be­nes Blatt und nicht vor allem einer Frak­ti­on zuordenbar…

Die Ber­li­ner Poli­tik­sze­ne traf sich mit Timo­thy Sny­der, einem der füh­ren­den ame­ri­ka­ni­schen His­to­ri­ker und öffent­li­chen Intel­lek­tu­el­len. Es war eine Gele­gen­heit, über sein neu­es­tes Buch „Road to Unfree­dom“ und des­sen mög­li­che Aus­wir­kun­gen auf die poli­ti­sche Pra­xis zu spre­chen. Die Ver­an­stal­tung wur­de gemein­sam vom Ger­man Mar­shall Fund of the United Sta­tes und Das Pro­gres­si­ve Zen­trum organisiert.

src: click

Na gut, also er lässt sich schon mal von trans­at­lan­ti­schen Freund­schafts­in­itia­ti­ven auf eine Book­tour ein­la­den, aber er wird wohl zumin­dest gut argu­men­tiert haben!

Seit Kriegs­be­ginn hat der ukrai­ni­sche Prä­si­dent Wolo­dym­yr Selen­skyj dem Wider­stand gegen die rus­si­sche Mili­tär­ma­schi­ne­rie ein Gesicht gege­ben. Auch aus dem von der Kreml-Propaganda her­bei­ge­sehn­ten, freu­di­gen Emp­fang für die an der “Spe­zi­al­ope­ra­ti­on” betei­lig­ten rus­si­schen Trup­pen in der Ukrai­ne wur­de bekannt­lich nichts. Die Inva­si­on hat das Natio­nal­be­wusst­sein der Ukrai­ne stär­ker gefes­tigt, als es zu Frie­dens­zei­ten je mög­lich gewe­sen wäre.

Selen­skyj der dem Wider­stand ein Gesicht gege­ben hat belegt oder bedeu­tet was? Der freu­di­ge Emp­fang für die “Spe­zi­al­ope­ra­ti­on” in der Kreml Pro­pa­gan­da, hat in der Kreml Pro­pa­gan­da statt­ge­fun­den. Das er “bekannt­lich nicht statt­ge­fun­den hät­te”, bezieht sich inhalt­lich eher auf eine von Selen­skyj als Tal­king­point ein­ge­brach­te Para­de­uni­form, die bei Sol­da­ten gefun­den wor­den sei, oder auf Leu­te die nicht in den Stra­ßen geju­belt haben, da zuvor die all­ge­mei­ne Mobil­ma­chung aus­ge­ru­fen wur­de? Oder dar­auf dass die Gefech­te um Städ­te deut­lich blu­ti­ger aus­ge­fal­len sind als “von der Pro­pa­gan­da erhofft”? Der zwei­fel­haf­te Vor­teil an Pro­pa­gan­da ist näm­lich, dass man nicht war­ten muss, bis etwas in der Wirk­lich­keit pas­siert, son­dern pro­du­ziert. Der letz­te Satz ist dann auf­grund der For­mu­lie­rung Schwach­sinn - aber inhalt­lich wahr­schein­lich noch am ehes­ten tragfähig.

Am Wochen­en­de kur­sier­ten Gerüch­te, wonach Russ­lands Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter Ser­gej Schoi­gu nicht frei­wil­lig zwei Wochen lang aus der Öffent­lich­keit ver­schwun­den war. Er soll nach einem Rüf­fel durch Putin einen Herz­in­farkt erlit­ten haben. Ganz gleich, ob die­se medi­zi­ni­sche Fern­dia­gno­se zutrifft oder als Pro­pa­gan­da fir­miert: Es läuft nicht mehr rund im Kreml. Sny­der geht davon aus, dass Putin mitt­ler­wei­le gele­ak­ten Geheim­dienst­in­for­ma­tio­nen die Schuld dar­an gibt, dass die Ukrai­ne so gut auf den Über­fall vor­be­rei­tet war. Ser­gej Bese­da, Chef der inter­na­tio­na­len Spio­na­ge beim Geheim­dienst FSB, soll unter Haus­ar­rest ste­hen – was Sny­ders The­se erhär­ten würde. 

Nichts davon ist prüf­bar. Mehr noch, nichts davon ist Sny­ders The­se - sie­he: click Ori­gi­nal­quel­le ist ein Inter­net Gerücht, oder ein Report der Times (konn­te die Times Quel­le nicht verifizieren).

Eigent­lich, so Sny­der, hät­te Russ­land schon nach zwei Tagen eine Mario­net­ten­re­gie­rung in Kiew instal­lie­ren wol­len – und mit die­ser dann bequem ver­han­deln. Nun muss es mit durch­aus selbst­be­wuss­ten Selenskyj-Vertretern spre­chen. Sogar der rus­si­sche Olig­arch Roman Abra­mo­witsch sitzt als Ver­mitt­ler jetzt mit am Tisch. Putin hat nicht nur die Ukrai­ne, son­dern auch den Wes­ten unter­schätzt. Sei­ne Inva­si­on steckt auch des­halb fest, weil sich die USA und Euro­pa einig wie sel­ten zuvor gezeigt haben.

Nichts davon ist prüf­bar, oder objek­ti­vier­bar - das meis­te ist pos­tu­liert, mit einer emo­tio­na­li­sier­ten Prä­gung on top. Das Haupt­ar­gu­ment bezieht sich ent­we­der auf einen Tal­king­point Selen­sky­js (Sol­da­ten hat­ten Para­de­uni­for­men dabei), oder auf den depu­bli­zier­ten Ria Arti­kel. Ers­te­res ist ein ver­gleichs­wei­se neu­er ukrai­ni­scher Tal­king­point (seit weni­ger als einer Woche), zwei­te­res zumin­dest in Tei­len hin­ter­frag­bar (nicht dass es jemand machen wür­de 😉 ). Da stark auf Hyper­beln auf­bau­end, stark pos­tu­lie­rend, stark Reak­tio­nen pro­gnos­ti­zie­rend die noch nicht ein­ge­tre­ten sind, dh. auf jeden Fall vor­ge­schrie­ben, aber eher nicht um ein offi­zi­el­les Nar­ra­tiv zu eta­blie­ren, son­dern eher um es zu stüt­zen. Vor­pro­du­zier­ter Fla­vor­text für einen schnel­len Sieg.
Vor­pro­du­zier­te Mel­dun­gen sind im Agen­tur­we­sen jetzt nicht voll­kom­men unge­wöhn­lich. Dass die Stra­te­gie, die nur einem sehr klei­nen Zir­kel an Leu­ten bekannt war, bis zu einem Zeit­ge­sche­hen­kom­men­ta­tor von RIA durch­ge­si­ckert ist… scheint mög­lich, aber nicht not­wen­di­ger­wei­se gesi­chert. Auch hier bleibts bei einem (sehr popu­lä­ren, und nicht unwahr­schein­li­chen aber doch) Gerücht. 

(Zusatz: Sich öffent­lich und pla­ka­tiv dar­über zu freu­en, dass es nicht ein­ge­tre­ten ist, ist zwar demo­kra­tie­po­li­tisch wün­schens­wert und wesent­lich (von etwai­gen sicher­heits­po­li­ti­schen Aus­wir­kun­gen die ein “schnel­ler rus­si­scher Erfolg” gehabt hät­te ganz zu schwei­gen), aber eben­falls ein Stück weit ambi­va­lent zu betrach­ten. Und wenn nicht nach dem ers­ten Monat eines Zer­mür­bungs­kriegs, viel­leicht nach dem zweiten.)

All das hier sind eben­falls Spiel­for­men von Pro­pa­gan­da. Oder sagen wir es neu­tra­ler, die Eta­blie­rung nicht über­prüf­ba­rer Gerüch­te als Epis­te­me, des immer schon so Gewe­se­nen, sogar der Yale His­to­ri­ker habe es auf­ge­grif­fen (in Hypo­the­sen, die kei­ne sind) - und der Jour­na­lis­mus bringt es unre­flek­tiert. Über­nimmt Emo­tio­na­li­sie­rung, Pathos, Duk­tus, Fehler, …

Jour­na­lis­mus hier macht eigent­lich nichts ande­res außer das trans­por­tier­te Gerücht etwas kom­pak­ter zu fassen.

Dem nor­ma­len Leser ist sowas wei­test­ge­hend egal, als jemand der das mal stu­diert hat, siehst du halt - wie alle jour­na­lis­ti­schen Qua­li­täts­kri­te­ri­en auf ein­mal ver­sa­gen… 🙂 Kom­men­tar mit Nach­richt ver­mischt wird. Wis­sen­schaft­lich­keit behaup­tet wird. Yale Qua­li­tät sug­ge­rie­ren soll… Und weit und breit kein ana­ly­ti­scher oder - Gott bewah­re - kri­ti­scher Betrach­tungs­an­satz zu fin­den ist. Aber eigent­lich wäre das (die Prü­fung von Inhal­ten) immer noch eine Auf­ga­be von Journalismus.

Wie könn­te man das jetzt bes­ser zusam­men­fas­sen, als mit einem Kom­men­tar Sny­ders der sich “theo­lo­gi­scher Ope­ra­to­ren” bedient um mora­li­sche Argu­men­ta­tio­nen zu bau­en? Sny­der bezieht sich hier auf einen CNN Kommentar.

For the past deca­de, Ukrai­ni­ans have cho­sen an uncer­tain future over the myth of a past great­ness based on blood ties. In doing so, the coun­try has cea­sed to be legi­ble to Putin and Rus­si­ans who sup­port him.”
@aglaser
#Ukrai­ne #Ukrai­ne­Rus­sia­War

src: click

Nato­bei­tritt in der Ver­fas­sung. Völ­ki­sche inter­pre­ta­ti­on, reli­giö­se Kon­no­ta­ti­on (hardship over whats wrong), dann “Blood and honor” Rhe­to­rik als Gegen­pol (Flag­ge, oder in der rus­si­schen Pro­pa­gan­daum­for­mung Natio­na­lis­mus, gegen “Bluts­ban­de”). Soweit so loa­ded, aber noch nicht unbe­dingt falsch -- jetzt kommt noch theo­lo­gi­sche Spra­che -- indem die Ukrai­ner “hardship over whats wrong” gewählt haben, wur­den sie für Putin (das Böse) unles­bar (haben sich sei­nem Blick und Ein­fluss ent­zo­gen - der Teu­fel Putin sieht sie nicht mehr, und kann sie nicht mehr ver­ste­hen) - und dann das PR Pos­tu­lat, nicht nur wur­den sie für Putin unles­bar, son­dern auch für alle Rus­sen, die sich auf Putin bezie­hen. Was das bedeu­tet? Kei­ne Ahnung, aber ein Auf­ruf zur Frag­men­ta­ri­sie­rung (Böse Rus­sen die Putin fol­gen und das Gute nicht mehr sehen kön­nen, weil es den Weg des Lei­des ein­ge­schla­gen hat) ist da impli­zit drin­nen. Jetzt erin­nern wir uns noch an die Rede Selen­sky­js auf rus­sisch an das rus­si­sche Volk (click), zwei Stun­den vor der Groß­in­va­si­on, und wir sehen, dass das Wirk­mo­tiv (“The­me”) die­ser Aus­sa­ge (= Frag­men­tie­rung) von Tag eins des Krie­ges im west­li­chen PR Kanon prä­sent war.

Sowas musst du jetzt natür­lich als Yale His­to­ri­ker mit vom G.M.F gespon­ser­ten Book­tours von CNN ret­wee­ten… Wobei du das Zitat wählst.

So baut man aus Nichts Nar­ra­ti­ve - die dann magi­scher­wei­se im Stan­dard als Epis­te­me (offi­zi­ell abge­seg­ne­te (Yale!) Erklä­rungs­mus­ter) enden.
--

edit: Der Stan­dard schiebt noch mal ordent­lich nach. Dies­mal hat er einen “Geo­po­li­ti­ker” (was?) gefun­den, der die sel­ben Pro­kla­ma­tio­nen wie­der­holt. Und Wie­der­ho­lung ist wich­tig, sonst set­zen sich die mitt­les Spe­ku­la­ti­on kre­ierten Epis­te­me nicht fest.

STANDARD: Wie konn­te es so weit kommen?

Toal: Man glaub­te irgend­wann die eige­ne Pro­pa­gan­da. Man glaub­te, dass die ukrai­ni­sche Regie­rung im Wesent­li­chen eine west­li­che Mario­net­ten­re­gie­rung ist und von west­li­chen NGOs finan­ziert wird. Dass die Regie­rung kei­ne popu­lä­re Legi­ti­mi­tät habe und zusam­men­bre­chen wer­de, sobald die hel­den­haf­ten Rus­sen kom­men und ver­su­chen, das wah­re ukrai­ni­sche Volk von den beson­de­ren Visio­nen der ukrai­ni­schen Faschis­ten und ihrer ame­ri­ka­ni­schen Ver­bün­de­ten zu befreien.

Find ich auch, irgend­wann glaubt man die eige­nen erfun­de­nen Episteme…

Wir sind zudem wie­der bei einem wahn­sin­ni­ge Akteu­re Nar­ra­tiv, wahn­sin­nig, da sie die eige­ne PR glau­ben, und dass die ukrai­ni­sche Regie­rung von west­li­chen NGOs finan­ziert wor­den wäre. (Hin­ter­grund: click und click). Dann wird noch der Glau­be an einen schnel­len Zusam­men­bruchs der Regie­rung als “kom­plett wider­sin­nig” ver­brei­tet, dar­an kön­nen nur ent­rück­te, emo­tio­nal reagie­ren­de Poten­ta­ten glau­ben - wäh­rend das gleich­zei­tig mit fol­gen­der Aus­sa­ge kon­ter­ka­riert wird:

Zwei­tens ist ziem­lich klar, dass er schlech­te Infor­ma­tio­nen von den Geheim­diens­ten erhal­ten hat, wie man auch der Ver­haf­tung jener FSB-Beamten ent­neh­men kann, die die Inva­si­on vor­be­rei­ten sollten.

Bis man dann end­lich bei 

STANDARD: Was prägt Putins Verhalten?

lan­det und die Geschich­te der per­sön­li­chen Prä­gung Putins durch sei­ne Erleb­nis­se in Ost­deutsch­land erzäh­len kann. Die Ernied­ri­gung. Die Verlusterfahrung

- und nur dess­halb haben wir jetzt Krieg. Verstanden?

Dann kommt noch schnell das “Regi­me­chan­ge” Nar­ra­tiv (hier: “im Sin­ne der West­mäch­te”, nicht der US), dies­mal sogar detail­liert ausgearbeitet,

STANDARD: Was besorgt Sie aktu­ell am meisten?

Toal: Es ist die­se Art Visi­on von Gebie­ten ohne läs­ti­ge Men­schen. Sie erobern Gebie­te, aber ver­drän­gen gleich­zei­tig die Men­schen, die dort leben. Das ist eine beson­ders beängs­ti­gen­de Visi­on eines ter­ri­to­ria­len Expan­sio­nis­mus, der kei­ner­lei legi­ti­me Legi­ti­mi­tät hat. Und das wird noch span­nend in etwai­gen Frie­dens­ver­hand­lun­gen, wenn sich die Ukrai­ne in einer Patt­si­tua­ti­on befin­den soll­te und in irgend­ei­ner Wei­se bereit wäre, ter­ri­to­ria­le Zuge­ständ­nis­se zu machen. Was die Ukrai­ne unter Zwang zustimmt, wird die west­li­che Welt jedoch nicht zwangs­läu­fig akzep­tie­ren wol­len und daher auch die Sank­tio­nen nicht auf­he­ben. Gleich­zei­tig muss mög­li­cher­wei­se aber das Ende von Sank­tio­nen in Aus­sicht gestellt wer­den um Anrei­ze für den rus­si­schen Staat zu schaf­fen, den Krieg ein­zu­stel­len. Und so kann es zu einer Kluft kom­men zwi­schen dem, was die ukrai­ni­sche Regie­rung bereit ist zuzu­ge­ben, um den Krieg zu been­den, und dem, was die West­mäch­te zuge­ben wollen.

Regi­me­chan­ge, folgt also qua­si ganz natür­lich um die­ses Dilem­ma auf­zu­lö­sen. In ver­mut­lich mehr als zwei Jah­ren, aber wenn wir uns ganz fest die Dau­men drü­cken bereits 2024.

- erneut, jeder ein­zel­ne Aspekt basiert auf Spe­ku­la­tio­nen, die zu Epis­te­men sti­li­siert wur­den. Und dann durch Wie­der­ho­lung zur all­ge­mein aner­kann­ten Wahr­heit werden.
src: click

Und das geht jetzt jeden Tag so wei­ter, denn so macht man das. Manu­fac­tu­ring con­sent nach Chomsky.

The mass media ser­ve as a sys­tem for com­mu­ni­ca­ting messages and sym­bols to the gene­ral popu­lace. It is their func­tion to amu­se, enter­tain, and inform, and to incul­ca­te indi­vi­du­als with the values, beliefs, and codes of beha­vi­or that will inte­gra­te them into the insti­tu­tio­nal struc­tures of the lar­ger socie­ty. In a world of con­cen­tra­ted wealth and major con­flicts of class inte­rest, to ful­fill this role requi­res sys­te­ma­tic propaganda.

In coun­tries whe­re the levers of power are in the hands of a sta­te bureau­cra­cy, the mono­po­listic con­trol over the media, often sup­ple­men­ted by offi­cial cen­sor­s­hip, makes it clear that the media ser­ve the ends of a domi­nant eli­te. It is much more dif­fi­cult to see a pro­pa­gan­da sys­tem at work whe­re the media are pri­va­te and for­mal cen­sor­s­hip is absent. This is espe­cial­ly true whe­re the media actively com­pe­te, perio­di­cal­ly attack and expo­se cor­po­ra­te and govern­men­tal mal­fea­sance, and aggres­si­ve­ly por­tray them­sel­ves as spo­kes­men for free speech and the gene­ral com­mu­ni­ty inte­rest. What is not evi­dent (and remains undis­cus­sed in the media) is the limi­ted natu­re of such cri­ti­ques, as well as the huge ine­qua­li­ty in com­mand of resour­ces, and its effect both on access to a pri­va­te media sys­tem and on its beha­vi­or and performance.

A pro­pa­gan­da model focu­ses on this ine­qua­li­ty of wealth and power and its mul­ti­le­vel effects on mass-media inte­rests and choices. It traces the rou­tes by which money and power are able to fil­ter out the news fit to print, mar­gi­na­li­ze dis­sent, and allow the government and domi­nant pri­va­te inte­rests to get their messages across to the public. The essen­ti­al ingre­dients of our pro­pa­gan­da model, or set of news “fil­ters,” fall under the fol­lowing hea­dings: (I) the size, con­cen­tra­ted owners­hip, owner wealth, and pro­fit ori­en­ta­ti­on of the domi­nant mass-media firms; (~) adver­ti­sing as the pri­ma­ry inco­me source of the mass media; (3) the reli­an­ce of the media on infor­ma­ti­on pro­vi­ded by government, busi­ness, and “experts” fun­ded and appro­ved by the­se pri­ma­ry sources and agents of power;[…]

src: click

Wer ist eigent­lich die­ser “Geo­po­li­ti­ker” den der Stan­dard hier inter­viewt hat?

Ger­hard Toal, Vir­gi­nia Tech, Mer­shon Cen­ter for inter­na­tio­nal secu­ri­ty studies.

Dies­mal kei­ne unmit­tel­ba­re Think Tank Nähe, ordent­li­che insti­tu­tio­nel­le Lauf­bahn, … Er spricht von einer bestimm­ten “domi­nan­ten Kon­zep­ti­on” der Mai­dan 2014 Pro­tes­te im Wes­ten die nicht die kom­plet­te Kom­ple­xi­tät der Vor­gän­ge wider­spie­ge­le, …” “Kein Coup, aber das war die domi­na­te Wahr­neh­mung der rus­si­schen Sicher­heits­ap­pa­rats, der Vic­to­ria Nuland in der Ukrai­ne beim Kek­se ver­tei­len beob­ach­ten konn­te” (sie­he: click).
(Star­tet im ein­ge­bet­te­ten You­tube Video bei 17:30min in.)

Wait what? Und wie bekom­men wir das jetzt mit “und was war Putins Moti­va­ti­on durch per­sön­li­che Prä­gung” zusammen?

Ach­ja, gar­nicht - aber dafür hat man ja Medi­en die es dar­auf ver­kür­zen kön­nen. Oder alter­na­tiv dar­über spe­ku­lie­ren, was sich Putin, der rus­si­sche Sicher­heits­ap­pa­rat oder sonst wer gedacht haben könn­te (Geo­po­li­tik soll das aber trotz­dem sein.), und die dar­aus die “domi­nan­te Kon­zep­ti­on” von Wirk­lich­keit bas­teln. Und mit jeder Repe­ti­ti­on wird es ein Stück weit wahrer.

Komisch, Ger­hard Toal ist eben­falls der Mei­nung, dass der “hier ging es nicht um die Nato” Stand­punkt falsch ist (“Wenn ein Staat etwas unun­ter­bro­chen und wider­holt erwähnt, dann ist das als Daten­punkt zu wer­ten.”) -- da kann man dem Stan­dard nur gra­tu­lie­ren, dass er bei “Mai­dan war kom­ple­xer, und die popu­lä­re west­li­che Kon­zep­ti­on ist zu ver­ein­facht”, “Rus­si­sche Sicher­heits­diens­te haben die Vor­komm­nis­se als Coup auf­ge­fasst, auch wenn es kei­ner war” und “die Nato Ost­erwei­te­rung hat eine essen­ti­el­le Rol­le gespielt” mit dem sager “Putin hat sei­ne eige­ne Pro­pa­gan­da geglaubt und ist emo­tio­nal moti­viert (per­sön­li­che Prä­gung)” aus dem Inter­view rausgeht.

Da hat wohl wer wie­der mal nur die rich­ti­gen Fra­gen gestellt. Um nichts davon im Arti­kel zu haben.

Laut Ger­hard Toal wäre die rus­si­sche Fehl­ein­schät­zung, dass “Unter­stüt­zung” für eine Mili­tä­ri­sche Ope­ra­ti­on gege­ben wäre dadurch zu erklä­ren, dass unter­schied­li­che Umfra­ge Insti­tu­te aus den “tem­pora­ry occu­p­ied ter­ri­to­ries” unter­schied­li­che Daten raus­ge­tra­gen haben. Dh. dass Leu­te “erwünscht” geant­wor­tet hät­ten. Damit wäre “die Rus­sen haben ihrer eige­nen Pro­pa­gan­da geglaubt” im gewis­sen Sin­ne objek­ti­vier­bar. Aber das deckt dann auch nur öffent­lich­keits­po­li­ti­sche Aspek­te einer Inva­si­on ab. Das wäre jetzt in etwa so, als wür­den ich argu­men­tie­ren, die US hät­ten den Irak­krieg ver­lo­ren, da die Bevöl­ke­rung sie nicht als Befrei­er gefei­ert hat. Zwi­schen dem Punkt, und dem eigent­li­chen Abzug, gab es noch eini­ge in den Sand gesetz­te Ver­hand­lungs­ent­schei­dun­gen, den Aus­schluss gewis­ser Grup­pie­run­gen von Verhandlungen, …

Ich wer­de an der Stel­le immer so ungut skep­tisch, an der mir jemand zu erklä­ren ver­sucht, dass die Pro­pa­gan­da die in den Separatisten-Regionen nicht erfolg­reich genug war um einen Krieg über­flüs­sig wer­den zu las­sen, jetzt gut genug gewirkt hat um den rus­si­schen Füh­rungs­zir­kel dar­an glau­ben zu las­sen, dass eine Inva­si­on posi­tiv auf­ge­nom­men wer­den würde.

edit: Das gan­ze kul­mi­niert dann dar­in, dass sich Gerald Toal im Mer­shon Cen­ter Video nur unter Vor­be­halt dazu äußert “was Putin per­sön­lich antreibt”, da er hier kein Exper­te sei, im Stan­dard aber genau eine dies­be­züg­li­che Aus­sa­ge der Auf­ma­cher des Arti­kels wird.

Aber es ist mehr als das - zum einen haben wir hier einen Exper­ten der drei (vier auf der Folie, fürs Argu­ment bracht er nur dre) Tele­fon­um­fra­gen im Don­bas dazu nutzt das Nar­ra­tiv zu bau­en, er wüss­te war­um es den Angriffs­be­fehl gab. Eine Her­lei­tung fährt wonach “sozi­al erwünsch­te Ant­wor­ten” je nach Vor­wahl der Num­mer zu unter­schied­li­chen Ergeb­nis­sen geführt haben, dar­aus dann ablei­tet, dass man im Kreml in die­sem Punkt einer Fehl­ent­schei­dung auf­ge­ses­sen sei. Wor­aus dann beim Stan­dard “Putin hat sei­ne eige­ne Pro­pa­gan­da geglaubt” wird. Wir haben hier induk­ti­ve Logik ohne Über­prüf­bar­keit und dann Uber­sprungs­lo­gik, die zur Über­schrift wird.

Es ist aber mehr als das. Die “Inter­pre­ta­ti­on” des “Den­kens und des Geis­tes­zu­stands Putins” durch “ich füh­le, und den­ke mir“und dann Cold Rea­ding durch die Bank ist ein Inter­pre­ta­ti­ons­mo­dus, der sich bei immer mehr Exper­ten fin­den lässt. Die Pro­pa­gan­da Bil­der mit den lan­gen Tischen, die nor­ma­ler­wei­se auf­grund von Signal­wir­kung gemacht wer­den, ani­mie­ren Lend­vai dazu von Coro­na Angst zu schwa­dro­nie­ren, die PR Fotos in ner Groß­grup­pe von Ste­war­des­sen rufen danach aber natür­lich kei­ne ent­spre­chen­de Gegen­re­ak­ti­on her­vor. Selbst Fio­na Hill ist mitt­ler­wei­le bereits unter die Leser von Gemüts­ver­fas­sun­gen und indi­vi­du­ell per­sön­li­chen Moti­va­tio­nen gegan­gen, vor dem Hin­ter­grund dass sie “Putin ein­mal getrof­fen” und ein Buch über ihn ver­fasst hat. Ich mein ich fin­de das ganz nett, wie hier wei­ße Fle­cken durch Cha­rak­ter­in­ter­pre­ta­tio­nen auf­ge­füllt wer­den - aber die Pit­falls von induk­ti­ver Logik beim Lesen von emo­tio­na­len Aus­drü­cken und facial expres­si­ons ken­ne ich seit dem Leu­te wie Renee Ell­o­ry damit in den US Law enfor­ce­ment Arbeit gemacht haben.

Wel­ches Mee­ting, dass wir soet­was jetzt als aner­kann­te Argu­men­ta­ti­on “war­um ein Krieg aus­ge­löst wur­de” akzep­tie­ren, habe ich verpasst?

Nega­ti­ve Attri­bu­ti­on bei hoher Per­so­na­li­sie­rung vor die­sem Hin­ter­grund hat genau eine mög­li­che Wir­kung auf dem poli­ti­schen Par­kett - und die ist, dass dadurch Regime Chan­ge erleich­tert wird. (Für Bevöl­ke­run­gen, für Macht­zir­kel, …) Dass das immer bewußt zum Ein­satz kommt, will ich gar­nicht behaup­ten, Leu­te pro­ji­zie­ren hier oft­mals Wunsch­vorschtel­lun­gen. Wie die pro­ji­zier­te Aus­le­gung einer Exper­ten Mei­nung “was Putin denkt” dann in die Über­schrift von Arti­kel­se­ri­en kommt und zum Haupt­er­klä­rungs­mus­ter in der domi­nan­ten Aus­le­gung des Zeit­ge­sche­hens wird - ist dann jedoch wie­der nur mit Chom­sky (Pro­pa­gan­da­mo­dell des Jour­na­lis­mus) zu erklären.