“Russia is worse than ISIS. Fullstop.”
edit: See also: click
“Russia is worse than ISIS. Fullstop.”
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Geht um diesen Kommentar, in dem Ralph Janik, Franzobel und Precht niedermacht - und dabei sophisisch gegen Aspekte argumentiert die nicht Teil der Ursprungsargumentation waren.
Erste Proklamation:
Man dürfe nicht für eine “neutrale Ukraine” argumentieren, da das hoch spekulativ sei. Außerdem dürfe man nicht über ein Ableben Putins spekulieren, da der Krieg in der russischen Bevölkerung Unterstützung genieße und ein ‘Post putinscher’ Frieden alles andere als gewiss sei.
Das Erste ist ne schlichte Lüge - eine neutrale Ukraine ist bereits aktiver Teil des Verhandlungsprozesses und war es seit Wochen. Das Problem ist die Ausgestaltung der Neutralität (Sicherheitsgarantien, weitere Militarisierung der Ukraine, …).
Das Zweite ist ein Pleonasmus. Ein Friede - innerhalb unserer neuen, grandiosen, europäischen Friedensordnung - jetzt neu - in hochgerüsteter, abschreckender, aber auch aktiverer (weiter weg von Europa) Form, ist immer alles andere als gewiss. Der Pleonasmus besteht bereits initial, aber nehmen wir hier die konkrete Ausformung ruhig mit.
Der Standard findet sich an dieser Stelle aber schon einen aufstrebenden Sophisten für ein Kommentar, der dumm genug ist nicht zu merken dass er mit seiner Argumentation andere Möglichkeit eines Kriegsausgangs, die nicht in “komplette Vertreibung der russischen Invasoren” bestehen, zur Gänze ausschließt.
So verblödet kann ich mich garnicht geben, dass mir das nicht noch während des Formulierens auffällt.
Wobei - komplett verblödet kann Ralph Janik auch nicht sein, denn er erwähnt ja dezidiert das Model Afghanistan als ideale Lösungsoption. Mehr dazu am Ende des Beitrags.
Zweite Proklamation:
Franzobels Kommentar, dass er aus Gründen der Gewaltfreiheit für passiven Widerstand, und harte Wirtschaftssanktionen wäre, wäre nicht realistisch.
Gut, hätte ich ebenfalls auseinandergenommen. Der Teil der Kritik geht in Ordnung - wobei der Verweis “autoritäre Staaten weisen eine hohe Sanktionsimmunität auf” wieder einer der verdammten Talkingpoints ist, die ich bereits zum 23 Mal gehört habe -- und im Hinblick darauf, dass wir gesellschaftlich gleichzeitig immer noch stark auf einen Sanktionsmechanismus bauen, wirkt das als Argument - dass man moralisch für einen lange anhaltenden Krieg sein müsse - wirklich gänzlich deplatziert.
Jetzt werden im Falle Franzobels, von Ralph Janik diese beiden Argumente (Sanktionen und Passiver Widerstand) aber nur herangezogen um sie zu widerlegen. Das Hauptargument Franzobels “Zu Kriegsbeginn war ich überzeugt, es wäre klüger, die Ukraine würde kapitulieren, eine Exilregierung bilden, die Bevölkerung zu friedlichem Widerstand aufrufen und mittels internationaler Sanktionen versuchen, Russland zu stoppen. Ich bin es immer noch.” wird davon nicht berührt. Denn hier haben wir es mit einer Abwägungsfrage zu tun. Dh. selbst eine hohe Sanktionsimmunität, wäre hier gegen Leid und verwirktes menschliches Leben gegenzurechnen. Aber genau das ist es was als Betrachtung öffentlich nicht mehr stattfinden darf. In der besten aller möglichen Welten, hat der beste aller möglichen Heldenpräsidenten, die besten aller möglichen Entscheidungen getroffen, um muss jetzt leider noch kurz Russland komplett besiegen, um seine Partner zur Gänze zufriedenzustellen.
Also wird gegen zwei Argumente geschossen, die das Grundargument nicht direkt berühren. Hier die versuchte Widerlegung des Zweiten:
“Ein entscheidender Erfolgsfaktor sind Überläufer aus den Reihen der Armee oder Polizei, die friedliche Proteste nicht gewaltsam niederschlagen wollen. Das lässt sich nicht 1:1 auf Besetzungen fremder Staaten ummünzen. Der russische Truppenabzug aus Afghanistan wurde jedenfalls nicht auf friedlichem Wege herbeigeführt.”
Vom Zeithorizont irgendwann mal in drei Jahren angesiedelt, wenn kein Kriegsrecht mehr ausgerufen ist, und die lokale Polizei wieder Proteste managt. Oder auf Überläufer im Militär setzend.
Wir halten nochmal fest, man dürfe nicht auf gewaltfreien Widerstand setzen, da die Ukraine auf Überläufer aus dem russischen Militär bauen müsse.
Und schon hat man zwei valide Positionen mit komplettem Schwachsinn weggehetzt.
Jetzt muss man aber noch die Öffentlichkeit überzeugen, also lässt man noch ein paar hoch emotionale Kommentare durch, die gegen Intellektuelle hetzen, da diese abseits der Realität [jetzt wird erst nochmal ordentlich weiter gestorben] leben würden.
Die Polen etwa lebten bis vor 30 Jahren (rechnet man die Turbulenzen der Post-Wende-Jahre dazu, bis vor 25 Jahren) in einer Dauerkrise, verbunden mit existentiellen Ängsten und Stress. Ein Teil der Gesellschaft riskierte sein Leben für diverse Ideale. Das machte sie resilienter gegenüber Krisen. Sie sehen diesen Krieg und den Kampf mit ganz anderen Augen als die Westler. Solche Gedanken wie die von linken westlichen Intellektuellen wird man dort vergebens suchen. Und ja, das ist eine realistische Einschätzung. Die Ukraine hat keinen anderen Ausweg als weiter zu kämpfen. Putin versteht nur diese Sprache.
ICH HASSE DIESE GESELLSCHAFT. (Das ist, inklusive der spezifischen Verwendung des Resilienzbegriffes, übrigens die Umsetzung (Operationalisierung) dieser ECFR Forderung die Gesellschaften jetzt dahingehend politisch zu manipulieren ebenfalls für eine lange anhaltende Militarisierung zu sein. Da bekommt grad wer Alpbach Brownie points. (Siehe auch: Ponto Thinktank - Integration in Alpbach))
Fasse aber trotz des immensen, hochkochenden Hasses, nochmal zum einfacheren Verständnis zusammen:
Am 31.03. beginnt der Atlantic Council mit dem Messaging, dass die Ukraine mehr Offensivwaffen fordern solle (non distinct, um keine öffentlichen Diskussionen zu provozieren), um für einen lange anhaltenden Stellungskrieg (jetzt mit prononcierteren Fronten im Osten) gewappnet zu sein.
Am 02.04. greift ein Berater des ukrainischen Präsidenten (Selenskyj ist mittlerweile offenbar nicht mehr die erste Person, wenn es um die öffentliche Darlegung strategischer Positionen geht - Berater und nicht er selbst, haben heute auch bereits die Gräueltaten in Butscha kommentiert) den Talking Point des Atlantic Council auf und fordert nunmehr ebenfalls Angriffswaffen - ohne zu sehr zu spezifizieren (das ist der neue Aspekt), jedoch nicht wie vom Atlantic Council skizziert “um den Krieg weiter zu prolongieren (war of attrition, Afghanistan Model)”, sondern um “weitere Gebiete zurückzuerobern und russische Truppen gänzlich aus der Ukraine zu vertreiben”.
Am 03.04 findet sich der Standard einen aufstrebenden Europarechtler, der fehlargumentiert um ALLE Optionen außer einem vollumfänglichen Sieg der Ukraine und der Vertreibung aller russischer Truppen, als Lösung öffentlich auszuschließen, dabei über die eigenen eingesetzten rhetorischen Mittel stolpert, und nebenbei noch öffentlich gegen Leute mit anderen Positionen hetzt. Da diese nicht tragbar seien, da ja komplett daneben. (Wertung)
Und schlägt, ebenfalls ganz nebenbei, jede Option außer einen lange andauernden Krieg per Definition als Lösungsoption komplett aus - um vollends beim Atlantic Council Standpunkt anzudocken. (Neutralität ist nicht genug, Putin wird abgesetzt ist nicht genug, …)
Will sich dem aber nicht stellen und schiebt noch schnell folgendes Reframing nach:
Daraus folgt keine westliche Kriegsgeilheit, ganz im Gegenteil. Die EU-Mitglieder sind “postheroische Gesellschaften, in denen kriegerische Gewalt und die damit verbundenen Werte keine bedeutenden Werte spielen”, wie es der deutsche Politikwissenschafter Herfried Münkler beschreibt.
Damit aber immer noch nicht genug - sieht er, der Europarechtler, wie das Atlantic Council, dezidiert Afghanistan als Vorbild, wie der Konflikt in der Ukraine gelöst werden müsse.
Standard Kommentatoren, gegen Intellekt, gegen die Wirklichkeit (Neutralität ist ein Verhandlungsgegenstand), gegen die vorgeblichen Ziele der Ukraine (“wollen kein zweites Afghanistan werden”) - aber für die Hetze gegen abweichende Meinungen. Bei gleichzeitigem Andocken an den Atlantic Council.
Wenn auch du wissen willst, welche Meinung du morgen noch aussprechen darfst, lies auch du heute schon die Qualitätszeitung deiner Wahl.
DIESE GESELLSCHAFT IST DAS ALLERLETZTE.
edit: Der Standard ist hier aber selbstredend nicht alleine, die Atlantic Council Talkingpoints [offensive weapons, but used defensively; Ukrainians can and should (morally) win] finden sich heute u.a. auch bei Times Radio (click und click) und anderen.
edit2: Eric Frey fordert jetzt auch mehr Waffen - ist sich aber nicht sicher welche, weil - non distinct. Schwer müssten sie sein..
Dafür werden auch schwere Waffen wie Panzer und Artilleriegeschütze, vielleicht auch Jets, benötigt. Die Massaker an ukrainischen Männern im Kiewer Vorort Butscha zeigen die Dringlichkeit solcher Lieferungen.
edit3: 18.04. Mehr Hetze gegen beteiligte Parteien:
click und click
edit4: 20.04. Ich hab gehört, die Öffentlichkeit will mehr Hetze? click
Ah, das Atlantic Council, hats endlich geschafft bei Selenskyjs Regierungsmanschaft durchzuklingeln - zum Vergleich, das war ihre Position - Stand 31. März: click.
Vor drei Minuten:
Ukrainian presidential adviser calls for heavier weaponry from the West as Russia shifts military focus
[…]
“ ‘Afghanization’ is when there is a strong guerrilla resistance across the country that inflicts heavy losses on the aggressor for many months or even years and thus significantly weakens the power of the occupier’s army,” he said. “Such actions took place during the Soviet Union’s attempt to control Afghanistan: Afghan guerrillas destroyed and weakened the Soviet occupiers for years. As a result, weakened Russia as a whole.”
Podolyak continued, “Some of our partners believed that something similar could happen in today’s Ukraine. The Russians think otherwise. They have established in the east and south and are dictating harsh conditions. So we definitely can’t do without heavy weapons if we want to unblock the east and Kherson and send [back] the Russians as far as possible.”
src: click
Neues Narrativ: Wer keine Offensivwaffen schickt ist ne Pussy. (Was sind eigentlich Offensivwaffen?)
“Our partners must finally understand that the ‘Afghanization’ they want and the long-lasting exhausting conflict for Russia will not happen,” Podolyak said. “Russia will leave all Ukrainian territories except the south and east. And will try to dig in there, put in air defense and sharply reduce the loss of its equipment and personnel.”
Die Ukraine wird gewinnen!
Gut, da ist das Atlantic Council noch anderer Meinung, aber das kannst du als Berater des Präsidenten ja schlecht aussprechen…
Ukraine is currently in desperate need of swift political decisions in Western capitals to provide the country with a wide range of offensive weapons. This is the only measure that can realistically stop Putin in Ukraine. It is futile to expect Ukrainian concessions at the negotiating table to satisfy Russia. Such thinking is actually far more likely to encourage Putin, leading to further acts of international aggression in Ukraine and beyond.
[…]
Putin will pursue these criminal goals until he is stopped. Unless the West provides Ukraine with sufficient weapons in the very near future, there may soon be no Ukraine to defend.
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Regimechange durch einen lange andauernden Aufreibungskrieg, und darauffolgende innenpolitische Konflikte in Russland, oder Tot!
Moment, Putin hat schon verloren, aber der Krieg ist jetzt festgefahren, aber eigentlich nur um Kiev rum, im Osten wird Russland noch mal seine Bemühungen verstärken, und eigentlich ist es nicht akzeptabel, wenn ein Land ein anderes in Europa so spaltet, aber eigentlich hat Putin noch eine Reihe anderer Optionen, aber Russland darf eigentlich nicht gewinnen, aber für die Ukraine reichts schon, wenn sie nicht verliert dann hat Russland verloren und die Ukraine gewonnen, unter Anführungszeichen (in die Kamera gezeigt), und eigentlich ist es möglich, dass Russland Kiev nur angegriffen hat, damit der Westen schluckt, dass Russland nur den Osten der Ukraine bekommt, aber das Wichtigste ist, dass Putin jetzt verliert… Aber eigentlich hat er ja schon verloren.
Ja verdammt, hätte uns doch jemand gesagt, dass wenn wir medial Heldenmythen fahren und noch mehr Leute dazu bewegen hochmotiviert in den Krieg zu ziehen, das auf nen Zermürbungskrieg über viele Jahre hinausläuft, bei dem wir Russland und uns selbst wirtschaftlich in einer loose loose Situation langfristig schaden, den Leuten in der Ukraine auf Dauer am meisten Leid zufügen und dass Russland eigentlich alle Optionen offen hat, Landgewinne zum Sieg zu erklären, oder nicht. Und hätte uns doch jemand gesagt, dass eine Ukraine ohne Meeresverbindung, die langfristig ein Abnehmer von humanitärer Hilfe geworden ist, und sich auf unsichere Waffenstillstandsabkommen stützen muss, wirtschaftlich für Investitionen nicht sehr attraktiv ist… Sorry, jetzt habe ich doch glatt verschwiegen, dass wir das für unsere westliche Werteordnung machen. Während der Welthunger zunimmt (aktuelle Schätzungen 2 Milliarden Menschen stark betroffen).
- War of attrition - am 20.02 im Blog
- Russland hat alle Möglichkeiten - am 19.03. im Blog
- US und Nato (mit WestenTM) wollen Regimechange - am 26.03. noch vor der Biden Rede im Blog (angedeutet bereits am 19.03.).
- Russland hat an der Grenze nicht die Truppen für eine Invasion der gesamte Ukraine stehen am 25.01. im Blog
Na gut, aber einem CNN Opinion Autor ist folgendes bereits am 25.03. aufgefallen:
Increasingly, Ukrainians from many walks of life tell me that they feel as if the country is executing a proxy war for the West -- pushing back a superpower so as to protect countries on NATO’s eastern flank. In several passionate addresses to various parliaments, Zelensky has pretty much said as much.
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Also passt das schon.
edit: Der General ist auch nicht so ganz am neuesten Stand und spricht von “Lagebildern” die die Ukraine wahrscheinlich vom Westen bekomme. Ne, sie bekommen schon Echtzeitaufklärungsdaten vom Gefechtsfeld - des is jetzt a bisserl was anderes. Das ist auch ein Gutteil der “Moral” der die Ukrainer so effektiv werden lässt, denn die Kampfführung bei Angriffen Russlands war bisher meist die Gefechtseinheiten ungehindert durchzulassen, dann die Versorgungseinheiten anzugreifen, und dann nach einigen Tagen Säuberungseinheiten zu den Kampftruppen zu schicken. Das meint man dann damit, wenn man in der Öffentlichkeit erwähnt “wie mobil (und damit effektiv) die ukrainischen Einheiten wären”.
edit2: The Agenda hat auch noch einmal nach-analysiert:
(“When Putin speaks publicly he is angry and emotional” you can check for yourselves if you want to - Last Putin speech: click, March 16th Putin speech: click (“Scumm and traitors” speech.) - beware of russian propaganda standpoints being flaunted of course. But the same could be said about the Atlantic Council (“Want to hurt Putin? Back a brain drain from russia.”) a representative of which is interviewed in this video.)
edit3: Ein paar Lügen der westlichen Propaganda aus dem Video: “Russia engaged in banned personal landmine use.” Russland hat die entsprechende Deklaration nie unterzeichnet. Der Feind ist viel schwächer als erwartet, wir sind viel stärker als erwartet, deshalb ist die bestmögliche Taktik aktuell die Ukraine so lange im Krieg zu halten wie möglich, denn je länger die Ukraine im Krieg ist, desto mehr schwächt das Russland [gemeint: innenpolitisch], deshalb müssen wir jetzt auch die Waffen-Kategorien die wir der Ukraine zur Verfügung stellen ausweiten, damit sie überhaupt die Möglichkeit haben solange durchzuhalten (Heldenmut, Moral und Counteroffensiven, …), “Putin may have convinced himself of his own rhetoric, that the US and their allies are out to destroy russia in its entirety.” - Also, genaugenommen ist Regimechange als “einzig akzeptable Form, wie dieser Krieg zu enden hat”, also der Biden Sager, nicht einzig Putin Rhetorik, an die der Wahnsinnige irgendwann mal begonnen hat selbst zu glauben. Sondern das woran alle drei hier interviewten Experten glauben.
Zusatz: Würde Putin durch einen noch extremeren Hardliner ersetzt werden, der ebenfalls unter der Ägide der russischen Dienste steht, würden die Sanktionen nicht enden. Da muss schon Regimechange her… Solche Optionen werden gerade theoretisch durchgespielt. Ohne weltweite Demütigung Russlands, darf es aus westlicher Sicht nicht zu einem Ende des Kriegs kommen. Wir kämpfen hier ja immerhin um die Aufrechterhaltung unserer Sicherheitsarchitektur (nach Paradigmenwechsel). (“Russland könnte sonst in einigen Jahren einen neuen Angriff starten.”)
Noch ne halbe Lüge mehr - Russlands Schwierigkeiten ökonomisches Wachstum aufrecht zu erhalten, bestehen nicht erst seit dem Sanktionsregime beginnend in 2014. (GDP Kurve: click). Ja, jein --
das (sowie die Fertigstellung der Infrastrukturprojekte in Sochi, und der annähernden Fertigstellung der Nordstream Pipeline) war der Grund für die schlechte Performance 2013, der Weltbank zu Folge:
Weaker growth potential is also reflected in the sector composition of growth. In the first half 2013, growth in key non-tradable sectors, such as construction, financial services, transport and communication slowed dramatically and is not compensating anymore for the gradually deteriorating industrial performance, and the manufacturing of tradables, in particular.
Considering these observations, overcoming structural challenges to the Russian economy and its growth would need to constitute an important aspect of growth-stimulating policies. For Russia, this would constitute a shift from the growth model followed in the past, which focused at stimulating domestic demand. As structural challenges become binding, constraints such as non-competitive sectors and markets would need to be addressed to lift Russia’s growth potential.
Das traf ebenfalls zu:
The economy is close to its current growth potential. Despite the observed broad-based slowdown in the economy, most recent estimates show that the level of capacity utilization remained close to 80 percent in the first half of 2013. That is comparable with rates observed in 2006 and 2007, when the economy was expanding at 8 percent annually. Given the still-tight labor market and the depressed investment activities of the last four quarters, it appears that the economy could be running very close to its maximum capacity.
Dazu kam dann noch ein Einbruch der Exportnachfrage anderer Länder (global demand) -
und danach kam das Sanktionsregime, vor und nach der Annexion der Krim.
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Bezieh dich als Journalist mit Verweisen, die ihrerseits Spekulationen sind, auf einen Experten (Timothy D. Snyder), der seinerseits “Thesen” dazu sagt - und verbreite den kompletten “der Gegner ist unfähig”, “und wir sind viel fähiger als der Gegner dachte” Teil der “Gerüchte” die effektiv (Wirkmechanismus, Popularisierung) näher bei Propaganda (nicht unbedingt im Sinne von falsch (schwer belegbar), aber einen “Effekt suchend”) dran sind als bei irgend etwas anderem, im Journalismus als Expertenmeinung.
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These: Wladimir Putin hat die Eigenstaatlichkeit der Ukraine massiv unterschätzt.
Problem: These nicht prüfbar, direkter Personenbezug auf eine Einzelperson. Nichts ausdefiniert, methodisch fragwürdig, Erkenntnisinteresse fraglich, Objektivierbarkeit nicht gegeben, nicht wissenschaftlich. Und dann hilft es uns aktuell noch dazu kein Stück weiter.
These: Die Invasion war nur mit wenigen Menschen abgesprochen.
Problem: Truism, wird in Teilen von nachfolgenden Erklärungen widerlegt. Nicht exakt definiert, …
These: Putin hat nicht mit so harten Sanktionen des Westens gerechnet.
Problem: These nicht prüfbar, direkter Personenbezug auf eine Einzelperson. Nichts ausdefiniert, methodisch fragwürdig, Erkenntnisinteresse fraglich, Objektivierbarkeit nicht gegeben, nicht wissenschaftlich.
Gut, soweit wird der Redakteur nicht gedacht haben, bevor er den Artikel geschrieben hat. Also hat er wahrscheinlich erst mal eine Quellenprüfung gemacht.
Bloodlands received reviews ranging from highly critical to “rapturous”.[18][19] In assessing these reviews, Jacques Sémelin described it as one of those books that “change the way we look at a period in history”.[19] Sémelin noted that some historians have criticized the chronological construction of events, the arbitrary geographical delimitation, Snyder’s numbers on victims and violence, and a lack of focus on interactions between different actors.[19] Omer Bartov wrote that “the book presents no new evidence and makes no new arguments”,[20] and in a highly critical review Richard Evans wrote that, because of its lack of causal argument, “Snyder’s book is of no use”, and that Snyder “hasn’t really mastered the voluminous literature on Hitler’s Germany”, which “leads him into error in a number of places” regarding the politics of Nazi Germany.[21] On the other hand, Wendy Lower wrote that it was a “masterful synthesis”,[22] John Connelly called it “morally informed scholarship of the highest calibre”,[23] and Christopher Browning described it as “stunning”.[18]
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Ok, der Yale Professor ist nicht so ganz überzeugend darin neue Erkenntnisse in seinem Feld zu generieren, aber er macht das dadurch wett dass er darin “morally informed scholarship of the highest calibre” zu generieren, alle anderen übertrifft.
Na gut, zumindest ist er als wissenschaftlicher Experte unabhängig und kann einen neutralen Blick auf die Sachlage werfen…
Views on Putin
In The Road to Unfreedom, Snyder argues that Vladimir Putin’s regime in Russia is authoritarian, and that it uses fascist ideas in its rhetoric.[32] In December 2018, during a discussion with a fellow historian of Eastern Europe, John Connelly, Snyder referred to this as schizo-fascism:
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Schizo-Faschismus? Nagut, der Begriff muss sich erst noch ein wenig einspielen, in ein zwei Jahren bezeichnen wir Russlands Staatsform alle so. (Unabhängig davon, dass der Begriff Schizophrenie hier in einer vorurteilsgeprägten, populären Auslegung gefahren wird.)
Aber sonst ist er ein unbeschriebenes Blatt und nicht vor allem einer Fraktion zuordenbar…
Die Berliner Politikszene traf sich mit Timothy Snyder, einem der führenden amerikanischen Historiker und öffentlichen Intellektuellen. Es war eine Gelegenheit, über sein neuestes Buch „Road to Unfreedom“ und dessen mögliche Auswirkungen auf die politische Praxis zu sprechen. Die Veranstaltung wurde gemeinsam vom German Marshall Fund of the United States und Das Progressive Zentrum organisiert.
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Na gut, also er lässt sich schon mal von transatlantischen Freundschaftsinitiativen auf eine Booktour einladen, aber er wird wohl zumindest gut argumentiert haben!
Seit Kriegsbeginn hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dem Widerstand gegen die russische Militärmaschinerie ein Gesicht gegeben. Auch aus dem von der Kreml-Propaganda herbeigesehnten, freudigen Empfang für die an der “Spezialoperation” beteiligten russischen Truppen in der Ukraine wurde bekanntlich nichts. Die Invasion hat das Nationalbewusstsein der Ukraine stärker gefestigt, als es zu Friedenszeiten je möglich gewesen wäre.
Selenskyj der dem Widerstand ein Gesicht gegeben hat belegt oder bedeutet was? Der freudige Empfang für die “Spezialoperation” in der Kreml Propaganda, hat in der Kreml Propaganda stattgefunden. Das er “bekanntlich nicht stattgefunden hätte”, bezieht sich inhaltlich eher auf eine von Selenskyj als Talkingpoint eingebrachte Paradeuniform, die bei Soldaten gefunden worden sei, oder auf Leute die nicht in den Straßen gejubelt haben, da zuvor die allgemeine Mobilmachung ausgerufen wurde? Oder darauf dass die Gefechte um Städte deutlich blutiger ausgefallen sind als “von der Propaganda erhofft”? Der zweifelhafte Vorteil an Propaganda ist nämlich, dass man nicht warten muss, bis etwas in der Wirklichkeit passiert, sondern produziert. Der letzte Satz ist dann aufgrund der Formulierung Schwachsinn - aber inhaltlich wahrscheinlich noch am ehesten tragfähig.
Am Wochenende kursierten Gerüchte, wonach Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu nicht freiwillig zwei Wochen lang aus der Öffentlichkeit verschwunden war. Er soll nach einem Rüffel durch Putin einen Herzinfarkt erlitten haben. Ganz gleich, ob diese medizinische Ferndiagnose zutrifft oder als Propaganda firmiert: Es läuft nicht mehr rund im Kreml. Snyder geht davon aus, dass Putin mittlerweile geleakten Geheimdienstinformationen die Schuld daran gibt, dass die Ukraine so gut auf den Überfall vorbereitet war. Sergej Beseda, Chef der internationalen Spionage beim Geheimdienst FSB, soll unter Hausarrest stehen – was Snyders These erhärten würde.
Nichts davon ist prüfbar. Mehr noch, nichts davon ist Snyders These - siehe: click Originalquelle ist ein Internet Gerücht, oder ein Report der Times (konnte die Times Quelle nicht verifizieren).
Eigentlich, so Snyder, hätte Russland schon nach zwei Tagen eine Marionettenregierung in Kiew installieren wollen – und mit dieser dann bequem verhandeln. Nun muss es mit durchaus selbstbewussten Selenskyj-Vertretern sprechen. Sogar der russische Oligarch Roman Abramowitsch sitzt als Vermittler jetzt mit am Tisch. Putin hat nicht nur die Ukraine, sondern auch den Westen unterschätzt. Seine Invasion steckt auch deshalb fest, weil sich die USA und Europa einig wie selten zuvor gezeigt haben.
Nichts davon ist prüfbar, oder objektivierbar - das meiste ist postuliert, mit einer emotionalisierten Prägung on top. Das Hauptargument bezieht sich entweder auf einen Talkingpoint Selenskyjs (Soldaten hatten Paradeuniformen dabei), oder auf den depublizierten Ria Artikel. Ersteres ist ein vergleichsweise neuer ukrainischer Talkingpoint (seit weniger als einer Woche), zweiteres zumindest in Teilen hinterfragbar (nicht dass es jemand machen würde 😉 ). Da stark auf Hyperbeln aufbauend, stark postulierend, stark Reaktionen prognostizierend die noch nicht eingetreten sind, dh. auf jeden Fall vorgeschrieben, aber eher nicht um ein offizielles Narrativ zu etablieren, sondern eher um es zu stützen. Vorproduzierter Flavortext für einen schnellen Sieg.
Vorproduzierte Meldungen sind im Agenturwesen jetzt nicht vollkommen ungewöhnlich. Dass die Strategie, die nur einem sehr kleinen Zirkel an Leuten bekannt war, bis zu einem Zeitgeschehenkommentator von RIA durchgesickert ist… scheint möglich, aber nicht notwendigerweise gesichert. Auch hier bleibts bei einem (sehr populären, und nicht unwahrscheinlichen aber doch) Gerücht.
(Zusatz: Sich öffentlich und plakativ darüber zu freuen, dass es nicht eingetreten ist, ist zwar demokratiepolitisch wünschenswert und wesentlich (von etwaigen sicherheitspolitischen Auswirkungen die ein “schneller russischer Erfolg” gehabt hätte ganz zu schweigen), aber ebenfalls ein Stück weit ambivalent zu betrachten. Und wenn nicht nach dem ersten Monat eines Zermürbungskriegs, vielleicht nach dem zweiten.)
All das hier sind ebenfalls Spielformen von Propaganda. Oder sagen wir es neutraler, die Etablierung nicht überprüfbarer Gerüchte als Episteme, des immer schon so Gewesenen, sogar der Yale Historiker habe es aufgegriffen (in Hypothesen, die keine sind) - und der Journalismus bringt es unreflektiert. Übernimmt Emotionalisierung, Pathos, Duktus, Fehler, …
Journalismus hier macht eigentlich nichts anderes außer das transportierte Gerücht etwas kompakter zu fassen.
Dem normalen Leser ist sowas weitestgehend egal, als jemand der das mal studiert hat, siehst du halt - wie alle journalistischen Qualitätskriterien auf einmal versagen… 🙂 Kommentar mit Nachricht vermischt wird. Wissenschaftlichkeit behauptet wird. Yale Qualität suggerieren soll… Und weit und breit kein analytischer oder - Gott bewahre - kritischer Betrachtungsansatz zu finden ist. Aber eigentlich wäre das (die Prüfung von Inhalten) immer noch eine Aufgabe von Journalismus.
Wie könnte man das jetzt besser zusammenfassen, als mit einem Kommentar Snyders der sich “theologischer Operatoren” bedient um moralische Argumentationen zu bauen? Snyder bezieht sich hier auf einen CNN Kommentar.
“For the past decade, Ukrainians have chosen an uncertain future over the myth of a past greatness based on blood ties. In doing so, the country has ceased to be legible to Putin and Russians who support him.”
@aglaser
#Ukraine #UkraineRussiaWar
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Natobeitritt in der Verfassung. Völkische interpretation, religiöse Konnotation (hardship over whats wrong), dann “Blood and honor” Rhetorik als Gegenpol (Flagge, oder in der russischen Propagandaumformung Nationalismus, gegen “Blutsbande”). Soweit so loaded, aber noch nicht unbedingt falsch -- jetzt kommt noch theologische Sprache -- indem die Ukrainer “hardship over whats wrong” gewählt haben, wurden sie für Putin (das Böse) unlesbar (haben sich seinem Blick und Einfluss entzogen - der Teufel Putin sieht sie nicht mehr, und kann sie nicht mehr verstehen) - und dann das PR Postulat, nicht nur wurden sie für Putin unlesbar, sondern auch für alle Russen, die sich auf Putin beziehen. Was das bedeutet? Keine Ahnung, aber ein Aufruf zur Fragmentarisierung (Böse Russen die Putin folgen und das Gute nicht mehr sehen können, weil es den Weg des Leides eingeschlagen hat) ist da implizit drinnen. Jetzt erinnern wir uns noch an die Rede Selenskyjs auf russisch an das russische Volk (click), zwei Stunden vor der Großinvasion, und wir sehen, dass das Wirkmotiv (“Theme”) dieser Aussage (= Fragmentierung) von Tag eins des Krieges im westlichen PR Kanon präsent war.
Sowas musst du jetzt natürlich als Yale Historiker mit vom G.M.F gesponserten Booktours von CNN retweeten… Wobei du das Zitat wählst.
So baut man aus Nichts Narrative - die dann magischerweise im Standard als Episteme (offiziell abgesegnete (Yale!) Erklärungsmuster) enden.
--
edit: Der Standard schiebt noch mal ordentlich nach. Diesmal hat er einen “Geopolitiker” (was?) gefunden, der die selben Proklamationen wiederholt. Und Wiederholung ist wichtig, sonst setzen sich die mittles Spekulation kreierten Episteme nicht fest.
STANDARD: Wie konnte es so weit kommen?
Toal: Man glaubte irgendwann die eigene Propaganda. Man glaubte, dass die ukrainische Regierung im Wesentlichen eine westliche Marionettenregierung ist und von westlichen NGOs finanziert wird. Dass die Regierung keine populäre Legitimität habe und zusammenbrechen werde, sobald die heldenhaften Russen kommen und versuchen, das wahre ukrainische Volk von den besonderen Visionen der ukrainischen Faschisten und ihrer amerikanischen Verbündeten zu befreien.
Find ich auch, irgendwann glaubt man die eigenen erfundenen Episteme…
Wir sind zudem wieder bei einem wahnsinnige Akteure Narrativ, wahnsinnig, da sie die eigene PR glauben, und dass die ukrainische Regierung von westlichen NGOs finanziert worden wäre. (Hintergrund: click und click). Dann wird noch der Glaube an einen schnellen Zusammenbruchs der Regierung als “komplett widersinnig” verbreitet, daran können nur entrückte, emotional reagierende Potentaten glauben - während das gleichzeitig mit folgender Aussage konterkariert wird:
Zweitens ist ziemlich klar, dass er schlechte Informationen von den Geheimdiensten erhalten hat, wie man auch der Verhaftung jener FSB-Beamten entnehmen kann, die die Invasion vorbereiten sollten.
Bis man dann endlich bei
STANDARD: Was prägt Putins Verhalten?
landet und die Geschichte der persönlichen Prägung Putins durch seine Erlebnisse in Ostdeutschland erzählen kann. Die Erniedrigung. Die Verlusterfahrung
- und nur desshalb haben wir jetzt Krieg. Verstanden?
Dann kommt noch schnell das “Regimechange” Narrativ (hier: “im Sinne der Westmächte”, nicht der US), diesmal sogar detailliert ausgearbeitet,
STANDARD: Was besorgt Sie aktuell am meisten?
Toal: Es ist diese Art Vision von Gebieten ohne lästige Menschen. Sie erobern Gebiete, aber verdrängen gleichzeitig die Menschen, die dort leben. Das ist eine besonders beängstigende Vision eines territorialen Expansionismus, der keinerlei legitime Legitimität hat. Und das wird noch spannend in etwaigen Friedensverhandlungen, wenn sich die Ukraine in einer Pattsituation befinden sollte und in irgendeiner Weise bereit wäre, territoriale Zugeständnisse zu machen. Was die Ukraine unter Zwang zustimmt, wird die westliche Welt jedoch nicht zwangsläufig akzeptieren wollen und daher auch die Sanktionen nicht aufheben. Gleichzeitig muss möglicherweise aber das Ende von Sanktionen in Aussicht gestellt werden um Anreize für den russischen Staat zu schaffen, den Krieg einzustellen. Und so kann es zu einer Kluft kommen zwischen dem, was die ukrainische Regierung bereit ist zuzugeben, um den Krieg zu beenden, und dem, was die Westmächte zugeben wollen.
Regimechange, folgt also quasi ganz natürlich um dieses Dilemma aufzulösen. In vermutlich mehr als zwei Jahren, aber wenn wir uns ganz fest die Daumen drücken bereits 2024.
- erneut, jeder einzelne Aspekt basiert auf Spekulationen, die zu Epistemen stilisiert wurden. Und dann durch Wiederholung zur allgemein anerkannten Wahrheit werden.
src: click
Und das geht jetzt jeden Tag so weiter, denn so macht man das. Manufacturing consent nach Chomsky.
The mass media serve as a system for communicating messages and symbols to the general populace. It is their function to amuse, entertain, and inform, and to inculcate individuals with the values, beliefs, and codes of behavior that will integrate them into the institutional structures of the larger society. In a world of concentrated wealth and major conflicts of class interest, to fulfill this role requires systematic propaganda.
In countries where the levers of power are in the hands of a state bureaucracy, the monopolistic control over the media, often supplemented by official censorship, makes it clear that the media serve the ends of a dominant elite. It is much more difficult to see a propaganda system at work where the media are private and formal censorship is absent. This is especially true where the media actively compete, periodically attack and expose corporate and governmental malfeasance, and aggressively portray themselves as spokesmen for free speech and the general community interest. What is not evident (and remains undiscussed in the media) is the limited nature of such critiques, as well as the huge inequality in command of resources, and its effect both on access to a private media system and on its behavior and performance.
A propaganda model focuses on this inequality of wealth and power and its multilevel effects on mass-media interests and choices. It traces the routes by which money and power are able to filter out the news fit to print, marginalize dissent, and allow the government and dominant private interests to get their messages across to the public. The essential ingredients of our propaganda model, or set of news “filters,” fall under the following headings: (I) the size, concentrated ownership, owner wealth, and profit orientation of the dominant mass-media firms; (~) advertising as the primary income source of the mass media; (3) the reliance of the media on information provided by government, business, and “experts” funded and approved by these primary sources and agents of power;[…]
src: click
Wer ist eigentlich dieser “Geopolitiker” den der Standard hier interviewt hat?
Gerhard Toal, Virginia Tech, Mershon Center for international security studies.
Diesmal keine unmittelbare Think Tank Nähe, ordentliche institutionelle Laufbahn, … Er spricht von einer bestimmten “dominanten Konzeption” der Maidan 2014 Proteste im Westen die nicht die komplette Komplexität der Vorgänge widerspiegele, …” “Kein Coup, aber das war die dominate Wahrnehmung der russischen Sicherheitsapparats, der Victoria Nuland in der Ukraine beim Kekse verteilen beobachten konnte” (siehe: click).
(Startet im eingebetteten Youtube Video bei 17:30min in.)
Wait what? Und wie bekommen wir das jetzt mit “und was war Putins Motivation durch persönliche Prägung” zusammen?
Achja, garnicht - aber dafür hat man ja Medien die es darauf verkürzen können. Oder alternativ darüber spekulieren, was sich Putin, der russische Sicherheitsapparat oder sonst wer gedacht haben könnte (Geopolitik soll das aber trotzdem sein.), und die daraus die “dominante Konzeption” von Wirklichkeit basteln. Und mit jeder Repetition wird es ein Stück weit wahrer.
Komisch, Gerhard Toal ist ebenfalls der Meinung, dass der “hier ging es nicht um die Nato” Standpunkt falsch ist (“Wenn ein Staat etwas ununterbrochen und widerholt erwähnt, dann ist das als Datenpunkt zu werten.”) -- da kann man dem Standard nur gratulieren, dass er bei “Maidan war komplexer, und die populäre westliche Konzeption ist zu vereinfacht”, “Russische Sicherheitsdienste haben die Vorkommnisse als Coup aufgefasst, auch wenn es keiner war” und “die Nato Osterweiterung hat eine essentielle Rolle gespielt” mit dem sager “Putin hat seine eigene Propaganda geglaubt und ist emotional motiviert (persönliche Prägung)” aus dem Interview rausgeht.
Da hat wohl wer wieder mal nur die richtigen Fragen gestellt. Um nichts davon im Artikel zu haben.
Laut Gerhard Toal wäre die russische Fehleinschätzung, dass “Unterstützung” für eine Militärische Operation gegeben wäre dadurch zu erklären, dass unterschiedliche Umfrage Institute aus den “temporary occupied territories” unterschiedliche Daten rausgetragen haben. Dh. dass Leute “erwünscht” geantwortet hätten. Damit wäre “die Russen haben ihrer eigenen Propaganda geglaubt” im gewissen Sinne objektivierbar. Aber das deckt dann auch nur öffentlichkeitspolitische Aspekte einer Invasion ab. Das wäre jetzt in etwa so, als würden ich argumentieren, die US hätten den Irakkrieg verloren, da die Bevölkerung sie nicht als Befreier gefeiert hat. Zwischen dem Punkt, und dem eigentlichen Abzug, gab es noch einige in den Sand gesetzte Verhandlungsentscheidungen, den Ausschluss gewisser Gruppierungen von Verhandlungen, …
Ich werde an der Stelle immer so ungut skeptisch, an der mir jemand zu erklären versucht, dass die Propaganda die in den Separatisten-Regionen nicht erfolgreich genug war um einen Krieg überflüssig werden zu lassen, jetzt gut genug gewirkt hat um den russischen Führungszirkel daran glauben zu lassen, dass eine Invasion positiv aufgenommen werden würde.
edit: Das ganze kulminiert dann darin, dass sich Gerald Toal im Mershon Center Video nur unter Vorbehalt dazu äußert “was Putin persönlich antreibt”, da er hier kein Experte sei, im Standard aber genau eine diesbezügliche Aussage der Aufmacher des Artikels wird.
Aber es ist mehr als das - zum einen haben wir hier einen Experten der drei (vier auf der Folie, fürs Argument bracht er nur dre) Telefonumfragen im Donbas dazu nutzt das Narrativ zu bauen, er wüsste warum es den Angriffsbefehl gab. Eine Herleitung fährt wonach “sozial erwünschte Antworten” je nach Vorwahl der Nummer zu unterschiedlichen Ergebnissen geführt haben, daraus dann ableitet, dass man im Kreml in diesem Punkt einer Fehlentscheidung aufgesessen sei. Woraus dann beim Standard “Putin hat seine eigene Propaganda geglaubt” wird. Wir haben hier induktive Logik ohne Überprüfbarkeit und dann Ubersprungslogik, die zur Überschrift wird.
Es ist aber mehr als das. Die “Interpretation” des “Denkens und des Geisteszustands Putins” durch “ich fühle, und denke mir“und dann Cold Reading durch die Bank ist ein Interpretationsmodus, der sich bei immer mehr Experten finden lässt. Die Propaganda Bilder mit den langen Tischen, die normalerweise aufgrund von Signalwirkung gemacht werden, animieren Lendvai dazu von Corona Angst zu schwadronieren, die PR Fotos in ner Großgruppe von Stewardessen rufen danach aber natürlich keine entsprechende Gegenreaktion hervor. Selbst Fiona Hill ist mittlerweile bereits unter die Leser von Gemütsverfassungen und individuell persönlichen Motivationen gegangen, vor dem Hintergrund dass sie “Putin einmal getroffen” und ein Buch über ihn verfasst hat. Ich mein ich finde das ganz nett, wie hier weiße Flecken durch Charakterinterpretationen aufgefüllt werden - aber die Pitfalls von induktiver Logik beim Lesen von emotionalen Ausdrücken und facial expressions kenne ich seit dem Leute wie Renee Ellory damit in den US Law enforcement Arbeit gemacht haben.
Welches Meeting, dass wir soetwas jetzt als anerkannte Argumentation “warum ein Krieg ausgelöst wurde” akzeptieren, habe ich verpasst?
Negative Attribution bei hoher Personalisierung vor diesem Hintergrund hat genau eine mögliche Wirkung auf dem politischen Parkett - und die ist, dass dadurch Regime Change erleichtert wird. (Für Bevölkerungen, für Machtzirkel, …) Dass das immer bewußt zum Einsatz kommt, will ich garnicht behaupten, Leute projizieren hier oftmals Wunschvorschtellungen. Wie die projizierte Auslegung einer Experten Meinung “was Putin denkt” dann in die Überschrift von Artikelserien kommt und zum Haupterklärungsmuster in der dominanten Auslegung des Zeitgeschehens wird - ist dann jedoch wieder nur mit Chomsky (Propagandamodell des Journalismus) zu erklären.