Frage. Warum setzt du als Standard vier (!) Datenjournalisten (davon einen externen), an ein kollaboratives Projekt um Iconographie für eine Wifo Studie zu designen, die ihrerseits einen neuen ökonomischen Indikator erfindet?
Ausgehend vom Arbeitsaufwand der hinter den animierten Skalen steckt für mehr als eine Woche.
Siehe click.
Wobei erfindet ist nicht ganz richtig. Nachdem Brutto-Einkommen von Angestellten in Österreich seit 1998 im Jahresmittel nur noch mit dem Verbrauchspreisindex “mithalten”. Und Arbeiter ihr Einkommen nicht mal mehr inflationsabgegolten bekommen, das heißt hinter dem VPI Anstieg zurückfallen - siehe Einkommensbericht des Rechnungshofs 2020 (click) - und nachdem wir die demographische Entwicklung und die damit verbundene Investitionsfreude privater Investoren kennen - wirds wohl endlich Zeit neue Messgrößen für gesellschaftlichen Fortschritt zu erfinden, oder besser zu finden.
Und wie hilfreich das Wifo dabei ist!
Entkoppelt man die Entwicklung der Lebensmittel- und Energiepreise vom Rest des Warenkorbs der dem Verbraucherpreisindex zu Grunde liegt (click) kommt doch glatt raus, dass sich ein durchschnittlicher Industriearbeiter, seit 1980, doppelt so viel Brot und Benzin leisten kann! Wobei das klingt so doof. Sagen wir lieber, er muss nur noch halb so lange dafür arbeiten!
Wobei - Moment, Arbeitsstunden eines durchschnittlichen Industriearbeiters um sich Lebensmittel und Energie leisten zu können (analog zum Big-Mac Index) und nicht Lebensmittel, oder Energiepreise? Über 40 Jahre? Warum Industriearbeiter und hat sich dessen Tätigkeitsfeld in den letzten 40 Jahren nicht in Richtung höhere Qualifizierung verändert? Und wenn das so ist, verzerrt das nicht enorm? Auch da Industriearbeiter immer über dem Einkommensmedian verdient haben (siehe click)?
Klar. Aber so kommen wir an den neuen Fortschrittsindikator der meiner Generation sagt, dass sie doch noch Wirtschaftsentwicklung erlebt und gelebt hat!
Danke Standard. Und danke an Alpbach, die das Arbeiten an alternativen Wirtschaftsindikatoren als PR-Projekt für Gesellschaftsstabilisierung so sehr in den Vordergrund gerückt haben, dass ich bis heute erst zweimal gefragt wurde, ob ich da mitmachen möchte.
Was das wohl kostet… Vier Datenjournalisten für ne Woche und die designen Iconographie ([sic!] aber ich lass das mal so, geht um Icons) für “Superbenzin” und “Vollmilch” zusammen mit dynamischen Zeitstrahl-Visualisierungen?
(Und für die schnellen Denker da draußen, wie würdet ihr am einfachsten “Globalisierung konnte Armut und Hunger reduzieren” so reframen, dass ihr dafür auch vom Standard Publikum im Österreich-Kontext Applaus bekommt?)