Die unerträgliche Leichtigkeit VPI zu dekonstruieren

29. November 2021

Fra­ge. War­um setzt du als Stan­dard vier (!) Daten­jour­na­lis­ten (davon einen exter­nen), an ein kol­la­bo­ra­ti­ves Pro­jekt um Ico­no­gra­phie für eine Wifo Stu­die zu desi­gnen, die ihrer­seits einen neu­en öko­no­mi­schen Indi­ka­tor erfindet?

Aus­ge­hend vom Arbeits­auf­wand der hin­ter den ani­mier­ten Ska­len steckt für mehr als eine Woche.

Sie­he click.

Wobei erfin­det ist nicht ganz rich­tig. Nach­dem Brutto-Einkommen von Ange­stell­ten in Öster­reich seit 1998 im Jah­res­mit­tel nur noch mit dem Ver­brauchs­preis­in­dex “mit­hal­ten”. Und Arbei­ter ihr Ein­kom­men nicht mal mehr infla­ti­ons­ab­ge­gol­ten bekom­men, das heißt hin­ter dem VPI Anstieg zurück­fal­len - sie­he Ein­kom­mens­be­richt des Rech­nungs­hofs 2020 (click) - und nach­dem wir die demo­gra­phi­sche Ent­wick­lung und die damit ver­bun­de­ne Inves­ti­ti­ons­freu­de pri­va­ter Inves­to­ren ken­nen - wirds wohl end­lich Zeit neue Mess­grö­ßen für gesell­schaft­li­chen Fort­schritt zu erfin­den, oder bes­ser zu finden.

Und wie hilf­reich das Wifo dabei ist!

Ent­kop­pelt man die Ent­wick­lung der Lebensmittel- und Ener­gie­prei­se vom Rest des Waren­korbs der dem Ver­brau­cher­preis­in­dex zu Grun­de liegt (click) kommt doch glatt raus, dass sich ein durch­schnitt­li­cher Indus­trie­ar­bei­ter, seit 1980, dop­pelt so viel Brot und Ben­zin leis­ten kann! Wobei das klingt so doof. Sagen wir lie­ber, er muss nur noch halb so lan­ge dafür arbeiten!

Wobei - Moment, Arbeits­stun­den eines durch­schnitt­li­chen Indus­trie­ar­bei­ters um sich Lebens­mit­tel und Ener­gie leis­ten zu kön­nen (ana­log zum Big-Mac Index) und nicht Lebens­mit­tel, oder Ener­gie­prei­se? Über 40 Jah­re? War­um Indus­trie­ar­bei­ter und hat sich des­sen Tätig­keits­feld in den letz­ten 40 Jah­ren nicht in Rich­tung höhe­re Qua­li­fi­zie­rung ver­än­dert? Und wenn das so ist, ver­zerrt das nicht enorm? Auch da Indus­trie­ar­bei­ter immer über dem Ein­kom­mens­me­di­an ver­dient haben (sie­he click)?

Klar. Aber so kom­men wir an den neu­en Fort­schritts­in­di­ka­tor der mei­ner Genera­ti­on sagt, dass sie doch noch Wirt­schafts­ent­wick­lung erlebt und gelebt hat!

Dan­ke Stan­dard. Und dan­ke an Alp­bach, die das Arbei­ten an alter­na­ti­ven Wirt­schafts­in­di­ka­to­ren als PR-Projekt für Gesell­schafts­sta­bi­li­sie­rung so sehr in den Vor­der­grund gerückt haben, dass ich bis heu­te erst zwei­mal gefragt wur­de, ob ich da mit­ma­chen möchte.

Was das wohl kos­tet… Vier Daten­jour­na­lis­ten für ne Woche und die desi­gnen Ico­no­gra­phie ([sic!] aber ich lass das mal so, geht um Icons) für “Super­ben­zin” und “Voll­milch” zusam­men mit dyna­mi­schen Zeitstrahl-Visualisierungen?

(Und für die schnel­len Den­ker da drau­ßen, wie wür­det ihr am ein­fachs­ten “Glo­ba­li­sie­rung konn­te Armut und Hun­ger redu­zie­ren” so reframen, dass ihr dafür auch vom Stan­dard Publi­kum im Österreich-Kontext Applaus bekommt?)









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