Emotional aufladen, in Gut und Böse trennen, dann böse Meinungen abqualifizieren.
“Frau Baerbock, wenn sie dass so eindringlich schildern, wie ein 16 jähriger auf einem Bild das sie bekommen haben per Brustschuss erschossen wurde, wie fühlt man sich da so, wenn man jemandem gegenüber sitzt, wie dem Lawrow, und der erzählt einem dann von der Nato, und der Angst vor der Nato, und die Nato bedroht uns. Es ist ja nicht die Angst vor der Nato die einen dazu bringt einen 16 Jährigen zu erschießen. Oder jemanden vom Fahrrad zu schießen. Was sagen sie dem dann? Sagen sie dem dann sie lügen mich an?” Darauf Baerbock: “Ja.”
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Und so lernt der gelernte Staatsbürger, der sich im Fernsehen informiert zu differenzieren. Da kann Kissinger kommen und Fehlleistungen in diesem Zusammenhang anprangern, da kann Jeffrey Sachs sagen, dass er es nicht akzeptiert dass das in der öffentlichen Argumentation ausgespart wird, da kann der Russlandexperte im CFR (Gründungsmitglied des East European and Eurasian studies program in Yale) im akademischen Umfeld ankommen und verlautbaren, dass auf die Schlüsselforderungen der Russen im Dezember in den Verhandlungen nicht eingegangen wurde. Jeffrey Sachs es nochmal bestätigen, dass er den begründeten Eindruck hat die Friedensverhandlungen seien bereits weit fortgeschritten gewesen und wurden dann eher einseitig abgebrochen - nichts davon darf öffentlich eine Rolle spielen, denn ein 16 Jähriger wurde mit einem Herzschuss getötet, und Baerbock hat ein Bild gesehen.
So urteilen Menschen. Auf der Basis von emotionalen Gewissheiten.
Volle Dosis tiefste Propaganda-Arbeit im deutschen Hauptabend. Das ist kein Journalismus. (Gut, wenn ich das richtig verstanden habe wurde Lanz nie journalistisch ausgebildet, sondern seinerzeit als “Kommunikationswirt” - da ist es nur recht, wenn der die mittlerweile wichtigste politische Orientierungssendung in Deutschland bekommt. Mit Gästen wie der Außenministerin.)
Diese Gesellschaft ist das abgrundtief allerletzte.
Wenn wir Argumente nicht mehr in den Mund nehmen dürfen, weil die andere Seite, uns dann aufgrund dessen was Lanz macht mit Lawrow gleichsetzt - freut sich diese Gesellschaft.
Komplexitätsreduktion tut gut.
Klaus von Dohnanyi wurde zuvor bereits als “seniler 90jähriger” (Habitus, Blick in die Kamera, Outro, dass das nicht die gängige Meinung in dem Umfeld sei) aus der Öffentlichkeit verabschiedet. In der Woche darauf dann Schäuble, der Helmut Schmidt Sager zur Nato “als nicht seine beste Stunde” kontextualisieren durfte.
Es geht nur um die Zwischentöne. Und da wirds eben auch mal wichtig, noch einen Helmut Schmidt posthum auf den “richtigen Platz” zu stellen (meint: senil), weil der in den Köpfen vieler Leute eben als Vertrauensperson verankert ist.
Mit Journalismus hat das nichts zu tun. Es sei denn man interessiert sich aus dem aktuellen Anlass selektiv für die Meinung verstorbener Altkanzler.
Wobei der 16 Jährige der mit Herzschuss erschossen wurde ist da so und so viel wirkungsmächtiger.
Das Schema Lanz.