Das Schema Lanz

02. Juni 2022

Emo­tio­nal auf­la­den, in Gut und Böse tren­nen, dann böse Mei­nun­gen abqualifizieren.

Frau Baer­bock, wenn sie dass so ein­dring­lich schil­dern, wie ein 16 jäh­ri­ger auf einem Bild das sie bekom­men haben per Brust­schuss erschos­sen wur­de, wie fühlt man sich da so, wenn man jeman­dem gegen­über sitzt, wie dem Law­row, und der erzählt einem dann von der Nato, und der Angst vor der Nato, und die Nato bedroht uns. Es ist ja nicht die Angst vor der Nato die einen dazu bringt einen 16 Jäh­ri­gen zu erschie­ßen. Oder jeman­den vom Fahr­rad zu schie­ßen. Was sagen sie dem dann? Sagen sie dem dann sie lügen mich an?” Dar­auf Baer­bock: “Ja.”
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Und so lernt der gelern­te Staats­bür­ger, der sich im Fern­se­hen infor­miert zu dif­fe­ren­zie­ren. Da kann Kis­sin­ger kom­men und Fehl­leis­tun­gen in die­sem Zusam­men­hang anpran­gern, da kann Jef­frey Sachs sagen, dass er es nicht akzep­tiert dass das in der öffent­li­chen Argu­men­ta­ti­on aus­ge­spart wird, da kann der Russ­land­ex­per­te im CFR (Grün­dungs­mit­glied des East Euro­pean and Eura­si­an stu­dies pro­gram in Yale) im aka­de­mi­schen Umfeld ankom­men und ver­laut­ba­ren, dass auf die Schlüs­sel­for­de­run­gen der Rus­sen im Dezem­ber in den Ver­hand­lun­gen nicht ein­ge­gan­gen wur­de. Jef­frey Sachs es noch­mal bestä­ti­gen, dass er den begrün­de­ten Ein­druck hat die Frie­dens­ver­hand­lun­gen sei­en bereits weit fort­ge­schrit­ten gewe­sen und wur­den dann eher ein­sei­tig abge­bro­chen - nichts davon darf öffent­lich eine Rol­le spie­len, denn ein 16 Jäh­ri­ger wur­de mit einem Herz­schuss getö­tet, und Baer­bock hat ein Bild gesehen.

So urtei­len Men­schen. Auf der Basis von emo­tio­na­len Gewissheiten.

Vol­le Dosis tiefs­te Propaganda-Arbeit im deut­schen Haupt­abend. Das ist kein Jour­na­lis­mus. (Gut, wenn ich das rich­tig ver­stan­den habe wur­de Lanz nie jour­na­lis­tisch aus­ge­bil­det, son­dern sei­ner­zeit als “Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wirt” - da ist es nur recht, wenn der die mitt­ler­wei­le wich­tigs­te poli­ti­sche Ori­en­tie­rungs­sen­dung in Deutsch­land bekommt. Mit Gäs­ten wie der Außenministerin.)

Die­se Gesell­schaft ist das abgrund­tief allerletzte.

Wenn wir Argu­men­te nicht mehr in den Mund neh­men dür­fen, weil die ande­re Sei­te, uns dann auf­grund des­sen was Lanz macht mit Law­row gleich­setzt - freut sich die­se Gesellschaft.

Kom­ple­xi­täts­re­duk­ti­on tut gut.

Klaus von Dohn­anyi wur­de zuvor bereits als “seni­ler 90jähriger” (Habi­tus, Blick in die Kame­ra, Outro, dass das nicht die gän­gi­ge Mei­nung in dem Umfeld sei) aus der Öffent­lich­keit ver­ab­schie­det. In der Woche dar­auf dann Schäub­le, der Hel­mut Schmidt Sager zur Nato “als nicht sei­ne bes­te Stun­de” kon­tex­tua­li­sie­ren durfte.

Es geht nur um die Zwi­schen­tö­ne. Und da wirds eben auch mal wich­tig, noch einen Hel­mut Schmidt post­hum auf den “rich­ti­gen Platz” zu stel­len (meint: senil), weil der in den Köp­fen vie­ler Leu­te eben als Ver­trau­ens­per­son ver­an­kert ist.

Mit Jour­na­lis­mus hat das nichts zu tun. Es sei denn man inter­es­siert sich aus dem aktu­el­len Anlass selek­tiv für die Mei­nung ver­stor­be­ner Altkanzler.

Wobei der 16 Jäh­ri­ge der mit Herz­schuss erschos­sen wur­de ist da so und so viel wirkungsmächtiger.

Das Sche­ma Lanz.









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