Das Medien-Narrativ ist aktuell eben eher “suboptimal”, also was willst du tun, Vereinfachungen müssen unter die Leute, daher brauchst du deine Pundit Gespräche und die müssen wieder Interpretationsvorlagen liefern an die die Bevölkerung dann glauben darf.
Aktuell ganz heiß im Rennen, was willst du tun, Putin hält sich an keine Vereinbarungen, also, selbst wenn du verhandeln wolltest, und er verhandeln wollte, was eh nicht der Fall ist, da Russland nicht verhandeln will, würde sich Russland nicht an das halten was verhandelt wurde. Daher müssen wir auf Regimewechsel setzten (oder zumindest auf eine Veränderung im Denken der russischen Führung (impliziert: ohne Putin)), was nur mit einem Postulat der Stärke (Ich hätte ja schon fast Diktatfrieden geschrieben, aber was dann hier abgegangen wäre, …) möglich.
Das sei auch das Problem der Gruppierung die jetzt verhandeln wolle, sie sehe nicht ein, dass Abkommen nicht eingehalten werden würden.
Eine Eskalationsspirale die bis zu einer atomaren Reaktion reicht solle man dabei aber nicht mitdenken (bin ich dafür).
Diese Darstellung hat nur einige Probleme.
Erstens, die Darstellung Russland hätte sich vor dem Konflikt jeglicher Offramp verweigert macht wenig Sinn, wenn die Offramps zumindest zuletzt Anleitungen zur vollständigen Kapitulation waren.
Zweitens, damit geht auch einher dass wir die Gewaltspirale auf einem niederschwelligeren Level ausblenden sollen. Das ist dann bereits das Totschlagagument gegen Schwarzer und Co, also verklausulieren wirs besser.
Drittens, wir schieben den Moment der Re-Evalutation unserer Position in die Richtung von Aspekten die wir nicht kontrollieren oder direkt beeinflussen können (Regimechange, oder vollumfänglicher ukrainischer Sieg).
Viertens, wir brauchen zur Konstruktion unseres Arguments wieder den Wahnsinnigen Putin mit dem man nicht verhandeln kann, aber bitte nicht wahnsinnig genug, dass er zu sehr eskaliert.
Fünftens, es wird impliziert, dass eine Verhandlungslösung auf Seite Russlands weniger Sinn macht als prolongiertes Risiko unter “den stärksten Sanktionen dies jemals gab”, und so funktioniert weder Spieltheorie, noch irgendein Kalkul auf Basis von Anreizeffekten, die innerhalb eines Menschenlebens abrufbar wären. (Will sagen, der prolongierte Krieg rentiert sich für die Kriegsteilnehmer nicht. Nicht in einem Jahr, nicht in zehn, nicht in dreißig.) Dh. es wird mit relativer Sicherheit zu einer Verhandlungslösung kommen --
nur was man jetzt noch nicht aussprechen will, ist dass es gerade darum geht die Kosten für den erfolgten Angriffskrieg zu erhöhen.
Aber das kannst du ja nicht offen sagen. Genausowenig, wie du Regimechange als Ziel fordern kannst. Also brauchst du jetzt eine Hilfskonstruktion, die so nahe wie möglich an “eigentlich sind die ja alle verrückt und handeln nicht mehr rational” liegt aber gerade nicht an “die Eskalation könnte bis zum Einsatz von Atomwaffen” ranragen soll.
Und dann legst du den Medien das als Position hin, und dann sollen sie mal schön Kommentare schreiben. Zum Glück hat man noch genügend Pundits, die das nicht im Kontext betrachten können, und einfach bei “unser Ziel muss Regimechange in Russland sein” ideologisch abbiegen können, denen du dann aber sagst, dass sie das nicht verbalisieren dürfen. Und dann kommt eine Diskussion wie hier bei Phoenix raus.
Diese Gesellschaft ist das Letzte.