Und wie man sie erkennt.
Geht es nach Wladimir Putin, handelt es sich bei der Entsendung russischer Truppen in die Ukraine um eine “Friedensmission”, mit der die selbsternannten “Volksrepubliken” Luhansk und Donezk unterstützt werden sollen. Russland soll im Gegenzug Militärbasen im Osten des Landes errichten dürfen. Klar ist, dass es sich dabei um die Eskalation eines jahrelangen Konflikts handelt. Eines Konflikts, der nicht ausschließlich mit Waffen bestritten wird – sondern genauso über Propaganda.
Jeder zweite Österreicher der mir begegnet redet von einer Friedensmission. Weil RT in Deutschland auf Youtube geblockt wurde, nehm ich an. Das macht es so anziehend. Ist ja auch nicht so, dass die Anerkennung der beiden ost-ukrainischen Republiken bisher nur von einem Land weltweit gestützt wird. Oh, Moment…
Vor allem während der vergangenen Wochen mehrten sich die Vorwürfe, russische Staatsmedien würden Fake News über die Lage in der Ukraine verbreiten. Diese warnten zum Beispiel vor einem Genozid an den Menschen in der Region Donbas. Eine Behauptung, die Putin gegenüber dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) anschließend sogar selbst aufgriff.
Die verbreitetste Fakenews auf Whatsapp überhaupt. So verbreitet, dass sie in einem Uno, oder UN Papier (kann mich nicht mehr erinnern) stand, das von Russland zur Legitimierung militärischer Aktionen vorgebracht wurde, dann vom deutschen Kanzler offiziell zum Thema gemacht und delegitimiert worden ist, und anschließend im Pretext der Invasion als Anschuldigung “man habe nicht auf die Sicherheitsbedenken Russland reagiert” als passiv aggressives Gambit Platz findet. Der Standard schaut russisches Fernsehen, vor einem wahrscheinlichen Militäreinsatz, und warnt dann zur richtigen Zeit den Österreicher nicht an den Pretext für die Russen zu glauben. Ich glaub die russischen Trollfabriken sind ziemlich am Ende, wenn sie das als Gerücht in Österreich streuen… Oder dreimal dümmer als der Standard Journalist. Aber ok, die Warnung ist nicht falsch.
Auffällig waren zudem Angriffe gegen die Verbündeten der Ukraine. Unter anderem zielte man auf die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) ab. Ihr Besuch in der Ukraine, so ein Social-Media-Posting von Russia Today, verstoße gegen das Minsker Abkommen. Eine Behauptung, die der Staatssender nach einem Faktencheck der Nachrichtenagentur AFP rasch zurückgezogen hat. Ein guter Anlass also, sich die Frage zu stellen: Wie kann man Fake News im Internet von echten Nachrichten unterscheiden?
Ja, wenn ich das höre denk ich mir auch sofort - wie im Internet Fake News von Nachrichten unterscheiden.
Und der Standard hat die beste aller Antworten:
Eine Zauberformel gibt es leider nicht. Sehr wohl aber eine Reihe von Möglichkeiten, die Vertrauenswürdigkeit einer Nachrichtenquelle zu überprüfen. Grundsätzlich sollte man sich stets die Frage stellten, woher virale Artikel, Fotos oder Videos eigentlich stammen. Heißt: Gibt es eine verlässliche Quelle? Gerade auf Social-Media-Plattformen wie Facebook und Twitter haben Millionen User die Möglichkeit, mit ihren Postings unzählige Menschen zu erreichen. Dass die vermittelten Aussagen wahr sind, garantiert das aber noch lange nicht.
Oft hilft schon eine Web-Suche dabei, mehr über den Hintergrund und die Qualifikationen einer Posterin herauszufinden. Handelt es sich um eine Redakteurin eines vertrauenswürdigen Nachrichtenmediums, um eine Wissenschafterin – oder doch um jemanden, der mit der Veröffentlichung bestimmter Behauptungen eine Agenda verfolgen könnte?
Wir merken uns am Besten Suchmaschine (Fake News Forscher bekommen gerade Kopfweh, da die mit bestimmten geladenen Schlagworten oder Persönlichkeiten dazu eingesetzt werden Leute Rabbit Holes runter zu jagen. Dann bitte dazu sagen, dass sie bei Google News suchen soll (da ein breiteres Medienspektrum), oder lieber gleich ne Liste an Qualitätsmedien anbieten), und wenns ein Vertrauenswürdiges Qualitätsmedium wie der Standard ist - dann kanns da keine Propaganda geben. Also trotz Finanzierungslücken, Abhängigkeit von Werbekunden, Politinseraten, Mäzenen, dem Kaffeklatschzirkel im Regierungsbezirk, Rupert Murdock… Also Agenda setting über den Journalimus, wann hätte es das je gegeben?
Dann bitte dazu raten mehrere vertrauenswürdige Qualitätsmedien zu lesen. Ach komm, ich nehm den Standard, der informiert mich immer linksliberal der neuen Schule, und erzählt mir wunderbar wo ich mir Startupkohle abholen oder durch Spielen spielend leicht Programmieren lernen kann! (Der Brutkasten macht dann die Morningshows in Alpbach. Und der letzte Sprecher in Alpbach zu “IT und Zukunftsjobs”, erzählt dir, dass es in Österreich nichts gibt, und du in die US gehen sollst, wenn du was auf dem Kasten hast, oder in die UK - da gibts ne echte Startup Szene - und programmiert NFT Belohnungsstrukturen für Handyspiele.) Und, ja wauzers, die Bilder der Queen und den neuesten Hollywood Celebrity Klatsch bekomm ich im Standard gleich mit dazu! (Na gut, die ziehen neue Leser an.)
Also ganz wichtig, wenn ihr auf diese drei Fake News stoßt, die dem Standard im russischen Fernsehen aufgefallen sind, Googlen und dann Standard lesen.
Das war eine Serviceeinschaltung zur Medienkompetenz.
Da steht noch wirklich Recherche dahinter!
Dreh ne x-beliebige Talkshow wie den Lanz auf, schau zu wie der Kühnert von nem Sophisten in Grund und Boden attackiert wird und sich gerade mal behauptet, ohne an diesem Tag Positionen vertreten zu können. Schau ner Sprecherin einer russischen Freundschaftsinitiative (Gesprächszirkel und mehr) zu die keines dieser Argumente nutzt und trotzdem offen ausgelacht wird, wenn sie sagt Umgehungsstrukturen für Nordstream 2 waren legitim, wenn sie gegründet wurden um amerikanische Sanktionen zu unterlaufen, bevor Deutschland die Position zu Nordstream 2 geändert hat.
Schaff ne Atmosphere in der weiter von Russland Gas beziehen gut ist (das will niemand in Abrede stellen (Klammer auf, 50 Milliarden, Klammer zu.)), aber Nordstream 2 schlecht ist. Weil es Europa nicht vereint, da die Pipeline - die sie ersetzen soll, durch die Ukraine geht, und die zwar vor 10 Jahren noch kein “Staatsempfinden hatte”, aber heute ein Nationalgefühl (nicht meine Maloche, Eric Frey).
Sorry, beim Argument ausgestiegen? Keine Angst nochmal lesen, das kommt dann mit der Zeit.
Und “Nordstream 2 kommt nicht, da wir mehr auf die Versorgungssicherheit unserer Nachbarstaaten schauen müssen” - ist die tatsächliche Begründung. Der Ukraine darf ja nicht die Existenzgrundlage entzogen werden.
Transitland für russisches Gas zu sein.
Der Standard macht das schon ganz gut. Der Lanz noch besser.
src für die Textpassagen: click
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Kurzer Nachtrag zu der Invasion mit “Friedenstruppen” - Stand des deployments ist im Moment wie folgt, Nato hat Truppenbewegungen (Verstärkungen) in den Separatistengebieten bestätigt, noch ohne Insignien. Die US haben darauf die Invasion zur Invasion erklärt, Russland hat daraufhin dementiert und die politischen Führung in Donetsk dazu “motiviert” eine Erklärung abzugeben, man verzichte noch auf russische Truppen und würde selbst mobilisieren (wobei das ’selbst’ im Zweifel verdeckte russische Militäreinheiten sind). Russland ist dann am nächsten Tag vorgeprescht, und hat kurzfristig behauptet, dass die Sanktionen keiner Rechtsnorm entsprechen würden (war soweit ich mich erinnere eine Aussage eines Regierungssprechers, ich finde keine Quelle - habe mich wirklich bemüht.) Der tatsächliche Beleg, dass “Friedenstruppen” verschoben worden wären wurde dann den Vertragsdokumenten zur Anerkennung der Teilrepubliken entnommen.
The decision to dispatch his troops to perform “peacekeeping duties” will be viewed in Ukraine and by other western allies as an occupation of the region and likely trigger tough sanctions and a Ukrainian military response.
The deployment was revealed in the text of two treaty documents that Putin signed with the leaders of the separatist republics on Tuesday.
The third article of the treaties provided for the “implementation of peacekeeping functions by the armed forces of the Russian Federation” in the self-proclaimed Luhansk and Donetsk People’s Republics, which Ukraine and most of the world views at its sovereign territory.
src: click
UvdL wurde dann auf CNN gefragt (und zwar nach der Bekanngabe der Sanktionen), warum sie den Begriff Invasion ausspart. Siehe: click
Seit dem gab es keine bekanntgegebenen Truppenbewegungen.
Jetzt mal dumm gefragt. Wer würde aktuell verbreiten, dass die eingesetzten Truppen “Friedenstruppen” sind - und wieso muss der Standard in diesem Bezug vor Fake News warnen?
Also proaktiv ists vollkommen verständlich. Retroaktiv wäre es verständlich, wenn die Fake news bereits geseedet worden wären. Aber selbst die unfreien russischen Medien würden sich aktuell hüten “Friedenstruppen” zu propagieren, oder von diesen zu sprechen.
Hm… Vielleicht verbreitens staatlich gelenkte Trolle ja trotzdem? Aber der Standard bezieht sich explizit aufs russische Fernsehen.
Vielleicht ist der Begriff und die Sorge darum, dass unbedarfte Leute ihn falsch verstehen neu? Dh. vielleicht gibt es da ein akutes Element?
Kann sein - neu ist aber zumindest die Sorge darum nicht.
Vor einer Stunde gab es dann einen CBS News Bericht darüber, dass der U.N. Generalsekretär besorgt sei, dass das Konzept von Peacekeeping durch die russische Verwendung pervertiert werden könnte.
Guterres appeared annoyed by Putin’s use of the term, saying he was concerned about “the perversion of the concept of peacekeeping.”
“I am proud of the achievements of U.N. Peacekeeping operations in which so many Blue Helmets have sacrificed their lives to protect civilians,” he said. “When troops of one country enter the territory of another country without its consent, they are not impartial peacekeepers.”
“They are not peacekeepers at all,” Guterres said.
src: click
Zitiert aber “Putin’s use of the term”. Worum so formell? Weil damit gerade auf UN Ebene hantiert wird.
Dem Standard fällt das aber mehr als 6 Stunden früher auf als die UN Sorge bekundet - und er warnt davor als Fakenews, mit Tipps wie sich der Leser vor Fakenews schützt.
Jetzt ist der Begriff aber aktuell im UN Assembly unterwegs - und fake News ist er dadurch dass kein UN Staat die Teilrepubliken als unabhängig akzeptiert hat und mit der UN, oder der OSZE in Europa andere Organisationen für Friedenssicherung prädestiniert wären.
Dh. wenn ich dem Ratschlag des Standard gegen Fakenews folge, muss ich dann Putin googlen, oder…? Oder russische Staatsmedien?
Naja, vielleicht geht die Fake News Kampagne zu den Friedenstruppen morgen richtig los.
Bis es soweit ist, ists vor allem eine Floskel auf UN Ebene?
Oder ist das in Russland in der Blogosphäre Tagesgespräch?
Zu solchen Problemen kommt man, wenn man als Qualitätsmedium die Quellenangabe vergisst, worauf man sich eigentlich bezieht.
edit: Noch ein paar Sanity-Cecks. In den google search Trends für Deutschland wurde “Friedenstruppen” und “Friedensmission” in den letzten sieben Tagen nicht häufiger in der Websuche gesucht.
Auf den ersten drei Suchseitenen auf Youtube zu den Begriffen gibt es kein einziges problematisches Video (generelle Suche, und Videos der letzten Woche), wenn man von den “Dritter Weltkrieg!” Clickbaitern absieht…
Der Standard muss da in mächtig obskuren Whatsapp oder Instagruppen recherchiert haben, die UN Assemblies oder die Unterzeichnung von “Anerkennungsverträgen” verfolgen und gleichzeitig russische Angriffskriege toll finden.
edit2: Uh, hab da was gefunden - ein Twitter account namens Anti-Spiegel verlinkt ein russisches Dokument und spricht vom Ende des Krieges, da Friedenstruppen im Donbas. 57 Retweets, 131 Likes. Ich verlinke mal nicht.
Jo, also wenn man bei der aktuellen Nachrichtenlage daran glaubt, dass der Krieg jetzt vorbei ist, dann wär das schon ein PR-Angle…
edit3: Und eine Woche später vor einem gehirngewaschenen Außenminister.