Unsauberheit bei Anne Will

17. Mai 2022

Bei Anne Will wur­den vor acht Tagen Unter­zeich­ner bei­der offe­nen Brie­fe gegen­ein­an­der gepitcht.
(Kom­plet­tes Video: click, Mir­ror: click)

Der des Brie­fes für mehr akti­ve Par­ti­zi­pa­ti­on war bemüht die Posi­ti­on der Ukrai­ne als “kom­pro­miss­be­reit”, und nicht als “Hard­li­ner dem man jetzt lau­fend Waf­fen zukom­men las­sen muss” zu skiz­zie­ren. Dazu hat­te er pri­mär ein Argu­ment. Er glau­be, zumin­dest habe er das bei Selen­sky­js Gespräch bei Chat­ham House so ver­stan­den, Selen­skyj sei damit ein­ver­stan­den wie­der zu den Gren­zen des 23. April als Basis für einen Frie­dens­ver­trag zurückzukehren.
In jedem Fall sei das das Mini­mum was erreicht wer­den müs­se, um nicht den Ein­druck zu hin­ter­las­sen dass Russ­land Erfolg gehabt hätte.
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Also quä­le ich mich eine knap­pe Stun­de durch den Chat­ham House Dia­log (Selen­skyj hat eine super Idee: “Eine inter­na­tio­na­le, mili­tä­ri­sche 24 Stun­den Ein­greif­trup­pe gegen Kriegs­ver­bre­chen in Kriegs­ge­bie­ten - wir müs­sen es tun, wir müs­sen uns die­se Fra­ge stel­len, wie kann Chat­ham House hier hel­fen, wie kön­nen wir das rea­li­sie­ren, bit­te dis­ku­tie­ren sie!”) um in etwa bei Minu­te 56 zur refe­ren­zier­ten Ant­wort zu kommen.

Die Fra­ge aus dem Publi­kum lau­tet in der Tat, ob es die Ukrai­ne akzep­tie­ren könn­te, bei Frie­dens­ver­hand­lun­gen auf die ter­ri­to­ria­len Gren­zen vom 23. Febru­ar zurückzufallen.

Die Ant­wort die von Selen­skyj gege­ben wird ist ein non sequi­tur, der aus­schließ­lich ihre Vor­be­din­gun­gen für einen Waf­fen­still­stand umschreibt. Die Vor­be­din­gun­gen für einen Waf­fen­still­stand, auf Sei­ten der Ukrai­ne, sind ein Rück­zug aller rus­si­scher Trup­pen auf die Gebie­te vom 23. Febru­ar - danach könn­ten Frie­dens­ver­hand­lun­gen begin­nen. Im zwei­ten Teil der Ant­wort quält sich Selen­skyj durch unter­schied­li­che Ansät­ze zu erklä­ren, wie sie denn zu Ver­hand­lun­gen kom­men wür­den, wenn sie zuvor nicht ver­han­del­ten. “Da müs­se wohl von Russ­land was kom­men, aber sofern er ver­ste­he gäbe es wohl noch Kanä­le, noch nicht alle Brü­cken sei­en abge­ris­sen, figu­ra­tiv gesprochen”.

Dar­aus macht der Mode­ra­tor bei Chat­ham House “das ist jetzt aber ein sehr wich­ti­ge Ant­wort und Stel­lung­nah­me” - weil er nicht weiß, dass das die Posi­ti­on der Ukrai­ne ist, seit dem sie das ers­te mal “die Gren­zen vom 23 Febru­ar” in den Mund genom­men hat. Die beschrei­ben immer die Vor­be­din­gung unter der die Ukrai­ne zu einer Waf­fen­ru­he bereit sei. An der Posi­ti­on, dass die Ukrai­ne in Frie­dens­ver­hand­lun­gen auf die voll­stän­di­ge ter­ri­to­ria­le Inte­gri­tät der Ukrai­ne besteht (inkl. Krim, inkl. Don­bas), hat sich nie auch nur irgend­et­was geän­dert. Seit dem ers­ten Inter­view in dem die Pres­se “Selen­kyj ist für Frie­dens­ver­hand­lun­gen” geti­telt hat. Denn es wur­den immer, suk­zes­si­ve die Bedin­gun­gen für Gesprä­che, ins beson­de­re für High Level Gesprä­che für die Selen­skyj gewor­ben hat, außen vor gelas­sen. Siehe:
Die ARD ver­kürzt mal wieder

Das mag für eine Schlag­zei­le mal nicht schlimm sein, es sei denn natür­lich man lässt den Teil weg - in dem man bei Frie­dens­ver­hand­lun­gen die Rück­ga­be der Krim for­dert. Was seit Kriegs­be­ginn der Fall war.

Und ich kanns hier zum fünf­ten Mal schrei­ben, und es gibt immer wie­der Pun­dits (Ruprecht Polenz, ein Unter­zeich­ner des Gegen­briefs bei Anne Will, Lia­na Fix bei Lanz) die das falsch refe­ren­zie­ren. Polenz um es ihm zu gute zu hal­ten unter Zuhil­fe­nah­me der For­mu­lie­rung von “zumin­dest habe er das so ver­stan­den”. Es gibt nir­gend­wo einen Fak­ten­check. Es gibt nir­gend­wo jeman­den der die Dif­fe­ren­zie­rung kennt (das eine sind die Vor­be­din­gun­gen für einen Waf­fen­still­stand, das ande­re eine Gren­ze bei Frie­dens­ver­hand­lun­gen mit der die Ukrai­ne leben könn­te - bei­des sind dia­me­tral ande­re Din­ge, aber die Ver­tre­te­rin der Kör­ber Stif­tung (wobei, ehe­mals Mer­ca­tor) bei Lanz, und der CDU Poli­ti­ker bei Anne Will kön­nen das lei­der wie­der nicht auseinanderhalten.

Genau­so­we­nig wie der Mode­ra­tor des Gesprächs bei Chat­ham House hier nicht in Lobes­hym­nen ver­fal­len kann, wäh­rend Selen­skyj gera­de die Publi­kums­fra­ge sidestept.

In der ging es nicht um Vor­be­din­gun­gen für einen Waffenstillstand.

Die­se Gesell­schaft ist das Letzte.

Zumin­dest fragt der Mode­ra­tor bei Chat­ham House noch­ein­mal nach, ob die Ukrai­ne es in Ord­nung fin­det, dass ande­re für sie dekla­rie­ren, dass der Sieg der Ukrai­ne gleich­be­deu­tend mit einem voll­stän­di­gen Rück­zug der rus­si­schen Trup­pen aus der Gän­ze des ukrai­ni­schen Staats­ge­biets ist. Die Ant­wort die dar­auf folgt ist, “Er [Selen­skyj] habe kei­ne Angst vor “kräf­ti­gen” [bold] Aus­sa­gen, die er eben­falls in der Form getä­tigt habe”, und “was er für sich als Sieg sehen wür­de, sei die Rück­kehr der Ver­trie­be­nen, und eine Ukrai­ne in der das nor­ma­le Leben wie­der auf­ge­nom­men wer­den kann, in den Gren­zen des 23. Febru­ar, zumin­dest für den Anfang”.

Zumin­dest für den Anfang” refe­ren­ziert den von der Ukrai­ne ange­dach­ten Free­ze des poli­ti­schen Sta­tus der tem­po­rär beset­zen Regio­nen (Krim und Don­bas) die nach einer etwa 30 jäh­ri­gen “Auto­no­mie, aber als Teil der Ukrai­ne” (De-Ideologisierung der Bevöl­ke­rung), wie­der zurück an die Ukrai­ne gehen sol­len. Sofern Volks­ab­stim­mun­gen das befürworten.









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