Das Schema Lanz

02. Juni 2022

Emo­tio­nal auf­la­den, in Gut und Böse tren­nen, dann böse Mei­nun­gen abqualifizieren.

Frau Baer­bock, wenn sie dass so ein­dring­lich schil­dern, wie ein 16 jäh­ri­ger auf einem Bild das sie bekom­men haben per Brust­schuss erschos­sen wur­de, wie fühlt man sich da so, wenn man jeman­dem gegen­über sitzt, wie dem Law­row, und der erzählt einem dann von der Nato, und der Angst vor der Nato, und die Nato bedroht uns. Es ist ja nicht die Angst vor der Nato die einen dazu bringt einen 16 Jäh­ri­gen zu erschie­ßen. Oder jeman­den vom Fahr­rad zu schie­ßen. Was sagen sie dem dann? Sagen sie dem dann sie lügen mich an?” Dar­auf Baer­bock: “Ja.”
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Und so lernt der gelern­te Staats­bür­ger, der sich im Fern­se­hen infor­miert zu dif­fe­ren­zie­ren. Da kann Kis­sin­ger kom­men und Fehl­leis­tun­gen in die­sem Zusam­men­hang anpran­gern, da kann Jef­frey Sachs sagen, dass er es nicht akzep­tiert dass das in der öffent­li­chen Argu­men­ta­ti­on aus­ge­spart wird, da kann der Russ­land­ex­per­te im CFR (Grün­dungs­mit­glied des East Euro­pean and Eura­si­an stu­dies pro­gram in Yale) im aka­de­mi­schen Umfeld ankom­men und ver­laut­ba­ren, dass auf die Schlüs­sel­for­de­run­gen der Rus­sen im Dezem­ber in den Ver­hand­lun­gen nicht ein­ge­gan­gen wur­de. Jef­frey Sachs es noch­mal bestä­ti­gen, dass er den begrün­de­ten Ein­druck hat die Frie­dens­ver­hand­lun­gen sei­en bereits weit fort­ge­schrit­ten gewe­sen und wur­den dann eher ein­sei­tig abge­bro­chen - nichts davon darf öffent­lich eine Rol­le spie­len, denn ein 16 Jäh­ri­ger wur­de mit einem Herz­schuss getö­tet, und Baer­bock hat ein Bild gesehen.

So urtei­len Men­schen. Auf der Basis von emo­tio­na­len Gewissheiten.

Vol­le Dosis tiefs­te Propaganda-Arbeit im deut­schen Haupt­abend. Das ist kein Jour­na­lis­mus. (Gut, wenn ich das rich­tig ver­stan­den habe wur­de Lanz nie jour­na­lis­tisch aus­ge­bil­det, son­dern sei­ner­zeit als “Kom­mu­ni­ka­ti­ons­wirt” - da ist es nur recht, wenn der die mitt­ler­wei­le wich­tigs­te poli­ti­sche Ori­en­tie­rungs­sen­dung in Deutsch­land bekommt. Mit Gäs­ten wie der Außenministerin.)

Die­se Gesell­schaft ist das abgrund­tief allerletzte.

Wenn wir Argu­men­te nicht mehr in den Mund neh­men dür­fen, weil die ande­re Sei­te, uns dann auf­grund des­sen was Lanz macht mit Law­row gleich­setzt - freut sich die­se Gesellschaft.

Kom­ple­xi­täts­re­duk­ti­on tut gut.

Klaus von Dohn­anyi wur­de zuvor bereits als “seni­ler 90jähriger” (Habi­tus, Blick in die Kame­ra, Outro, dass das nicht die gän­gi­ge Mei­nung in dem Umfeld sei) aus der Öffent­lich­keit ver­ab­schie­det. In der Woche dar­auf dann Schäub­le, der Hel­mut Schmidt Sager zur Nato “als nicht sei­ne bes­te Stun­de” kon­tex­tua­li­sie­ren durfte.

Es geht nur um die Zwi­schen­tö­ne. Und da wirds eben auch mal wich­tig, noch einen Hel­mut Schmidt post­hum auf den “rich­ti­gen Platz” zu stel­len (meint: senil), weil der in den Köp­fen vie­ler Leu­te eben als Ver­trau­ens­per­son ver­an­kert ist.

Mit Jour­na­lis­mus hat das nichts zu tun. Es sei denn man inter­es­siert sich aus dem aktu­el­len Anlass selek­tiv für die Mei­nung ver­stor­be­ner Altkanzler.

Wobei der 16 Jäh­ri­ge der mit Herz­schuss erschos­sen wur­de ist da so und so viel wirkungsmächtiger.

Das Sche­ma Lanz.

Mehr als der übliche Satz

02. Juni 2022

wie bedacht und kom­pro­miss­be­reit, aber auch wan­kel­mü­tig Selen­skyj so ist - den wir immer in den deutsch­spra­chi­gen Medi­en bekommen.

Hier ist das kom­plet­te Tran­skript und die voll­stän­di­ge Über­set­zung des nie­der­län­di­schen Inter­views der Neder­land­se Omro­ep Stich­t­ing (Nie­der­län­di­schen Rund­funk­stif­tung) von vor fünf Tagen. Basie­rend auf den Unter­ti­teln im Video.

Das mit dem Sager, dass die Ukrai­ne nicht 100.000e Tote ris­kie­ren wür­de um ihr Ter­ri­to­ri­um auf mili­tä­ri­schem Wege kom­plett zu befrei­en, der durch die Pres­se ging.

Dar­auf bezieht sich Man­gott in der ZIB2 am ehes­ten und wie er dar­aus ablei­ten kann “dass Selen­skyj mit sich selbst uneins ist”, weiß nur er, und die Leu­te die neben Man­gott eben­falls behaup­ten, er wür­de nicht auf die kom­plet­te ter­ri­to­ria­le Inte­gri­tät der Ukrai­ne bestehen.

Die ter­ri­to­ria­le Inte­gri­tät der Ukrai­ne wird von Selen­skyj seit dem ers­ten Monat des Krie­ges, und aktu­ell immer noch als Bedin­gung für Frien­des­ver­hand­lun­gen ange­führt. Die Her­stel­lung der ter­ri­to­ria­len Inte­gri­tät der Ukrai­ne wäre dann durch Ver­hand­lun­gen zu errei­chen, und nicht nur durch mili­tä­ri­sche Inter­ven­tio­nen. Und das geht jetzt seit Mona­ten so.

Und die Aus­le­gung, Selen­skyj wür­de für Frie­dens­ver­hand­lun­gen doch nur auf die Gren­zen des 23. Febru­ars pochen ist falsch. Die deutsch­spra­chi­ge Bevöl­ke­rung wird hier ein­fach ver­arscht. (Es kam bei Lanz, es kam bei Illner, …)

Die­se Gesell­schaft ist das Letzte.

Sor­ry - hier das Transkript:

Mariël­le Tweebee­ke: Ich dan­ke Ihnen für die Gele­gen­heit, mit Ihnen spre­chen zu kön­nen. Dies ist ein sehr schwie­ri­ger Moment für Ihr Land. Ich weiß das wirk­lich zu schät­zen. Der Krieg dau­ert nun bereits drei Mona­te an. Wie geht es ihnen?

Volo­dym­yr Zelen­skyj: Dan­ke für die Fra­ge. Zuerst möch­te ich mich für das Gespräch bedan­ken, und für die Chan­ce mei­ne Wor­te an die Nie­der­lan­de rich­ten zu können.

MT: Sie sind ein Staats­ober­haupt in Zei­ten des Krie­ges, aber gleich­zei­tig sind sie das Ober­haupt einer jun­gen Fami­lie. Wie ist das für sie als Vater?

VS: Du musst ein Vor­bild für die Kin­der sein, in die­sem Krieg und im Leben. Du musst dei­nen Kin­dern zei­gen, dass man das Leben auf unter­schied­li­che Wei­se ange­hen kann, die dich nicht zum Ver­rä­ter wer­den lassen.

MT: Was erzäh­len sie ihnen über den Krieg, und wie erklä­ren sie ihnen, was pas­siert ist?

VS: Ich hat­te kei­ne Gele­gen­heit ihnen etwas zu sagen. Wir sind mor­gens von den Rake­ten­an­grif­fen auf­ge­wacht. Ich hat­te bereits gepackt, ich wuss­te, dass der Krieg aus­ge­bro­chen war. Um vier Uhr mor­gens ging ich zur Arbeit, hier­hin, wo wir jetzt sind und danach haben wir uns mona­te­lang nicht gesehen.

MT: Las­sen Sie uns über den Krieg spre­chen, las­sen Sie uns über die mili­tä­ri­sche Lage im Osten spre­chen. Ich gehe davon aus, dass Sie stän­dig von ihrem Mili­tär­stab infor­miert wer­den. Was ist der letz­te Stand?

VS: Im Osten der Ukrai­ne gibt es Risi­ken und Her­aus­for­de­run­gen. Die rus­si­sche Armee will uns unbe­dingt umzin­geln. Wir sehen immer mehr rus­si­sche Aus­rüs­tung und Sol­da­ten. Es gibt eine Anhäu­fung von Artil­le­rie­pan­zern und gepan­zer­ten Fahr­zeu­gen. Das ist über­all der rus­si­sche Ansatz: Sie schal­ten die loka­len Fern­seh­sen­de­sta­tio­nen und Inter­net­an­bie­ter aus. Nur ihre eige­nen Fern­seh­ka­nä­le sen­den wei­ter. Dann beginnt der Infor­ma­ti­ons­krieg. Alle ört­li­chen Auto­ri­tä­ten wer­den gefol­tert, sie wer­den in Kel­ler gesperrt, getötet…
[Pan­zer mit Sol­da­ten dar­auf wird eingeblendet.]
… oder sie wer­den vor der Bevöl­ke­rung gefoltert.
Mit­tel­al­ter­li­che Praktiken.
Es ist, als wür­den sie das­sel­be Hand­buch ver­wen­den wie die Nazis.
So läuft das. Sie fol­tern oder töten sie.
Wenn die Behör­den koope­rie­ren wol­len, kön­nen sie unter­schrei­ben, zu blei­ben. Danach muss in allen Schu­len Rus­sisch gespro­chen werden.

MT: Vie­le Ukrai­ner glau­ben, dass sie die­sen Krieg gewin­nen kön­nen. Wie gehen sie mit die­sen Erwar­tun­gen um?

VS: Die Ukrai­ne wird die­sen Krieg defi­ni­tiv gewin­nen. Die Fra­ge ist, zu wel­chem ​​Preis und wann.

MT: Was bedeu­tet für sie gewinnen?

VS: Gewin­nen bedeu­tet für mich, unser gan­zes Ter­ri­to­ri­um zurückzuerobern.
Ich glau­be nicht, dass wir unser gesam­tes Ter­ri­to­ri­um mit einer mili­tä­ri­schen Inter­ven­ti­on zurück­er­obern kön­nen. Wenn wir uns dazu ent­schlie­ßen, wird uns das hun­dert­tau­send Leben kosten.
[Bil­der von Grä­bern wer­den eingeblendet.]
Das ist sicher. Genau das pas­siert jetzt mit den Rus­sen. Sie ver­lie­ren immer mehr Men­schen, je län­ger der Krieg dau­ert. Nicht Tau­sen­de, son­dern Hun­dert­tau­sen­de. Jeder Ukrai­ner will den Don­bas und die Krim zurückerobern.
Ich den­ke, wir müs­sen zu den Gren­zen des 24. Febru­ar zurück kom­men, als die Rus­sen in unser Land ein­mar­schier­ten. [Das Wort “Mini­mum” fällt, wird aber in den Unter­ti­teln nicht übersetzt.]
Danach kön­nen wir nur auf diplo­ma­ti­scher Ebe­ne über die Wie­der­her­stel­lung unse­res Ter­ri­to­ri­ums dis­ku­tie­ren. [Vor­be­din­gung für Verhandlungen.]

MT: Was mei­nen sie damit? Mei­nen sie, sie kön­nen damit leben, dass die Krim in rus­si­schen Hän­den bleibt? Und Tei­le des Don­bas ebenfalls?

VS: Nein, so habe ich das nicht gemeint. Wir wol­len bis zum letz­ten Atem­zug kämp­fen, aber nicht bis zum letz­ten Mann.
[Ein Bild von stol­zen weib­li­chen Sol­da­ten im Spa­lier ste­hend, mit vier ukrai­ni­schen Fah­nen im Hin­ter­grund und Fokus auf das Gesicht der am ent­schlos­sens­ten aus­se­hen­den Sol­da­tin wird ein­ge­blen­det. Der Fokus ist via Bild­be­ar­bei­tung gewählt.] Damit kön­nen sie leben, aber ich nicht.

Wenn wir auf die Gren­ze vom 24. Febru­ar zurück­ge­hen, weiß ich dass Russ­land sich zu Ver­hand­lun­gen bereit erklä­ren wird. [Vor­be­din­gun­gen für Verhandlungen.]

Wir sind nicht bereit, die Krim, oder den Don­bas Russ­land zu über­las­sen. Das wer­den wir nie­mals anerkennen.

MT: Unter wel­chen Bedin­gun­gen wol­len sie ver­han­deln. Sie wol­len mit Vla­di­mir Putin in Per­son ver­han­deln, auf dem Level von Präsidenten?

VS: Es ist nicht so, dass ich kei­ne Ver­ab­re­dun­gen mit ihm machen möch­te, aber Sie kön­nen kei­ne Ver­ein­ba­run­gen mit jemand ande­rem tref­fen. Er hat einen Staat geschaf­fen, in dem nie­mand ande­res Ent­schei­dun­gen tref­fen kann. Es spielt kei­ne Rol­le, was sein Außen­mi­nis­ter sagt. Es spielt kei­ne Rol­le, ob er eine Dele­ga­ti­on schickt, um mit uns zu spre­chen. Alle die­se Leu­te bedeu­ten lei­der nichts.

MT: Aber was ist der bes­te Zeit­punkt um an den Dis­kus­si­ons­tisch zurückzukehren?

VS: Wann auch immer. Jetzt.

MT: Unter wel­chen Bedingungen?

VS: Wel­che Kon­di­tio­nen kön­nen sie von uns ver­lan­gen? Sie kamen zu uns und sie töten uns.

MT: Was ist ihr Kriegsziel?

VS: Wir haben ein Ziel: Frie­den in unse­rem Land.

MT: Mark Rut­te unser Pre­mier­mi­nis­ter, spricht über sie als einen Freund. Wie wür­den sie ihre Bezie­hung mit ihm beschreiben?

VS: Wir haben Kon­takt. Wir haben eine ziem­lich herz­li­ches Ver­hält­nis. Es gibt Län­der mit denen ich lei­der kein so gutes Ver­hält­nis habe. Das Ver­hält­nis wur­de durch eine Mei­nungs­ver­schie­den­heit über die aktu­el­le Situa­ti­on gestört. Das gilt nicht für Mark. Wir haben unse­re Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten, wenn es um die EU geht. Ja. Das ist nun eine Tat­sa­che. Das ist Fakt.

MT: Mark Rut­te hat eine Anspra­che an ihr Par­la­ment gehal­ten, vor eini­gen Wochen, und er hat die Ukrai­ne als einen Teil der euro­päi­schen Fami­lie bezeich­net. Aber er hat sich nicht bezüg­lich einer EU Mit­glied­schaft geäu­ßert. War das für sie enttäuschend?

VS: Wis­sen sie, ges­tern habe ich mit ihm gespro­chen. Ich den­ke, dass Men­schen im all­ge­mei­nen ein herz­li­ches Ver­hält­nis pfle­gen kön­nen, wenn sie offen und ehr­lich mit­ein­an­der sind. Ich war ehr­lich zu Mark. Ich habe ihm unge­fähr das glei­che gesagt, was sie gera­de zu mir gesagt haben. Vie­len Dank für ihre Rede, sie hel­fen uns wirk­lich und dafür bin ich sehr dank­bar. Aber in Bezug auf die EU haben Sie zu all den Din­gen geschwie­gen, die wir nun hören woll­ten. Ich sag­te ganz offen zu ihm, wenn Sie fin­den, dass in der EU kein Platz für uns ist, dann musst du das klar sagen. Weil…

MT: Und was hat er gesagt?

VS: Er sag­te, ich den­ke, es gibt defi­ni­tiv Platz in der EU für die Ukrai­ne, aber dann müs­sen Sie bestimm­te Schrit­te durch­lau­fen. Ich ver­ste­he auch, dass er einen schwie­ri­gen Spa­gat voll­füh­ren muss, schließ­lich gehen die poli­ti­schen Mei­nun­gen in den Nie­der­lan­den aus­ein­an­der. Aber… aber ich den­ke, dass es nicht ehr­lich ist.

Es ist unge­fähr das­sel­be wie das, was Russ­land über unse­re Unab­hän­gig­keit sagt.

Man­che Poli­ti­ker sagen so etwas. Dass in der EU noch kein Platz für uns ist. Wor­auf grün­den sie das? Ich ver­ste­he das nicht wirklich.

MT: War­um ist das nicht ehrlich?

Denn Poli­ti­ker wer­den vom Volk gewählt und 62 % der nie­der­län­di­schen Bevöl­ke­rung befür­wor­ten die EU-Mitgliedschaft der Ukrai­ne. Des­halb ist es unehr­lich: Denn die Bevöl­ke­rung unter­stützt uns. Das ist, was mich betrifft, ehr­lich und…

MT: Aber erin­nern sie sich an das nie­der­län­di­sche Referendum?

VS: Ja.

MT: Es hat das Asso­zia­ti­ons­ab­kom­men mit ihrem Land abge­lehnt und Mark Rut­te muss­te ver­spre­chen, dass die­ses Abkom­men nicht zur EU Mit­glied­schaft der Ukrai­ne füh­ren würde.

VS: Es geht jetzt um den Kan­di­da­ten­sta­tus für die Mit­glied­schaft in der Euro­päi­schen Uni­on. Das ist vor­erst ein­mal ein Signal. Kämp­fen die­se Poli­ti­ker jetzt gegen unse­ren Bei­tritts­kan­di­da­ten­sta­tus? Gegen ein Signal das uns stär­ker macht? Im Kampf, den wir zu Hau­se gegen Russ­land füh­ren? Es geht um das Signal.

MT: Pro­ble­me wie Kor­rup­ti­on exis­tie­ren noch immer. Der Krieg hat das nicht verändert.

VS: Wol­len Sie damit sagen, dass es jetzt Kor­rup­ti­on in der Ukrai­ne gibt, Mari­el­le? Ist es Ihnen auf­ge­fal­len, dass es in der Ukrai­ne jetzt Kor­rup­ti­on gibt? Hast du hier gewohnt? Haben Sie hier schon ein­mal gelebt?

MT: Sie sind gewillt alle Vor­be­din­gun­gen für eine EU Mit­glied­schaft zu erfüllen?

VS: Nein, nein, das habe ich dich nicht gefragt, Mari­el­le. Mei­ne Fra­ge ist, haben Sie hier in der Ukrai­ne gelebt?

MT: Nein.

VS: Nein. Wie kön­nen Sie dann sagen, dass es jetzt Kor­rup­ti­on in der Ukrai­ne gibt? Wie? Sie kön­nen Ihr eige­nes Unter­neh­men gründen. 

MT: Durch Offi­zi­el­le Berichte.

VS: Was macht sie offi­zi­ell? Woher kom­men die­se offi­zi­el­len Berich­te? Von wo her?

MT: Wei­sen sie hier­mit zurück, dass es Kor­rup­ti­ons­pro­ble­me gibt?

VS: Die Rus­si­sche Föde­ra­ti­on behaup­tet dass wir Nazis sind und sie stüt­zen das auf die­se “offi­zi­el­len Berich­te”. Ja, es gibt Pro­ble­me. Sie haben sie in vie­len Län­dern. Sie haben sie auch in vie­len EU-Ländern. Ich ver­ste­he, dass es hier Not­wen­dig­kei­ten gibt. Es gibt Refor­men, die wir noch brau­chen und umset­zen wol­len. Und das tun wir nicht für die EU, son­dern für uns. Wir wol­len sie umset­zen. Wir müs­sen auch. Aber das dau­ert. Du machst das nicht ein­fach. Wir sind auch nicht sofort mor­gen EU-Mitglieder. Wir möch­ten Mit­glieds­kan­di­dat werden.

MT: Es wird Jahr­zehn­te dau­ern. Wenn es über­haupt dazu kommt.

VS: Woher weißt du das? Erzähl es mir. du weißt alles Mari­el­le. War­um hast du mich nicht gewarnt?

MT: Sie wis­sen, dass es nicht in einem Tag pas­sie­ren wird? Sie wis­sen, dass es Jah­re dauert?

VS: (Wech­selt erst­mals auf eng­lisch um direkt zu kon­fron­tie­ren.) Ich habe von Putin gehört, dass die Über­na­me der Ukrai­ne drei Tage dau­ern soll­te. Und ich habe es von vie­le ande­ren Län­dern eben­falls gehört und nicht nur Län­dern in der EU, und ich hat­te vie­le Tele­fon­ge­sprä­che, dass ich in drei Tagen ermor­det wer­den wür­de. Und ich hab oft gehört, nimm jetzt dei­ne Fami­lie und geh weg aus Kiew, du soll­test das jetzt machen. Du bist ein star­ker Mann, aber du soll­test jetzt nicht in der Ukrai­ne sein. Ich hab das oft gehört. Aber ich glau­be an Fak­ten. An Fak­ten wie wir sit­zen jetzt mit ihnen in Kiew zusammen.

[Trans­pa­ren­cy inter­na­tio­nal, Kor­rup­ti­ons­wahr­neh­mungs­in­dex: click]

MT: Pre­si­dent Macron hat eine Alter­na­ti­ve zu einer EU Mit­glied­schaft ins Gespräch gebracht um ein Teil der poli­ti­schen Fami­lie in der Euro­päi­schen Uni­on zu wer­den. Ist das eine Opti­on für sie? Eine alter­na­ti­ve Option?

VS: Nein, ich den­ke nicht. Ich den­ke Prä­si­dent Macron hat mir das sel­be vor­ge­schla­gen was mir auch Pre­mier­mi­nis­ter Rut­te und Kazler Scholz vor­ge­schla­gen haben [Anm.: Seit heu­te auch Neham­mer.]. Ich den­ke sie haben ihren eige­nen Vor­schlag einen geein­ten Vor­schlag. Wir brau­chen ihn nicht. Wir brau­chen nur die Unter­stüt­zung die­ser Län­der und wir wol­len kei­ne Alternativen.

MT: Sie sind mit der rus­si­schen Spra­che groß gewor­den, sie haben auch für eini­ge Jah­re in Mos­kau gelebt, nach all dem was Russ­land ihrem Land ange­tan hat, sind sie immer noch gewillt die­se Spra­che zu sprechen?

VS: *bricht in schal­len­des Lachen aus* Ich den­ke dar­über nicht nach. Ich kann jede Spra­che spre­chen, die ich möch­te. Und so kann es jeder in der Ukrai­ne, aber es stimmt, dass nach diesem …

MT: Aber es exis­tiert hier so viel Hass gegen Russen..

VS: Ja, das ist es, was ich mei­ne. Seit der Inva­si­on fin­den vie­le Ukrai­ner vor allem die­je­ni­gen, die Rus­sisch spre­chen aus zer­stör­ten Städ­ten, denn in den zer­stör­ten Städ­ten spre­chen die meis­ten Men­schen rus­sisch. Das ist der Osten unse­res Lan­des. Es stimmt, dass vie­le Men­schen frei­wil­lig zu ukrai­nisch gewech­selt sind. Weil Hass auf das exis­tiert, was die rus­si­sche Armee getan hat und alles was damit zu tun hat. Und doch gibt es kei­ne Spra­che die in unse­rem Land ver­bo­ten wäre, ein­schließ­lich russisch.

MT: Und ver­ste­hen sie die­ses Gefühl? Ver­ste­hen sie dass Menschen…

VS: Ja.

MT: Ist es das was sie auch selbst empfinden?

VS: Ja.

MT: Prä­si­dent Putin hat gedacht, dass er ihr Land in weni­gen Tagen erobern kann. Wie kann er ihr Land unter­schätzt haben? Hat er die Men­schen in der Ukrai­ne unter­schätzt? Hat er sie als Prä­si­dent unterschätzt?

VS: Ich schät­ze, er ist sich des­sen nicht ganz bewusst, oder er woll­te es nicht wahr­ha­ben. Oder er ver­steht nicht, dass die Men­schen hier nicht zu Russ­land gehö­ren wol­len. Die Men­schen wol­len in ihrem eige­nen Staat leben. Wahr­schein­lich hat er sei­ne eige­ne Armee über­schätzt. Das den­ke ich. Unse­re Leu­te sind erfah­ren. Wir leben seit acht Jah­ren in Kriegs­zei­ten. Die Leu­te waren in der Armee, haben sich frei­wil­lig gemel­det, seit 2014, oder sie haben in den Frei­wil­li­gen­ba­tail­lo­nen gekämpft. Ich den­ke, so viel Erfah­rung zählt auch.

MT: Haben sie Putin eben­falls unter­schätzt? Denn sie hat­ten Infor­ma­ti­on, die von den Ver­ei­nig­ten Staa­ten bereit­ge­stellt wur­de, vor eini­gen Mona­ten, dass sie eine Mili­tär­inva­si­on geplant haben, aber sie haben ihr Land nicht mobi­li­siert, bis die Rus­sen ange­grif­fen haben.

VS: Unser Land war in der Tat vor­be­rei­tet. Wir wuss­ten, dass es jeden Moment pas­sie­ren könn­te. Die USA schlu­gen vor, die Alarm­glo­cke zu läu­ten und Schüt­zen­grä­ben zu bau­en und Men­schen aus dem Land zu eva­ku­ie­ren, das hät­te ein Jahr vor der Inva­si­on erle­digt wer­den müs­sen. Ich woll­te das nicht um nicht unnö­tig Panik zu schü­ren. Es hät­te sich auf unse­re finan­zi­el­le Situa­ti­on, den Haus­halt und die Wirt­schaft aus­ge­wirkt. Das ver­ste­hen wir jetzt sehr gut. Wir haben die­se Schrit­te erst unter­nom­men, als die Inva­si­on begon­nen hat­te. Uns feh­len jetzt min­des­tens 5 Mil­li­ar­den im Haus­halt. Die­ses Defi­zit ent­stand im März. Wenn wir damit ein Jahr im Vor­aus begon­nen hät­ten, hät­ten wir jetzt kei­ne Wirt­schaft mehr. Dann stün­de es heu­te um ums sehr schlecht. Wir erkann­ten, dass der Wert unse­rer Wäh­rung fal­len wür­de und dass das Geld der Men­schen und Unter­neh­men aus dem Land flie­ßen wür­de und ich den­ke, es gab hohe Risi­ken. Was unse­re Armee betrifft - die war bereit. Das haben sie gezeigt.

MT: Wie wür­den sie Putins Posi­ti­on ein­ord­nen, könn­te es einen Sys­tem­wech­sel (Regi­me­chan­ge) geben?

VS: Ich sehe, dass die­se Füh­rungs­rie­ge seit vie­len Jah­ren zusam­men­ar­bei­tet und ich den­ke, dass sie stark mit­ein­an­der ver­bun­den sind. Auf vie­len Ebe­nen. durch vie­le Taten und Ver­bre­chen. in unse­ren Augen sind es Ver­bre­chen, die uns ange­tan wer­den. Sie sind mit­ein­an­der ver­floch­ten. Ich bin mir nicht sicher, ob es an die­sem Punkt eine Macht­ver­schie­bung gibt. Ich glau­be, sie haben alle Angst vor Putin.

MT: Als ein ehe­ma­li­ger Schau­spie­ler sind sie sehr pro­fes­sio­nell in ihrem media­len Auf­tre­ten und ihrer Medi­enst­ra­te­gie, um die Auf­merk­sam­keit der Welt zu binden/zu hal­ten. Haben sie Angst davor, dass sie die­se Auf­merk­sam­keit eines Tages ver­lie­ren wer­den, in die­sem Krieg?

VS: Ich glau­be, wir haben alle Angst. Sie und wir. Wir haben es jetzt mit jeman­dem zu tun, der den Krieg nicht prag­ma­tisch betrach­tet, son­dern der einen vor­ge­fass­ten Kriegs­plan hat­te, den er umset­zen woll­te und bei dem er wuss­te wo es enden wür­de. Und sogar in wel­chem ​​Land er lan­den wür­de. Das macht es zu einem so gro­ßen Pro­blem für uns alle. Die Unter­stüt­zung Ihres Lan­des ist uns wich­tig eben­so wie die Unter­stüt­zung Ihrer Leu­te und die aller Län­der in Europa.

Wenn wir eure Auf­merk­sam­keit ver­lie­ren, dann wird das der Fall sein, weil ihr sie uns nicht mehr geben wollt. Wir haben kein Recht, die Ban­de mit den Län­dern zu ris­kie­ren, die uns unter­stüt­zen und unse­re Wer­te tei­len. Sie [Russ­land] haben einen Plan, wann ihr Krieg enden wird und wo, aber nur sie [Län­der die uns unter­stüt­zen] und wir könn­ten ihre [Russ­lands] Plä­ne bei­sei­te schie­ben. Wir müs­sen uns die Rea­li­tät anschau­en. Wir als zivi­li­sier­te Län­der soll­ten ent­schei­den, wo der Krieg endet, nicht Russland. 

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Der letz­te Absatz ist beson­ders sen­sa­tio­nell, wenn man Kule­bas Posi­ti­on in Davos, von vor einer Woche bedenkt (Ver­mitt­lun­gen aller Län­der sind will­kom­men, solan­ge sie kei­ne neu­en Kon­takt­li­ni­en defi­nie­ren, und nicht die voll­stän­di­ge ter­ri­to­ria­le Inte­gri­tät der Ukrai­ne anzwei­feln.) Ja ich den­ke auch wir soll­ten das als zivi­li­sier­te Län­der ent­schei­den. Wes­halb die Posi­ti­on Deutsch­lands, und Öster­reich ist, dass die Ukrai­ne das allei­ne ent­schei­den muss.

Kriegs­ziel? Immer noch das sel­be. Voll­stän­di­ge ter­ri­to­ria­le Inte­gri­tät der Ukrai­ne, bis zum “let­zen Atem­zug, aber nicht bis zum let­zen Mann” [Bewuss­tes reframing um die Aus­sa­ge, die US wür­den in den Ukrai­ne bis zum letz­ten Ukrai­ner kämp­fen wol­len zu kon­ter­ka­rie­ren. Media-Training par excellence.].

edit: Die jun­ge Welt hat das Tage­buch eines ukrai­ni­schen Dol­met­schers der zum Mili­tär­dienst gegen den rus­si­schen Angriff ein­ge­zo­gen wur­de ver­öf­fent­licht.

Fast… Versuchs nochmal!

01. Juni 2022

Das Pro­blem ist, dass Selen­skyj selbst sei­ne Kriegs­zie­le immer anders defi­niert. Manch­mal sagt er die Rus­sen müs­sen aus dem gan­zen Land ver­trie­ben wer­den, also auch von der Krim, manch­mal sagt er - eh, ah, es wird schwie­rig wer­den die Rus­sen aus den Gebie­ten zu ver­trei­ben wo sie vor dem Krieg schon waren, aber was wir jeden­falls tun wer­den ist bis zum letz­ten Mann den Don­bas zu verteidigen.”

Der Man­gott kommt also nicht über ein non deni­al deni­al drü­ber - und das wo wir gegen­über Russ­land bereits so lan­ge über Mini­mal­zie­le in die­sem Krieg reden - es ist so trau­rig. So trau­rig, dass er sich in der Satz­kon­struk­ti­on fast selbst ver­has­pelt, wäh­rend er merkt, dass sie kei­nen Sinn macht.

Und nein, der wan­kel­mü­ti­ge Selen­skyj ist in der Form eine Lüge. In jedem sei­ner Inter­views, seit dem ers­ten Monat, weist er auf die Unab­ding­bar­keit der voll­stän­di­gen ter­ri­to­ria­len Inte­gri­tät der Ukrai­ne (inklu­si­ve der Krim) als Bedin­gung für und Posi­ti­on in Frie­dens­ver­hand­lun­gen hin. Im Fal­le der Ein­set­zung von auto­no­men Regie­run­gen, eben­falls nur, wenn die­se Regio­nen Teil der Ukrai­ne wer­den. Im Fal­le des ange­dach­ten “neu­tra­len Sta­tus” der Ukrai­ne (in der Woche in der sich Selen­skyj das vor­stel­len konn­te), eben­falls nur bei einer voll­stän­di­gen ter­ri­to­ria­len Inte­gri­tät der Ukrai­ne, inklu­si­ve Krim. Wenn man die Inter­views im Voll­text liest.

Es gibt und gab kei­nen Wider­spruch in der Sache. Bis zum Inter­view am Frei­tag (28.05) im nie­der­län­di­schen Fern­se­hen. Das in dem Punkt eben­falls noch genü­gend Ambi­gui­tät offen lässt, um bei Frie­dens­ver­hand­lun­gen trotz­dem die voll­stän­di­ge ter­ri­to­ria­le Inte­gri­tät der Ukrai­ne zu fordern.

Das ist wesent­lich, weil es vor die­sem Inter­view eine metric shit­ton an Leu­ten gege­ben hat, die sich ins als Exper­te “Meinungs-Fernsehen” ein­la­den haben las­sen (Bera­ter von Borrell!11!1), und das Gegen­teil behaup­tet haben. (Ukrai­ne sei sehr wohl kom­pro­miss­be­reit, Ukrai­ne wol­le doch nur an die Gren­zen des 23. Febru­ar zurück… Nein Falsch­dar­stel­lung, die Gren­zen des 23. Febru­ar wur­den immer nur als Vor­be­din­gung für Waf­fen­still­stands­ver­hand­lun­gen genannt.).

Also was machst du jetzt mit nem Ger­hart Man­gott im Fern­se­hen, der in dem Punkt ein öffent­li­ches Nar­ra­tiv deckt, mit ner Aus­sa­ge die in sich wider­sprüch­lich ist, und die im Kon­text des­sen was sug­ge­riert wird nicht stimmt?

Lie­ben, neh­me ich an.

Das sind die ver­damm­ten Aus­wir­kun­gen, wenn du seit Kriegs­be­ginn begon­nen hast, jedes Inter­view das von Selen­skyj refe­ren­ziert wur­de (“Selen­sky for­dert Frie­dens­ver­hand­lun­gen” sei dem ers­ten Monat, und Papst­be­su­che, und Pan­zer in der sel­ben Woche…) wirk­lich im Voll­text zu lesen.

Jetzt stehst du da, du armer Tor, und siehst halt wie die­se Gesell­schaft belo­gen wird. Von hin­ten bis vor­ne, von mor­gens bis abends.

Die­se Gesell­schaft ist das Letzte.

Also, Selen­skyj ist hier immer wie­der mit sich selbst uneins, was er eigent­lich anstrebt, und in der ukrai­ni­schen Füh­rung gibt es dar­über auch Streit. Und - eh, eine Rück­nah­me, oder Ver­zö­ge­rung west­li­cher Waf­fen­lie­fe­run­gen um die Ukrai­ne in einen Ver­hand­lungs­frie­den zu zwin­gen, der wesent­lich von Russ­land dik­tiert wer­den wür­de, das wür­de in Kiew sicher­lich sehr, sehr nega­tiv auf­ge­nom­men werden.”

(Ich will ja nichts sagen, aber ich habe noch nie eine so wun­der­schö­ne Begrün­dung für die Posi­ti­on “die Ukrai­ne muss selbst ent­schei­den” gesehen.)

Dazu Man­gott:

Vie­le west­li­che Staa­ten ver­tre­ten die Ansicht, so auch der öster­rei­chi­sche, dass es die Ukrai­ni­sche Regie­rung ist und aus­schließ­lich die ukrai­ni­sche Regie­rung und das ukrai­ni­sche Volk, die dar­über ent­schei­den, wann Ver­hand­lun­gen mit Russ­land auf­ge­nom­men wer­den und wel­che Bedin­gun­gen da akzep­tiert wer­den. Ich wäre mir da nicht so ganz sicher, denn wenn der Wes­ten die Ukrai­ne auf­rüs­tet - und das tut er mas­siv, soll­te er eben auch klar wis­sen, was ist das End Game, wor­auf möch­te man hin­aus, wie weit möch­te man Russ­land hier demü­ti­gen, wie man­che es for­mu­lie­ren, und das eben könn­te schon dazu füh­ren, dass bestimm­te Staa­ten ihre Waf­fen­lie­fe­run­gen kon­di­tio­nie­ren. Das heißt abhän­gig davon machen, wie beweg­lich die ukrai­ni­sche Regie­rung gegen­über dem Inva­sor ist.

Es gibt eigent­lich eine Kluft inner­halb des Wes­tens. Die pol­ni­sche Regie­rung, die bal­ti­schen Regie­run­gen, Rumä­ni­en, die bri­ti­sche, aber auch die ame­ri­ka­ni­sche Regie­rung gehen in ihren Kriegs­zie­len, die sie als Ziel der Ukrai­ne defi­nie­ren, sehr, sehr weit. Bis eigent­lich dort­hin, dass alle rus­si­schen Trup­pen aus der Ukrai­ne ent­fernt wer­den. Also auch von der Krim ver­jagt wer­den. Deutsch­land, Frank­reich und Ita­li­en sind ja hier sehr viel mäßi­ger. Sie for­dern einen raschen Waf­fen­still­stand, und for­dern die rus­si­schen Trup­pen eigent­lich nur auf, auf ihre Posi­tio­nen zurück­zu­keh­ren, die sie vor der Inva­si­on am 24. Febru­ar hat­ten. Also hier sind die Kriegs­zie­le unter­schied­lich. In der Ukrai­ne selbst wird über die Kriegs­zie­le auch hef­tig dis­ku­tiert. Was ein Sieg für die Ukrai­ne ist, ist umstritten.

(Ich will ja nichts sagen, aber ich habe noch nie eine so wun­der­schö­ne Begrün­dung gegen die Posi­ti­on “die Ukrai­ne muss selbst ent­schei­den” gesehen.)

Das ist Posi­ti­on bezie­hen in Nuan­cen im Subtext.

Es gibt auch Leu­te die machen das nicht - aber die sind dann bald weg vom Fens­ter. Oder sind bei der UN auf die eh kei­ner hört.


Das ist übri­gens Cana­ry Num­mer drei für die, die mit­zäh­len. Sachs, Nina Khrush­che­va bei Demo­cra­cy now und Tho­mas Gra­ham vom CFR vor zwei Wochen. edit: Mehr Sachs.

Die­se Gesell­schaft ist das abgrund­tief Letzte.

edit: Für den zeit­li­chen Kon­text: Ande­re News­mel­dun­gen des Tages.

Nach­trag: Nur sie­ben Tage nach dem Auf­tritt Man­gotts in der ZIB2 fällt dem Stan­dard auf, dass das nicht stim­men kann. Wobei, nein - er bring­ts halt als wei­te­re Mel­dung unter fer­ner lie­fen

Die Ukrai­ne habe seit dem rus­si­schen Angriff vor mehr als drei Mona­ten schon viel zu vie­le Men­schen­le­ben ver­lo­ren, um ein­fach Tei­le sei­nes Gebiets abzu­tre­ten, sag­te Prä­si­dent Wolo­dym­yr Selen­skyj am Diens­tag. Das “Patt”, wie es im Wes­ten man­cher­orts her­bei­ge­re­det wer­de, sei für sein Land “kei­ne Opti­on”. Daher, sag­te Selen­skyj, müs­se man “die vol­le Kon­trol­le über unser Land erlangen.”

Wenn der Presseclub Concordia den Wehrschütz reden hört

31. Mai 2022

trifft eam da Schlog. Dem Club, net dem Wehrschütz.

Und die Redak­teu­re vom Pro­fil sol­len sich schleichen.

Wenn die noch ein­mal *hmhmmm* zum Punkt “Selen­kyj hat sei­ne Bevöl­ke­rung bis­her noch in kei­nem Punkt auf mög­li­che Kon­zes­sio­nen vor­be­rei­tet”, sagen höre, grab ich screen­cap­tures, von einem Monat nach Beginn des Krie­ges aus, in denen das Pro­fil 10 fluff Arti­kel auf ein­mal auf der Haupt­sei­te hat­te (lau­ter Hel­den, über­all, so rich­tig aspi­ra­tio­nal). Selbst scrol­len half nichts.

W*chser.

edit: Ah, die Ver­leum­ndung geht los: click

Die­ser Rech­te, war dann auch der Ein­zi­ge in der Club 3 Run­de der sich ein­deu­tig zum Azov Regi­ment geäu­ßert hat.

I think we need a little strategic ambiguity on that one

30. Mai 2022

- at the moment.

At 7:10 min.

edit: Ah. Lie at 10 minu­tes in. No you cant “join the alli­an­ci­es you want to join” (NATO). You get invi­ted to talks, if you decla­re inte­rest. May­be. And then all mem­bers have to come to a unani­mous decisi­on on your can­di­da­te status.

NATO’s “open door poli­cy” is based on Arti­cle 10 of its foun­ding trea­ty. Any decisi­on to invi­te a coun­try to join the Alli­an­ce is taken by the North Atlan­tic Coun­cil on the basis of con­sen­sus among all Allies. No third coun­try has a say in such deliberations.

src: click

Why thats cal­led “open door poli­cy” is bey­ond me, when even the open door part (to the foy­er mind you) is con­di­tio­nal, but oh well, words. As part of public policies.

But its good to see the pro­cess of kee­ping the public nar­ra­ti­ve at least some­what congruent.