Typischer Dialog dieser Tage

10. Mai 2022

Ideologen bei der Arbeit
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Um zu die­sem Punkt zu kom­men, hilft es ins­be­son­de­re, wenn du als Medi­um zuvor zwei Hetz­kam­pa­gnen star­test, die der Bevöl­ke­rung sug­ge­rie­ren wie weit sie gehen kann.

Ich möch­te dar­um noch mal in aller Offen­heit aus­spre­chen, was man aktu­ell nicht aus­zu­spre­chen wagen darf. Reden Selen­ky­js in den west­li­chen Medi­en wur­den in den ers­ten Mona­ten grund­sätz­lich so gekürzt wie­der­ge­ge­ben, dass jede Rela­ti­vie­rung in Punk­to Frie­dens­ver­hand­lun­gen, die von der ukrai­ni­schen Sei­te getä­tigt wur­de nicht mehr in der Öffent­lich­keit ankam. Zusät­ze wie “zuerst braucht es den voll­stän­di­gen Rück­zug der rus­si­schen Armee aus allen tem­po­rär beset­zen Gebie­ten” inklu­dier­ten immer expli­zit auch die Krim. Den Papst in die Ukrai­ne ein­zu­la­den und zwei Tage spä­ter Pan­zer zur Befrei­ung von Mariu­pol zu for­dern war immer die Norm. Als Selen­skyj öffent­lich über eine Teil­neu­tra­li­tät der Ukrai­ne nach­dach­te, kamen öffent­li­che Mel­dun­gen in der NYT und der WP, dass man in US Regie­rungs­krei­sen die Posi­ti­on der Ukrai­ne nicht mehr ver­ste­he. Vor­auf dann edit [Kor­rek­tur] ein acht­mi­nü­ti­ges Inter­view mit dem ehe­ma­li­gen ukrai­ni­schen Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter zur Rich­tig­stel­lung folgte.
Ideo­lo­gi­sche Gedan­ken­ge­bil­de Selen­sky­js wie “die Bevöl­ke­run­gen west­li­cher Staa­ten, wer­den die Regie­run­gen stür­zen die nicht der Ukrai­ne hel­fen, da die Bür­ger viel wei­ter sind als die Regie­rung, dann kommt es zu popu­lä­ren Revo­lu­tio­nen” - wur­den nicht Teil von Bericht­erstat­tung. Genau­so­we­nig sei­ne Über­le­gun­gen zum The­ma, “wie mit gehirn­ge­wa­sche­nen Men­schen in den tem­po­rär beset­zen Gebie­ten umge­hen” (da brau­che es erst ein­mal einen Waf­fen­still­stand, und dann viel Zeit, und dann ein Direk­tes Gespräch mit Putin, denn Selen­skyj müs­se sich noch was über­le­gen).

Die ers­te Erwäh­nung jetzt “Offen­siv­waf­fen zu for­dern” kam (vor Butscha) vom Atlan­tic Coun­cil. Die­se For­de­rung wur­de zwei Tage spä­ter von ukrai­ni­schen Regie­rungs­spre­chern über­nom­men (eben­falls vor Butscha), sie­he sel­ber Link.

Das letz­te öster­rei­chi­sche Qua­li­täts­me­di­um, dass sich nicht auf “es braucht jetzt einen Sieg der Ukrai­ne” fest­set­zen woll­te, da das in der For­de­rung erneut immer mit der Her­stel­lung der kom­plet­ten ter­ri­to­ria­len Inte­gri­tät der Ukrai­ne zu den Gren­zen von 1994 ver­bun­den ist, kipp­te zwei Tage nach einem Leit­ar­ti­kel des Vor­stan­des des ECFR, dass jetzt Bevöl­ke­run­gen auf einen Lan­gen Krieg ein­zu­schwö­ren sei­en. Am Bes­ten von Poli­ti­kern. Die­se State­ments sind bis heu­te (sie­he Macron), jedoch noch Man­gel­wa­re, also kamen dann wie­der die Pun­dits nach vor­ne - und began­nen Pazi­fis­ten und Leu­te die eine schnel­le prag­ma­ti­sche Lösung als Opti­mum for­der­ten öffent­lich zu Denunzieren.

Quel­len­links rei­che ich spä­ter nach. Ste­hen bereits im Blog.

Die­se Gesell­schaft ist das abso­lut Letzte.

edit: Quel­len­be­le­ge: Typi­sche Selen­skyj Anspra­che die in allen öster­rei­chi­schen und deut­schen Medi­en immer als “die Ukrai­ne wünscht sich Frie­dens­ge­sprä­che” gebracht wur­de, immer. Teil­wei­se nur mit einem Satz als Direktzitat.
Typi­scher Kontextualisierungs-Artikel aus der Zeit.

Der typi­sche Selesnkyj Wahn­sinn in drei Akten (eins, zwei, drei), wenn er gera­de nicht pro­vo­ziert, wie am Tag des Kriegs­be­ginns, oder drei Mona­te spä­ter (Ver­weis auch noch auf die Nato Kor­re­spon­den­zen im Novem­ber, sowie die Frei­ga­be der Jave­lins), der NIE in einem öster­rei­chi­schen oder deut­schen Medi­um Erwäh­nung fand. Die Debat­te mit dem höchs­ten Infor­ma­ti­ons­ge­halt über die Details der ukrai­ni­schen Posi­ti­on war hier zu Lan­de “darf er vorm Par­la­ment spre­chen oder nicht”. Ansons­ten war er ein­fach nur der Held, und der bes­te Kom­mu­ni­ka­tor über­haupt. Ob er gera­de Frie­dens­pan­zer zur Rück­erobe­rung Mariu­pols, oder ernst­haf­te Frie­dens­ver­hand­lun­gen gefor­dert hat, bei denen die ande­re Sei­te aber kei­ne For­de­run­gen stel­len durf­te, denn das wären “Ulti­ma­ten” - bezo­gen auf den For­de­rungs­ka­ta­log den die Tür­kei zuerst von der rus­si­schen Sei­te ein­ge­holt hat­te.

Hier noch mal der ECFR Arti­kel über Pro­ject Syn­di­ca­te wonach die Medi­en und die Poli­tik die Bevöl­ke­rung auf einen Lan­ge andau­ern­den Krieg und Sank­tio­nen ein­stim­men soll­ten. Der Stan­dard schreibt sowas immer unge­fil­tert ab. Am Tag dar­auf began­nen die öffent­li­chen Denun­zia­tio­nen gegen Pazi­fis­ten und Leu­te die sich für die Posi­ti­on einer schnel­len Kom­pro­miss­lö­sung aus­ge­spro­chen haben.

Ursu­la Plass­nik taucht aus der Ver­sen­kung wie­der auf, Per­so­nen mit dem beruf­li­chen Hin­ter­grund kann man ja spä­ter gut gegen die Ali­ce Schwar­zer brau­chen - das ist dann der Aus­ge­wo­gen­heits­auf­trag des ORFs. Wobei, der Gag ist so und so, dass es hier nur auf “media­le Anmu­tung” ankommt. Dh. wenn du das The­ma (“Die Medi­en haben hier kom­plett ein­sei­tig berich­tet, die Mei­nung der Hälf­te der Gesell­schaft (kei­ne Lie­fe­rung von Angriffs­waf­fen an die Ukrai­ne) konn­te öffent­lich nicht mehr statt­fin­den” in Öster­reich denun­ziert sich nach dem ECFR Auf­ruf als letz­te Qua­li­täts­zei­tung noch schnell die Wie­ner Zei­tung selbst. (“Gewin­nen müs­sen, weil ver­lie­ren ver­bo­ten ist.”) mit Schwar­zer ver­knüpft, hast du gleich schon die Hälf­te der Gesell­schaft gegen dich, die jün­ge­ren Semes­ter so und so, denen die Femi­nis­mus Aus­le­gung der Emma zu alt­ba­cken und zu wenig “issue for­ward” ist. Und den Rest der Kon­tex­tua­li­sie­rung machst du indem du sie gegen Leu­te deba­tie­ren lässt, über die die Gesell­schaft offen lacht. Es geht nicht um den Inhalt, es geht um die Anmutung.

CNN und die WP wis­sen zwi­schen­zeit­lich nicht was die ukrai­ni­sche Posi­ti­on ist (zwei Arti­kel inner­halb von zwei Tagen die die Posi­ti­on von US Regie­rungs­ver­tre­tern wie­der­ge­ben), dar­auf geht Zago­rod­nyuk (Atlan­tic Coun­cil) zu Times Radio und stellt erst mal klar, dass die Ukrai­ne gewin­nen muss, und Optio­nen die Neu­tra­li­tät beinhal­ten von der Ukrai­ne nicht mehr ange­dacht wer­den. (20.03.2022)

Das was das ers­te mal, dass in der öffent­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­on ein Regie­rungs­ver­tre­ter “für Selenskjy” gespro­chen hat - der bis dahin das öffent­li­che Gesicht der ukrai­ni­schen Posi­ti­on war.

Sechs Tage spä­ter wirft Selenskjy noch ein­mal die Mög­lich­keit einer Neu­tra­li­tät der Ukrai­ne auf, die er zwei Tage spä­ter wie­der verwirft.

Heu­te ist Neu­tra­li­tät in Öster­reich ein Schimpf­wort, das über­dacht wer­den muss, und gegen die sich eine Bür­ger­initia­ti­ve bil­det, die der Vor­stand des AMS (Arbeits­markt­ser­vice, Arbeits­amt) und einer der füh­ren­den lin­ken Intel­lek­tu­el­len des Lan­des, in einem öffent­li­chen Brief unter­stützt.

Aber gut, was willst du tun, fuck­ing Freund­schafts­in­itia­ti­ven.

Die­se Gesell­schaft ist das Letzte.

Übri­gens: Der Stan­dard schreibt schon wie­der unge­fil­tert Pro­ject Syn­di­ca­te ab:

Der Kal­te Krieg ist zurück in Euro­pa (Josch­ka Fischer)

Mei, der lebt auch noch. Das waren noch Zei­ten als die Grü­nen nur bei Stei­ne­wer­fern ihre Posi­ti­on dia­me­tral geän­dert haben, weil sich neue Abhän­gig­kei­ten erge­ben haben. (Dar­auf noch ein­mal als die voll­ende­te Neu­ori­en­tie­rung von Qua­sch­nig. Und Marie­lui­se Beck in der schwers­ten Debat­te ihres Lebens).

edit2: Mehr Het­ze, natür­lich wie­der mit Hit­ler als Ver­gleichs­op­ti­on. Aber ohne aus­ge­spro­che­ne Per­spek­ti­ve. Sowas pro­du­ziert der öster­rei­chi­sche Medi­en­ver­bund heut am Lauf­band. Und dass das Arsch­loch am IKF gear­bei­tet hat, freut mich natür­lich besonders.

Die­se Gesell­schaft ist das Letz­te. Das Insti­tut für Kon­flikt­for­schung setzt heu­te auf wehr­haf­te Demo­kra­tie. Sor­ry, wir müs­sen kurz noch ein neu­es Wort prä­gen, um die Debat­te hier für uns posi­tiv zu been­den, dar­um exis­tiert jetzt auch der Hitler-Versteher.

Da will wohl jemand auf der popu­lä­ren Wel­le schwimmen.

Zusatz, die­se Gesell­schaft ist das letz­te bezieht sich hier dar­auf, dass das Insti­tut für Kon­flikt­for­schung den Hitler-Versteher für die öffent­li­che Debat­te erfin­det, beim Kon­zept der “wehr­haf­ten Demo­kra­tie” andockt, das ande­re erfun­den haben, das wie­der­um geo­po­li­tisch null Sinn macht, es sei denn du bie­derst dich an bestehen­de Macht­blö­cke an die bereits exis­tie­ren - und es ist auch nicht so, dass jede Demo­kra­tie zu dem Modell wech­seln kön­ne, oder vie­le, oder dass das eine neue Opti­on wäre. Und der Rest dei­ner Arbeit als Kon­flikt­for­scher besteht dar­in den ideo­lo­gi­schen Pazi­fis­mus des aktu­el­len Papsts nie­der zu schrei­ben. Und damit es rich­tig schön ‘jellt’, erfin­dest du als Kon­flikt­for­scher halt noch den Hit­ler­ver­ste­her für den öffent­li­chen Dis­kurs. Hat­test wohl zu wenig ver­damm­te Tot­schlag­ar­gu­men­te zur Hand.

Wenn das dei­ne Kon­flikt­for­scher sind - bist du als Gesell­schaft das Letz­te. Was für ein Arschloch.









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