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Um zu diesem Punkt zu kommen, hilft es insbesondere, wenn du als Medium zuvor zwei Hetzkampagnen startest, die der Bevölkerung suggerieren wie weit sie gehen kann.
Ich möchte darum noch mal in aller Offenheit aussprechen, was man aktuell nicht auszusprechen wagen darf. Reden Selenkyjs in den westlichen Medien wurden in den ersten Monaten grundsätzlich so gekürzt wiedergegeben, dass jede Relativierung in Punkto Friedensverhandlungen, die von der ukrainischen Seite getätigt wurde nicht mehr in der Öffentlichkeit ankam. Zusätze wie “zuerst braucht es den vollständigen Rückzug der russischen Armee aus allen temporär besetzen Gebieten” inkludierten immer explizit auch die Krim. Den Papst in die Ukraine einzuladen und zwei Tage später Panzer zur Befreiung von Mariupol zu fordern war immer die Norm. Als Selenskyj öffentlich über eine Teilneutralität der Ukraine nachdachte, kamen öffentliche Meldungen in der NYT und der WP, dass man in US Regierungskreisen die Position der Ukraine nicht mehr verstehe. Vorauf dann edit [Korrektur] ein achtminütiges Interview mit dem ehemaligen ukrainischen Verteidigungsminister zur Richtigstellung folgte.
Ideologische Gedankengebilde Selenskyjs wie “die Bevölkerungen westlicher Staaten, werden die Regierungen stürzen die nicht der Ukraine helfen, da die Bürger viel weiter sind als die Regierung, dann kommt es zu populären Revolutionen” - wurden nicht Teil von Berichterstattung. Genausowenig seine Überlegungen zum Thema, “wie mit gehirngewaschenen Menschen in den temporär besetzen Gebieten umgehen” (da brauche es erst einmal einen Waffenstillstand, und dann viel Zeit, und dann ein Direktes Gespräch mit Putin, denn Selenskyj müsse sich noch was überlegen).
Die erste Erwähnung jetzt “Offensivwaffen zu fordern” kam (vor Butscha) vom Atlantic Council. Diese Forderung wurde zwei Tage später von ukrainischen Regierungssprechern übernommen (ebenfalls vor Butscha), siehe selber Link.
Das letzte österreichische Qualitätsmedium, dass sich nicht auf “es braucht jetzt einen Sieg der Ukraine” festsetzen wollte, da das in der Forderung erneut immer mit der Herstellung der kompletten territorialen Integrität der Ukraine zu den Grenzen von 1994 verbunden ist, kippte zwei Tage nach einem Leitartikel des Vorstandes des ECFR, dass jetzt Bevölkerungen auf einen Langen Krieg einzuschwören seien. Am Besten von Politikern. Diese Statements sind bis heute (siehe Macron), jedoch noch Mangelware, also kamen dann wieder die Pundits nach vorne - und begannen Pazifisten und Leute die eine schnelle pragmatische Lösung als Optimum forderten öffentlich zu Denunzieren.
Quellenlinks reiche ich später nach. Stehen bereits im Blog.
Diese Gesellschaft ist das absolut Letzte.
edit: Quellenbelege: Typische Selenskyj Ansprache die in allen österreichischen und deutschen Medien immer als “die Ukraine wünscht sich Friedensgespräche” gebracht wurde, immer. Teilweise nur mit einem Satz als Direktzitat.
Typischer Kontextualisierungs-Artikel aus der Zeit.
Der typische Selesnkyj Wahnsinn in drei Akten (eins, zwei, drei), wenn er gerade nicht provoziert, wie am Tag des Kriegsbeginns, oder drei Monate später (Verweis auch noch auf die Nato Korrespondenzen im November, sowie die Freigabe der Javelins), der NIE in einem österreichischen oder deutschen Medium Erwähnung fand. Die Debatte mit dem höchsten Informationsgehalt über die Details der ukrainischen Position war hier zu Lande “darf er vorm Parlament sprechen oder nicht”. Ansonsten war er einfach nur der Held, und der beste Kommunikator überhaupt. Ob er gerade Friedenspanzer zur Rückeroberung Mariupols, oder ernsthafte Friedensverhandlungen gefordert hat, bei denen die andere Seite aber keine Forderungen stellen durfte, denn das wären “Ultimaten” - bezogen auf den Forderungskatalog den die Türkei zuerst von der russischen Seite eingeholt hatte.
Hier noch mal der ECFR Artikel über Project Syndicate wonach die Medien und die Politik die Bevölkerung auf einen Lange andauernden Krieg und Sanktionen einstimmen sollten. Der Standard schreibt sowas immer ungefiltert ab. Am Tag darauf begannen die öffentlichen Denunziationen gegen Pazifisten und Leute die sich für die Position einer schnellen Kompromisslösung ausgesprochen haben.
Ursula Plassnik taucht aus der Versenkung wieder auf, Personen mit dem beruflichen Hintergrund kann man ja später gut gegen die Alice Schwarzer brauchen - das ist dann der Ausgewogenheitsauftrag des ORFs. Wobei, der Gag ist so und so, dass es hier nur auf “mediale Anmutung” ankommt. Dh. wenn du das Thema (“Die Medien haben hier komplett einseitig berichtet, die Meinung der Hälfte der Gesellschaft (keine Lieferung von Angriffswaffen an die Ukraine) konnte öffentlich nicht mehr stattfinden” in Österreich denunziert sich nach dem ECFR Aufruf als letzte Qualitätszeitung noch schnell die Wiener Zeitung selbst. (“Gewinnen müssen, weil verlieren verboten ist.”) mit Schwarzer verknüpft, hast du gleich schon die Hälfte der Gesellschaft gegen dich, die jüngeren Semester so und so, denen die Feminismus Auslegung der Emma zu altbacken und zu wenig “issue forward” ist. Und den Rest der Kontextualisierung machst du indem du sie gegen Leute debatieren lässt, über die die Gesellschaft offen lacht. Es geht nicht um den Inhalt, es geht um die Anmutung.
CNN und die WP wissen zwischenzeitlich nicht was die ukrainische Position ist (zwei Artikel innerhalb von zwei Tagen die die Position von US Regierungsvertretern wiedergeben), darauf geht Zagorodnyuk (Atlantic Council) zu Times Radio und stellt erst mal klar, dass die Ukraine gewinnen muss, und Optionen die Neutralität beinhalten von der Ukraine nicht mehr angedacht werden. (20.03.2022)
Das was das erste mal, dass in der öffentlichen Kommunikation ein Regierungsvertreter “für Selenskjy” gesprochen hat - der bis dahin das öffentliche Gesicht der ukrainischen Position war.
Sechs Tage später wirft Selenskjy noch einmal die Möglichkeit einer Neutralität der Ukraine auf, die er zwei Tage später wieder verwirft.
Heute ist Neutralität in Österreich ein Schimpfwort, das überdacht werden muss, und gegen die sich eine Bürgerinitiative bildet, die der Vorstand des AMS (Arbeitsmarktservice, Arbeitsamt) und einer der führenden linken Intellektuellen des Landes, in einem öffentlichen Brief unterstützt.
Aber gut, was willst du tun, fucking Freundschaftsinitiativen.
Diese Gesellschaft ist das Letzte.
Übrigens: Der Standard schreibt schon wieder ungefiltert Project Syndicate ab:
“Der Kalte Krieg ist zurück in Europa (Joschka Fischer)”
Mei, der lebt auch noch. Das waren noch Zeiten als die Grünen nur bei Steinewerfern ihre Position diametral geändert haben, weil sich neue Abhängigkeiten ergeben haben. (Darauf noch einmal als die vollendete Neuorientierung von Quaschnig. Und Marieluise Beck in der schwersten Debatte ihres Lebens).
edit2: Mehr Hetze, natürlich wieder mit Hitler als Vergleichsoption. Aber ohne ausgesprochene Perspektive. Sowas produziert der österreichische Medienverbund heut am Laufband. Und dass das Arschloch am IKF gearbeitet hat, freut mich natürlich besonders.
Diese Gesellschaft ist das Letzte. Das Institut für Konfliktforschung setzt heute auf wehrhafte Demokratie. Sorry, wir müssen kurz noch ein neues Wort prägen, um die Debatte hier für uns positiv zu beenden, darum existiert jetzt auch der Hitler-Versteher.
Da will wohl jemand auf der populären Welle schwimmen.
Zusatz, diese Gesellschaft ist das letzte bezieht sich hier darauf, dass das Institut für Konfliktforschung den Hitler-Versteher für die öffentliche Debatte erfindet, beim Konzept der “wehrhaften Demokratie” andockt, das andere erfunden haben, das wiederum geopolitisch null Sinn macht, es sei denn du biederst dich an bestehende Machtblöcke an die bereits existieren - und es ist auch nicht so, dass jede Demokratie zu dem Modell wechseln könne, oder viele, oder dass das eine neue Option wäre. Und der Rest deiner Arbeit als Konfliktforscher besteht darin den ideologischen Pazifismus des aktuellen Papsts nieder zu schreiben. Und damit es richtig schön ‘jellt’, erfindest du als Konfliktforscher halt noch den Hitlerversteher für den öffentlichen Diskurs. Hattest wohl zu wenig verdammte Totschlagargumente zur Hand.
Wenn das deine Konfliktforscher sind - bist du als Gesellschaft das Letzte. Was für ein Arschloch.