Also ein paar Prinzipien. Zuerst verarscht du die Bevölkerung vollkommen, haust sie mit der größte Propagandascheisse zu die ihre Journalisten fressen. Dann beginnst du langsam Contingencies einzupflegen für den Fall dass deine Kritiker öffentlich Traction ziehen und dich dafür was du getan hast in der Luft zerreißen würden. So kannst du immer noch behaupten du hättest doch garnichts verschwiegen.
Das ist Contingency Planing in Propaganda.
Mittlerweile ist hier bereits recht viel das dem öffentlichen Narrativ widerspricht integriert.
Also Kotkin war der Typ der das das öffentliche Hauptnarrativ gestaltet und dafür eine Berufung nach Stanford erhalten hat. Kotkin ist jetzt aber auch der Typ der einige der klarsten Propagandalügen der Ukraine offenlegt (was rund um Charkiw passiert ist… - siehe REDS Seminar Video) und erstmals offen darüber spricht, dass die Ukraine “sehr gut im Bereich der “Information Warfare” gearbeitet habe - “quasi eine Fernsehproduktion in Staatsform”. “Schlecht für Friedenszeiten, aber sehr günstig für einen Krieg”. Kein Scherz, seine Worte, er geht sogar ins Detail. Nichts Neues für mich dabei (siehe the Lyman lie 1,2,3), aber es würde wohl die breite Bevölkerung verunsichern, wenn sie es denn hören würde.
Kotkin ist auch eine von mehreren Personen im wissenschaftlichen Umfeld die jetzt den Krieg als quasi stalemated skizzieren dürfen (die Aufforderung an die Ukraine sich Verhandlungen nicht zu widersetzen ging ja vom US Militär bereits offiziell raus - ), und “hofft”, dass er sich für den Westen weiterhin gut entwickeln werde. Aber leider, was will man machen - der Krieg dauert wahrscheinlich noch Jahre.
Natürlich ist laut Kotkin alles Gute weiterhin von der Einheit des Westens abhängig und alles Schlechte vom Zerfall dieser Einheit, das geht dann über das Contingency Planning in der Propaganda hinaus das ist ja weiterhin bestehende US Außenpolitik, das zu replizieren musst du as frisch gebackener Stanford Professor schon draufhaben.
Dem entgegen steht seit fünf Tagen eine Aussage eines “hohen Europäischen Beamten” die Politico (deutscher Eigentümer (Springer)) eingefangen hat - die wie folgt lautet:
The fact is, if you look at it soberly, the country that is most profiting from this war is the U.S. because they are selling more gas and at higher prices, and because they are selling more weapons.
src: click
Das ECFR hat ja ebenfalls vor kurzem “Peak atlantic unity” diagnostiziert.
Intelligence squared (PR Outlet - nicht Information) darf vor drei Tagen einen Geschichtswissenschaftler mit Spezialgebiet Russland laden, der bei der Oxford Union bisher nur durch einen Vortrag vor sieben Jahren mit dem bezeichnenden Titel “Putin is not building an Empire” aufgefallen ist -- das mal beiseite gelassen - hier das aktuelle Gespräch:
Was hier in meinen Augen wesentlicher ist, ist dass jetzt in Monat neun erstmals jemand in den westlichen Media Circuit geladen wird, der offen aussprechen darf, dass in Putins “geschichtsrevisionistischer Schrift zum erfundenen völkischen Konzept der Rus” (die Schrift wegen der ihn die Medien für wahnsinnig erklärt haben), keine faktischen Fehler enthielt - dafür sehr viele fragwürdige Auslegungen, die analog zum russischen Geschichtslehrplan der vor etwa acht Jahren von regimenahen “Historikern” umgeschrieben wurde um das Konzept Novorussia zu enthalten am öffentlichen Geschichtsverständnis in Russland gedreht haben. Aber darum geht es mir heute nicht -- worum es mir geht ist Folgendes:
Der geladene Geschichtswissenschaftler darf jetzt vor Intelligence squared erstmalig aussprechen, dass die von westlichen Medien als geschichtsrevisionistische Anschauung bezeichnete Interpretation des russischen Geschichtsbilds, die auch vom Führer der russisch orthodoxen Kirche gepredigt wurde, WAHRSCHEINLICH PROPAGANDA WAR (Nein!) und nicht das woran Putin vermeintlich tatsächlich selbst glaube.
Dass es für den Kriegseintritt der russischen Regierungsspitze vermutlich eher relevant war, dass diese sich “vor weiterem Einfluss des Westens gefürchtet hätte” - ein Narrativ das in der russischen Bevölkerung (aufgrund bisheriger Staatspropaganda) ebenfalls gut verfange.
Das ist deshalb so sensationell da ALLE europäischen Experten über neun Monate nichts dergleichen aussprechen konnten und sich anstatt dessen von Putin ist verrückt, über Putin ist covidisolations-verrückt, über Putin glaubt er sei ein Zar, über Putin ist verrückt - weil Dresden, über Putin fürchtet sich vor einer zu erfolgreichen Ukraine (Scherz, … siehe IMF Reports zur Wirtschaftsprognose in der Ukraine) über Putin ist garnicht verrückt, sondern wie der Dienst aus dem er stammt sehr berechnend zu “wir spekulieren nicht über den Geisteszustand Putins, denn das wäre Spekulation” hangeln durften.
Von besonderer Relevanz ist dabei, dass der gesamte verfickte Wertewesten (Kotkin im REDS Seminar erklärt nochmal was genau das ist, für alle die einmal eine offizielle Begriffsdefinition hören wollen) über neun Monate so tun musste, als ob Propaganda in Kriegserklärungsreden mit einem definierten Zielpublikum nicht existieren würde.
Es gab ganze verfickte Gaggles an vornehmlich geschichtswissenschaftlichen Experten die medial versichert haben Putin lebe in seiner eigenen Wahnwelt, komplett isoliert und sei Kyrill dem Ersten verfallen, während Russland Religion und Staatlichkeit nie komplett getrennt hatte. Bedeutet, wenn Putin denkt er sei ein Zar und für eine historische Aufgabe auserwählt, muss er zwangsläufig auch glauben er sei Gott. Denn das prädigt sein Patriarch.
Und ups, nur neun Monate später kommt das Contingency planning für die Propaganda dazu, und - nein, was will man sagen, das stimmt ja vermutlich garnicht -- jetzt haben wir Fiona Hill (1,2) ganz umsonst durch hunderte öffentliche Auftritte gejagt damit sie uns erzählt, sie weiß was Putin denkt, seit sie seine Statuen gesehen hat, dass er ein Zar ist nämlich, und dass er ein neues russisches Imperium schaffen wolle. Und nebenbei noch die Nato angreifen.
Natürlich gibt man der Person die als erstes NACH NEUN MONATEN bei Intelligence squared anmerkt, dass das vermutlich eher nicht der Fall gewesen sein dürfte, sondern sich Putin eher gegen eine (in den Augen der russischen Führungselite) weitere Einflussvergrößerung des Westens gesträubt hätte, vor allem wenn dieser Historiker mehrfach die Gründe erwähnt aus denen die Krim für Russland bis heute eine rote Linie darstellt (siehe Selenskyj, Decree 117/2021) -- MASSIG Seil um sich danach noch selbst zu erhängen (Einfluss der russisch orthodoxen Kirche in Russland wird noch einmal abgefragt, Positionierung in ein dutzend anderen Punkten wird abgeklopft), was noch gut genug funktioniert, dass unser Historiker am Ende des Gesprächs nur als “eine weitere Meinung unter vielen” - bei den meisten Leuten hängen bleiben dürfte.
Aber im Westen sind wir ja so offen, wir laden sogar Experten in PR Formate, die öffentlich verlautbaren dürfen, Putin hatte vermutlich eher Angst vor einem zunehmenden Einfluss des Westens gehabt. In Monat neun nach Kriegsbeginn.
Dass Russland mit viel zu wenigen Soldaten in der Ukraine einmarschiert ist um irgendetwas außer einen Blitzkrieg geplant zu haben (Argument Mearsheimers hier - während man bei dem Auftritt noch versucht hat seine öffentliche Reputation komplett zu zerstören), und dass es übereilt angemutet hat, und vermutlich spontan entschieden wurde (keine größeren strategischen Vorbereitungen (auch nicht unmittelbar vor oder nach dem Aufmarsch)) -- legt man dann, nachdem man dieses Argument seit neun Monaten konsequent ignoriert hat, noch Kotkin selbst in den Mund (REDS Seminar siehe vorhergehender Beitrag) - nicht dass der zu angepasst wirkt, denn sonst hätten wir das ja im westlichen Narrativ nicht drinnen. Falls jemand stutzig wird und fragt. Warum Putin so regiert hat weiß Kotkin das ja leider immer noch nicht -
da wir über die Eskalationsspirale in der Ukraine seit den wiederaufgenommenen Waffenlieferungen der späten Trump Regierung nicht öffentlich sprechen dürfen, auch wenn sie für jedes wesentliche Medien-Outlet OFFEN die Begründung für die Treffen und Gespräche zwischen Russland und den US waren, exakt bis zu dem Zeitpunkt an dem die Gespräche von der US einseitig abgebrochen wurden (Argumentation: Russland stelle überbordende Forderungen (Sicherheitsarchitektur) - Russland hat darauf folgend den Verlauf der Gespräche öffentlich geleakt) - und auch wenns bereits ehemalige Stratfor Analysten von den Dächern pfeifen.
Die meisten Unsauberkeiten haben wir aber jetzt dank Contingency planning alle im westlichen Narrativ integriert. Nur halt erst im Monat neun, wo die Bevölkerung alles was sie über den Krieg weiß in den ersten zwei bis drei Wochen aufsaugt - also ist das jetzt Expertenwissen. Und die Bevölkerung ist und bleibt komplett verarscht.
So funktioniert Contingency planning in Propaganda.
Du beleuchtest keine Zusammenhänge, du korrigierst dich nie öffentlich und du integrierst Widersprüche zu einem späteren Zeitpunkt in Teilen selbst und deklarierst sie als generell “benign”.
Vielleicht bin ich mit dem Beitrag noch schnell genug, dass eine Ukraine die nach Kotkin in Stanford - in Information Warfare brilliert hat und ein Mediennarrativ eines wahnsinnigen Putins das sich in “faktisch nicht falsch, nur eine sehr gefärbte Auslegung zu Propaganda Zwecken” auflöst noch irgendjemanden schockieren.
Später wird es in der Öffentlichkeit heißen, wir habens doch eh nie verschwiegen - es kam doch öffentlich zur Sprache. Ab Monat neun.